Notenlesen optimieren

Malineck
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Hallo zusammen,

noch ein weiteres Thema beschäftigt mich - eigentlich schon immer, bloß kommt es jetzt besonders zum Tragen:

Ich habe immer schon vermieden, länger als irgendwie nötig auf Noten zu schauen, sondern so schnell wie möglich auswendig zu spielen. Ich spreche jetzt von Noten im Violin- oder Bassschlüssel, nicht von Leed Sheets, die ja nur zum improvisieren einladen :)
Neben den Vorzügen, auch mal frei raus spielen zu können, hat das auch einen Nachteil bei mir entwickelt. Seitdem ich wieder in einem Orchester spiele, wird mir bewusst, wie elendig langsam ich im Notenlesen bin.
Zwar merke ich durch die ständige Notwendigkeit, bei den neuen Stücken und sowieso in Proben, ständig mich an Noten in "Echtzeit" halten zu müssen, eine gewisse leichte Verbesserung, doch in frage mich, ob ich vielleicht etwas Wesentliches falsch mache oder nicht beachte.

Wer von euch ist so ein Vom-Blatt-Spieler und kann erklären, wie er dazu gekommen ist und was in ihm vorgeht, wenn er halt in Echtzeit auch komplizierte, wenig bis gar nicht geübte Passagen mal eben abspielt.

Klar ist mein Ziel nach wie vor das freie Spiel, aber mein Grundlevel im "Vom-Blatt-Spielen" steht in überhaupt keinem Verhältnis zum technischen bzw gefühlsmäßigen Geschick. Und das möchte ich - auch als Orchesterspieler - gerne mal grundlegend angehen.

Grüßle, Malineck
 
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jeder möchte gerne das, was er nicht kann ... ich bin Notenspieler, Vom-Blatt-Spieler, und hätte gerne von den frei spielenden eine Erklärung, wie sie das machen.

Ich denke, das kannst du mir genausowenig erklären, wie ich dir erklären kann, wie ich vom Blatt spiele. Ich sehe die Noten und die Finger wissen, wo sie hinmüssen (ok, durch den Umstieg auf Knopf wissen sie es nicht immer, aber auf Taste war es eigentlich schon immer so und auf Knopf bin ich auf dem Weg dahin). Wenn du das Forum mal querliest - im Musiktheorie-Forum die Subs "Einsteiger" und "Notation", bei den Tasteninstrumenten das Sub "Spieltechnik", aber auch hier im Akko-Forum - taucht diese Frage immer wieder auf. Es gibt Tipps, wie das Notenlesen und Notenspiel verbessert werden kann, aber die ultimative Lösung gibt es nicht.
 
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Naja, ich möchte auch viele Dinge echt nicht können - lach. :)

Ein bisschen hab ich schon allgemein hier geschaut bezüglich Noten Lesen, war aber noch nicht auf den passenden Faden gestoßen, glaube ich.
Und so ein paar Tipps würden mir durchaus reichen, da sich jeder anders die Dinge aneignen lernen muss.

Ich geh mal synthetisch vor:

Konkret gibt es es ja bei Noten erstmal zwei Dinge die man beachten muss: Die Lage der Töne (Tonhöhe) und deren Dauern, bzw. der Melodierhythmus inclusive Pausen.
Komplexer wirds dann bei Mehrstimmigkeit, da dann zwei oder mehr Melodielinien unabhängig laufen können.

Ich kann mir beispielsweise vorstellen, dass man sich zuerst mal nur rein die Notenwerte anschaut und einen eintönigen Melodierhythmus "klopft"
So etwas hat mir neulich ein Lehrer zum Thema Improvisation gezeigt: Nur mal auf einem Ton den Rhythmus improvisieren und das erst später auf die Melodietöne übertragen.

Ein anderer Schritt könnte sein, rein die Töne zu identifizieren, benennen und auf dem Instrument finden.

Und im dritten Schritt diese beiden Dinge verbinden.
Das dauert zwar auf den ersten Blick länger, gibt aber auf Dauer dann die Sicherheit, es immer besser zusammen zu können.

Ein ganz anderer Weg zum schnelleren Notenerfassen am Instrument könnte doch auch sein, dass man umgekehrt, etwas im Kopf hat und das dann als Noten niederschreibt. Dann muss das Hirn ja auch die ganzen Schritte erfassen udn eher analytisch vorgehen, um es fixieren zu können schriftlich.

Ganz ähnliche Methoden wendet man auch in der Reformpädagogik zum Lesen lernen bei Kindern an.

Ich denke, ich probiere es mal so.

Verbesserungen willkommen :)
 
Wo wir wieder beim Thema Synapsen wären.
Es ist einfach "nur" Training. Die zuständigen Zellen müssen eine Assoziation von Notenbild (eigentlichen Noten und Bass-Akkorde) zu den zuständigen Fingern entwickeln.

Befinde mich in der selben Lage wie Inge - mit dem Akkordeon. Da möchte ich auch einiges ohne Noten spielen können.

Mit meiner Steirischen lerne ich jetzt auswendig spielen. Das klappt komischerweise ganz gut.
 
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Konkret gibt es es ja bei Noten erstmal zwei Dinge die man beachten muss: Die Lage der Töne (Tonhöhe) und deren Dauern, bzw. der Melodierhythmus inclusive Pausen.
Wenn man Texte liest, liest man nicht die einzelnen Buchstaben und setzt sie dann zu Wörtern zusammen, sondern man erfasst Wortbilder. So ist es meiner Meinung nach auch beim Notenlesen. Ich lese nicht einzelne Noten und zerlege die erst recht nicht in die zwei Faktoren Tonhöhe und Tondauer, sondern ich erfasse Notengruppen, komplexe Noten- und auch Akkordfolgen. Die kann ich dann mehr oder weniger automatisch mit den Fingern abspielen -- sowohl auf einer Klaviatur oder auf der Blockflöte oder dem Horn als auch (inzwischen) auf den Knöpfen meiner Ziehharmonika.

Natürlich musste ich irgendwann einmal von den Einzelnoten ausgehen, aber das hast du ja auch schon intus. Diese Notengruppen zu erfassen zu lernen braucht, wie Truk schon schrieb, einfach Übung so wie auch das Lesenlernen. Man muss einfach viel lesen, um flüssig lesen zu können.

Das Umsetzen auf dem konkreten Instrument ist davon, denke ich, zum großen Teil unabhängig. Wenn ich Noten lesen kann, dann kann ich sie auf jedem Instrument umsetzen -- jedenfalls dann, wenn ich das Instrument spielen kann.

Ein ganz anderer Weg zum schnelleren Notenerfassen am Instrument könnte doch auch sein, dass man umgekehrt, etwas im Kopf hat und das dann als Noten niederschreibt. Dann muss das Hirn ja auch die ganzen Schritte erfassen udn eher analytisch vorgehen, um es fixieren zu können schriftlich.
Das Schreiben ist ein ganz anderer Prozess als das Lesen. Ich kann z. B. Fraktur in Büchern ohne Probleme lesen. Aber wenn ich jetzt z. B. ein großese G in Frakturschrift zeichnen sollte, würde ich kläglich scheitern. Ich halte daher den von dir angedachten Weg für nicht sonderlich hilfreich fürs flüssigere Notenlesen. Allerdings ist es ja aus anderen Gründen nie falsch, auch Noten zu schreiben. :)
 
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Ich kann @Torquemada 100% zustimmen.
Ich lese auch Notengruppen wie Wörter. Das ist ein guter Vergleich.
Gruß,
Jonny
 
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Das Lesen ist ein guter Vergleich. Ist ein Musikstück neu, lese ich die Noten spielend langsam. Mit zunehmender Übung wissen die Finger, was zu tun ist und ich benötige nur noch an Taktanfängen, am Beginn eines Melodiebogens oder an besonders schwierigen Stellen einzelne Noten als Reiz, um den weiteren Verlauf abzurufen. Es ist wie beim Lesen. Der Erstklässler lernt die Buchstaben und anschließend deren Synthese. Als erfahrener Leser benötige ich nur noch Anfangsbuchstaben, den Rest erledigt mein Hirn automatisch und der Schnellleser kann auf diesem Weg ganze Textblöcke „erlesen“, was das Lesetempo erheblich steigert. Es läuft also mal wieder auf Übung hinaus. LG Tygge
 
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Obwohl ich als Gitarrist hier eig. gar nichts zu suchen habe, möchte ich doch meine Erfahrung(en) im (kontinuierlichen) Notenlesen mit Euch teilen.
Beim Spielen versuche ich immer nicht auf meine Finger zu sehen, sondern auf's Blatt, bzw. auf den Bildschirm.
Parallel dazu (zum Spiel) höre ich ja automatisch mit und ich möchte behaupten, die Melodie prägt sich mir in mein Gedächtnis besser ein, als die Noten. Je öfter ich dann das jeweilige Stück spiele umso 'auswendiger' läuft dann alles automatisch besser ab.

Hinzufügen möchte ich noch, ich spiele (autodidakt!) nahezu 38 Jahre schon (mit Unterbrechungen - Job...), habe auch mit Notenlesen begonnen gleich.

Letztlich bleibt nur noch: learnin' by doin' (oder wie die Amis sagen: practice, practice, practice)... :rock:
 
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Salut,
erstmal differenziere ich das Vom Blatt Spiel, das Auswendigspiel sowie das Freie Spielen, wobei ich unter dem Freien Spiel verstehe, daß man einfach hörend (mit anderen Musikern) dazu das Seinige spielen kann - oder auch einfach seine Ideen direkt auf dem Instrument umsetzen kann.
Da auch bei mir ein "leichtes" Mißverhältnis zwischen dem doch etwas mühsamen vom Blatt-Spiel und den Fähigkeiten beim Spiel eines einmal erlernten Stückes besteht, habe ich mich entschlossen mich bewußt vermehrt genau der Situation des "Vom Blatt Spielens" auszusetzen. Dazu nehme ich mir eines meiner noch nicht durchgearbeiteten Notenhefte vor und spiele einfach ein Stück nacheinander vom Blatt, so gut es geht. Ein Stück nicht mehrmals hintereinander, sondern nur einmal. Alos ein anderes Prozedere als wenn ich ein Stück intensiv einüben möchte. Das Ganze am Besten nicht auf die Reihenfolge im Heft achtend. So 10-15 Stücke (je nach Länge) pro Tag. Das jeden Tag ins sonstige Üben intergrieren. Nach ein paar Tagen bemerkte ich schon ein beschleunigtes Umsetzen der Noten auf dem Instrument. Wie sonst auch, nur durch Üben und sich fordern macht man Fortschritte.
Doch ich muß auch eindeutig sagen, daß meiner Meinung nach erst das "Gute", interpretatorische Spiel da anfängt wenn man das Stück auswendig kann. Zumindest bin ich erst dann so entlastet, daß ich mir während des Spiels noch Änderungen, Variationen, etwas andere Begleitung, vielleicht auch eine Rythmusverschiebung oder anderes einfallen lassen und umsetzen kann. Das heißt das ich eigentlich jedes Stück welches mir am Herzen liegt auch auswendig können will, was in der Regel auch gut klappt.
Das mit dem Freien Spiel, finde ich, ist eine ganz andere Schwierigkeit als das Auswendigspiel. Um dem Beizukommen treffen wir uns hier in Bonn einmal im Monat im Hinterraum einer Kneipe. Im Laufe des Abend werden so 3-4 Stücke vorgestellt und wir versuchen rein höhrend, also ohne Noten, mitzuspielen so wie wir denken daß es passt. Manchmal klingt das recht chaotisch, zumal die verschiedensten Instrumente anwesend sind, von der Piccolo bis hin zur Tuba:eek:. Doch schämen muß sich keiner da wir ja alle des selbe Problem haben zu sehr von Noten abhängig zu sein.
Genau wie das Vom Blatt Spiel ist auch dies nur durch Üben in den Griff zu kriegen.
Auf jeden Fall muß man konstant dabei bleiben und immer wieder neue Stücke vom Blatt lesend spielen, denn sonst ist das mit dem mühsam erkämpften Fortschritt im Vom Blatt Spiel ganz schnell wieder weg.

Frohes Üben
Roland
 
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Notenlesen optimieren - Es sieht so aus, als ob der Thread EIN Thema hat. Das ist glaube ich nicht ganz richtig, ich glaube man muss da differenzieren.

Wenn man nur nach Noten spielen gelernt hat und kriegt dann neue schwerere Noten (vielleicht mit 16tel drin oder aber Töne mit Hilfslinien), dann ist das reine Übungssache. Man spielt Noten ähnlicher Schwierigkeitsklasse immer und immer wieder und schließlich kann man sie schneller erfassen und umsetzen. Wie wir von @Torquemada gelernt haben, hat das was mit Lesenlernen zu tun. Nur lese ich keine Wortbilder, sondern Notenbilder.

Wie ein paar andere hier im Forum, war ich nicht in der Lage, in der 2.Klasse Lesen oder auch Notenlesen zu lernen. Dennoch bin ich ohne Notenlesen durch den Akkordeonunterricht gekommen. Das funktionierte, weil unsere Lehrerin immer zum Abschluss des Gruppenunterrichts das zu lernende Stück vorgespielt hat. Ich konnte mir das ziemlich gut merken und versuchte in der Übewoche bis zum nächsten Unterricht, das Gehörte nachzuspielen, was fast immer klappte. Einmal aber variierte die Lehrerin das Thema und die Sache kam raus. Von da an war ich mit den Noten alleine. Die Konsequenz war, dass ich nach Noten improvisierte - ich spielte ungefähr das, was dastand, was meine Lehrerin zur Verzweiflung trieb ... Gelernt habe ich dabei Improvisieren - nach Gefühl und Reflex.... Wenn ich jetzt RICHTIG nach Noten spielen lernen möchte, muss ich aber das reflexhafte Spiel hintenanstellen. Das ist aber etwas anderes als man Notenlesen von der Pike auf lernt. Denn ich muss mir vorschnelle Interpretationen, die die Finger von alleine machen, abgewöhnen. De facto geht das nur so, dass man nochmal von vorne anfängt. So habe ich das dann gemacht. Holzschuh raus - bewusst an den kleinen schwarzen Punkten geklebt und geübt. Das war mühsam - ich fühlte mich wie ein musikalischer Legastheniker - aber es hat sich gelohnt. Ich lernte endlich nach Noten zu spielen...

Fazit: Notenlesen optimieren ist nicht gleich Notenlesen optimieren. Es ist wichtig zu wissen, wo man herkommt und was man demzufolge tun muss.
 
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Notenlesen optimieren ist nicht gleich Notenlesen optimieren.

das ist wohl definitiv so.

Vorausschicken möchte ich , dass ich nicht der der Überflieger auf dem Akkordeon bin, sondern bestenfalls mittelmäßig in höchster Vollendung.

Notenlesen grundsätzlich habe ich gleich von der ersten Akkordeonstunde an gelernt - war also nie ein Thema.
Problematischer wirds dann, wenn man komplexe Notenbilder flüssig erkennen will. Und da wird s für mich bezogen auf s Akkordoen problematischer. Im Diskant erkenne ich bei Akkordoen meist nciht die einzelnen Noten, sondern nur, um welche Noten es sich grundstäzlich dreht und den Rest erfasse ich bildhaft, wo und wie sich die Noten "zusammenballen" - das stellt gleichzeitig auch das Griffbild meiner Finger dar. Funktoiniert weitestgehend. Wenn mal ein Vorzeichen übersehen wurde oder so - das hört man dann meist und dann wird im Zweifelsfall genau geschaut, welche Noten denn das wirklich sind. Nur Komplizierte Akkorde werden genau unter die Lupe genommen, -- welches Auflösungszeichen gehört zu welcher Note., welche ist erhöht, welche ernierdrigt...

Beim Bass ists nicht ganz so einfach, da ich den Bass nach Buchstaben spielen gelernt habe - und so unterscheide ich zwischen Standardbass und Melodiebass. Bei Standardbass spiele ich nach Buchstaben und bei Melodiebass nach Noten, die ich hier aber mangels Können erstnmal jeweils der Reihe nach gaaaanz langsam spielen muss.

Was das freie Spielen ohne Noten angeht - (gehört hier ja nicht direkt zum Thema) darüber haben wir an andere Stelle schon ausgiebiger diskutiert. Das sehe ich pragmatisch. frei also auswendig spielen sit eine schöne Sache, birgt aber die Gefahr., dass einem viele Hinweise wie der Komponist oder Arrangeur sich das gedacht hat entgehen und man halt nur ungefähr das spielt, was eigentlich in den Noten steht. - Wie hat das mein Meister dann immer kommentiert: " Ist nett, was du da spielst - aber das steht so nicht da! Und jetzt spielen wir das mal so mit allen Noten, so wie die dastehen und versuchen damit eine sinnvolle Version zu spielen, denn der Komponist hat sich was gedacht, warum der die Noten so aufgeschrieben hat"
 
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Das sehe ich pragmatisch. frei also auswendig spielen ist eine schöne Sache, birgt aber die Gefahr., dass einem viele Hinweise wie der Komponist oder Arrangeur sich das gedacht hat entgehen und man halt nur ungefähr das spielt, was eigentlich in den Noten steht. - Wie hat das mein Meister dann immer kommentiert: " Ist nett, was du da spielst - aber das steht so nicht da! "
Den letzten Satz kenn' ich auch noch gut von meinem Klavierunterricht in meiner Jugend. Doch widerum hat meine Klavierlehrerin mir durchaus auch manche Freiheiten gelassen und gewisse interpretatorische Änderungen der Partitur akzeptiert oder sogar gelobt.
Doch die Partitur notengetreu zu versuchen widerzugeben hängt ja auch stark von dem ab in welcher Musikrichtung man unterwegs ist. Bei Barock, Klassik und Romantik (wobei es da ja gar keine Stücke für Akkordeon notiert gibt) ist es natürlich so, daß wenn man sich dem, was der Komponist sich gedacht hat, so nah wie möglich nähern möchte, sich so gut als möglich an das hält was dieser notiert hat. Eine Beethvoven Sonate durch eigene Ergänzungen oder Änderungen zu verschlimmbessern wäre ein Sakrileg. Doch auch da gibt es natürlich Gründe den ein- oder anderen Ton im Akkord, magels eigener Fähigkeiten, wegzulassen:(.
Doch damit habe ich mich genug herumgeschlagen. Auf dem Akkordeon beschäftige ich mich eher mit Stücken, welche ursprünglich nie in Noten gefasst waren, da diejenigen die diese gespielt haben des Notenlesens gar nicht mächtig waren. Da ist für mich die Fassung in Noten, die irgend jemand versucht hat zu Papier zu bringen, eher nur die Basis meiner eigenen Interpretation, oder auch Ausgangsbasis für erweiternde Variationen. Das ist letztendlich auch einer der Gründe dem Klavier mit meiner klassischen Literatur den Rücken zugewandt zu haben, denn letzendlich will ich kreativ sein. Es ist auch lustig nachdem man ein Stück lange schon auswenig spielt sich mal wieder mit den Noten hinzusetzen und versucht danach zu spielen. Zumindest bei mir ist es so, daß sich das Stück selbst unbewußt im Laufe der Zeit immer weiter von den Noten entfernt, manche Akkorde sind nicht mehr die Notierten, der Schluß ist ein anderer, manche Passagen spiele ich punktiert, der Rythmus der Bassbegleitung ist anders aufgeteilt...
Das ist so natürlich auch ein Vorteil, daß es nur wenige Stücke gibt die originär fürs Akkordeon geschrieben sind, also muß man sich eh nicht an die vom Komponisten nie so geschriebenen Noten halten.
Vive la liberté

Roland
 
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Vielen Dank für die guten Beiträge!
Ich sehe, dass ich nicht allein dastehe :)
Bei mir war es so, dass ich als Kind auf der Melodica gehörte Lieder z. B. aus Kinderserien nachspielte und später dann zwar Noten lernte, aber mich über lange Zeit schwer tat, das zu „übersetzen“ (alles verstanden aber sehr langsam dechiffriert :) )
Damit kann ich mir zwar jedes Lied per Noten erarbeiten, aber ich muss es bei einigermaßenem Anspruch völlig auswendig können, um es Vorträgen zu können.
Mein Problem ist jetzt das Orchesterspiel von ich sag mal „schrägen Stücken“
Mit „vom Blatt spielen“ meinte ich das spontane, exakte Spielen von nicht im Ohr liegenden Noten in Echtzeit.
(Nicht das Spielen von geübten oder bekannten Stücken per ab und an Nachschauen)
Mir fällt das z. B. auf, wenn wir ein komplett neues Stück in die Hand bekommen und wir das erst mal „durchspielen“
Es gibt erschreckend viele Mitspieler, die da, selbst bei Taktwechseln und Vorzeichenwechseln und nicht gerade gängigen Rhythmen, Synkopen etc pp
tatsächlich durchspielen
Während ich z. B. froh bin, überhaupt mit den Augen folgen zu können und alle paar Takte nen länger anhaltenden Ton erwische oder mal den Schlussakkord .
Langsam für mich einüben ist kein Problem und sobald ich die Stimme komplett im Ohr und Nervensystem habe, geht’s ab
ABER das ist sehr unbefriedigend, weil ich Wochen brauche, um die anspruchsvollen Sachen überhaupt lückenlos mitspielen zu können. (und es ist ja nur Diskant)
Genau deshalb spiel ich auch wieder Orchester, weil ich genau das verbessern möchte.
Den Punkt mit der Parallele zum Text lesen, kann ich nachvollziehen. Genau so lesen wir als Fortgeschrittene. Der Leseanfänger muss Laut für Laut erfassen (und braucht sich an kein Tempo, keinen Rhythmus und außer Punkt, Fragezeichen etc an keine Artikulation zu halten)
Auch löst „Lesen“ im Kopf bereits durch Sprechen angelegte Gedanken aus. Lesen ist quasi von Schrift diktiertes (bereits gelerntes) Denken.
Dieses Lesen funktioniert nicht, wenn da völlig Neues steht. Fremdwörter, ungewohnte Sachverhalte etc. Dann lesen wir wie ein Anfänger, buchstabieren regelrecht.
Beim spontanen Notenlesen kann aber genau das passieren. Ungewohnte Harmonien, gewollte Dissonanzen, gebrochene Rhythmen.
Und zumindest im Orchester hört man sich selbst nicht unbedingt, wegen der Nachbarn, der allgemeinen Lautstärke. Also fällt die akustische Rückmeldung auch noch weg.
Dennoch gibt’s sehr viele Orchesterspieler, die grundsätzlich brutal durchspielen (nicht perfekt aber flüssig)
Deshalb frage ich mich, wie das geht, wie das trainierbar ist.
Momentan fange ich, da meine Freundin von mir lernt, von null an und trainiere die Basics von Noten und achte auf ganzheitliches Erfassen, Vorauslesen etc. und entdecke viele Irrtümer, da ich schnell ins Interpretieren komme, wie einige schon beschrieben haben.
Und genau das ist im Orchester genau Müll
Solistisch oder in Jams gilt ja das genaue Gegenteil
Also: Tun, Tun, Tun
 
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Du hast im Prinzip das exact gleiche Problem wie ich, in allen Punkten gut beschrieben. Das
Problem stört erst da wo man mit anderen zusammen neue Stücke direkt mitspielen möchte. manchmal brauche ich dann einfach ein paar Minuten im stillen Kämmerlein, was oft leider nicht möglich ist. Daher das von mir oben praktizierte und vorgeschlagene Prozedere um das vom Blatt lesen Können zu forcieren.
Und zumindest im Orchester hört man sich selbst nicht unbedingt, wegen der Nachbarn, der allgemeinen Lautstärke. Also fällt die akustische Rückmeldung auch noch weg.
Auch dies ist exact ein Problem, im Gewusel von anderen Spielern ringsum höre ich mich nicht mehr selber spielen, so daß ich manchmal erst nach einigen Takten registriere, daß ich um einen Ton "verrutscht" bin. Dagegen habe ich mir mittlerweile was einfallen lassen was auch funktioniert. Ich habe mittels Klettband auf dem Diskantverdeck als auch Bassteil zwei kleine, mttelmäßige Mikros angebracht. Diese sind an einem kleinen ausrangierten Verstärker einer Motorradhelmsprechanlage (kleines Plast-Gehäuse ca. 8x5x2cm mit Gürtelklip) angeschlossen. Dazu ein kleiner Nackenbügel Ohrhörer, dank des Lautstärkereglers kann ich nun meinen Pegel so einstellen das ich mich, aber auch die Anderen noch gut höre. Das bringts und hat zudem den Vorteil daß ich nun auch leiser spielen kann und mit meinem Falschspiel auch meine Nachbarn nicht so "störe". Viele andere haben das gleiche Problem ihren Klang nicht aus dem Gesamtvolumen herausdifferenzieren zu können, mehr oder weniger ausgeprägt. So eine kleine Installation lässt sich sicherlich auch mit 'nem Elektronik Bausatz/Modul eines Kleinverstärkers von Conrad etc bewerkstelligen.

Gruß

Roland
 
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Super Roland!

Bei Studioaufnahmen gibt’s ja auch ähnliches und Bands haben nicht umsonst Monitorlautsprecher zu sich selbst gerichtet.

Da bin ich mal gespannt, wie die mich anschauen, wenn ich nach gerade mal 3 Monaten nicht nur mit nem neuen Instrument, nem Holzklotz für unter den linken Fuß nun mit nem Microsystem und Kopfhörer zur Probe erscheine :)
 
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Der Vergleich mit Worten oder Wortgruppen, sogar Sinnzusammenhängen wurde ja bereits erwähnt.
Also ist offensichtlich, dass man gut vom Blatt spielt, was erstens einfach strukturiert ist, zweitens aber auch so oder so ähnlich erwartet wird. Es wurde also bereits schon "geübt", wenn auch in etwas anderem zusammenhang.

Da ist also erstens das schnelle absolute Erfassen von Zeichen und zweitens das Vorausahnen von musikalischen Zusammenhängen. Steht da also ein Rhythmus, den man schon mal hatte, dann braucht man nicht mehr Note für Note lesen, sondern weiß, dass es da unten (im Bass beispielsweise) zumindest rhythmisch so oder so ähnlich weiter geht. Kennt man Mozarts Vorhalte, dann kann man die oft ohne viel Lesen auch vom Blatt spielen. Man schaut nur noch hin, um seine Hörgewohnheit zu bestätigen, um sich zu vergewissern, dass der Reflex des Körpers so auch auf dem Blatt steht.

Wie kann man das lernen? Machen - natürlich.

Die zuletzt erwähnten Schwierigkeiten hängen also mit Störfaktoren und unbekannten Strukturen zusammen.

Beispiel: ein Dreiklang in Grundstellung sieht aus wie ein Schneemann :) Das ist wohl vielen klar, auch wie dieser zu greifen ist. Sind aber zwei evtl. alterierte Noten mehr im Spiel, wirft einen das sogar beim Erkennen des Dreiklangs aus der Bahn, insbesondere wenn die Lage des Akkordes nicht mehr eng ist.

Ein schönes Beispiel ist auch Partiturspiel:

6 Systeme mit jeweils nur einer Stimme. ( Meistens sogar noch mit alten Schlüsseln, aber davon mal abgesehen)
Eine solche Zeile mit 6 Systemen zu erkennen ist ungleich schwerer, als wenn der selbe Text wie gewohnt in 2 Systemen zusammengefügt ist. Dort erkennt man den Dreiklang, in 6 Systeme muss man 10 mal prüfen und das einzeln gelesene "zusammen addieren"...

Es ist für mich nicht ungewöhnlich, dass ich bei Neuer Musik manchmal eine ganze Stunde an ein oder zwei Takten büffele.

Und nachts liege ich im Bett und im Traum kommt mir vermeintlich die Erleuchtung:

Noten_lesen.jpg
 
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Wo um alles in der Welt kramst du solche Dinger raus? :great:
Oder handelt es sich hier um das neue Rätsel? :D
 
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Tygge
  • Gelöscht von maxito
  • Grund: Userwunsch - falschen Faden erwischt
Wie hat das mein Meister dann immer kommentiert: " Ist nett, was du da spielst - aber das steht so nicht da! Und jetzt spielen wir das mal so mit allen Noten, so wie die dastehen und versuchen damit eine sinnvolle Version zu spielen, denn der Komponist hat sich was gedacht, warum der die Noten so aufgeschrieben hat"
Ich habe ja allerhöchsten Respekt vor Menschen die sich mit Notenblättern heimisch fühlen. Jetzt wurde aber weiter oben auch das Lesen von Text erwähnt. So, genau hier kommt nämlich der Unterschied.

@maxito schreibt, dass sein Meister ihn angehalten hat das zu spielen was auf dem Notenblatt steht, damit das wiedergegeben wird was der Komponist ausdrücken wollte, quasi seine Sprache, sein Tonfall, sein Akzent und Dialekt. Beim Vorlesen eines Buches geht das schon nicht mehr. Würde ich (mit Münchnerischem Zungenschlag) etwas von Kurt Tucholsky (Berliner) vortragen, wäre der Text vielleicht richtig vorgelesen, nur eben nicht die originale Sprache, der Tonfall, Akzent und Dialekt getroffen. Es würde sicher etwas fehlen. Wäre ich jedoch fähig und könnte eben diesen Text während des Vortrags in bayrische Satire mit typischen süddeutschen Elementen versehen, würde der gleiche Text wohl noch den gleichen Inhalt (die gleiche Melodie) haben aber eine andere Klangfarbe, vielleicht sogar in einer ganz neuen Art erklingen.

Was ich sagen will, keiner weiß was der Herr Bach, Brahms und Genossen wirklich ausdrücken wollten, was sie sich beim komponieren gedacht haben. Keiner von uns hat mit den werten Herren je ein Wort gewechselt. Es mag durchaus sein, dass auf dem Notenblatt bei weitem nicht das steht was der Meister sich gerade durch die Birne gejagt hat, der arme Herr Beethoven hatte noch dazu das Pech dass er es gar nicht mehr hören konnte. Ganz zu schweigen von den aber tausenden von Neufassungen, Arrangements und "Um-Schreibungen". Natürlich stehen Anweisungen auf dem Blatt; Pausen, Punktierungen, usw. Aber wenn darin der Ausdruck steckt, dann ist auch der nur das Spiegelbild des Moments. Der selbe Herr mag das 5 Jahre später ganz anders geschrieben haben. Und so sollte auch dem Musiker hier eine Freiheit erlaubt sein, gerade das macht das Musizieren zum schönen HOBBY. Ein Stück 100%ig nach der Notenvorlage wiederzugeben muss nicht unbedingt die beste Interpretation sein. Ich finde @Bernnt's jugendliche Mogeleien da wesentlich amüsanter.
Professionelle Vortragende und Orchester Musiker sind da natürlich nicht angesprochen - bitte weg-lesen -.

Ich meine ein Notenblatt gibt sehr viel her und wird dem Musiker helfen, ein Stück zu lernen und sinngemäß die Partitur wiederzugeben, sollte aber doch frei genug sein um sich selber darin zu verwirklichen. OK, das klingt jetzt hochtrabend, mir geht's jedoch so, dass ich froh bin wenn das Grundgerüst der Melodie im Gedächtnis ist, dann geht's fromm und frei ohne Blatt weiter.

ABER, ich bin nur ein recht schlichter Musiker mit nicht sehr hohen Ansprüchen und einfachem Repertoire, aber sehr personalisiertem Stil :D.
Haut's in die Tasten und Knöpf ! :m_akk:Servus.

NB: Wenn oben von Herren als Komponisten geschrieben ist, soll das nur stellvertretend für die komponierende Kunst sein welche gleichermassen von Frauen und Männern ausgeführt werden können. - Anmerkung der Redaktion -​
 
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Ein schönes Beispiel ist auch Partiturspiel:

6 Systeme mit jeweils nur einer Stimme. ( Meistens sogar noch mit alten Schlüsseln, aber davon mal abgesehen)
Ja, und mit transponierenden Instrumenten, schönen Dank! Und wieso nur 6 Systeme? Ich hatte immer das Gefühl, es seien 20 oder mehr. :fear: -- Ich glaube, deswegen spiele ich heute diatonische Ziehharmonika. Is einfacher für't Hirn.
:spicy:
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Es mag durchaus sein, dass auf dem Notenblatt bei weitem nicht das steht was der Meister sich gerade durch die Birne gejagt hat
Das ist eine ganz andere Frage, darum ging's überhaupt nicht! Es ging darum, wie man das, was da an Noten aufgeschrieben ist, erstmal möglichst zügig versteht und dann in einer Rough-n-ready-Version in die Finger kriegt. Eine ganz pragmatische Frage.

Kein Mensch hat behauptet, das Notenbild sei ein vollkommener Hirnabguss von Herrn Bach oder Herrn Beethoven oder das Notenbild allein sei immer ausreichend. Völlig andere Diskussion. Muss man nicht miteinander vermischen.
boewu37.gif
 
Ein schönes Beispiel ist auch Partiturspiel: 6 Systeme mit jeweils nur einer Stimme.
Ich bin schon von vier Zeilen überfordert. Ein gewisser Johann Sebastian B. hat seine "Kunst der Fuge" doch tatsächlich in vier Zeilchen gepackt. Ich frage mich, wie man das damals verkaufen konnte und bis heute auf einem Instrument spielen kann. Seine Sohnmann sagte, das geht, ich sage, bei mir nicht.
 

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