Peavey VTM 120
Also das Teil ist echt ein Mönster! superhässliches Ding. Gebaut wie'n Panzer. Ich hab noch nie so dickes Holz bei Amps gesehen.
Das Controllpanel ist auf'n ersten Blick etwas unübersichtlich. Entpuppt sich aber bei genauerer Untersuchung als recht puristisch. Es gibt'n Low und Hi-Gain Input. Dann ein Pre und ein Post-Gain Regler. Ein simpler 3-Band Equalizer und noch'n Presence-Regler. Wars dann eigentlich schon.
Im Prinzip ein richtiger Einkanaler. Aber eben irgendwie doch nicht, weil die Wahl der Inputbuchse sich ziemlich stark auf den max. möglchen Verzerrungsgrad auswirkt.
Im Low-Gain gehts selbst bei voll aufgedrehten Gain-reglern höchstens in Crunchige Rockbrett-gefilde, mehr nicht. Hi-Gain ist dann Volle Pulle, aber dazu später...
Die Arbeitsfenster der Equalizer sind recht knapp bemessen. Es tut sich zwar schon was, wenn man etwaige Extremstellung vergleicht aber so wirksam wie bspw. bein'em Marshall gehts nicht.
Presence ist klar, denk ich. Die höheren Frequenzen werden halt nochmal geboostet.
Das Herzstück der Soundmodifikation ist ein kleines Panel mit eingelassen Mikroschaltern. Da gibts 2 zuschaltbaren Gainstufen. Eine Kompressorkreis. 2 x Bass, Mid und 2 x Treble-Boost. Es bringt sicher nichts alle Kombinationen zu erklären.
Nur grundsätzliches: Es gibt drei Gainstufen. Gain1, Gain2 und "Gain1 + Gain2";. Logisch, bei letzterem heißt's Gain Marsch! Vorher etwas gesitteter. Vom Grundcharakter ändert sich allerdings nich wirklich was.
Die EQ-Schalter boosten die angegebenen Frequenzen. Probieren...
Okay...
Über den Cleansound kann man sich streiten. Dafür ist der Amp aber auch nicht gemacht. Ich würd's fast als steril bezeichnen. Aber gut. Rockbrett? Da geht schon was...
Bei Harmony Central wurde das Teil mehrmals vom Grundsound (alle Mod-switches "Off") mit nem JCM 800 verglichen. Keine Ahnung, habe noch nie einen 800'er gespielt.
Richtig sinnvoll wird's erst wenn Gainmäßig alle Register gezogen werden. Grobe Richtung 80'er Hard'n'Heavey im weitesten Sinne. Aber eben kein marshallig/mittiger Sound, eher Soundwand. Unglaubliche Bassreserven, bei (wichtig) unkastrierten Mitten. Er scheint sich (hab damit bis jetze nur geprobt, nicht live gespielt) schön durchzusetzen. Druckvoll, schiebend, breit...
Hab zwei drei mal einen Peavey 5150 benutzen dürfen und kann aus Erinnerung sagen, dass der VTM in etwa ähnlich klingt.
Der Amp ist brutal laut. Ab etwa 9 Uhr Post-gain tut sich nicht mehr viel. Bei eingeschaltetem Compressor sackt dann die Lautsärke merklich ab. Dafür zeichnen sich Lautstärkeänderung, über das ganze Reglerspektrum ab. Ich finde, dass der Amp mit Compressor etwas zu glatt klingt. Es wird zwar alles kontrollierbarer aber die Dynamik geht merklich flöten. Auch hier gegensätzliches. Auf Harmony Central haben die meisten auf den Compswitch geschwört.
Es gibt ne Effektschleife, deren Arbeiten ich nicht bewerten kann, da ich keine Effekte benutze. Sehr nützlich auf der Rückseite: Hum-Controll, ein kleiner Regler mit dem man das Grundrauschen minimieren kann. Der Amp arbeitet dann absolut nebengeräuscharm.
So Kinkerlitzchen wie Hall gibt's nicht.
Lege den Amp letztlich jedem ans Herz, der mit lauten Bühnen und hohen Zerrgraden keine Probleme hat. Habe bei Ebay 400 € bezahlt. Immer noch besser als für vergleichbare, ebenfalls gebrauchte Geräte mitunter das doppelte hinzublättern. Dieser Peavey genießt noch Nischenproduktdasein. Zumindest auf dem Gebrauchtmarkt...Bin voll zufrieden
120 Watt an 16, 8 und 4 Ohm
4 x 6L6GC + 12Ax Endstufe
3 x 12AX7 Vorstufe
~30 kg
Edit: Gestern zum ersten mal damit live...Gesamteinfruck bestätigt. Druckvoll, Durchsetzungsfähig...blablabla