Hallöchen, McCoy,
ich empfinde die Zitate von IcePrincess und mir nicht als gegensätzlich.
IcePrincess beantwortet mehr allgemein deine Frage, warum so viele Sänger das Mikro so nah besingen.
Ich gehe mehr auf die spezielle Situation deiner Sängerin ein.
Deine Sängerin singt, wie du sagst, schon sehr tief und wird daher keinerlei Bassanhebung durch Nahbesprechung brauchen, eher würde die Gefahr bestehen, dass die Nahbesprechung zu Grundtonmulm führt.
Deine Sängerin scheint schon relativ laut zu singen und hat verhältnismässig kaum einstreuende Quellen - ganz anders als in normalen Band-Set-Ups mit Schlagzeug hinter den Main-Vocals. In vielen Fällen ist absolute Nahbesingung die einzige Chance für Vocals überhaupt über einstreuende Instrumente zu kommen.
Auch die Feedbackgefahr ist höchstwahrscheinlich ausgesprochen gering, scheinbar arbeitet ihr ja nicht einmal mit Monitoring.
Also besteht keinerlei Grund übertriebene Nähe zum Mikro zu suchen.
Singt die Sängerin nun nicht direkt aus nächster Nähe in die Kapsel sondern mit etwas Abstand darüber hinweg, brauchst du natürlich mehr Pegel am Pult, zugleich wird aber der direkte Luftstrom auf die Membran vermieden, der eben zu dem unangenehmen Ploppen führt. Schon mal ne Kerze ausgeblasen?
Mehr Gain am Pult führt keineswegs zu mehr Ploppgefahr des Mikros, sondern nur zu mehr Übersteuerungsgefahr am Pult - diese Übersteuerung kann sich dann zwar auch in ähnlichen Ploppgeräuschen äussern, liegt dann aber in erster Linie an falscher Gainstruktur und ist über entsprechende Korrektur derselben leicht zu vermeiden.
Kommen sehr laute Passagen hat sie immer noch die Möglichkeit nachteilsfrei den Mikrofonabstand noch weiter zu vergrößern. Kommen sehr leise Passagen, bei denen sie intime Nähe ausdrücken will, kann sie immer noch näher an die Kapsel und so auch Flüstern noch nachteilsfrei laut bekommen - diese Möglichkeit hätte sie nicht, wenn sie schon von vorne herein nahbesingt, dann müsste am Pult für solche Passagen lauter gemacht werden - nur du sitzt ja am Klavier/Flügel...
Damit wären wir bei dem sehr guten Beitrag von Rumbaclave: es ist eben tatsächlich so, dass ein Mikro nicht einfach nur ne technische Krücke für "laut" ist, sondern eine anspruchsvolle Erweiterung des Instrumentes Stimme.
Es gibt sehr viele kreative Mikrofontechniken um einen gewünschten Gesamteffekt zu erreichen und das Zusammenspiel zwischen Gesangstechnik und Mikrofontechnik muß einfach stimmen - dazu braucht es eben viel Übung.
Daher nochmal mein Plädoyer für zukünftige Proben unbedingt mit Mikro und Monitor zu arbeiten.
Schöne Grüße, Deschek