Vielleicht liegt's daran, dass Du heute den Hype erhoffst/erwartest, wie im letzten Jahrtausend. Musikgeschmack ändert sich ja sowohl im Lauf der Zeit als auch bei den Leuten. Mein Gefühl ist, dass die "Met'ler" in unserem Alter 1. nicht mehr so viele sind und 2. nicht mehr s gut beieinander sind. Aber ja, es gibt Nachwuchs beim Publikum. Dem sollte man dann aber mehr zu bieten haben als eine heutige Schülerband.
Je älter ich werde, desto mehr frage ich mich, wann wohl der Zeitpunkt ist, wo man das Bandleben Bandleben lassen sollte und sich quasi auf's "musikalische Altenteil" zurückzieht. Versteht mich nicht falsch, Musik werde ich *immer* machen! Aber ich ertappe mich immer häufiger dabei, dass ich mich frage, wofür ich das Ganze eigentlich noch mache. Gigs gibt es hier im Umkreis quasi kaum und für nen Fuffi einen Gig in 400km Entfernung habe ich (ehrlicherweise) auch keinen Bock mehr drauf....immerhin gibt es Nachwuchsbands, aber die sind halt auch halb so alt wie ich, z. T. noch jünger. Da will man noch alles machen, spielt überall für beliebige Konditionen etc.
Zum "Zeitpunkt" muss sich jeder selbst fragen und wird wohl auch ganz individuelle Kriterien ansetzen. 400 km will nicht jeder fahren, richtig, aber es hängt wohl auch vom Musikstil und von Landregion/Ballungsraum ab, wie groß das Angebot an Events ist.
Am Ende geht's natürlich auch um das Zusammensein, das ist mir klar und unbestritten. Aber unterm Strich probt man Woche für Woche für ein Album, dass am Ende kaum jemand kauft, Gigs gibt's nur sehr selten
Tja, das Leben ändert sich. Du fährst auch kein solches Auto mehr wie vor 25 Jahren, oder? Die Evolution lässt den überleben, der sich anpassen kann. Und, Zufriedenheit und Glück ist jedermanns eigene Sache. Wenn man mit nur "Zusammensein", an einer CD arbeiten und seltenen Gigs nicht zufrieden und glücklich ist, macht es in der Tat keinen Sinn, so weiterzumachen. Meine Einstellung ist, sich über das freuen, was man hat, und nicht wegen dem unzufrieden sein, was man nicht hat.
Ihr seht, ich hadere. Ich bin aber sicher, dass sich jeder irgendwann mal die Frage stellt, von daher schreibt doch einfach mal, wie Ihr das seht und wie ihr damit umgegangen seid.
Daher hadere ich nicht. Ich bin jetzt 60. Und, ja, auch ich werde immer Musik machen (zumindest seit meinem Wiederanfang zufälligerweise auch 2005
). Zunächst habe ich Verschiedenes ausprobiert: Musiker für Bandgründung suchen, Band zum Einsteigen suchen. Was ich fand passte mir nicht und was mir gepasst hätte fand ich nicht. Da ich meine Zeit dafür verwende und mein Glücksgefühl daraus ziehe, wollte ich hinsichtlich des Stils (bei mir ist es Prog Rock) und der Vorgabe, eigene Stücke spielen zu wollen, keine Kompromisse eingehen. Das war und ist für mich die oberste Vorgabe. Also musste ich schon mal mit dem zufrieden sein, was ich "personell" fand (zwar Raum München, aber ich habe hier keine Historie, also keine gewachsenen Bekanntenkreis aus meiner Jugend). Natürlich gibt es Musiker in meinem Alter und Musiker die "meine Mucke" machen wollen und Musiker, die dieselben Vorstellungen hinsichtlich Zeitaufwand haben, und Musiker, die kompatible Ziele haben, was Auftritte anbelangt, und … Jedenfalls hab ich aus der für mich relevanten Schnittmenge zu wenige gefunden.
Nun, fast 7 Jahre lang habe ich mit wechselnden und immer unvollständigen Besetzungen X mal neu angefangen, bevor ich mir eingestand, dass das so nichts wird und ich einem Traum hinterherlaufe. Ich hab dann nochmal kurz überlegt, ob ich nicht doch beim Stil und hinsichtlich Covers Kompromisse mache (dazu hatte ich im Lauf der Jahre mehr als genug Angebote, um wo einzusteigen), aber meine Entscheidung bestätigte meine Stilfestlegung. Also kündigte ich erst mal den Proberaum (schönes "Stübchen" mit 2 x 50 qm, bestens gedämmt und mit einer altersgerechten Coverband geteilt), was mir jeden Monat 350 Euro sparte. Dann schuf ich im Haus Platz (damals bestand mein Keys Setup aus 60 Kisten - man muss ja für eigene Stücke genügend Auswahl haben
) und zog mit dem ganzen Krempel um. Dann hab ich mein Set auf knapp 40 reduziert und einen elektronischen Studioraum (Keys und alles was direkt aufgenommen werden kann) und einen akustischen Studioraum (alles was über Mikrophone aufgenommen werden muss, insbesondere E- und A-Gitarren) eingerichtet. Ich hatte eh schon Leute kennengelernt, die Ihre eigene Musik machten und aufnahmen und von anderen Leuten dann die entsprechenden anderen Instrumental- und Gesangsspuren dazu aufnehmen ließen, was ja alles via Internet geht. Selbst die "Stars" arbeiten heute so (hat zumindest Santana in seiner Autobiographie geschrieben). Was meine Musik anbelangt bin ich damit absolut glücklich.
Ja, der Aspekt "Zusammensein" fehlt bei mir quasi total. Das betrifft nicht nur die allgemeine Kommunikation bei Proben und darüber hinaus, sondern gerade für eigene Musik auch Input und Kritik. Deshalb vermisse ich es schon, dass ich nicht in/mit einer Band spielen kann. Das war aber letztlich Teil meines Traums von "the good old days". Aber ich hab ja entschieden, wo meine Priorität ist und bin mit Veränderungen nicht unglücklich - es gibt ja mehrere Träume. Und, da ich diese Priorität erfülle, bin ich eben darüber glücklich und suhle mich nicht in Unzufriedenheit mit dem, was ich nicht habe. Ziel ist, dass ich Musik herausbringe. Aber, mein Glück finde ich eben beim Musizieren.
Und, im Laufe der Zeit kommen geplant oder zufällig neue Möglichkeiten. Vor ein paar Jahren bin ich wieder in Kontakt mit dem Drummer meiner letzten "Jugendband" in meiner Heimatstadt gekommen. Er hat auch Bock, etwas Gemeinsames auf die Ferne zu machen. Wir telefonieren zu den Aufnahmen und treffen uns auch ein paar mal im Jahr (leider ist er nicht mehr so mobil, so dass ich den Fahraufwand habe, aber in meiner Heimatstadt lebt noch meine Mutter und sind meine beiden Jungs zur Ausbildung, so dass ich einiges verbinden kann). So haben wir nicht nur "die alten Zeiten", sondern auch unser früheres gewachsenes Verständnis als Verbindung. Jüngst bin ich an eine professionelle Komponistin geraten, die nicht nur natürlich jede Menge Know-How hat, sondern auch tolle Verbindungen, so dass ich jetzt schon fast in Zugzwang komme, etwas fertig zu kriegen
.
Ja, wer weiß, was noch auf meinem Weg liegt (mir wurden zwei Ehen und damit einiges an Geld versenkt, ich lebe aber gut und sorgenfrei mit meinem Hund, meiner Firma und meiner Musik; der Rest wird sich ergeben), aber ich lebe eben nach dem Grundsatz, mich an allem und auch an Kleinigkeiten zu erfreuen.
Oder, um auf die Themenfrage "ich hadere. Ich bin aber sicher, dass sich jeder irgendwann mal die Frage stellt, von daher schreibt doch einfach mal, wie Ihr das seht und wie ihr damit umgegangen seid?" zu beantworten: Nicht hadern wegen dem, was man nicht hat, sondern seine Energie aufs Freuen und Glücklichsein wegen dem, was man hat, konzentrieren. Das ist "energetisch günstiger", ist letztlich einfacher und macht sicher mehr Spaß. Ziele darf man natürlich schon noch haben, aber in unserem Alter sollte man erreicht haben, was erreicht werden sollte/musste, und sich der Ruhe hingeben, dass alles, was noch kommt gut ist.
Stay tuned