Rude Mood
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Hallo,
Die Diskussion um die Texas Specials in meinem Thread "Spielen wie Stevie Ray" im Spieltechnik-Bereich hat mich dazu bewogen, dieses Thema mal anzureissen. Dort sollte es eigentlich primär um Stevies Spieltechnik gehen, aber die Texas Specials wurden recht viel diskutiert, und ich wollte mit meiner Antwort nicht völlig OT gehen.
Das Geheimnis der Beliebtheit der Texas Specials von Fender ist - etwas zynisch ausgedrückt - die Tatsache, dass viele Leute glauben, dass diese Pickups etwas ersetzen können, was woanders - nämlich in den Händen des Gitarristen - fehlt. Was ich damit meine: trotz aller Gerüchte, die sich in der Gitarristengemeinde halten, hatte Stevies Number One - von Lenny ganz zu schweigen - eheh schwache, also "underwound" Pickups. Dies kannst Du leicht hören, wenn Du Stevies Sound auf den frühen Konzertaufnahmen (z.B. auf dem Live from Lupo's-Bootleg mit Lou Ann Barton) genau analysierst: Du merkst, dass der Sound zwar dank der schweren Saiten sehr voll ist, aber trotzdem eine gewisse Süße und manchmal sogar etwas "Twang" hat. Das Geheimnis von Stevies muskulösem Sound bzw. Ton ist also nicht in den Pickups zu suchen, sondern in den anderen Komponenten: Number One hatte angeblich eine hohe Saitenlage, und Stevie hat die schweren Saiten oft extrem brutal angeschlagen. Der bzw. die Tubescreamer und der extrem laut eingestellte Röhrenamp taten das Übrige. Anders ausgedrückt: das Zeichen, welches von Stevies Gitarre ausging, war im Grunde genommen "klein" - "groß" wurde es erst durch die anderen Komponenten (Anschlag, Saitenstärke, TS, Amp).
4
Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Leute von Fender dies durchaus wussten, als sie die Texas Specials entwickelten. Sie wussten aber auch, dass der Großteil der Gitarristen nicht Stevie Ray Vaughan ist: Wenige spielen 13-58er Saiten, und wenige spielen den Blues mit der gleichen Intensität, die erforderlich ist, um einen derart "großen" Ton zu produzieren. Deshalb suchen viele die Lösung in lauten Pickups wie dem Texas Special-Set. Mal ganz fies ausgedrückt: die Dinger sollen das ersetzen, was der Gitarrist nicht in den Händen hat.
Bei oberflächlicher Betrachtung kann man damit für eine gewisse Zeit sogar durchkommen: besonders beim ersten Anspielen einer Gitarre mit Texas Specials - vor allen mit Overdrive - haben viele diesen "ich klinge ja wie Stevie"-Effekt, aber man merkt sehr schnell, dass der Preis, den man dafür zahlt, sehr hoch ist: die Texas Specials matschen Deinen Sound ziemlich zu, und der ickup ist völlig unfähig, die Subtilitäten Deines Spiels klar zu zeigen. Wenn Du dies nicht glaubst, dann nimm eine Gitarre mit Texas Specials, schließe sie an einen clean eingestellten hochwertigen Röhrenamp an, und schlage die ersten beiden Akkorde von Lenny durch. Nimm danach eine Gitarre mit erlesenen Pickups wie Jason Lollars oder Rod McQueens, und spiele die gleichen Harmonien. Der Unterschied ist in etwa so groß, wie zwischen den Ton eines explodierenden Feuerwerkskörpers und den Klang einer Glocke: bei den Texas Specials hörst Du einen muffigen Klangteppich mit Mitten ohne Ende, bei den hochwertigen Pickups jede einzelne Note der etwas verdrehten Akkorde.
Du solltest Dir vor Augen halten, dass es dieser glockige "kleine" Sound war, den Stevie in anderen Songs mit seiner Anschlagstechnik, mit den dicken Saiten und dem lauten Amp "groß" gemacht hat. Die Texas Specials zäumen dagegen das Pferd von der falschen Seite auf und produzieren etwas, was bereits "groß", dafür aber sehr unsubtil ist und vermitteln somit den Eindruck beim Spielen, dass der Gitarrist nicht mehr so hart dafür arbeiten muss, den Sound "groß" zu machen.
Mein Rat deshalb an alle SRV-Fans: macht um die Dinger einen großen Bogen! Arbeitet lieber an Eurer Anschlastechnik und lernt, mit schweren Saiten richtig umzugehen. Dies ist zwar der erheblich längere und schmerzhaftere Weg, aber am Ende wirst Du für Deine Mühe mit einem herrlichen Sound belohnt werden. Darüber hinaus sind die Texas Specials gemessen an ihrer Qualität auch sehr teuer: legt man noch ein wenig mehr Geld dazu, kann man sich schon ein Set "1959 SRV" von Rod McQueen oder einen Satz Belltones von Michael McConachie kaufen, die der Sache wesentlich näher kommen.
Die Diskussion um die Texas Specials in meinem Thread "Spielen wie Stevie Ray" im Spieltechnik-Bereich hat mich dazu bewogen, dieses Thema mal anzureissen. Dort sollte es eigentlich primär um Stevies Spieltechnik gehen, aber die Texas Specials wurden recht viel diskutiert, und ich wollte mit meiner Antwort nicht völlig OT gehen.
Das Geheimnis der Beliebtheit der Texas Specials von Fender ist - etwas zynisch ausgedrückt - die Tatsache, dass viele Leute glauben, dass diese Pickups etwas ersetzen können, was woanders - nämlich in den Händen des Gitarristen - fehlt. Was ich damit meine: trotz aller Gerüchte, die sich in der Gitarristengemeinde halten, hatte Stevies Number One - von Lenny ganz zu schweigen - eheh schwache, also "underwound" Pickups. Dies kannst Du leicht hören, wenn Du Stevies Sound auf den frühen Konzertaufnahmen (z.B. auf dem Live from Lupo's-Bootleg mit Lou Ann Barton) genau analysierst: Du merkst, dass der Sound zwar dank der schweren Saiten sehr voll ist, aber trotzdem eine gewisse Süße und manchmal sogar etwas "Twang" hat. Das Geheimnis von Stevies muskulösem Sound bzw. Ton ist also nicht in den Pickups zu suchen, sondern in den anderen Komponenten: Number One hatte angeblich eine hohe Saitenlage, und Stevie hat die schweren Saiten oft extrem brutal angeschlagen. Der bzw. die Tubescreamer und der extrem laut eingestellte Röhrenamp taten das Übrige. Anders ausgedrückt: das Zeichen, welches von Stevies Gitarre ausging, war im Grunde genommen "klein" - "groß" wurde es erst durch die anderen Komponenten (Anschlag, Saitenstärke, TS, Amp).
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Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Leute von Fender dies durchaus wussten, als sie die Texas Specials entwickelten. Sie wussten aber auch, dass der Großteil der Gitarristen nicht Stevie Ray Vaughan ist: Wenige spielen 13-58er Saiten, und wenige spielen den Blues mit der gleichen Intensität, die erforderlich ist, um einen derart "großen" Ton zu produzieren. Deshalb suchen viele die Lösung in lauten Pickups wie dem Texas Special-Set. Mal ganz fies ausgedrückt: die Dinger sollen das ersetzen, was der Gitarrist nicht in den Händen hat.
Bei oberflächlicher Betrachtung kann man damit für eine gewisse Zeit sogar durchkommen: besonders beim ersten Anspielen einer Gitarre mit Texas Specials - vor allen mit Overdrive - haben viele diesen "ich klinge ja wie Stevie"-Effekt, aber man merkt sehr schnell, dass der Preis, den man dafür zahlt, sehr hoch ist: die Texas Specials matschen Deinen Sound ziemlich zu, und der ickup ist völlig unfähig, die Subtilitäten Deines Spiels klar zu zeigen. Wenn Du dies nicht glaubst, dann nimm eine Gitarre mit Texas Specials, schließe sie an einen clean eingestellten hochwertigen Röhrenamp an, und schlage die ersten beiden Akkorde von Lenny durch. Nimm danach eine Gitarre mit erlesenen Pickups wie Jason Lollars oder Rod McQueens, und spiele die gleichen Harmonien. Der Unterschied ist in etwa so groß, wie zwischen den Ton eines explodierenden Feuerwerkskörpers und den Klang einer Glocke: bei den Texas Specials hörst Du einen muffigen Klangteppich mit Mitten ohne Ende, bei den hochwertigen Pickups jede einzelne Note der etwas verdrehten Akkorde.
Du solltest Dir vor Augen halten, dass es dieser glockige "kleine" Sound war, den Stevie in anderen Songs mit seiner Anschlagstechnik, mit den dicken Saiten und dem lauten Amp "groß" gemacht hat. Die Texas Specials zäumen dagegen das Pferd von der falschen Seite auf und produzieren etwas, was bereits "groß", dafür aber sehr unsubtil ist und vermitteln somit den Eindruck beim Spielen, dass der Gitarrist nicht mehr so hart dafür arbeiten muss, den Sound "groß" zu machen.
Mein Rat deshalb an alle SRV-Fans: macht um die Dinger einen großen Bogen! Arbeitet lieber an Eurer Anschlastechnik und lernt, mit schweren Saiten richtig umzugehen. Dies ist zwar der erheblich längere und schmerzhaftere Weg, aber am Ende wirst Du für Deine Mühe mit einem herrlichen Sound belohnt werden. Darüber hinaus sind die Texas Specials gemessen an ihrer Qualität auch sehr teuer: legt man noch ein wenig mehr Geld dazu, kann man sich schon ein Set "1959 SRV" von Rod McQueen oder einen Satz Belltones von Michael McConachie kaufen, die der Sache wesentlich näher kommen.
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