Im Studio mögen sie ja durchaus ihre Berechtigung haben, aber wer wirklich Musik macht bei dem es auf einen derart differenzierten Flügelsound ankommt (Solonummern, Klassik, Kammermusik etc), wird sich in der Regel auch mit nichts weniger als einem echten Flügel zufrieden geben.
Gut, auch ein noch so gutes Sample Piano kann freilich keinen echten Flügel ersetzen. Aber Du mußt bedenken, dass nicht jeder mal eben den Gegenwert eines Autos der gehobenen Mittelklasse bis Oberklasse aufwenden kann. Aber naja, Peanuts halt ...
Imo hat ein VSTi-Flügel nichts was mir ein Preset von einem gehobenem Stagepiano nicht bieten kann. Den Unterschied wird sicherlich iemand hören.
Nicht im Mix mit anderen Instrumenten, wohl aber solo gespielt. Ich hab in den letzten Monaten einige Digitalpianos angespielt und besitze drei VSTi Pianos, von denen zwei auf großen Sample Libraries beruhen. Der Unterschied ist deutlich hörbar, vor allem was die Ausklingphase angeht, denn da ist bei den großen Libs einfach nichts geloopt. Aber auch die Nuancen bei unterschiedlicher Dynamik (weich und dumpf bis drahtig und hart) kann ein Digitalpiano mit 30 - 100 MByte Samplespeicher einfach nicht so wiedergeben, wie es ein gutes VSTi Sample Piano kann.
Und dazu kommt eben, dass die Librarys nicht selten einfach tot klingen (okay Steinway kenne ich jetzt nicht). Man versucht jede noch so kleine Nuance eines guten Flügels zu samplen, aber die Datenmenge allein macht eben noch keinen guten Pianosound aus - im Gegenteil, wenn ich mir den Sound von Stagepianos wie einem RD700 anhöre, kommt da in Puncto Qualität und vor allem in Puncto Feeling so schnell nichts mit.
Es kommt mir vor, als hast Du noch kein aktuelles Sample Piano gespielt. Richtig ist, das bloße Absamplen von Flügelklängen macht noch keinen authentischen Flügelklang aus. Aber wenn's so einfach wäre, dann könnte es ja jeder.
In einem guten Sample Piano steckt eine Menge Know How. Und dann klingt es auch nicht mehr tot, sondern, ganz im Gegenteil, lebendiger als viele Stagepianos.
Offensichtlich scheinst Du eine Tatsache ein wenig zu vergessen: auch die üblichen Digitalpianos, wie etwa ein RD700, arbeiten mit Samples. Nur ist die Qualität nicht mit denen eines guten Sampleflügels zu vergleichen. Die Hersteller von Digitalpianos "tricksen" dagegen sehr mit Filtern und Hüllkurven, um dennoch einen guten Klang zu erzeugen.
Und zum Thema Üben... naja, da kommt es ja eigentlich noch weniger auf einen guten Sound an.
Auch das sehe ich völlig anders. Ein angenehmer, voller und warmer Klavierklang, der auch nuanciert auf den Anschlag reagiert, ist wesentlich motivierender als qualitätiv schlechtere Klänge.
Bei mir ist da eher das Thema Motivation das Hauptproblem. Und wenn ich dann erst noch Rechner hochfahren, Sequencer starten und ein 13-Gigabyte-Multisample laden muss, würde das die Motivation zumindestens bei mir ziemlich bremsen.
Ach was. Die Zeit nutze ich, um in mich zu gehen und mich auf die folgenden Übungen und Stücke vorzubereiten.
PS.: Hier mal ein interessanter Artikel (englisch):
Why Bigger Isn't Better
Bei dem Artikel handelt es sich um eine sehr perönliche Sichtweise, denn ob man Hammer- und Pedalgeräusche mag oder nicht, ist schlicht geschmackssache. Man kann sie ja auch abschalten. Er schreibt, es kommt darauf an, was man mit den Samples macht, nachdem sie im Speicher sind. Das ist völlig richtig, gilt aber, wie ich oben erwähnt habe, auch und vor allem für die großen Sample Libraries.
Letztlich gibt es sowohl bei den Digitalpianos als auch den Sample-Libs gute und weniger gute Produkte.