Hallo BravoTwo
Meine Vorredner haben natürlich recht: Probieren geht über Studieren. Ein Besuch auf der Musikmesse oder bei Musik Bertram in Freiburg (nicht allzu weit weg von Karlruhe) wäre daher sicherlich kein schlechter Anfang. Aber neben dem Probieren sollten man natürlich auch in etwa wissen, worauf man achten sollte. Wer da null Ahnung hat, kauft schnell die Katze im Sack.
Beim Gebrauchtkauf würde ich immer als allererstes auf den Zustand des Zugs achten: Läuft er gut, sind von außen kleine Beulen sichtbar, ist die Verchromung des Innenzugs intakt? Wenn der Zug eine Macke hat, wirkt sich das erheblich auf den Wiederverkaufswert aus, ich würde da dann die Hände davon lassen - es sei denn ein Ersatzzug steht in Aussicht.
Als zweites würde ich auf den Zustand des Instruments insgesamt achten, also ob das Instrument gut gepflegt wurde oder nicht. Sind unter dem Lack Anzeichen von Lochfraß zu sehen, können in einigen Jahren teure Reparaturen auf Dich zukommen. Goldmessing (leicht rötlicher Schimmer durch höheren Kupferanteil, meist nur am Schallbecher verwendet) ist da deutlich weniger anfällig als Gelbmessing. Zieh auch ruhig einmal den Stimmzug raus und schau Dir den Zustand des Rohrs von innen an. Sind dort Korrosion und/oder Beläge sichtbar und z.B. schon die dünnen Ränder des Stimmzugs beschädigt zw. ausgefranst, deutet das auch auf eine mangelnde Pflege hin.
Wenn ein Ventil dabei ist, überprüfe die Gängigkeit und die Dichtigkeit (Stimmzug raus und bei nicht betätigtem Ventil reinpusten - ein bissl Luft darf schon mal durchgehen, aber nicht zu viel). Zwar kann man ein schwergängiges Ventil neu einschleifen lassen, aber dann verliert es eben an Dichtigkeit. Ein wichtiger Punkt ist auch die Ventilmechanik: von Schnurmechanik halte ich ebenso wenig wie von Plastikkonstruktionen, beides ist anfällig im Vergleich zu Metallgestänge a la Miniball (=Goldstandard). Aber auch bei den Metallgestängen gibt es Ausnahmen wie die berühmt-berüchtigte Mechanik alter Bachposaunen mit dieser dicken Kugel direkt am Ventilzapfen: Finger von sowas, außer Du hast gerne Deine eigene Percussioneinheit am linken Ohr - und ein inniges Verhältnis mit Deinem Öl- bzw. Fettlieferanten (Trombotine eignet sich hier recht gut).
Zu den Instrumenten selber gibt es zum einen den Unterschied zwischen deutscher und amerikanischer Bauweise, wobei letzteres im Markt dominiert, die deutsche Posaune aber durchaus seine Vorzüge hat. Keine Ahnung, was Deine jetztige Posaune ist, mir sagt der Name Andersson im Posaunenbau leider nichts. Wie gesagt gibt es einen guten Vergleich zwischen deutsch und amerikanisch auf Bassposaunen.de. Ich stehe voll auf den deutschen Klang, wobei meine Lätzsch Cieslik ein ziemlicher Allrounder ist.
Dann wäre festzulegen, welche Bohrung Du möchtest. Sinfonischer Klang und "Tubaersatz" sprechen eher für 13,9mm (z.B. die Conn 88H), Big-Band 1. Stimme spricht wegen des gefragten schärferen Klangs eher für was engeres, hier würde ich aber mindestens 13,4mm nehmen. Apropos Tubaersatz: bist Du Dir sicher, dass Dir ein Ventil reicht? Klar, von der Tiefe her schon, aber ein zweites Ventil erleichtert schnelle Passagen mit in der Tiefe typischerweise langen Zugwegen ungemein. Hier wäre in der Tat das "Muthorn" von Schagerl (=zweiventilige Bassposaune mit enger Bohrung) ein guter Kompromiss. das scheint aber mehr oder weniger eine Einzelanfertigung gewesen zu sein, bei Schagerl's Website gibt es dazu jedenfalls keine Infos mehr.
An Marken wurde oben viel genannt, für meinen Geschmack zu viel. Subjektiv würde ich Dir empfehlen, mal die Bach 42, K&H Bolero, Schagerl Kissbone oder Yamaha Xeno anzuschauen. Ist aber wirklich nur ein Gefühl und ich selbst kenne noch nicht einmal alle aus dieser Liste aus eigener Bläsererfahrung.
Zu guter letzt noch ein extrem wichtiger Punkt: die Ergonomie!
Jedes Instrument wurde auf eine bestimmte Handgröße hin gefertigt, die nicht unbedingt mit der Deinigen überein stimmt. Es gibt auch schlecht ausbalancierte Instrumente, die einen z.B. komplett nach vorne ziehen. Eine daraus resultierende verkrampfte Haltung des Instruments würde ich unter allen Umständen vermeiden, egal wie toll Instrument klingt. Wenn ein schlecht in der Hand liegendes Instrument klanglich der absolute Oberhammer für Dich sein sollte, kannst Du natürlich über einen Umbau z.B. mit Haltehilfen nachdenken. Das muss aber einkalkuliert werden. Ansonsten ganz klar Finger weg von unergonomischen Instrumenten!
Ich hoffe das hilft ein wenig
Viele Grüße
Marco