Servus Mr. Pickles,
gegebenenfalls liest Du die anliegenden Anodenspannungen aus einem Schematic des Amps. Nur nützt das leider für einen Schnellcheck wenig. Da der Spannungswert nur auf dem Papier steht.
Alle Angaben beziehen sich auf ein Paar (oder Quartett, aber das ist eigentlich egal) Endröhren. Die haben gewisse röhreninterne Parameter (um es mal so zu schreiben) - und die können von Röhrenhersteller zu Röhrenhersteller und von Charge zu Charge voneinander abweichen. Darauf hat aber der Amphersteller keinen Einfluss, er sieht sich einem Röhrenangebot mit diversen Unstetigkeitsstellen ausgeliefert.
Pauschalangaben sind nur dann (!) sinnvoll, gäbe es eine Endröhre X mit immer wieder reproduzierbaren Herstellerparametern. Gibt es aber nicht. Bugera hat das mal versucht, wollte ihren 6L6-Endröhren Parameterklassifizierungen verpassen: Da die Röhrendaten ziemlich schwanken können (Lage der Kennlinien!), wollten sie "kundenfreundliche" Angaben machen wie -A, -B, -C pro selektiertem Endröhrenpaar.
Nichts anderes machen ja die Händler auch nur, indem sie die schwankenden Herstellerparameter bei den Endröhren selektieren und dann in etwa gleich passende Paare oder Quartetts zusammensuchen ("Premium Matching").
Nur, dass das weniger kundenfreundlich ist. Oder so rum geschrieben: "Kundenfreundlich" ist, dass der Kunde weiß, dass ein Paar / Quartett auf in etwa gleiche Werte ausgesucht wurde. Mehr nicht.
Bugera wollte hingegen genau das machen, wie Du es beschreibst: "Wenn Du beispielsweise Röhrenpaar 6L6-A einsetzt, dann stellst Du Strom x ein. Setzt Du hingegen Endröhrenpaar 6L6-B ein, dann stellst Du Strom y ein." Und alles, ohne die Anodenspannung zu wissen. Feine Sache, hat sich aber m.W.n nicht durchgesetzt: Das funktioniert nämlich nur dann, wenn der Röhrenhersteller oder ein Händler die Röhren für genau einen Amp-Typ eines Herstellers selektiert (und meinetwegen auch labelt). Das kostet!
Um das zu vermeiden, liefern die Händler "nur" selektierte Paare oder Quartetts aus, die NICHTS darüber besagen, bei welcher Anodenspannung welcher Strom zu fließen hat/gemessen werden kann. Da die Händler ja nicht für Amp A oder Amp B liefern, sondern allgemein für verschiedenste Amps. Das ist günstiger.
Das wissen alle Amphersteller. Und genau deshalb halten sie sich mit Betriebsspannungsangaben und den aus den Röhrenparametern resultierenden Strömen bedeckt. Ein Dilemma? Hm, jein: Denn daher MUSS man heute leider in den Amps sowohl die Anodenspannungen messen und den Strom, der durch die Kathode(n) fliesst. Der Aufwand wurde, so man das so sehen will, zu den Techs verlagert.
Zum Text Deines Startpostings:
Der ist inhaltlich falsch (möglicherweise falsch übersetzt). Er ist so, wie Du es anschließend beschreibst.
HTH!