Meinst du wirklich, dass die Mehrzahl der (sinfonischen) Streicher nicht dieser Meinung ist? Flöten/Klarinetten/Oboen mögen noch ansatzweise angehen, Blechbläser sind schon recht obskur, und Saxophone, um Gottes Willen, das sind doch keine richtigen Instrumente...
Nicht meine Einstellung, aber oft genug erlebt!
Ob es die Mehrzahl ist, würde ich nicht sagen, aber natürlich ist mir diese Einstellung, um nicht zu sagen diese Dummschwätzerei auch schon begegnet. Manche recken ihre Nase sehr, sehr hoch und fühlen sich tatsächlich als etwas besseres, stimmt schon. In Musikerkreisen gibt es auch Neider, Eifersüchteleien und Konkurrenzkämpfe. Begegnet ist mir solcherart Arroganz tatsächlich schon bei (Profi-)Orchestermusikern, für die ich als Musikschullehrer auch kein "richtiger" Musiker bin, obwohl ich sogar regelmäßig konzertiere. Aber ich würde es doch eher als Ausnahme sehen.
... mein Umfeld (und das sind teils schon die Registerführer besserer sinfonischer Blasorchester) mag "passende" Noten haben, alles andere (ab Niveau Weihnachtslied) erfordert akribische Vorbereitung ;-)
Für Amateurkreise gilt meine Aussage tatsächlich nur sehr eingeschränkt, das "einfache" Blasorchestermitglied kann und mag nicht transponieren. Die Klarinettisten eines Amateur-Sinfonieorchesters, dessen Qualität man durchaus als gehoben nennen darf, können wiederum gut transponieren. Die spielen aber auch entsprechende Literatur mit C-Stimmen.
Noch etwas zum eigentlichen Thema alter Notationsformen.
Einen Lautenisten, den ich kannte (und der leider viel zu jung verstorben ist) sah ich einmal aus Tabulatur-Notationen üben. Da er ein echter Spezialist für Laute war und auch ein eigener, sehr charaktervoller Typ, wunderte mich das bei ihm nicht, aber ich fragte ihn, ob man nicht heutzutage doch eher aus modernen Übertragungen in der heute üblichen Notationsform spielen würde und ob das Spielen aus der alten Tabulatur nicht eher so etwas wie ein Spleen von ihm sei.
Er klärte mich dann auf, dass es tatsächlich eines intensiven Studiums bedürfe, aus den historischen Tabulaturen zu spielen, es sich aber lohne, da der Informationsgehalt der Tabulaturen viel größer sei als der moderner Übertragungen.
Denn die Tabulatur ist eine Griffnotation, in der auch die Position der Finger auf der Saite enthalten sei. Und es mache eben einen
klanglichen Unterschied, ob man einen Ton auf einer tiefen Saite in einer hohen Lage oder der nächst höheren Saite in einer tiefen Lage spiele. Auf diese Weise würde die Tabulatur nicht nur die Melodie/Komposition selber, sondern auch deren Klanggestalt vermitteln! Das sei mit der modernen Notation nicht möglich.
Nebenbei standen die frühen Lautentabulaturen in der Entwicklung der Notanschrift Pate. Denn die Notenlinien wurden aus den Linien der Tabulaturen abgeleitet, die dort die Saiten der Laute darstellten.