Ich mag ja akademische Distanz und Erörterung, manchmal führt das aber zu nichts.
Am Beispiel des Aufregerthreads (sinngemäß) "Gibson Modellpolitik 2015" gehörten zu den Vertretern der Kategorie CONS auch viele, die überhaupt noch keine 2015er Gibson in der Hand hatten.
In Bezug auf die Power Pins hat bisher auch keiner von Euch den Praxistest ausprobiert. Ihr sinniert über potentiell geänderte Winkel der Saiten, Krafteinleitung usw.
Wenn ich mir die Bilder zum Artikel bei guitarworld betrachte, komme ich für das Erste zu folgenden Schluss: Der Winkel der Saiten über Korpus und Griffbrett bleibt unverändert, da Sattel und Steg ihre Lage als Kontaktfläche der Saiten beibehalten.
Der Saitenhalter wird jedoch konstruktiv geändert.
Bei der Verwendung klassischer Pins erfolgt der Saitenzug von unten gegen die Decke, die Saiten verlaufen mit einem Winkel > 90° aus dem Loch auf den Steg.
Die Verankerung der Pins erfolgt im gleichen Loch, der Saitenzug ist aber nun fast horizontal.
Aufgrund meiner Erfahrung mit einer Fishman Powerbridge VS-50, die nachbearbeitet werden musste weil die Saiten über eine nicht verrundete Kante geführt wurden, beurteile ich ein Zubehör wie die Power Pins als Vorteil für die Stimmstabilität, weil gerade die umwickelten Saiten nicht mehr über "Kanten" gelängt werden und sich "verharken".
Hinsichtlich Zugwirkung auf die Decke gehe ich davon aus, dass sich die Kraft verringert, weil über eine größere Fläche Kräfte ein-/abgeleitet werden (Spannung = Kraft [N]/Fläche [mm²]). In Bezug auf das Schwingungsverhalten der Saiten ist die Kontaktfläche größer, was einhergehen könnte mit besserer Resonanz, Attack, Sustain.
Ich selber werde in nächster Zeit eine Seagull Westerngitarre (Baujahr Anfang der 1990er) von dem Familienmitglied bekommen, der sie damals neu kaufte, aber nie ernsthaft spielte, weil das Klavier für ihn das bevorzugte Instrument blieb.
Ich hatte das Glück, für ein MB-Review einen Thomann-Gutschein zu erhalten und habe die willkommene Gelegenheit genutzt, mir u. a. ein Set Power Pins zu kaufen, die ich auf dieser Gitarre installieren will.
Ich zitiere mal von der Verpackung zum Typ "Model PP-1", die vor mir auf dem Tisch steht:
"The new Power Pins TM system increases bridge-to-soundboard contact, amplifies and improves tone and resonance, and makes the string replacement process quicker and simpler. A shallower string break angle on the saddle noticeably eases string ection [sic!]. The bridge plate is also protected from string-groove damage. No alterations to the instrument are required; Installation [sic!] is as simple as removing the existing pins, placing in the Power Pins TM, and securing the from the bottom of the saddle with the included nut an washers." 2013 wird als Jahr für "All Rights Reserved" ausgewiesen. Herstellungsland Korea (ich nehme an: Südkorea).
Beworben werden somit sehr wohl signifikante tonale Verbesserungen und nicht nur der erleichterte Saitenwechsel.
Was in Bezug auf die optische Darstellung der Einbauanleitung und die Verpackung bemerkenswert ist, ist die unterschiedliche Reihenfolge der U-Scheibe ("Flat Washer") und des Federrings ("Lock Washer").
Hielte man sich an das Bild auf der Verpackung, läge der Lock Washer von unten an der Decke an. Ich halte mich dann lieber an die Anleitung, bei der der Flat Washer von unten an die Decke gedrückt wird. Je Pin kann man (abhängig von der Deckendicke) bis zu drei Flat Washer einlegen.
Ich kann noch nicht sagen, wann ich die Gitarre bekomme, werde dann aber meine Eindrücke in Form eines Reviews darstellen.