Outside spielen - "neutraler" Klang

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amdstw
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Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit outside spielen (ich meine nicht draussern auf der frischen Luft - ist aber auch empfehlenswert...) und letztens habe ich etwas sehr interessantes gehört. Die Melodie und die Begleitung waren so weit ausseinander, dass es gar nicht mehr dissonant klang, sondern schon "neutral". Das Solo klang auch nicht willkürlich. Bisher habe ich sowas nur in kurzen Passagen - z.B. als Übergang - gehört.

Es würde mich jetzt interessieren, welche Akkordfolge mit welchem Tonleiter so einen Effekt erzeugen könnte. Ich denke, die Modes fallen mal raus.

Ich versuche den Song mal aufzutreiben und auf die entsprechende Stelle zu referenzieren, in der Zwischenzeit bitte um Info, wenn es dazu ein bekanntes Konzept gibt :)

LG

Edit: ich denke, der Thread wäre unter Harmonielehre besser aufgehoben.
 
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Zuletzt bearbeitet:
Es ist West auf dem Album NEWS von Prince, so ab 6:20 Klavier.
 
Ich glaube, damit "oudside" funktioniert, sollten einige Punkte Berücksichtigung finden:

1) Es muß ein guter Kontrast zum Inside-Spiel gegeben sein. Das heißt, besonders die Start- und Ausstiegspunkte müssen gut gewählt sein und gut gestaltet werden

2) "Outside" muß irgendeine innere Logik, eine Struktur haben, z.B. in Form von Sequenzen, damit das Ohr die Spannung erkennt, aber sie zu ertragen bereit ist, kraft der innewohnenden formalen Struktur.

Ein beliebtes Mittel dazu ist "Sidestepping" = eine Phrase, die "inside" auch passen würde, wird in "einer anderen Tonart gespielt", wobei natürlich das ganze umso schräger klingt, je größer der Vorzeichenunterschied zwischen den beiden Tonarten ist . Dieses Konzept kann man natürlich ausdehnen, weg von einer einzelnen Phrase, hin zu ganzen Akkordprogressionen oder überhaupt Songteilen.

3) Man sollte solche Passagen mit sehr viel Überzeugung und Selbstbewustsein spielen, nur dann klingt es wirklich spannend und nicht einfach "falsch".

4) Und .. wie es SIKORA formuliert ... : "Outside" ist auch "inside" ... nur halt "inside" von etwas anderem ...

LG - Thomas
 
...2) "Outside" muß irgendeine innere Logik, eine Struktur haben, z.B. in Form von Sequenzen, damit das Ohr die Spannung erkennt, aber sie zu ertragen bereit ist, kraft der innewohnenden formalen Struktur ...
Kann auch völlig frei und "strukturlos" sein, hab da gerade Musik im Kopf von Aki Takase/David Murray und Bob Degen/Heinz Sauer, da ist das Outside völlig im Free gestaltet.
 
Mag stimmen ... aber ich persönlich (!) hab´s mit "free" nicht so und kann damit nichts anfangen.
Mir persönlich gefällt es besser, wenn einer die Grenzen kennt, die Grenzen auslotet und auch manchmal überschreitet ... aber dabei immer spürbar bleibt, daß es Grenzen GIBT ... :)

Aber das ist letztlich eine Frage des persönlichen Geschmacks.

LG-Thomas
 
Um outside zu spielen, aber trotzdem einer inneren logischen Struktur zu folgen, mache ich manchmal für mich selbst und mit meinen Jazzpianoschülern folgende Vorübung: man nimmt sich das 12taktige Bluesschema und übt es in mehreren verschiedenen Tonarten. Und zwar sowohl mit verschiedenen Begleitmustern für die l.H. - vom einfachsten Fall (4 Akkorde pro Takt) bis zum kompliziertesten (Walking Bass). Die r.H. improvisiert dazu. Bis dahin ist alles inside.

Outside wird es dann, wenn l.H. und r.H. verschiedene Tonarten spielen. Effektiv und interessant ist es, wenn diese einen Tritonus auseinander liegen. Ich spiele also beispielsweise mit der l.H. ein Bluesschema in F-Dur und improvisiere darüber über ein Bluesschema in H-Dur. Das klingt ziemlich strange und outside (eigentlich ist es Polytonalität), aber die innere Logik beider Hände bewirkt genügend musikalischen Zusammenhalt, dass es nicht beliebig klingt. Die Tatsache, dass Tritonussubstitutionen im Jazz sowieso ein gängiges Phänomen sind, trägt dazu bei.

Harald
 
Ich finde eine sehr geschmackvolle Weise um Outside zu spielen ist wie ich es nenne "Motiv Mutation".

du nimmst eine kleine Phrase - vielleicht 5 - 8 Töne . Du spielst das Motiv einmal in der korrekten Tonart. Wenn du es danach wiederholst, spielst du die ersten 2-3 Töne richtig, danach verschiebst du die anderen einen Halbton.

Dies bewirkt eine Schlüssigkeit im Outsidespiel. Hier ein Beispiel was ich meine:

Die Idee kann man natürlich immer weiter spinnen. In der Regel ist Outside spielen ja nichts anderes als bewusst für eine gewisse Zeit falsch zu spielen. Der Trick ist, es
1. es zur richtigen Zeit zu anzuwenden - ähnlich wie ein Drummer der einen Fill spielt und trotzdem wieder in den Beat geht
2. der Dissonanz Struktur zu geben durch Motive, Dreiklänge, Rhythmische Ideen etc.

motivmutation.jpg
 

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