Dr.Berst
Registrierter Benutzer
1. Warum der Triac?
Ich spiele seit zig Jahren einen Marshall AVT275. Mit dem war ich auch immer sehr zufrieden, jedenfalls solange ich die "Rock-Schiene" gefahren bin. Ich spiel eigentlich alles mögliche: rockig, bluesig, funkig... und seit einiger Zeit eine Art Country-Rock-Mix in einer Cover-Band. Und Country-Gitarristen spielen ja nunmal relativ selten Marshall. Um nun also diesen typischen Country-Sound hinzubekommen, hatte ich zwei Möglichkeiten:
entweder ich stell mir einen zweiten Amp in den Proberaum oder ich hol mir nen Pre-Amp. Da ich aber nicht Rockefeller heiße und mir die Schlepperei eines solchen Klotzes schon reicht, hab ich mich für Zweiteres entschieden.
2. Woher? Wie teuer?
Im Moment kann ich echt nur empfehlen, aus den USA einschiffen zu lassen.
Ich hab für das Teil neu incl. shipping und taxes 150,- bezahlt. In Deutschland kostet er neu um die 220,-.
3. Verarbeitung?
1A! Muss man echt sagen. Metallgehäuse, alles super stabil - da kann man auch gerne mal im Wahn ordentlich auf den "Alle-Knöppe-nach-rechts-Kanal" drauflatschen, ohne dass es das Teil zerlegt.
4. Anschlüsse?
Naja, einmal Input und einmal Output. Und ein 9V-DC Netz-Anschluss. Ein Netzteil wird nicht mitgeliefert, wäre aber in meinem Fall eh Quatsch gewesen, da ich eben in USA bestellt habe. Man kann den Triac aber natürlich auch per 9V-Block betreiben (Aber ebenfalls nicht mitgeliefert).
5. Was macht er?
Wie gesagt, handelt es sich hierbei um einen Preamp, NICHT um ein Distortion-Pedal. Dementsprechend gehört das Teil NICHT vor einen Gitarren-Verstärker. Wenn man keine andere Möglichkeit hat, mag es vielleicht funktionieren wenn man den Amp komplett linear einstellt, aber ich rate davon ab. Die Vorstufe ist nunmal klangfärbend und das ist ja auch der Sinn eines Preamps.
Laut Manual soll man ihn auch direkt ins Pult stecken können, aber damit hab ich auch eher schlechte Erfahrungen gemacht. Der Sound war matschig und irgendwie "indirekt". Nicht befriedigend.
Die von mir bevorzugte Variante ist Gitarre --> Triac --> FX-Return vom Verstärker. Da legst di nieder...!
6. Ausstattung/Handhabung
Die Bedienung ist wirklich kinderleicht. Es gibt drei Kanäle, die unabhängig voneinander frei programmierbar sind. Man wählt über einen Schieber den Grundcharakter aus (Tweed = Fender Style, Brit = Marshall Style, Calif = Mesa Style) und stellt sich mit den vorhandenen Poties den gewünschten Sound ein. Es gibt die altbekannten Knöppe: Drive, Bass, Middle, Treble und Level. Das Prinzip ist ganz einfach: Man bewegt z.B. den Bass-Regler und je näher man der eingespeicherten Stellung kommt, umso schneller blinkt die jeweilige Kanal-LED bis sie schließlich dauerhaft leuchtet. Dann stellt man eben den neuen Wert ein.
Hat man einen ansprechenden Sound gefunden, und das dauert wirklich nicht lange, "doppelklickt" man den entsprechenden Kanal und das Preset ist abgespeichert.
Dazu muss man allerdings noch sagen, dass nur das Speichern der Presets digital passiert. Der Signalweg ist komplett analog. Und das ist auch gut so.
7. Und wie klingt er denn nun?
Die Werkseinstellung präsentiert sich erstmal (nur) ganz ansprechend.
Auf dem ersten Kanal findet man einen leicht angezerrten Fender-Sound, der mir persönlich aber viel zu spitz und höhenlastig war. Das ist wahrscheinlich auch abhängig vom verwendeten Verstärker und von der Box, ließ sich aber sehr schnell und einfach beheben, indem der Treble-Regler so auf ca. 11 Uhr runtergeregelt wurde. Die Regler reagieren sehr freudig und akurat auf Veränderungen und machen so ein großes Spektrum an Sounds möglich. Dann hab ich die Mitten noch etwas angehoben und ich hatte einen schönen warmen, aber doch knackigen, bissigen, definierten Ton.
Ich habe selbst noch keinen Fender gespielt. Aber ich habe schon viele gehört. Wenn ich jetzt sagen soll, ob mein Marshall damit jetzt klingt wie ein Fender - ich denke schon... Mit Sicherheit nicht 100%ig, das ist schon klar und das ist auch gar nicht mein Anspruch. Aber die Klangfarbe ist wirklich sehr nah dran.
Ein kleiner Kritikpunkt ist hier allerdings auch anzuspechen: Man kriegt den "Tweed"-Kanal nicht absolut clean. Nichtmal mit Single-Coils. Das ist ein wenig schade, da ich sehr auf diese total cleanen Funk-Geschichten stehe. Da ist aber nix zu machen. Picking funktioniert wunderbar clean, aber sobald es druckvoller wird, reißt es auf. Da kann man noch etwas mit dem Gitarren-Poti rumspielen, aber irgendwann ist es dann auch einfach zu leise.
Will man allerdings in die andere Richtung, also Crunch und auch mehr Zerre, ist man bestens bedient. Es gibt einen druckvollen, durchsetzungsfähigen, obertonreichen Klang, dass man tatsächlich denken könnte, man spielt über einen Röhrenamp. Solchen Druck und solche Bässe war ich von meinem AVT echt nich gewohnt, schon gar nicht im verzerrten Bereich...
Damit kommen wir zum zweiten Werkspreset. Im Manual steht "Plexi-style". Naja...
Erstmal wieder viel zu schreiend. Also: Höhen raus. Besser. Dann wiederum ein wenig an den übrigen Reglern gedreht, Drive etwas runter, Level etwas hoch - und siehe da, da kommt doch aus meinem AVT mal ein richtig amtlicher Marshall-Crunch-Sound!!! Ich war echt baff. Untenrum druckvoll, die Mitten äußerst präsent und schöne glockige Obertöne.
Mit entsprechend mehr Gain kommt man auch (zumindest klanglich) ziemlich nahe an Angus Young heran.
Allerdings auch hier: ganz ohne Zerre gehts nicht! Aber damit hab ich persönlich jetzt kein Problem, der Clean-Kanal von meinem Amp ist ja noch da und auch echt das Beste am AVT. Aber das ist ein anderes Thema...
Der dritte Kanal ist werksseitig mit einem Mesa-Boogie-style vorbelegt, der mich eigentlich ohne viel Verbessern gleich überzeugt hat. Die ganz harte Fraktion wird wahrscheinlich nicht bedient. Die müssten vielleicht noch einen Bodentreter davorhängen. Aber für Leadsounds und durchsetzungskräftige Soli ist gesorgt.
Verblüffend ist hier, dass ausgerechnet der Mesa-Verschnitt als einziger einen kristallklaren Clean-Sound zustande bringt. Character auf "Calif", Drive auf 9:00 und Level auf 13:00 und man hat den cleansten Sound, den der TriAC hergibt. Wenn man das denn will...
8. Fazit
So, ich glaube, ich habe diese kleine Kiste jetzt genug über den grünen Klee gelobt. Und nein - ich werde nicht von Tech21 bezahlt - schön wärs.
Aber was ich wirklich sagen kann: Wenn man ohne viel Aufwand für relativ kleines Geld die Möglichkeit haben will, ganz unterschiedliche Klangfarben und Stil-Möglichkeiten zu bekommen, dann mit diesem Teil. Wenn man will, kann man natürlich auch auf alle drei Presets Fender-Sounds legen und High-Gain-Fender-Solis hinlegen. Oder eben mit einem cleanen Rectifier experimentieren.
Sicher hat man nicht DEN Original-Mesa-Boogie-Sound oder einen Twin Deluxe oder auch einen Plexi. Dann könnten die Kollegen ja auch ihre Läden schließen. Aber sehr nah dran ist man definitiv. Und das für einen Bruchteil dessen, was nur einer der oben genannten Vertreter kosten würde.
_____________
Grüße.
Ich spiele seit zig Jahren einen Marshall AVT275. Mit dem war ich auch immer sehr zufrieden, jedenfalls solange ich die "Rock-Schiene" gefahren bin. Ich spiel eigentlich alles mögliche: rockig, bluesig, funkig... und seit einiger Zeit eine Art Country-Rock-Mix in einer Cover-Band. Und Country-Gitarristen spielen ja nunmal relativ selten Marshall. Um nun also diesen typischen Country-Sound hinzubekommen, hatte ich zwei Möglichkeiten:
entweder ich stell mir einen zweiten Amp in den Proberaum oder ich hol mir nen Pre-Amp. Da ich aber nicht Rockefeller heiße und mir die Schlepperei eines solchen Klotzes schon reicht, hab ich mich für Zweiteres entschieden.
2. Woher? Wie teuer?
Im Moment kann ich echt nur empfehlen, aus den USA einschiffen zu lassen.
Ich hab für das Teil neu incl. shipping und taxes 150,- bezahlt. In Deutschland kostet er neu um die 220,-.
3. Verarbeitung?
1A! Muss man echt sagen. Metallgehäuse, alles super stabil - da kann man auch gerne mal im Wahn ordentlich auf den "Alle-Knöppe-nach-rechts-Kanal" drauflatschen, ohne dass es das Teil zerlegt.
4. Anschlüsse?
Naja, einmal Input und einmal Output. Und ein 9V-DC Netz-Anschluss. Ein Netzteil wird nicht mitgeliefert, wäre aber in meinem Fall eh Quatsch gewesen, da ich eben in USA bestellt habe. Man kann den Triac aber natürlich auch per 9V-Block betreiben (Aber ebenfalls nicht mitgeliefert).
5. Was macht er?
Wie gesagt, handelt es sich hierbei um einen Preamp, NICHT um ein Distortion-Pedal. Dementsprechend gehört das Teil NICHT vor einen Gitarren-Verstärker. Wenn man keine andere Möglichkeit hat, mag es vielleicht funktionieren wenn man den Amp komplett linear einstellt, aber ich rate davon ab. Die Vorstufe ist nunmal klangfärbend und das ist ja auch der Sinn eines Preamps.
Laut Manual soll man ihn auch direkt ins Pult stecken können, aber damit hab ich auch eher schlechte Erfahrungen gemacht. Der Sound war matschig und irgendwie "indirekt". Nicht befriedigend.
Die von mir bevorzugte Variante ist Gitarre --> Triac --> FX-Return vom Verstärker. Da legst di nieder...!
6. Ausstattung/Handhabung
Die Bedienung ist wirklich kinderleicht. Es gibt drei Kanäle, die unabhängig voneinander frei programmierbar sind. Man wählt über einen Schieber den Grundcharakter aus (Tweed = Fender Style, Brit = Marshall Style, Calif = Mesa Style) und stellt sich mit den vorhandenen Poties den gewünschten Sound ein. Es gibt die altbekannten Knöppe: Drive, Bass, Middle, Treble und Level. Das Prinzip ist ganz einfach: Man bewegt z.B. den Bass-Regler und je näher man der eingespeicherten Stellung kommt, umso schneller blinkt die jeweilige Kanal-LED bis sie schließlich dauerhaft leuchtet. Dann stellt man eben den neuen Wert ein.
Hat man einen ansprechenden Sound gefunden, und das dauert wirklich nicht lange, "doppelklickt" man den entsprechenden Kanal und das Preset ist abgespeichert.
Dazu muss man allerdings noch sagen, dass nur das Speichern der Presets digital passiert. Der Signalweg ist komplett analog. Und das ist auch gut so.
7. Und wie klingt er denn nun?
Die Werkseinstellung präsentiert sich erstmal (nur) ganz ansprechend.
Auf dem ersten Kanal findet man einen leicht angezerrten Fender-Sound, der mir persönlich aber viel zu spitz und höhenlastig war. Das ist wahrscheinlich auch abhängig vom verwendeten Verstärker und von der Box, ließ sich aber sehr schnell und einfach beheben, indem der Treble-Regler so auf ca. 11 Uhr runtergeregelt wurde. Die Regler reagieren sehr freudig und akurat auf Veränderungen und machen so ein großes Spektrum an Sounds möglich. Dann hab ich die Mitten noch etwas angehoben und ich hatte einen schönen warmen, aber doch knackigen, bissigen, definierten Ton.
Ich habe selbst noch keinen Fender gespielt. Aber ich habe schon viele gehört. Wenn ich jetzt sagen soll, ob mein Marshall damit jetzt klingt wie ein Fender - ich denke schon... Mit Sicherheit nicht 100%ig, das ist schon klar und das ist auch gar nicht mein Anspruch. Aber die Klangfarbe ist wirklich sehr nah dran.
Ein kleiner Kritikpunkt ist hier allerdings auch anzuspechen: Man kriegt den "Tweed"-Kanal nicht absolut clean. Nichtmal mit Single-Coils. Das ist ein wenig schade, da ich sehr auf diese total cleanen Funk-Geschichten stehe. Da ist aber nix zu machen. Picking funktioniert wunderbar clean, aber sobald es druckvoller wird, reißt es auf. Da kann man noch etwas mit dem Gitarren-Poti rumspielen, aber irgendwann ist es dann auch einfach zu leise.
Will man allerdings in die andere Richtung, also Crunch und auch mehr Zerre, ist man bestens bedient. Es gibt einen druckvollen, durchsetzungsfähigen, obertonreichen Klang, dass man tatsächlich denken könnte, man spielt über einen Röhrenamp. Solchen Druck und solche Bässe war ich von meinem AVT echt nich gewohnt, schon gar nicht im verzerrten Bereich...
Damit kommen wir zum zweiten Werkspreset. Im Manual steht "Plexi-style". Naja...
Erstmal wieder viel zu schreiend. Also: Höhen raus. Besser. Dann wiederum ein wenig an den übrigen Reglern gedreht, Drive etwas runter, Level etwas hoch - und siehe da, da kommt doch aus meinem AVT mal ein richtig amtlicher Marshall-Crunch-Sound!!! Ich war echt baff. Untenrum druckvoll, die Mitten äußerst präsent und schöne glockige Obertöne.
Mit entsprechend mehr Gain kommt man auch (zumindest klanglich) ziemlich nahe an Angus Young heran.
Allerdings auch hier: ganz ohne Zerre gehts nicht! Aber damit hab ich persönlich jetzt kein Problem, der Clean-Kanal von meinem Amp ist ja noch da und auch echt das Beste am AVT. Aber das ist ein anderes Thema...
Der dritte Kanal ist werksseitig mit einem Mesa-Boogie-style vorbelegt, der mich eigentlich ohne viel Verbessern gleich überzeugt hat. Die ganz harte Fraktion wird wahrscheinlich nicht bedient. Die müssten vielleicht noch einen Bodentreter davorhängen. Aber für Leadsounds und durchsetzungskräftige Soli ist gesorgt.
Verblüffend ist hier, dass ausgerechnet der Mesa-Verschnitt als einziger einen kristallklaren Clean-Sound zustande bringt. Character auf "Calif", Drive auf 9:00 und Level auf 13:00 und man hat den cleansten Sound, den der TriAC hergibt. Wenn man das denn will...
8. Fazit
So, ich glaube, ich habe diese kleine Kiste jetzt genug über den grünen Klee gelobt. Und nein - ich werde nicht von Tech21 bezahlt - schön wärs.
Aber was ich wirklich sagen kann: Wenn man ohne viel Aufwand für relativ kleines Geld die Möglichkeit haben will, ganz unterschiedliche Klangfarben und Stil-Möglichkeiten zu bekommen, dann mit diesem Teil. Wenn man will, kann man natürlich auch auf alle drei Presets Fender-Sounds legen und High-Gain-Fender-Solis hinlegen. Oder eben mit einem cleanen Rectifier experimentieren.
Sicher hat man nicht DEN Original-Mesa-Boogie-Sound oder einen Twin Deluxe oder auch einen Plexi. Dann könnten die Kollegen ja auch ihre Läden schließen. Aber sehr nah dran ist man definitiv. Und das für einen Bruchteil dessen, was nur einer der oben genannten Vertreter kosten würde.
_____________
Grüße.
- Eigenschaft