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PA-MOD
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Bandprobe vor ein paar Wochen: unser Percussionist hält mir ein Bild aus einer Musikzeitung unter die Nase. Abgebildet ist ein spezielles Mikro für Cajons.
Kennst du das? Taugt das was? Cajomic CMIC 90 von Schlagwerk . nie gehört. Ich verspreche ihm noch schnell, dass ich mich mal informieren werde.
Google und die Schlagwerk Homepage erklären zwar das Mikrofon und die Anwendung, liefern aber recht wenig technische Informationen.
Wenige Tage später entdecke ich hier diesen Thread. Kurzentschlossen melde ich mein Interesse an.
Ein paar PMs und Tage später kommt das Mikro bei mir an.
Das Mikrofon
Das Cajomic CMIC90 der Firma Schlagwerk ist gut verpackt in einem kleinen Kunststoffkoffer mit passend zugeschnittenem Schauminlet, so, dass man es sicher transportieren kann.
Das Mikrofon ist in eine Halterung montiert, die elastisch durch je 4 Gummibänder mit den beiden Haltern zur Montage am Cajon verbunden ist. An einem fest verbundenen, etwa 20 cm langen Kabel befindet sich eine kleine Box, in die eine xlr male Buchse eingelassen ist. An einer Seite dieser Anschlussbox ist ein Stück Klett angeklebt. Das dazugehörige Gegenstück liegt ebenfalls bei. Damit soll besagte Anschlussbox am Cajon befestigt werden.
Montage
Zur Montage werden die beidem Halter seitlich über den Rand des Schallochs geschoben und die beiden Kunststoffschrauben handfest angezogen.
Da ich hier skeptisch war, ob diese Befestigung spurlos für das Cajon ausgehen würde, habe ich das vorsichtshalber erst mal mit einem Stück 4 mm Birke Multiplex ausprobiert.
Fazit: man kann die Schrauben schon recht ordentlich anziehen, bevor man bleibenden Eindruck hinterlässt.
Nach diesem Versuch habe ich mich dann an das erste Cajon getraut. Zu beachten ist hier, das die Befestigung konstruktionsbedingt nur an Cajons mit einer maximalen Materialstärke der Wand, in der das Schallloch sich befindet, von 5,5 mm funktioniert. Das hat mich bei meinen Tests aber nicht eingeschränkt. Dicker scheinen Cajonrückwände offensichtlich für gewöhnlich nicht zu sein.
Erstes Opfer war dann ein Cajon la Peru aus dem Hause Schlagwerk von besagtem Kollegen aus dem ersten Abschnitt. Das Mikro lässt sich hier gut befestigen, auch wenn bei diesem Modell die Rückseite innen mit ein paar Leisten verstärkt ist und man deshalb die Halter nicht in voller Tiefe auf das Resonanzbrett aufschieben kann.
Da ich dieses Cajon nicht extra für diesen Test dauerhaft mit Klebespuren unbekannter Hartnäckigkeit verzieren wollte, musste erst mal ein Streifen Gaffa zur Befestigung der Anschlussbox herhalten.
Etwas gewundert habe ich mich über die Befestigung der Gummibänder an den beiden Spannböcken. Die Enden der Bänder sind mit Kabelendhülsen verquetscht und werden so gegen das Herausrutschen gesichert. Diese Lösung passt nicht richtig zum ansonsten recht professionell wirkenden Mikrofon, stellt aber funktional keinerlei Beeinträchtigung dar und ist auch, wenn das Mikro montiert ist, von außen quasi nicht mehr zu erkennen.
Soundcheck
Jetzt noch schnell ein Mikrokabel eingesteckt und ab mit dem Signal auf das Mischpult. Beim Einpegeln fällt direkt auf, dass das Mikro einen sehr kräftigen Pegel liefert. Der Gainregler bleibt also recht weit zugedreht.
Dem Mikro liegt ein Faltblatt bei, das die Empfehlung enthält, ähnlich, wie bei einer Akustikgitarre Höhen und Tiefen anzuheben und die Mitten abzusenken. Netter Tipp, ich fange aber erst mal mit linearem EQ an.
Der Grundklang des Mikros ist auf Anhieb klar und es wird schnell deutlich, dass man hier ein Signal geboten bekommt, das eine gute Basis für weitere Bearbeitung darstellt.
Zur Verfügung steht mir im Proberaum ein Allen & Heath GL 2200 Mischpult mit 2 semiparametrischen Mitten. Per Kopfhörer habe ich die gröbsten Korrekturen am Klang eingestellt und dann das Signal auf die Monitoranlage gegeben. Der Sound brachte schnell mehreren Anwesenden ein breites Grinsen ins Gesicht.
Was ich eingestellt hatte:
Kanal 14: Eine leichte Absenkung bei etwa 4 kHz, etwas mehr Absenkung bei etwa 400 Hz. Zusätzlich eine leichte Anhebung in den Höhen und Bässen. Die Empfehlung aus dem Faltblatt passt also so weit.
Der Sound ist dabei dann recht natürlich mit einer dezenten Überbetonung im Bassbereich und passt damit sehr gut in das Klangbild der aktuell probenden relativ akustisch ausgerichteten Band. Der Anschub im Bassbereich lässt sich dabei gut mit dem Bassregler am Pult kontrollieren. Die unterschiedlichen Klangfarben der einzelnen Cajonsounds werden sauber und angenehm klingend wiedergegeben.
Zum Vergleich habe ich zusätzlich zum Cajomic meinen bisherigen Favoriten, ein Beyerdynamic M201 vor die Schlagplatte gestellt, Ausrichtung etwa auf halber Cajonhöhe. Der Abstand war so gewählt, das der Cajonist sich so eben nicht durch das Mikro behindert fühlt, also etwa 12 cm vor der Schlagplatte.
Auch dieses Mikro habe ich kurz eingepegelt und den EQ nach Gehör und meinen Soundvorstellungen eingestellt. Kanal 13 auf obigem Bild.
Im Vergleich zwischen den beiden Mikros zeigte sich, dass das Cajomic einen deutlich runderen Sound mit mehr Bauch liefert, wogegen das M201 im Bereich der Snaresounds etwas feinzeichnender ist und damit mehr Details darstellt.
Wer jetzt kritisiert, dass die EQs der beiden Mikros unterschiedlich eingestellt waren, dem kann ich nur sagen, dass die beschriebenen Eindrücke sich auch bei linearer EQ-Einstellung bestätigt haben.
Ob dieser Mikrofonvergleich fair ist, muss jeder für sich selber entscheiden. Immerhin ist das M201 deutlich teurer. Und wenn man dann noch berücksichtigt, dass man sich beim Cajomic auch noch den Mikrofonständer spart ...
Und hier sind wir dann bei einem deutlichen Vorteil des Cajomic: Da das Mikro direkt am Instrument befestigt wird, hat man immer gleichbleibende Verhältnisse in Sachen Mikrofonausrichtung. So ist es dann nicht mehr für Sound und Pegel relevant, wie weit das Cajon gekippt wird und ob der Spieler das Cajon immer mit gleichem Abstand vor das Mikrostativ stellt.
Zu Testzwecken habe ich dann einen deutlich höheren Pegel auf der Monitorbox gefahren, die direkt vor dem Cajonisten auf dem Boden liegt. Sicherlich habe ich mich nicht im Bereich extremer Lautstärke nahe der Schmerzgrenze bewegt, das dürfte vermutlich in Bands mit Cajon auch nicht der Hauptanwendungsbereich sein, aber ein Feedback habe ich nicht provozieren können. Es ist also zu erwarten, dass dieses Mikro auch im Bühneneinsatz ohne nennenswerte Erhöhung des Feedbackrisikos zu nutzen ist.
Fexibler Einsatz
Im Anschluss habe ich noch Montageversuche an anderen verfügbaren Cajons durchgeführt:
Ein Eigenbau mit recht großem Schallloch von 16 cm Durchmesser. Hier werden die Gummibänder zwar sehr stark gedehnt, trotzdem lässt sich das Mikrofon sicher platzieren.
Ebenfalls steht hier bei mir im Proberaum noch die kleine Version des im großen Schlagwerk Cajon-Feldtest getesteten CBA 2, das CBA 1 herum. In diesem Cajon ist ein Schallloch, vergleichbar zu dem, das der User -Martin- in seinem Cajon umgesetzt hat, eingearbeitet.
Auch bei diesem Cajon war das Mikro mit etwas Überredungskunst dank der elastischen Aufhängung zu montieren.
Zum Schluss:
Mein persönliches Fazit nach Einsatz des Mikros im Proberaum:
Leicht und flexibel zu installieren, angenehmer, leicht zu beherrschender Klang, gut in den Kontext einer akustischen Band zu integrieren. Wer mehr Details der einzelnen Cajonsounds darstellen möchte, wird einen deutlich höheren Aufwand betreiben müssen.
Ich könnte mir gut vorstellen, dieses Mikrofon auch im Bühnenbetrieb einzusetzen.
An diese Stelle sei nochmal der Firma Schlagwerk und ihrem Produktspezialisten Schlagwerker gedankt, dass sie das Mikro für diesen Test zur Verfügung gestellt haben.
PS: Und jetzt werde ich den Kollegen aus dem ersten Absatz ins Musiker-Board locken...
Kennst du das? Taugt das was? Cajomic CMIC 90 von Schlagwerk . nie gehört. Ich verspreche ihm noch schnell, dass ich mich mal informieren werde.
Google und die Schlagwerk Homepage erklären zwar das Mikrofon und die Anwendung, liefern aber recht wenig technische Informationen.
Wenige Tage später entdecke ich hier diesen Thread. Kurzentschlossen melde ich mein Interesse an.
Ein paar PMs und Tage später kommt das Mikro bei mir an.
Das Mikrofon
Das Cajomic CMIC90 der Firma Schlagwerk ist gut verpackt in einem kleinen Kunststoffkoffer mit passend zugeschnittenem Schauminlet, so, dass man es sicher transportieren kann.
Das Mikrofon ist in eine Halterung montiert, die elastisch durch je 4 Gummibänder mit den beiden Haltern zur Montage am Cajon verbunden ist. An einem fest verbundenen, etwa 20 cm langen Kabel befindet sich eine kleine Box, in die eine xlr male Buchse eingelassen ist. An einer Seite dieser Anschlussbox ist ein Stück Klett angeklebt. Das dazugehörige Gegenstück liegt ebenfalls bei. Damit soll besagte Anschlussbox am Cajon befestigt werden.
Montage
Zur Montage werden die beidem Halter seitlich über den Rand des Schallochs geschoben und die beiden Kunststoffschrauben handfest angezogen.
Da ich hier skeptisch war, ob diese Befestigung spurlos für das Cajon ausgehen würde, habe ich das vorsichtshalber erst mal mit einem Stück 4 mm Birke Multiplex ausprobiert.
Fazit: man kann die Schrauben schon recht ordentlich anziehen, bevor man bleibenden Eindruck hinterlässt.
Nach diesem Versuch habe ich mich dann an das erste Cajon getraut. Zu beachten ist hier, das die Befestigung konstruktionsbedingt nur an Cajons mit einer maximalen Materialstärke der Wand, in der das Schallloch sich befindet, von 5,5 mm funktioniert. Das hat mich bei meinen Tests aber nicht eingeschränkt. Dicker scheinen Cajonrückwände offensichtlich für gewöhnlich nicht zu sein.
Erstes Opfer war dann ein Cajon la Peru aus dem Hause Schlagwerk von besagtem Kollegen aus dem ersten Abschnitt. Das Mikro lässt sich hier gut befestigen, auch wenn bei diesem Modell die Rückseite innen mit ein paar Leisten verstärkt ist und man deshalb die Halter nicht in voller Tiefe auf das Resonanzbrett aufschieben kann.
Da ich dieses Cajon nicht extra für diesen Test dauerhaft mit Klebespuren unbekannter Hartnäckigkeit verzieren wollte, musste erst mal ein Streifen Gaffa zur Befestigung der Anschlussbox herhalten.
Etwas gewundert habe ich mich über die Befestigung der Gummibänder an den beiden Spannböcken. Die Enden der Bänder sind mit Kabelendhülsen verquetscht und werden so gegen das Herausrutschen gesichert. Diese Lösung passt nicht richtig zum ansonsten recht professionell wirkenden Mikrofon, stellt aber funktional keinerlei Beeinträchtigung dar und ist auch, wenn das Mikro montiert ist, von außen quasi nicht mehr zu erkennen.
Soundcheck
Jetzt noch schnell ein Mikrokabel eingesteckt und ab mit dem Signal auf das Mischpult. Beim Einpegeln fällt direkt auf, dass das Mikro einen sehr kräftigen Pegel liefert. Der Gainregler bleibt also recht weit zugedreht.
Dem Mikro liegt ein Faltblatt bei, das die Empfehlung enthält, ähnlich, wie bei einer Akustikgitarre Höhen und Tiefen anzuheben und die Mitten abzusenken. Netter Tipp, ich fange aber erst mal mit linearem EQ an.
Der Grundklang des Mikros ist auf Anhieb klar und es wird schnell deutlich, dass man hier ein Signal geboten bekommt, das eine gute Basis für weitere Bearbeitung darstellt.
Zur Verfügung steht mir im Proberaum ein Allen & Heath GL 2200 Mischpult mit 2 semiparametrischen Mitten. Per Kopfhörer habe ich die gröbsten Korrekturen am Klang eingestellt und dann das Signal auf die Monitoranlage gegeben. Der Sound brachte schnell mehreren Anwesenden ein breites Grinsen ins Gesicht.
Was ich eingestellt hatte:
Kanal 14: Eine leichte Absenkung bei etwa 4 kHz, etwas mehr Absenkung bei etwa 400 Hz. Zusätzlich eine leichte Anhebung in den Höhen und Bässen. Die Empfehlung aus dem Faltblatt passt also so weit.
Der Sound ist dabei dann recht natürlich mit einer dezenten Überbetonung im Bassbereich und passt damit sehr gut in das Klangbild der aktuell probenden relativ akustisch ausgerichteten Band. Der Anschub im Bassbereich lässt sich dabei gut mit dem Bassregler am Pult kontrollieren. Die unterschiedlichen Klangfarben der einzelnen Cajonsounds werden sauber und angenehm klingend wiedergegeben.
Zum Vergleich habe ich zusätzlich zum Cajomic meinen bisherigen Favoriten, ein Beyerdynamic M201 vor die Schlagplatte gestellt, Ausrichtung etwa auf halber Cajonhöhe. Der Abstand war so gewählt, das der Cajonist sich so eben nicht durch das Mikro behindert fühlt, also etwa 12 cm vor der Schlagplatte.
Auch dieses Mikro habe ich kurz eingepegelt und den EQ nach Gehör und meinen Soundvorstellungen eingestellt. Kanal 13 auf obigem Bild.
Im Vergleich zwischen den beiden Mikros zeigte sich, dass das Cajomic einen deutlich runderen Sound mit mehr Bauch liefert, wogegen das M201 im Bereich der Snaresounds etwas feinzeichnender ist und damit mehr Details darstellt.
Wer jetzt kritisiert, dass die EQs der beiden Mikros unterschiedlich eingestellt waren, dem kann ich nur sagen, dass die beschriebenen Eindrücke sich auch bei linearer EQ-Einstellung bestätigt haben.
Ob dieser Mikrofonvergleich fair ist, muss jeder für sich selber entscheiden. Immerhin ist das M201 deutlich teurer. Und wenn man dann noch berücksichtigt, dass man sich beim Cajomic auch noch den Mikrofonständer spart ...
Und hier sind wir dann bei einem deutlichen Vorteil des Cajomic: Da das Mikro direkt am Instrument befestigt wird, hat man immer gleichbleibende Verhältnisse in Sachen Mikrofonausrichtung. So ist es dann nicht mehr für Sound und Pegel relevant, wie weit das Cajon gekippt wird und ob der Spieler das Cajon immer mit gleichem Abstand vor das Mikrostativ stellt.
Zu Testzwecken habe ich dann einen deutlich höheren Pegel auf der Monitorbox gefahren, die direkt vor dem Cajonisten auf dem Boden liegt. Sicherlich habe ich mich nicht im Bereich extremer Lautstärke nahe der Schmerzgrenze bewegt, das dürfte vermutlich in Bands mit Cajon auch nicht der Hauptanwendungsbereich sein, aber ein Feedback habe ich nicht provozieren können. Es ist also zu erwarten, dass dieses Mikro auch im Bühneneinsatz ohne nennenswerte Erhöhung des Feedbackrisikos zu nutzen ist.
Fexibler Einsatz
Im Anschluss habe ich noch Montageversuche an anderen verfügbaren Cajons durchgeführt:
Ein Eigenbau mit recht großem Schallloch von 16 cm Durchmesser. Hier werden die Gummibänder zwar sehr stark gedehnt, trotzdem lässt sich das Mikrofon sicher platzieren.
Ebenfalls steht hier bei mir im Proberaum noch die kleine Version des im großen Schlagwerk Cajon-Feldtest getesteten CBA 2, das CBA 1 herum. In diesem Cajon ist ein Schallloch, vergleichbar zu dem, das der User -Martin- in seinem Cajon umgesetzt hat, eingearbeitet.
Auch bei diesem Cajon war das Mikro mit etwas Überredungskunst dank der elastischen Aufhängung zu montieren.
Zum Schluss:
Mein persönliches Fazit nach Einsatz des Mikros im Proberaum:
Leicht und flexibel zu installieren, angenehmer, leicht zu beherrschender Klang, gut in den Kontext einer akustischen Band zu integrieren. Wer mehr Details der einzelnen Cajonsounds darstellen möchte, wird einen deutlich höheren Aufwand betreiben müssen.
Ich könnte mir gut vorstellen, dieses Mikrofon auch im Bühnenbetrieb einzusetzen.
An diese Stelle sei nochmal der Firma Schlagwerk und ihrem Produktspezialisten Schlagwerker gedankt, dass sie das Mikro für diesen Test zur Verfügung gestellt haben.
PS: Und jetzt werde ich den Kollegen aus dem ersten Absatz ins Musiker-Board locken...
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