Offbeat Jazzsolos

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Halo liebe Mitmusiker
Ich beschäftige mich gerade mit Offbeats im Jazz. Also ich verstehe was der Unterschied zu Offbeat und Polyrythmus ist. Ich kann ihn nachklatschen und weiß das er essenziel für den Jazz ist um den typischen drive hinzubekommen. Höre ich mir diverse Jazzstücke an, so spielen sie fast immer im Offbeat. Mir ist dazu nur noch eine Sachen nicht ganz klar. Und zwar heißt ja offbeat nicht nur das der offbeat gespielt wird, sondern ja gar betont werden soll. Wie akzentuiert man den nun den offbeat ? spielt man diese Töne im Anschlag lauter oder länger ? Und unklar ist mir auch, die wahl der Töne. Ich hab mir mal eingeprägt das die Zieltöne, seien es Accordtöne ect. auf dem onbeat liegen sollten. Heißt das also das ich beim spielen von Melodien den offbeat stärker akzentuiere aber gleichfals die Zieltöne auf den onbeat setze ? Das würde ja bedeuten, das ich die Leittöne betone ?! Aber sollten man auf diesen doch gerade nicht stehen bleiben oder betonen, da sie ja oft dissonant sind ?
Nun ja ich hoffe jemand kann mir das unkompliziert erklären. Vielleicht auch mit hilfe eines Szenarios. Und ich würde mich auch über einen Vorschlag einer geeigneten Übung freuen um den Offbeat zu üben. Ich finde da nichs im Netz was Gitarre angeht. Da gibts nur Percussion oder geklatsche. Auch neige ich dazu, nach gewisser Zeit in meinen gewohnten onbeat zu rutschen. Ich weiß das es nachher wohl gefühlssache ist die mit der gewohnheit kommt, bräuchte aber mal nen paar aufklärende Hinweise um das theoretische verständniss von Wahl und akzentuierung der Töne einer Linie im Offbeat. Vielen Dank
 
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Tach!

Vielleicht kann Dir Hal Galper weiterhelfen. Sein Zugang ist komplett weg von dem, was man sonst so liest, er ist sehr menschlich und wohl der einzig Richtige.

Hal Galper war mit vielen großen Namen des Jazz als Pianist unterwegs.

Er erklärt es hier in einem Videomitschnitt einer seiner Master Classes



Grüße Thomas
 
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Hallo,

ich bin mir jetzt ehrlichgesagt nicht ganz sicher ob ich dich richtig verstehe. Meinst du den Offbeat oder die typische Jazzzählweiße ( drei z , ist ja irre ) auf 2 und 4 statt 1 und 3. ?

Sowas ist natürlich immer schwer zu erklären . Letzenendes muss man das dann einfach ins Gefühl bekommen , aber diese Aussage hilft dir natürlich nix. Wie erreicht man also, das man ein Gefühl dafür bekommt ? Man hört ganz einfach viel Jazz. Dann wird irgedwann vertraut , was vorher ukonventionell war. Da du ja beschreibst, dass es dich intuitiv zurück auf den "Onbeat" zieht , zeigt vll auch , dass vll dieser Sound für dich noch nicht ganz gewohnt ist.Ich würde mir das mehr so wie ein Outside - Inside oder Spannung - Entspannung prinzip zurechtlegen. Die "schweren" zählzeiten 1 und 3 und etwas weniger 2 und 4 haben einfach mehr "Gewicht" . Die Töne die darauf fallen kommen etwas stärker durch . Die die auf 2 und 4 sowie auf die Ofbeats fallen haben weniger "Gewicht". Dann liegt es bei einem selber was man damit macht. Willst du Spannung legst du die "schiefen" töne auf die "schweren" Zählzeiten. Bei Entspannung andersrum. Damit kannst du dann spielen und das bewusst einsetzen , dir sogar zu Nutze machen...

Eine Übung die ich manchmal ganz gerne mache ist folgende:

Spiel eine Chromatische Tonleiter ( also alle 12 Töne ) . Versuche dabei die Akkordtöne eines gedachten Akkords aus der Chromatischen Tonleiter hervorzuheben in denen du sie einen Tick lauter anschlägst und sie möglischerweise einen Tick länger hältst (eher minimal). Das machst du in Vierteln , in Achteln und in Triolen. Versuch es so hinzukriegen , dass man trotz chromatik klar hört welcher Akkord gemeint ist. Dan kannst du das auch machen indem du Tensions anstatt Akkordtöne betonst ( hilfreich ist dabei ein Loop oder ein anderweitiger harmonischer Bezugspunkt ) . Dann kannst du versuchen konsonate und dissonante Töne in verschiedenen Kombinationen an verschieden "schweren" oder "leichten" Stellen im Takt zu platzieren. Dabei Trainiert sich meiner Meinung nach ganz gut die Ausdrucksmöglichkeit der rechten Hand , die ja solche Rhytmusgeschichten übernimmt.


Vll hilfts dir ja weiter...

grüße b.b.
 
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Hallo,

weiss jetzt nicht was Du mit "offbeat" genau meinst.
Aber ich habe den Zugang zur Phrasierung bekommen indem ich meinen "Vorbildern" auf CD zugehört und so gut es ging mitgespielt habe.
Gruß
 
Was du meinst ist Swing Feel. Swing Feel kann man versuchen mathematisch zu erläutern, allerdings ist das oft nicht wirklich hilfreich.

In dem dennoch tollen Buch "The Advanced Gitarrist (ja scheiss Autokorrektur)" von Mick Goodrick gibt er dennoch einen Versuch.

Swing Feel bedeutet, dass wir in einer ternären Rhythmik denken. Das bedeutet, Achtel sind nicht einfach nur achtel, sondern bestehen im Prinzip aus 2 unterschiedlich langen Noten. Nämlich einer Triolenviertel (übergebundene Triolenachtel) und noch einer Triolenachtel.

Sieht dann so aus : http://mikesgitarre.de/modules/cms_sites/pics/150-zentriert.png

Wenn du das jetzt allerdings so spielst, klingt das nach allem möglichen, aber nicht nach Jazz.
Es ist nur ein versuch, eine Annäherung - in Wirklichkeit bedeutet ein gutes Swingfeel nämlich viel mehr. Die erste Note ist zwar länger und die zweite kürzer und betont. Dennoch muss man versuchen, dass das es nicht "zickig" und abgehackt klingt. Mick Goodrick stellt da auch eine Tabelle auf in Prozent. Sprich 50% - 50% - gerades Feel. Erstes Note 60% - 40% - leichtes Swingfeel und so weiter. Sprich es ist auch dem Spieler überlassen wie viel ternäre Rhythmik man in sein Spiel legt. Im modernen Jazz beschreibt man momentan ein gutes Swingfeel mit einer eher "geraderen" Auffassung mit gutem "Laidback" feel.

Problem bei der Sache, wenn ich dir das sage hilft dir das nicht viel - du musst dir Spieler mit einem guten Swingfeel anhören und evtl. dir einen Lehrer suchen der dich immer wieder darauf hinweist, wenn du anfängst zu "zicken" . So beschreibt man es bei uns, wenn das Swingfeel sich eher nach einem Traktor anhört, als nach einem entspannten Solisten.

Aber ein paar Tipps

- Auf jedenfalls die 2. Note also 3. Triolenachtel bzw. (deinen Swingoffbeat) betonen
- Etwas "zu" spät sein - also ruhig mal relaxed ein bisschen hinter den nächsten Downbeat spielen (im Prinzip wird also deine ganze Line etwas weiter nach hinten gesetzt und nicht zu früh)
- Assoziationen - stell dir vielleicht einen Louis Armstrong vor, wie er gerade ein abgehangenes Skatsolo singt. Oder sing selber mal mit beim spielen. Ich weiß es klingt verrückt aber ich habe damals mein Swing Feel verbessert als ich Diana Krall beim Klavierspielen zugeschaut habe. Ich meine man kann jetzt denken über die Frau was man will, aber das Swing Feel empfand ich sehr hipp und die Gitarristen bei ihr - Russell Malone, Anthony Wilkinson sowieso


SUPER SACHE:

Mir ist gerade noch eingefallen. Ein super Workshop in der Gitarre und Bass vom großartigen Joachim Schoenecker. Kann man sich online kaufen und beschreibt Rhythmikübungen im Bezug auf Swing.

Link Gitarre Bass
 
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Vielen Dank für die vielen hifreichen Antworten :great:
 
ist evtl. etwas spät aber vll. hilft dir folgendes Video ja etwas weiter (ab 4.55min gehts los):mampf:
 
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Ich glaube, du meinst mit Offbeat die Synkopen?

Diese zu betonen würde ja über Phrasierung geschehen. Die Synkope ist eigentlich immer betont, spielerisch hervorgehoben. Geht es dir darum, die stärker zu spüren? Ich verstehe ehrlich gesagt nicht ganz dein Problem.

Die meisten chromatischen Umspielungen beginnen auf den Offbeat, Onbeat eher Akkordtöne, das hast du ja selbst geschrieben.

Um allgemein Swingfeel zu üben:

Akkordbegleitung (vlt. "Freddie Green"-Voicings) immer auf Viertel spielen (BigBand-Style) und dabei das MEtronom als Synkope wahrnehmen.
(1 UND 2 UND 3 UND 4) --> geht aber nur bei langsamen Stücken bis vlt. 100BPM wirklich gut. Man lernt hinterm Beat zu spielen.
Dann langsam an andere Patterns ranwagen (vorgezogene 1, etc.)

Bei schnelleren Stücken Metronom auf 2 + 4, aber da passiert es glaube ich schnell das man nach vorne spielt, schneller wird, weil halt die "Lücken" 1+3 recht lange sind. (Emily Remmler geht da glaube ich im VIdeo darauf ein).

Ich hoffe ich konnte etwas helfen, ansonsten konkretisiere bitte noch einmal dein Problem.

Gruß Jens
 
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gutes Video danke
@Jens...danke dür die erklärung. Nun hab ichs auch Theoretisch geschnallt. Obgleich ich letztens in einem Workshop las, dass man beim Jazzswing nicht von Synkopen redet bzw. Polyrythmus, da diese eher dem binären beat ( der Akzentuierten verschiebung) zuzuordnen sind. Sie haben nur ähnlichkeit mit dem typischen Jazzswing. Ich meine eher den tenären beat. Mein jetziger Basslehrer hat mir das nun sehr anschaulich an einem Musiprogramm verdeutlich und ich habs nachgespielt. Und zwar ausgehend davon das ich eine kurze und betonte offbeatnote immer kurz vor einer langen downbeatnote spiele. In einem absolut geraden verhältniss wäre die offbeatnote 1/3 im Verhältniss zur downbeatnote 2/3. Naja das klingt aber ebend noch nicht Jazzig. Nun sollte ich die offbeatnote sozusagen noch eher anspielen. So das ein verhältniss von 40% zu 60% entsteht. Das Program tut nun alle 8 Takte diese offbeatnote immer weiter nach hinten verschieben,(sozuagen in microtime) bis sie wieder binär wird. Ne total tolle Übung und diese kleinen Nuoncen machen im Drive ne ganze MEnge aus wie ich selber lernte. So hat sozusagen jeder Musiker seine eigenen Offbatnoten oder besser gesagt seine eigene Rythmische Frasierung. Ich denke nun hab ich genug Übungsmaterial. Höre in letzter Zeit auch viel Swingorchester ect. Vielen Dank an alle. Gruß
 
Genau, wie Emiliy Remler das in Bebop und Swing Guitar vormacht, ist es die klassische Metronomübung für Swing Feel.
4/4 Takt und der Klick auf die 2. und die 4. Zählzeit, das Metronom spielt also den Backbeat. Bei mittleren Tempi übt man Chords in Vierteln mit der gleichen Betonung sowie in Sololinien betonte Offbeat-Achtel, das sind die auf den "und"-Zählzeiten. Nähert man sich der binären Spielweise mit gleich langen Achteln und behält dabei die Betonung der Offbeat-Achtel bei, kann man feststellen, dass der Swing eigentlich erhalten bleibt.
Mit schnelleren Tempi ist zwangsläufig eine Spielweise "gerader" Achtel nötig und üblich, wie auf unzähligen Aufnahmen des Bebop und danach zu hören ist.
Die "triolische Auflösung" von aufeinander folgenden Achteln im Verhältnis von ca. 2:1 sehe ich vor allem als gelegentliches Übekonzept, nicht so sehr als Anleitung für die swingende Realität. Bei Aufnahmen swingender Gitarristen spätestens ab dem Modern Jazz wird auffallen, dass deren swing feel nicht durchgängig ist.
Für einige bekannte Drummer der letzten Jahrzehnte gibt es nachfolgend für alle Freunde des Messbaren eine kleine "Statistik" ihres Swing:
http://www.acoustics.org/press/137th/friberg.html

Swing Phrasierung ergibt sich bekanntlich aus einigen weiteren Bestandteilen, die sich nicht "auszählen" lassen. Diesen Schliff holt man sich am besten aus der Beschäftigung mit Licks und Solos seiner persönlichen musikalischen Vorbilder, so wurde das bekanntlich schon von allen Jazzer Generationen gemacht. Denn was nützen letztlich die Kenntnis des Alphabets und vielleicht einiger Worte, wenn man nicht in ganzen Sätzen sprechen kann?

Gruß Claus
 

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