Liebe Akkordeon-Enthusiasten,
auch ich spielte vor einigen Jahren Pigini-Instrumente, erst ein etwas älteres "Convertor-55-P-de luxe"- dann ein neues Bayan-58-P-Modell.
Vorausgesetzt, dass unstrittig ist, dass solch eine Meinung vollkommen subjektiv gemeint und auch so verstanden sein sollte, möchte ich sagen:
Ich war - vor allem mit wachsender Hörerfahrung - sehr unzufrieden mit diesen Instrumenten.
Mir erscheint der Pigini-Klang meist sehr metallisch (etwa in Richtung 'schrill'), vor allem im ff und fff, große Säle werden nur unzureichend gefüllt, zum metallischen Bild kommt meist noch eine gewisse "Dünnhäutigkeit" hinzu, dies natürlich eher im pp-Bereich. Nur bei älteren Instrumenten war das meiner Erfahrung nach nicht der Fall.
Mit Erstaunen stelle ich aber fest, dass gerade in den letzten Jahren einige hoch geschätzte Kollegen Instrumente dieser Firma kauften, allerdings weiß ich von jedem einzelnen, dass das Akkordeon im Nachhinein noch in den Händen eines "Veredlers" war, der selbst nichts mit Pigini zu tun hatte. Bei einem Kollegen weiß ich mit Sicherheit, dass lediglich das Gehäuse von Pigini ist, im Innenleben hat ein süddeutscher Akkordeonbauer sein Bestes gegeben.
Ich persönlich empfehle meinen Schülern diese Marke eher nicht.
Ich habe auch mit der Betreuung durch die Firma Pigini (Massimo, der Chef, Francesca, die Tochter) keine guten Erfahrungen gemacht: Versprochen wurde mir vor dem Bau des Akkordeons sehr viel, eingehalten letztlich nichts.
Auf meine Beanstandungen hierauf (inkl. mehrmaligem "Nachbohren") sollte das Instrument nochmals zurück nach Castelfidardo geschickt werden, um jetzt meinen Wünschen genüge zu tun. Abgesehen von einem "Horrortrip" zurück nach Deutschland (das Instrument war zwei Wochen lang völlig verschollen, die Spedition wusste nichts vom Verbleib meines Akkordeons) war überhaupt keine Veränderung und damit Verbesserung am Instrument festzustellen. Diese Geschichte ereignete sich etwa um die Jahrtausendwende, seitdem - das gebe ich gerne zu - habe ich persönlich einen großen Bogen um Pigini gemacht (die Betreuung durch den Deutschlandrepräsentanten von Pigini tat ihr Übriges). Ich habe das Instrument rund um 2002 verkauft, hatte also ausreichend Zeit, mich noch weiter intensiv mit dem Akkordeon auseinander zu setzen - ohne Erfolg für mich.
Doch: Das ist die Ansicht eines Einzelnen, zudem "professionellen" Akkordeonisten, vielleicht kann solch eine Einschätzung im 'privaten' Bereich eher wenig von Nutzen sein.
Ich möchte diese Beschreibung nicht als pauschale Aburteilung der Firma Pigini verstanden wissen, es ist evtl. ein Einzelfall (die leeren Versprechungen), oder: woher sollte ich mit Sicherheit sagen können, dass vergleichbare Hersteller nicht ähnlich gehandelt hätten? Ich kann es nicht; aber Pigini hat es jedenfalls so gemacht.
Anm.: Mir ist natürlich mittlerweile absolut klar, wie naiv ich damals an die ganze Angelegenheit herangegangen bin: Ein Instrument "blind" zu bestellen und sich dann am Ergebnis zu wundern, dass man nicht bekommt, was man erträumt hat - so kann man das auch nicht wirklich machen, das war aus heutiger Sicht betrachtet ziemlich ungeschickt von mir, das ist keiner Firma anzulasten.
Ob sich in den letzten zehn Jahren am Umgang mit den Musikern etwas verändert hat, kann ich nicht sagen, Instrumente neueren Datums, jedenfalls die, die ich gehört habe, entsprechen nach wie vor klanglich dem, was ich oben beschrieben habe.
Übrigens:
Auch ich besitze noch ein Pigini-Instrument: ein Einzelton-Anfängerakkordeon (26 Tasten), mit dem ich sehr zufrieden bin und das meinen jüngsten Aspiranten als Leihinstrument zuverlässige Dienste leistet.
Ich hoffe, ich konnte ein wenig "Frische" in die Debatte bringen!
Alles Gute!
M