Pickups selbst wickeln ist kein Hexenwerk

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Gast223371
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Beim Durchforsten des Forums habe ich sehr wenig über das Wickeln von Pickups gefunden. Viele Threads wurden hier eröffnet aber nicht zu Ende geführt.

Im Jahr 2012 habe ich mich erstmals mit dem Aufbau von Singlecoil-Pickups beschäftigt und mir damals mit recht einfachen Mitteln eine funktionierende Wickelmaschine konstruiert.

Hier kann man meine Anfänge nachverfolgen: www.maxmauluff.de.tl/Pickups-selbst-wickeln.htm

Mit dieser simplen Wickelmaschine entstanden einige Sets für Strats und Teles, sowie einige Jazzbass-Pickups.

2014 habe ich dann begonnen defekte Pickups zu reparieren oder umzubauen: http://maxmauluff.de.tl/Pickup_Umbau.htm

Im Vordergrund stand damals die Physik und die Technik der Tonabnehmer zu begreifen.

Über die Jahre habe ich mit dieser primitiven Wickelmaschine einige Duzend Pickups gewickelt.

Seit ein paar Wochen habe ich mir endlich einen lang gehegten Wunsch erfüllt und mir eine kleine komfortablere Wickelmaschine von Scatten geleistet.


Ziel dieses Threads ist es, einen Einblick zu geben in die Herstellung individueller Pickups.


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Bevor wir an das Wickeln der Spulen gehen möchte ich noch ein paar Dinge vorab abhandeln:

1. Materialbeschaffung und Auswahl

2. Vorbereitung

3. Spulenwickeln

4. Verlöten der Anschlusslitzen

5. Wachsen und Alternativen

6. Zusammenbau und Einbau


Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Materialauswahl und deren Beschaffung.

Was brauche ich, wo bekomme ich es her, welche alternativen Materialien gibt es. Welchen Einfluß haben die Materialien auf den Klang?
 
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Materialbeschaffung und Auswahl:

Leider sind die Beschaffungsquellen bei uns in Deutschland sehr rar.

Für den eher hobbymässigen Wickler gibt es (mir bekannt) leider nur wenige Anbieter.

Rockinger bietet eine kleine Auswahl an Materialien: http://www.rockinger.com/index.php?list=WG175

Etwas mehr Auswahl bietet der Trashcontainer, hier kann man sich seien Pickupzutaten individuell zusammenstellen. Für einen Singlecoil kommen da gerne mal schnell 25 € an Material zusammen ( Ohne Draht)
Billiger wird es bei den angebotenen Wiring Sets, die sind schon ab ca. 14 € erhältlich.
http://www.der-trashcontainer.de/catalog/index.php?cPath=100&osCsid=c0sov20io8cqcmc2vgo2fke8n1

Die Pickupschmiede von Axel Imminger hat leider ihren Verkauf eingestellt.

Wer im größeren Stil Materialien beschaffen möchte muss über den großen Teich. Bei StewMac findet man eine große Auswahl an Kompnenten und dazu noch viele hilfreiche Infos.

http://www.stewmac.com/Pickups_and_Electronics/


Als günstigen Drahtlieferant kann ich den Sauter-shop empfehlen, hier gibt es eine große Auswahl an verschiedenen Drahtstärken und Qualitäten.
Mit einer 250 gr. Spule lassen sich ca. 6-8 Singlecoils oder 4 Humbucker wickeln.

http://www.sauter-shop.de/kupferlackdraht/index.html


Über den chinesischen Markt lassen sich hin und wieder Spulen und Magnete auftreiben, wer hier günstige Komponenten ergattern möchte dem seien die einschlägigen Seiten auf Ebay empfohlen.


Ein weiterer Händler bei Ebay der eine Auswahl an Komponenten abietet.

http://www.ebay.de/sch/Pickups/22670/i.html?_saslop=1&_sasl=luthierpartssupplies&_sop=10
 
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Auswahl der Materialien:

In diesem Thread werde ich ein Wickelkit vom Trashcontainer benutzen. http://www.der-trashcontainer.de/catalog/product_info.php?cPath=100_101_102&products_id=5471


Mit den Alnico 5 Magneten erreicht man eine höhere Lautstärke , die Vulcanfiber Bobbins sind offen im Gegensatz zu den Kunststoffspulen die seit den 80 Jahren gerne Verwendung finden.

Gerade beim Handwickeln braucht man etwas mehr Platz um genügend Windungen auf die Spule zu bekommen, da zählt jeder Zentel-Millimeter.

Der Kupferdraht ist ein AWG 42 mit Polysol Beschichtung von der Firma Johann Sauter.

http://www.sauter-shop.de/kupferlackdraht/kupferlackdraht-0063-mm.html

Der mittlere Pickup wird reverse gewickelt, die Magnete haben reverse Polarity, damit erreicht man in den Zwischenstellungen 2 und 4 den sogenannten "Humcancelling Effekt" , d.h. die sich addierenden Brummgeräusche des 50 Hz Wechselstromsignales werden weitestgehend ausgelöscht.

Die Pickups werden ca. 7800 - 8300 Windungen haben um somit ca. 5,8 - 6,3 Kohm haben.

Dabei wird der Neck-Pickup den geringsten Widerstand haben, während der Bridgepickup den größten Widerstand haben sollte.

Da die Saiten in der Nähe der Brücke deutlich geringer schwingen, wird das elektrische Potential hier deutlich niedriger, das versucht man mit dem höheren widersatnd etwas auszugleichen, damit der Bridge Pickup in der Lautstärke nicht gegen die anderen beiden Pickups abfällt.
 
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Vorbereitungen:

Bevor es ans Spulenwickeln geht müssen die "Paddel" der Wickelmaschine mit doppelseitigem Klebeband belegt werden. Die möglichst fettfreie Spule muss nun möglichst zentriert auf die Achse geklebt werden.

Die Schatten-Maschine dreht im Leerlauf knapp 950 U/min. da treten erhebliche Fliehkräfte auf, erst recht mit zunehmendem Wickeldraht.

Mit einem Lineal werden die Abstände der beiden Drahtführungsrädchen auf die Maße der Spule eingestellt, damit beim Wickeln der Draht nicht über die Spule hinaus schiesst.

Die Drahtspule plaziere ich am liebsten aufrecht am Boden, da ich den Draht locker beim Wickeln mit der rechten Hand führe. Wer es gerne präziser hat der benutzt die Handführung von Mojotone.

http://www.stewmac.com/Pickups_and_Electronics/Pickup_Winding/Mojotone_Hand_Guided_Tensioner.html

Hier noch eine kurze Anleitung auf der Seite von Stewmac.

http://www.stewmac.com/freeinfo/i-2105/i-2105.pdf

Tja und jetzt könnte es eigentlich losgehen, wenn, ja wenn DHL endlich die bestellten Spulen liefern würde.

Bilder folgen sobald möglich.
 
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Man Du hast mir jetzt schon echt Bock gemacht.
Weißt Du, obs irgendwo Sets für P90er im Humbuckerformat gibt?
 
Ja, weiss ich, es gibt meines Wissens kein Set. Da ist Improvisation angesagt. Aber ich denke das Problem wäre lösbar in dem man eine eigene Spule designed. Eine modifizierte Grundplatte eines Humbuckers und eine offene Pickupkappe sollte machbar sein. Prinzipiell bietet das Format mehr Platz für die Wicklung, also ist es technisch kein Problem. Beim Herstellen der Spule mal mal Plexiglasplatten denken, die kann man recht gut in die entsprechende Form bringen und sie sind nicht teuer, man kann sogar auf Recyclingmaterial zurück greifen. Viele Verpackungsboxen bestehen aus diesem Material.
 
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Ja, weiss ich, es gibt meines Wissens kein Set. Da ist Improvisation angesagt. Aber ich denke das Problem wäre lösbar in dem man eine eigene Spule designed. Eine modifizierte Grundplatte eines Humbuckers und eine offene Pickupkappe sollte machbar sein. Prinzipiell bietet das Format mehr Platz für die Wicklung, also ist es technisch kein Problem. Beim Herstellen der Spule mal mal Plexiglasplatten denken, die kann man recht gut in die entsprechende Form bringen und sie sind nicht teuer, man kann sogar auf Recyclingmaterial zurück greifen. Viele Verpackungsboxen bestehen aus diesem Material.
Ich muss mich da mal in Ruhe vorbereiten, aber ich werd das auf jeden Fall beherzigen!
 
Abonniert...:mampf:
 
Ich warte sehnsüchtig auf weitere Posts von Dir, und bin schon drauf und dran meinen alten DJ-Plattenspieler ausm Keller zu holen :D

Würd wohl mit nem normalen Humbucker anfangen, einfach da nichts anderes in meine Gitarren geht oder soll.

Weißt Du welche Unterschiede der Durchmesser des Wickeldrahts auf den Klang hat?
 
DHL und der Trashcontainer haben mir für das vergangene Wochenende einen Strich durch die Rechnung gemacht, die bestellte Lieferung ist immer noch irgendwo unterwegs, aber ich hoffe es klappt zum nächsten Wochenende die ersten Bilder zu präsentieren.

Was deinen Plattenspieler betrifft, lass ihn im Keller mit 33-78 Umdrehungen/ Minute wickelst du dir einen Wolf.

Eine Singlecoil-Spule hat zwischen 6500-8000 Windungen, eine einzelne Spule eines Humbuckers immer noch um die 5000.
Bei 33 U/min ( im Leerlauf) kannst du dir ausrechnen wie lange du an einer Spule wickelst.

Auf Youtube gibt es einige Beispiele für "hausgemachte" Wickelmaschinen. Vom Akkuschrauber über die elektrische Nähmaschine gibt es da viele kreative Ansätze.

Auch was die Zählwerke betrifft kann man da viele Ideen und Ausführungen bestaunen.

Meine erste Wickelmaschine war aus einem Fön , gesteuert über ein 12 Volt Autobatterieladegerät und hatte eine Maximaldrehzahl von ca. 350 U/min. Auch das ist noch sehr langsam.

Die SCHATTEN bringt es auch 950 U/min, wobei unter Last gut 15 % verpuffen. Mojotone und Sidewinder bringen bis zu 1500 U/min, das sind dann Werte mit denen man komfortabel arbeiten kann.

Zum Draht:

Üblich sind 3 Drahtstärken: Singlecoils und Humbuckerspulem haben in der Regel AWG 42 also 0,063 mm Durchmesser. Mit diesem Draht sind bis 8000 Windungen auf einer Spule gut möglich, danach wird es sehr eng.

Die Fender Telecaster Neck Pickups werden gerne auch mit 0,056 mm oder AWG 43 gewickelt, da die Spulen kleiner sind bekommt man mit dem dickeren Draht nicht genügend Windungen auf die Spule. Die Tele Bridge-Pickups werden aber mit AWG 42 gewickelt.

Für Blade Pickups und heisse Tele-Pickups wird auch gerne der dünne 0,050 mm Draht AWG 44 gewählt um genügend Windungen auf die Spulen zu bekommen. Auch die Gibson Minihumbucker und viele Bill Lawrence Pickups werden mit diesem Draht gewickelt.

Heute werden in der Hauptsache Drähte mit PU-Isolation verwendet, aber auch Formvar und Plain Enamel sind noch erhältlich. Ich bevorzuge die moderne Polysol Isolation (PU) die man auch lila eingefärbt bekommt (Formvar).
Was den Einfluss des Isolationsmaterials auf den Klang betrifft , so sind die Voodoo-Anhänger und Flohhuster gefragt. Ich verwalte das unter Glaubenskrieg. Plain Enamel ist der temperaturempfindlichste und empfindlichste.

Mit dünnen Drähten lassen sich aggressivere Pickups wickeln, zu Lasten der Transparenz. Der dünne Draht reisst auch mal gerne.

Als Anfänger würde ich mit dem dickeren 0,063 mm Draht beginnen, denn Rückschläge sind am Anfang vorprogrammiert.
 
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Bei 33 U/min ( im Leerlauf) kannst du dir ausrechnen wie lange du an einer Spule wickelst.
bei 45 Umdrehungen 2-3 Stunden, passt zum Filme Gucken nebenbei - an große Basteleien traue ich mich noch nicht ran...
Bei ner Bohrmaschine weiß ich nicht, wie ich das mit dem Zählen mache. Da gehts dann "zu schnell" und auch vor Allem zu unkontrolliert.
Son Taschenrechner möcht ich als ersten Schritt auch noch nicht schlachten.
Als Anfänger würde ich mit dem dickeren 0,063 mm Draht beginnen, denn Rückschläge sind am Anfang vorprogrammiert.
Dann werd ich damit anfangen, danke :great:
 
Das langsame Wickeln hat leider auch den Nachteil, das die Windungen sehr locker werden, ein gewisser Zug muss schon auf dem Draht sein.
 
Ein guter Thread.... danke fürs Einstellen... Ich selber wickle ja schon seit vielen Jahren selber (auf meinem Avatarbild ist ein Bsp. für einen "5 String" PU)... zur Zeit wickle ich auf einer Nähmaschine.

So eine Nähmaschine ist eigentlich die perfekte Grundlage für einen Winder... alleine schon wegen des Fußschalters... Mein "Winder" ist gerade im Umbau... ich stelle gerne Bilder ein, wenn das Teil fertig ist... Den CU Lackdraht beziehe ich auch aus dem Sauter Shop...
 
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Eine Nähmaschine ist eine gute Basis, weil sie auch eine ansprechende Drehzahl erreicht. Der Fußschalter ist sicher hilfreich, bei der SChatten vermisse ich ihn bisher nicht. Meine selbstgebaute Wickelmaschine hatte einen Fußschalter, aus einem Fußdimmer gebaut. hat gut funktioniert.
 
So ein (Fuß-) Dimmer ist schon ne feine Sache, nicht zwingend notwendig, aber sehr nützlich, weil die Hände frei sind... Im Lauf der Jahre hatte ich auch sehr viele Geräte zum Wickeln im Einsatz... tatsächlich auch Bohrmaschinen und Akkuschrauber... und auch damit ging es ganz gut.... Auch aus einer Handbohrmaschine (sog. "Brustleier") lässt sich ein guter Winder bauen...
 
stimmt, für den gelegentlichen Einsatz dürften die wohl ihren Job machen....
 
So endlich nach 2 Wochen Lieferzeit sind die Spulen eingetroffen und am Wochenende kann das Pickupwinding beginnen.
Bevor die Spulen auf die Wickelmaschine geklebt werden, sollte man sie gründlich auf Verarbeitungsfehler untersuchen und etwaige Kanten, Kerben, etc. mit feinem Schmirgelpapier glätten, denn der Lackdraht reisst sehr gerne mal unter Spannung.

Im Spulenset vom Trashcontainer sind Pickupkappen, Anschlusslitze und Schrauben/Federn enthalten.

Die Polepieces sind gestaggert.

Die mittlere Spule hat reverse Polarity, kann also auch reverse gewickelt werden.


DSCN6746.JPG
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