Laguna schrieb:
Das Mic wird übrigens "verkehrt herum", also auf den Kopf stehend aufgehängt, da es sich vmtl um ein Röhrenmic handelt. Die Röhre erzeugt Abwärme und wie man in der Schule gelernt hat, steigt heisse Luft nach oben. Zieht die Luft jetzt an der Membran vorbei, erzeugt das störgeräusche, die man natürlich vermeiden möchte.
Der Luftzug ist hier nicht der Grund, die Konvektion erreicht bei weitem nicht die Stärke um irgendwelche hörbaren bzw akustisch relevanten Effekte zu verursachen. Es geht vielmehr darum, dass Materialien sich bei Erwärmung ausdehnen, und genau davor soll die Kapsel geschützt werden, damit die Membran ihre gleichmäßige Spannung beibehält. Kopfüber bleibt die Kapsel also auf ihrer normalen Umgebungstemperatur und verändert deswegen ihren Klang nicht. Allerdings ist das bei der relativ geringen Erwärmung der meisten modernen Röhrenmikros kaum noch ernsthaft von Bedeutung, bei ein paar dicken alten "Bratröhren" macht das schon eher etwas aus, aber da reden wir von 50°C und mehr, vorher ist das alles Kokolores.
Basselch schrieb:
... hat aber, um das noch zu ergänzen, auch bei Nicht-Röhren-Mics einen Nutzen, wenn man nämlich noch einen Notenständer vor sich stehen hat - dann hat man leichteren Blick auf Text, Akkorde, was auch immer.
Das würde ich auch nur teilweise unterschreiben, wenn es z.B. um Gesang und Instrumentenspiel in Personalunion geht und sich nicht anders lösen lässt. Wenn ich es aber mit reinen Vocalaufnahmen zu tun habe, hänge ich die Noten lieber höher, denn ein gestreckter Hals durch zwangsläufig aufrechte Haltung gibt den besseren Klang, das lernt man in den allerersten Stimmbildungstunden. Dass die Sänger/innen zum Teil wie ein Schluck Wasser in der Kurve vor ihren Mikros herumzuhängen pflegen reicht mir nicht als Legitimation das auch noch zu unterstützen.
tomstu schrieb:
...und man stößt nicht so leicht mit dem Fuß an das Stativ. Weiters ist die mechanische Entkopplung zwischen dem Mikrofon und dem Fussboden besser, was Trittschall oder andere Vibrationen verhindert. Da muss man nur mehr hoffen, dass der Nachbar darüber nicht gerade herumtrampelt
Das würde ja nur zutreffen, wenn nicht nur die Mikros kopfüber hängen, sondern die gesamte Aufhängung an der Decke baumelt. Und hier kommen wir nun zu einem Hauptgrund für diese Anordnung: in vielgenutzten Studios/Gesangskabinen wird einzig aus Gründen der Bequemlichkeit und Raumnutzung tatsächlich so ein Schwenkarm an der Decke festgemacht anstatt immer mit Stativen herumzuhantieren, und wenn der Arm von oben kommt, soll meist auch das Kabel nach oben weggeführt werden, und das ergibt als ganzes ein sinnvolles System, wenn man es komplett kopfüber aufbaut. DAS ist der Grund, der alle anderen genannten Gründe bei weitem überwiegt: reine Faulheit. Von wegen klingt besser, völliger Dünnpfiff, ein Spaß den sich die "Pro's" erlauben um wichtiger zu erscheinen. So sieht's aus.
So lange das ganze an einem Stativ hängt und dennoch auf dem Boden steht ist das reiner Humbug, der nur tausendfach kopiert wird weil man es "bei den großen" (meist in irgendwelchen Gernegroß-Studios oder gestellten Videoclips) gesehen hat.
Edit: Das ist eben auch der klassische Broadcast-Newsreader Aufbau. Die Leute sitzen am Tisch und haben vor sich einen Schwung Zettel mit Nachrichten liegen. Daher stammte die Idee das in Vocalrecording-spezialisierten Studios ebenso zu machen, irgendwann hat man dann die Arme länger gemacht und die Tische wegrationalisiert, und so kam es zu der Verbreitung dieses Aufbaus.