Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass 75W sehr knapp, eigentlich zu wenig sind.
1.) Die meisten Gitarrenboxen haben 8 oder 16 Ohm. 75W sind i.d.R. die Leistungsabgabe bei 4 Ohm. Bei 8 Ohm sind es nur noch 45W.
2.) PA-Endstufen haben eine geringere Eingangsempfindlichkeit, d.h. sie erwarten einen höheren Eingangspegel für die Vollaussteuerung als viele Gitarrenvorstufen oder Gitarreneffektgeräte bieten können. Das Gute daran ist, dass der Eingang nicht verzerrt, das Schlechte, dass sie eben nicht so laut sind.
Beim blauen T. gibt es die E-400 für 99€. Die sollte schon genug Power geben. Nachteil ist, sie ist schwer. Da es um den begrenzten Frequennzbereich einer E-Gitarre geht, ist die sicher für diese Zwecke linear genug. Von der E-800 weiß ich, dass sie auch eine 4x12 16Ohm-Box zum Tanzen bringen kann.
Zu Klangunterschied:
Gitarrenendstufen übertragen das Signal nicht linear. Das hat nichts mit "Röhrenwärme" zu tun, da sie i.d.R. nicht in die Endstufenzerrung getrieben werden. Allenfalls, das stelle ich es bei meiner fest, übersteuert man die Eingangsstufe. Das klingt allerdings angenehmer als wenn man eine Transistoreingangsstufe übersteuert.
In Transistorendstufen für Gitarre wird i.d.R. versucht, den Frequenzverlauf einer Röhrenendstufe durch "Current-Feedback"-Schaltungen und ähnliches nachzubilden. Das sieht so aus, dass mit zunehmender Aussteuerung der Endstufe die unteren Frequenzen und die oberen Mitten angehoben werden ("seidige Höhen"). Bei Röhrenendstufen können durch die Presence-Schaltung die Höhen weiter beeinflusst werden. Das ist nicht einfach ein Klangregler, sondern ein Teil des Ausgangssignals wird frequenz- und aussteuerungsabhängig wieder auf den Eingang zurück gekoppelt. Die Klangbeeinflussung arbeitet daher aussteuerungsabhängig. Das ist bei einem EQ nicht der Fall. Röhrenendstufen dämpfen die Lautsprecherschwingungen deutlich schlechter als Transistorendstufen. Die Eigenresonanz des Systems Gitarrenlautsprecher-Box hat dadurch einen stärkeren Einfluss auf das Gesamtklangergebnis. Alles in allem ist das ein ziemlich dynamisches System, das man durch statische EQ's nur schwer nachbilden kann.
Für meine Ohren klingen PA-Endstufen an derselben Gitarrenbox im Vergleich zu einer Gitarrenröhrenendstufe "langweiliger", mittiger, dumpfer aber auch sehr "tight", was für Mättl-Geschichten ja wieder passen könnte. Röhrenendstufen scheinen sattere Bässe und klarere, nicht kratzige Höhen zu haben.