Slaughthammer schrieb:
ich habe hier mal eine interessante frage für unsere E-Techniker im forum (ja, lieber onkel, du bist gemeint):
wie verhält sich die resonanzfrequenz von tonabnehmern, wenn man sie seriell oder parallel gegenphasig verschaltet? ich bin ja selber in sachen physik relativ fit, bin aber nur zu dem ergebnis gekommen, das die resonanzfreqenzen der beiden spulen sich genau gegenteilig verhalten müssten, d.H. bei sereinschalltung größer werden und bei parallelschaltung kleiner, aber irgendwie ist das auch blödsin, oder nicht?
Ich bin der festen Meinung, daß ich hier schon einmal eine Antwort gegeben habe. Aber sie ist nicht mehr da...
Also, noch einmal:
Zwei Dinge sind zu unterscheiden:
1. Die elektrischen Eigenschaften des Tonabnehmers
Sie ändern sich durch Parallel oder Reihenschaltung. Weißt man einem normalen Humbucker in Reihenschaltung die Größen L, R und C zu, so gilt für die Parallelschaltung: Lp=1/4*L, Rp=1/4R und Cp=4*C
Die Resonanz im unbelasteten Fall kann allgemein abgeschätzt werden durch:
f0=1/(2*pi*wurzel(L*C))
Für die Parallelschaltung gilt dann:
f0p=1/(2*pi*wurzel(1/4*L*4*C))
Man erkennt leicht, daß f0p=fo ist und trotzdem hört man einen Unterschied!
Die Begründung dafür ist einfach:
Der Tonabnehmer wird durch Potis, Kabel und Verstärkereingang belastet. Dabei spielt das Kabel als Kapazität CL die größte Rolle, die parallel zum Tonabnehmer liegt. CL muß also zu C addiert werden. Dann ist
f0=1/(2*pi*wurzel(L*(C+CL)))
Da CL in der Regel um den Faktor 10 größer ist als die Kapazität des Tonabnehmers gilt annähernd:
f0=1/(2*pi*wurzel(L*CL))
Man kann das C des Pickups also ruhigen Gewissens "vergessen", ohne einen allzu großen Fehler zu machen. Für die Parallelschaltung bedeutet das dann:
f0p=1/(2*pi*wurzel(1/4*L*CL))
Rechnet man das allgemein aus, so findet man:
f0p=2*f0
Die Resonanzfrequenz der Parallelschaltung unter Belastung ist also in etwa um den Faktor 2 größer; der Klang ist "heller".
Ob die beiden Spulen in oder out of phase sind, spielt dabei keine Rolle!
2. Position und Breite des Tonabnehmers
Sie definieren zwei Kammfilter, von denen die Position den größten Einfluß auswirkt (Siehe Guitar-Letter II). Dadurch, daß bei einer gegenphasigen Zusammenschaltung die beiden Spannungsquellen (der beiden Spulen) anders herum zusammengeschaltet sind, wird sich ein anderer Verlauf dieser Filterkurve ergeben.
Als Resultat klingt eine gegenphasige Schaltung tatsächlich ganz anders. Dieses Verhalten hat mit der Resonanzfrequenz allerdings nichts zu tun.
Ulf