Opern-"Tunnelblick"

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Hy,

ich muss des öfteren beobachten, dass die meisten Durchschnittshörer den typischen Operngesang als "gut" empfinden.

Dabei ist auch noch gar nichts verkehrt, was aber schon bedenklich ist dass die meisten dieses Klangbild eines Opernsängers als das Idealbild ansehen, obwohl ein Opernsänger auch nicht wirklich in ner Rockband singen könnte zum Beispiel.

Ich mein damit einfach den "Durchschnittlichen" Musikinteressierten.

Wie seht ihr das?

Sind Opernsänger/bzw. techn. extrem gute Sänger auch wirklich die "Besseren"?

Ich finde dass es eben unterschiedl. Ideale in jedem Stil gibt, sei es Rock, Klassik, Jazz, Rap, und dass man einfach grundsätzlich diesen Tunnelblick den viele haben los werden sollte.
 
Eigenschaft
 
Ich finde dass es eben unterschiedl. Ideale in jedem Stil gibt, sei es Rock, Klassik, Jazz, Rap, und dass man einfach grundsätzlich diesen Tunnelblick den viele haben los werden sollte.

Das Tunnelohr sozusagen.

Ich glaube, dass ist ein Thread, der unter "Jeder hat eine andere Meinung dazu" laufen wird.

"Besser" ist immer abhängig vom Standpunkt des Betrachters. Redet man von "besser" im Bezug auf das eigene Empfinden beim Zuhören? Redet man von "besser" im Bezug auf Professionalität, auf Technik? Redet man von "besser" im Bezug auf Gage, auf Bekanntheit?
Das sind alles nur ein paar Möglichkeiten, wie man die "Güte" eines Sängers oder einer Sängerin bemessen kann, und prinzipbedingt alles subjektiv, bzw. das Finden eines Kriteriums ist schon subjektiv. Und das macht diese Diskussion irgendwie... müßig. ;)
 
Dieses "besser" wär dann bei diesen Hörern sozusagen im Bezug auf Technik die ja zugegebenermaßen bei den meisten Klassischen Sängern hervorragend ist und im Vergleich gibts viel mehr techn. gute Sänger in diesem Bereich.

Aber Technik ist für mich persönlich nicht alles.

Würd mich über weitere Meinungen freuen, da mir dieses Klassik-Tunnelohr immer wieder begegnet.

:)
 
Was Operngesang speziell betrifft kann ich nur subjektiv für mich sprechen: Ich finde ihn richtig schrecklich! Meiner Meinung nach ist an diesen Stimmen nichts mehr persönliches vorhanden. Die haben eben alle nahezu die gleiche Stimmbildung hinter sich und sind auf Perfektion getrimmt - mir gefällt das überhaupt nicht. Ich muss aber zugeben, dass mich Operngesang schon immer auf eine gewisse Art und Weise fasziniert hat, weil es einfach etwas ist, was so ungreifbar und unerreichbar für mich ist.

Für mich ist an Stimmen ganz wichtig, dass sie Emotion zeigen und in gewisser Weise die Persönlichkeit der Person widerspiegeln, die gerade singt. Auch sehr wichtig ist mir aber, dass es eine gesunde Stimme ist, die ich höre, und dass die Person auch gesund singen will. Es soll sich also alles in allem locker anhören, und eben so, dass man das Gefühl hat, dass es für einen selbst UND für den Sänger eine Bereicherung darstellt.

Ich habe außerdem eine Vorliebe für leicht "rauchig" klingende Frauenstimmen (Ich hoffe wir verstehen das gleiche unter rauchig!? ;)), Kelly Clarkson finde ich zum Beispiel klasse.

Liebe Grüße

Leon
 
Hallo,

das ist ja mal wieder was für mich als "Klassiker"... ;) Daß Opernstimmen alle "gleich" und "umpersönlich" klingen, möchte ich so beileibe nicht unterschreiben. Selbstverständlich ist der technische Ansatz ein anderer - ein derartig plakatives Heraus"brüllen" von Emotionen wie z. B. bei Joe Cocker (das ist absolut nicht negativ gemeint, ich höre ihn sehr gerne!) gibt es natürlich nicht. Aber es gibt doch deutliche Unterschiede in der Rollengestaltung... alleine wenn ich die "Königin der Nacht" von Editha Gruberova, Lucia Popp, Cheryl Studer oder Karin Ott höre - die klingen keinesfalls alle fast gleich. Auch eine klassisch ausgebildete Stimme ist in der Lage, große Emotionen zu befördern - nur eben anders.

Zugegebenermaßen ist allerdings auch im klassischen Bereich der Trend da, neue Talente möglichst flott in den Markt zu bringen und gute Kasse mit ihnen zu machen. Ob zu dem Zeitpunkt, wo sie schon gehypt werden, die Stimme schon "Persönlichkeit" erlangt hat, ist eher fraglich.

Ein Vergleich "wer ist besser" hinkt m. E. allerdings auf allen Beinen. Ich bin da auch für die Devise "leben und leben lassen", und mir gefällt ein Samuel Ramey als Sarastro genausogut wie der "bellende" Herbert Grönemeyer mit "Flugzeuge im Bauch".

Viele Grüße
Klaus
 
Aber es gibt doch deutliche Unterschiede in der Rollengestaltung... alleine wenn ich die "Königin der Nacht" von Editha Gruberova, Lucia Popp, Cheryl Studer oder Karin Ott höre - die klingen keinesfalls alle fast gleich.

Oder Edda Moser gleich auf Erika Miklosa gehoert ;)

Beim Rest stimme ich Dir zu, mit der kleinen Einschraenkung, dass ich mit Herbert Groenemeyers Gesang nichts anfangen kann. Wohl aber mit seinen Liedern.

Leon, ne, nicht alle klassischen Stimmen sind gleich geschult. Kann gar nicht sein :)
 
Ich hab neulich bereits einmal in einem anderen Kontext etwas geschrieben, das hier auch passt:

ob wir in der Lage sind, Stimmen in einem bestimmten Genre zu differenzieren oder ob sie sich "alle gleich" für das eigene Ohr anhören, hängt zu einem sehr gewichtigen Teil davon ab, wie gut wir das Genre und die dazugehörige Art von Gesang kennen. Denn wenn man nur selten Opernstimmen zuhört, bemerkt man nur die dominanten Gemeinsamkeiten, nicht die Unterschiede, das ist ganz normal und liegt an der Verarbeitungsweise des Gehirns. Genauso wird jemand, der keinen Soul/ Punk/ Metal hört, alle Soul-/ Punk-/ MetalsängerInnen als gleich empfinden.
 
EDIT: OLiveFoxx war schneller - meint in etwa das Gleiche wie ich.

Daß Opernstimmen alle "gleich" und "umpersönlich" klingen, möchte ich so beileibe nicht unterschreiben.

Das kann ich so unterschreiben.

Ich denke, dass Anhänger eines jeden genres ein gewisses "Tunnelohr" haben. Das ist normal.

Das Ganze passiert weniger bewusst, siondern hat eher mit den eigenen Hörpräferenzen zu tun.

Jemand, der viel Operngesang hört, hört eben auch die kleinen, feinen Unterschiede. Das gilt aber auch für R&B, Metal, Blues usw. Wer nur Punkrock hört, für den klingen Mariah Carey, C. Aguliera und Co erstmal mehr oder weniger gleich. Für den den normalen Pop-Hörer klingt auch jede Form des gutturalen Gesangs erst mal einfach nur nach Gegrunze und Gegröhle und er wird kaum einzelne Techniken und Interpreten auseinanderhalten können. . . Weil es einem eben fremd ist - und alles Fremde wird natürlich als "unpersönlich" empfunden.

docs schrieb:
was aber schon bedenklich ist dass die meisten dieses Klangbild eines Opernsängers als das Idealbild ansehen, obwohl ein Opernsänger auch nicht wirklich in ner Rockband singen könnte zum Beispiel.

Dass die "meisten" (wen immer Du damit meinst) das Klangbild eines Opernsängers als Ideal ansehen, müsste erst noch bewiesen werden. Die klassische Musiklehre selbst hat da sicher ein Idealbild, so wie jedes andere Genre auch. Das liegt daran, dass jedes Genre seine eigene Identität und seine eigene Ästhetik hat bzw braucht, um überhapt als ein solches erkannt zu werden. Eine Soulballade im feuchten Fry oder mit Pigsqueals gesungen, ist eben keine Soulballade mehr.

...
 
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Ich stimme Basselch, antipasti und oliveFoxx zu. Wenn man sich mit einem Genre beschäftigt, dann lernt man sehr wohl zu differenzieren. Ich habe klassischen Gesang bis auf wenige Ausnahmen nie sonderlich gemocht und Oper schon gar nicht, trotzdem kann ich die individuellen Unterschiede der Sänger (Klangfarbe, Interpretation) sehr wohl heraushören, weil ich mich damit aus Interesse und Neugier auseinandergesetzt habe.
Die Frage, was denn nun "besser" sei, ist müßig. Natürlich ist eine klassisch ausgebildete Stimme der unausgebildeten Popstimme technisch haushoch überlegen. Aber Gesangstechnik ist eben nicht alles. Ich kann die stimmliche Leistung einiger klassischer Sänger/innen anerkennen, manchmal sogar zutiefst bewundern, dennoch berührt mich ihr Gesang emotional oft überhaupt nicht, das klingt mir alles zu akademisch und oft genug auch artifiziell und dem strengen Klangideal des Kunstgesangs angepaßt.
Im Jazz, Pop und Rock hat man doch mehr Freiheiten. Gerade heute bin ich wieder froh darüber, keine klassische Sängerin geworden zu sein. Ich muss heute abend in einem Hotel singen - alleine mit meiner Gitarre. Die Stimme kratzt ein wenig, weil ich etwas verschnupft bin. Müsste ich klassisch singen, wäre das eine Katastrophe und ich müsste absagen. So weiß ich aber, daß ich keine Probleme haben werde. Wenn´s ein bißchen kratzt - na und, soll es doch (ich bin nicht richtig krank, dann würde ich das canceln). Ich habe die Songs gerade sicherheitshalber ein wenig nach unten transponiert, es kann also nichts schiefgehen. Und wenn ich mit meiner Band singen würde, dann würde ich die Gesangslinien hier und da ein wenig verändern, ist ja bei Jazz kein Problem, dann bliebe ich eben mal unten oder würde die Kollegen bitten, mal eine tiefere Tonart zu nehmen.
Das ist schon toll. Eine klassische Sängerin hat diese Flexibilität nicht, weil alles viel strenger vorgegeben ist - Tessitur, Noten, Klangideal.... die muss stimmlich 100% fit sein, um das zu bringen.
 
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Was ich an Popgesang super schätzte ist, das er viel kreativer und freier als klassischer Gesang ist - im Operngesang wird das Eigene schon sehr wegtrainiert und die stimme auf resonanz und vibrato trainiert. opernstimmen, die von natur aus viel Resonanz und vibrato besitzen (meist lyrisch - dramatische stimmen) werden dann als "gut" befunden, obwohl jede stimme anders ist. ich finde allerdings, dass es im Popgesang mittlerweile auch ein Klangideal gibt (C. aguilera, C. Clarkson etc), und beide sind ebenso Spintos. Leute mögen wohl generell gerne lyrisch - dramatische stimmen, da diese facettenreich klingen können.


hier hört man, was ich meine (unabhängig von der supertollen Lehrerin Brigitte Fassbaender), Ziel ist Resonanz, Stimmen klingen austauschbar, allerdings handelt es sich wohl eher um lyrische stimmen und nicht um spintos, die allerdings wohl trotzdem "spintoartige" resonanz besitzen; OBWOHL DAS NICHT IHR FACH IST:
Brigitte Fassbaender Meisterkurs Richard Strauss Festival Garmisch Juni 2009
http://www.youtube.com/watch?v=IV_-8iryx30&feature=related

oder hier:
Meisterkurs D. Fischer-Dieskau Berlin Mai 2009 4,2 /6
http://www.youtube.com/watch?v=8lvPcbkB5dE&feature=related
 
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