Das klingt, als hättest Du's schon auf vielen (mindetens jedoch 3
) Klampfen ausprobiert... wie kannst Du diese Aussage basierend auf nur zwei Gitarren treffen?
(Ich würde da ja normalerweise fast eher auf eine unterschiedliche Qualität der Lötpunkte tippen als auf einen tatsächlichen Einfluss der Reihenfolge der Bauelemente - aber ich geh mal davon aus, dass Du löten kannst, das wirds also nicht sein!)
Hast Du denn irgend eine Systematik entdeckt, also z.B. - soweit überhaupt ein Unterschied hörbar war - dass die eine Veriante eher höhenreicher ist als die andere oder so?
Hi,
Deine Skepsis kann ich gut verstehen, aber ich hab bestimmt schon bei einem Dutzend Gitarren die Kondensatoren von einer Befestigung an die andere umgelötet (ja, ich weiß, dass das eigentlich bekloppt ist). Interessanterweise hat sich das Ganze, wenn überhaupt, dann gar nicht so sehr in den Höhen bemerkbar gemacht, wo man es erwarten würde. Gerade bei meiner Warmoth hab ich zB immer das Gefühl gehabt, sie hat untenrum zu wenig, klingt nicht fett genug für eine Mahagoni-Strat mit HB. Nachdem ich die Tonpotis andersherum verkabelt hab (kein 50ies wiring, das geht bei einem Mastervolume und 2 x Tone nicht), waren die Bässe auf einmal da, die ich immer vermisst hatte. Mit dem Peavey Wolfgang PU fast schon
zu fett.
Soweit der Kondensator an den Beinen direkten Kontakt zu den Bauteilen hat, sollte der Lötpunkt eigentlich keinen großen Unterschied machen, aber ausschließen kann man das natürlich nie. Würde mich aber wundern, wenn ich bei zwei Potis in der gleichen Gitarre das Problem gehabt hätte.
Bei meiner Rockinger Strat hat sich der umgedrehte Anschluss (auch hier kein Tausch von Kondensator oder Poti) ebenfalls bemerkbar gemacht, wobei die Gitarre dadurch in erster Linie dynamischer und lebendiger klingt. Bei der waren dann schon auch die Höhen ein wenig durchsichtiger.
Leider hab ich meine Erfahrungen nicht jeweils festgehalten, aus dem Stegreif weiß ich nicht sicher, ob bei jeder Gitarre die gleiche Verschaltung für meine Ohren die bessere war. Was ich auf jeden Fall feststellen musste: das "Pseudo-50ies Wiring", bei dem einfach die eine Seite des Caps vom Eingang des Volumepotis an den Ausgang umgelötet wird, hat bei mir jeden Schönklang abgewürgt, da half auch kein PIO Cap oder dergleichen. Einfach kein Druck mehr, warum auch immer. 50ies Wiring funktioniert für mich nur, wenn auch am Tonpoti der Masse- und der Kondensatoranschluss getauscht werden.
Beim Modern Wiring bzw. Strats und Superstrats mit deren typischer Schaltung könnte ich jetzt kein System benennen, vielleicht eben nur, weil ich nicht darauf geachtet hab. Ich bin nur einfach dazu übergegangen, dass ich bei Unzufriedenheit mit dem Klang halt mal die Bauteile anders verlöte und schaue, was dabei rauskommt, statt gleich den PU zu tauschen. Hilft nicht immer, aber manchmal eben doch.
Wenn ich da jetzt so lese, was ich selber schreibe: vielleicht sollte ich den JB jr. in meiner Rockinger doch nochmal ausprobieren
. Da hatte ich nämlich noch die alte Verdrahtung, als ich ihn rausgeschmissen hab - weil er trotz genug Output irgendwie langweilig und drucklos rüberkam...
Gruß, bagotrix
---------- Post hinzugefügt um 21:16:20 ---------- Letzter Beitrag war um 20:33:23 ----------
Gibt es eigentlich einen Grund dafür, warum Gibson das mal geändert hat? Hat denn das Modern Wiring so gesehen überhaupt irgendwelche Vorteile?
Und was spricht dagegen, einfach einen Treble-Bleed-Kondensator einzubauen?
Auch das 50ies Wiring ist natürlich kein Allheilmittel. Tatsächlich beeinflusst es zumindest bei vielen PUs schon voll aufgedreht ein wenig den Klang. Meist wirkt es etwas schlanker, hängt vielleicht auch von der Wicklung der PUs ab. Nicht unbedingt weniger druckvoll im klassischen Soundbereich, mehr wie ein Sub-Low-Filter ganz unten. Für Modern Metal könnte das natürlich hinderlich sein (oder vielleicht gerade nicht, aber da bin ich nicht kompetent...). Ich könnte mir vorstellen, dass Gibson im beginnenden Zeitalter der Verzerrung den Druckverlust umgehen wollte. Erst recht mit den damaligen T-Top Pickups, die ja nun auch keine Outputmonster waren. Übrigens scheint Gibson auch die aktuellen CS-reissues mit Modern Wiring auszuliefern, was ich schon etwas kurios finde, wenn ich denke, wie sie sich sonst bei jeder neuen millimeterweisen Annäherung an die Original Specs auf die Schulter klopfen. Immerhin können sie sich darauf berufen, dass auch in den 50ern durchaus schon Paulas mit "Modern Wiring" ausgeliefert wurden, eindeutig festlegen kann man das also gar nicht. Vielleicht hat diese andere Verdrahtung dann mal einem Werkstattleiter besser gefallen und es wurde allgemein eingeführt.
Ein Grund war wohl auch der, dass die subtilen Variationen manchem einfach zu irritierend sind. Je nach Stellung des Vol.Potis reagiert das Tonepoti ganz anders, nimmt eher die Mitten zurück usw.. Der Geradeausrocker will sich damit nicht rumplagen, sondern will ein Tonpoti, das halt dumpfer macht, und zwar immer die gleichen Frequenzen. Ich persönlich hab Tonpotis schlichtweg nicht angefasst, bevor ich auf das 50ies Wiring gekommen bin. Inzwischen benutze ich sie auch bei anderen Gitarren als der Paula, da mache ich aber in aller Regel wesentlich kleinere Kondensatoren rein, die wirklich nur die obersten Höhen regeln. Das wirkt dann eher wie ein dezentes WahWah und gibt dem Ton so eine markante Mittennase.
Manch einer mag es auch durchaus, wenn beim Zurückregeln der Lautstärke zugleich ein gewisser Höhenverlust eintritt. Für dramatische Swells oder "Violining"-Effekte kommt das auch richtig gut. Dabei schlägt man den Akkord ja an und dreht dann erst das Volume auf. Wenn der Akkord ausklingt, nehmen aber in aller Regel die aggressiven Klanganteile in den Höhen ab. Die Charakteristik des Modern Wiring-Potis wirkt dem entgegen, weil mit dem Aufdrehen die Höhen und damit die Verzerrung anwachsen; der Kontrast wird also stärker. Es gibt da mMn kein "besser" oder "schlechter", sondern eher unterschiedliche Stärken und Schwächen je nach Geschmack des Spielers.
Treble Bleed-Schaltungen machen sich übrigens auch subtil im aufgedrehten Klang bemerkbar, die hab ich bei mir überall wieder rausgeschmissen. Kam mir immer so vor, als würden sie ein bisschen Ton raussaugen, genauer kann ich es nicht erklären. Da hätte ich vielleicht auch länger mit verschiedenen Varianten ( nur ein C, R und C parallel, seriell, verschiedene Werte...) experimentieren müssen. 50ies Wiring funktioniert für mich gut, also was solls.
Nur mit SC-bestückten Strats scheint es nicht zu klingen, die werden da irgendwie zu dünn. Andererseits haben die für meinen Geschmack genug Höhen, um einen Verlust beim leichten Zudrehen verkraften zu können. Auch damit kann man ja wie gesagt durchaus schöne Effekte erzielen; hier passt auch für mich die klassische Stratverdrahtung besser als das (Gibson-) 50ies Wiring.
Gruß, bagotrix