Hallo,
Ich kann leider nur wenige rein technische Tipps geben, wie man es besser machen kann, da ich selbst immer meine Zweifel habe, ob Probleme dieser Art nur mit technisch-theoretischen Ratschlägen zu packen sind, oder ob es sich um ein Grundproblem dabei handelt, wie man sich einer Kunstform nähert und vor allem, wie man sie selbst überhaupt wahrnimmt.
Was Du auf dem Demo tust, ist eine Melodie lediglich anhand von Worten und Tönen "irgendwie" zu reproduzieren. Ähnlich, als würde man ein Gemälde von Botticelli auf den Schwarz/Weiß-Kopierer packen. Klar erkennt jeder, dem ich die Kopie unter die Nase halte, um welches Bild es sich handelt. Aber es fehlt einiges, was das Gemälde ausmacht: die Farben, die Tiefe, die Details...
Und da gibt es nun die einen, die merken den Unterschied selbst gar nicht oder geben ihm keine Bedeutung. Sie hängen sich die s/w-Kopie an die Wand und sagen: guckt mal, mein Boticelli: "Die Geburt der Venus". Alles mit drauf, was auch auf dem Original drauf ist: Muschel, Frauen, Mann...Wie gefällt er euch?
Und die anderen merken schon beim Ansehen des Originals, dass es nicht daruf ankommt, dass man die gleiche Muschel, den Mann und ein paar Frauen sieht und dass es für sie auch gar möglich ist, das genauso hinzukriegen. Sie nehmen sich Ölfarben und malen die Sachen lieber auf ihre Art und Weise, vielleicht technisch nicht so perfekt, aber trotzdem genauso schön ...
Wieder andere machen sich wenigstens einen teuren, vierfarbigen, hoch aufgelösten Farbabzug davon, der dem Original zumindest farblich beeindruckend nahe kommt...
Auf das Singen bezogen sähe das so aus:
1) wärst im Moment Du. Konzentriert sich auf die für ihn sachlich erfassbaren "groben" Dinge: Worte und Noten und evtl noch eine erlernte Atemtechnik. Das reicht aus, um ein Lied zu singen. Aber nicht, um zu "klingen".
2) Der Interpret: Kann eine Vorlage nicht technisch und stimmlich 1:1 wiedergeben. Ihm aber durch sein eigenes Talent "eigenes Leben" einhauchen. Solche Leute wie Frank Sinatra usw
3) Coverbandsänger, Stimmimitatoren usw. Erkennen das Prägnante einer Stimme oder einer "phonetisch-sprachlichen" Eigenart, können dies herausarbeiten und teilweise sehr ähnlich reproduzieren.
D.h. Wenn Du Dich verbessern willst, musst Du Dich als erstes davon lösen, dass Gesang lediglich eine Abfolge von Noten und Worten ist, die mittels eines festgelegten anatomisch / technischen Weges produziert wird. Die Stimme ist ein Werkzeug. Aber es gibt 1000 Wege, ein Wort oder eine Note zu singen - also dieses Werkzeug zu benutzen. Ich kann einen Nagel mit einem Hammerschlag in die Wand donnern: das klappt entweder prima oder er bricht ab oder verbiegt sich. Ich kann ihn aber auch bearbeiten: ein bißchen zart von links und rechts kurz anstupsen, dann zwei kräftigere Schläge. Kurz: spiel mit den Details und Möglichkeiten Deiner Stimme: mal eine Silbe hauchen, mal etwas gurgeln, kieksen, grummeln, mal laut, mal leise ... hör dir andere Songs und Sänger und frag Dich selbst, WAS dir daran gefällt. Es ist garantiert nicht nur die Melodie und auch nicht nur die Stimme selbst.
Vielleicht noch was: Einigen Diskussionen hier zufolge ist es ohnehin nicht unbedingt der Königsweg, so klassisch/popmäßig zweigleisig zu fahren. Die Basics sind zwar anfangs teilweise ähnlich, dennoch ist es wohl nicht unproblematisch, mit seiner klassischen Ausbildung eben mal mittendrin auf Rock/pop zu wechseln ... auch prominente Beispiele sprechen für diese Theorie. Bedenke: für die Anforderungen an einen guten klassischen Sänger bist du wahrscheinlich nach einem Jahr noch eine Art "Anfänger". Mit Deinem jetzigen Stand wärst du daher noch kein "richtiger" klassicher Sänger, aber schon zu sehr auf Klassik "getrimmt", um eben mal einen beliebigen Popsong zu trällern..
Wenn Du Dir also jetzt wirklich klar darüber bist, dass Du lieber in einer Rockband singen möchtest als in einer Oper, sollte Du Dir schnellstens einen Lehrer für Rock/Pop-Gesang suchen. Es ergibt keinen Sinn, klassisch zu lernen und damit Pop/Rock singen zu wollen. Beides wird darunter leiden.
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