Noten in Achtelketten hervorheben

Bernnt
Bernnt
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Liebe Arrangeure,
manchmal möchte man ja bestimmte Noten in einer Achtelkette hervorheben. Bei dieser Version von "Alle meine Entchen" würde sich das anbieten:

AlleEntchen.png

Dazu meine Frage: Wenn ich die Melodietöne hervorheben möchte, ohne vorzuschreiben, ob die betreffenden Töne in der Achtelkette breiter oder lauter oder betonter gespielt werden sollen, sondern einfach nur nach Gefühl irgendwie anders, wie würdet ihr das notieren? Wie müsste man die Noten auszeichnen? Bach hat ja in seinen Autographen zum Beispiel einfach mal einen Notenhals rumgedreht, was dann natürlich im Bild sofort auffällt. Was tun? Vorschläge eurerseits sind herzlich willkommen.
 
Eigenschaft
 
wenn Du in diesen Noten "alle meine Entchen" hören möchtest, dann solltest Du die entsprechenden Töne wirklich markieren. Für mich klingt es eher nach "Hänschen klein" :D

Ich habe gerade mal in den Noten eines Musette-Walzers nachgesehen, wie das dort gelöst wurde: da haben die Melodietöne einen zweiten Notenhals in die andere Richtung (siehe Anhang).
 

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Für mich klingt es eher nach "Hänschen klein" :D
Ähm ok, mein Geist hat sich um 21.30h verabschiedet. You are right, Mrs @lil. Das mit dem Notenhals ist schon mal eine Idee, ich hab das glaube ich so noch nie in zeitgenössischen Noten gesehen. Wahrscheinlich war ich blind.
 
...manchmal möchte man ja bestimmte Noten in einer Achtelkette hervorheben... Wie müsste man die Noten auszeichnen?
Zum Hervorheben wird seit mindestens ca. 1850 (meine ältesten Noten) üblicherweise ein < (= Akzent) über die betreffende Note gemalt.

akzent.jpg


Gruß Claus
 
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Das mit dem Notenhals ist schon mal eine Idee, ich hab das glaube ich so noch nie in zeitgenössischen Noten gesehen. Wahrscheinlich war ich blind.
Dann war ich auch blind. Als ich hier Dein Posting las, war ich mir ziemlich sicher, dass in den Noten des obigen Walzers keine Hervorhebungen sind. Und ich hatte längere Zeit die Noten regelmäßig vor den Augen. Als ich sie dann herauskramte und die zusätzlichen Hälse sah, war ich leicht überrascht ... Von daher könnte es gut sein, dass Du das durchaus schon gesehen und gespielt hast. Aber da es für Dich bisher noch kein Thema war, hast Du es gespielt und die Noten akzeptiert, wie sie waren. Wie sie waren, war zweitrangig, Hauptsache, es hat beim Spielen funktioniert.
 
Vielen Dank schon mal für die Hinweise, @Claus und @lil.

Claus hat natürlich recht, wenn man die Töne leicht lauter spielen soll, verwendet man Sforzato, das wie beschrieben mit einem Dach oder einem descresc-Zeichen markiert wird:
http://www.musicians-place.de/glossar-musikalische-grundbegriffe/57-sforzato.html

Das ist eine Möglichkeit, allerdings wollte ich ja freier sein:
Wenn ich die Melodietöne hervorheben möchte, ohne vorzuschreiben, ob die betreffenden Töne in der Achtelkette breiter oder lauter oder betonter gespielt werden sollen, sondern einfach nur nach Gefühl irgendwie anders, wie würdet ihr das notieren?
In diesem Zusammenhang ist das Notenbeispiel von Inge schon recht hilfreich: In der ersten Zeile übrigens mit Sfz, in der zweiten ohne.
 
Grundsätzlich gibt es für einen "hervorgehobenen" Ton die Mittel der Tonhöhe, der Dynamik, der Artikulation und der Klangveränderung (z.B. durch Dämpfer oder Elektronik). All das ist in der Notation beschreibbar und kann einzeln oder in Kombination vorkommen. Viele der Ausdrucksmittel sind in Zeichen wie Tenuto, Staccato, Akzent usw. standardisiert.
sforzato ist eine sehr deutliche Betonung, da steht dann sfz unter der Note, das ist viel mehr als ein Akzent. Wenn das jemand in der Partitur aber so beschreiben will, dann muss es irgendwo dazugehörend definiert werden.
Die bekannten Zeichen sind nicht völlig streng definiert, sie beschreiben vor allem den Typus einer bestimmten Artikulation.
Oft ergeben sich auch aus dem musikalischen Genre und der Stilistik des Stücks weitere Anhaltspunkte, wie die Zeichen zu spielen sind.
Für einzelne Noten wie in Beitrag 1 genannt kenne ich nur solche Zeichen und da macht der Akzent, was sein Name sagt. Er bezeichnet die relative Hervorhebung einer Note.

Etwas übergeordnet findet man eine interessante Variante von Anweisungen z.B. in der Partitur von Mahlers 3. Sinfonie. Da liest man z.B. kräftig, entschieden, zurückhaltend, Schalltrichter in die Höhe, schwer und dumpf, wie aus der Ferne, wild usw.
Dazu kommen noch einige der üblichen auf italienisch formulierten Anweisungen. All das bezieht sich zwangsläufig auf mehrere Noten oder sogar mehrere Takte.
Partitur: Grustav Mahler, Symphonie Nr. 3

Erarbeitet man ein Stück im Ensemble, dann sagt der Dirigent normalerweise, wie er sich die Interpretation vorstellt und geht vom "großen Ganzen" schließlich immer weiter ins Detail.
Dann lässt er in der Probenarbeit schon mal einzelne Stellen in der Instrumentengruppe oder sogar von einem einzelnen Instrumentalisten vorspielen.
Dazu kenne ich bei anspruchsvolleren Stücken noch Satzproben, bei denen innerhalb der Instrumentengruppe bestimmte Stellen geübt und dabei unter den Musikern abgestimmt werden.

Gruß Claus
 
Die korrekte Darstellung des oben angefragten Alle meine Hänschen geht mMn so:

upload_2017-10-20_21-53-59.png


Also nicht nur die Notenhälse für die andere Stimme, sondern auch deren Notenwerte sind korrekt dargestellt.
=> intuitiv lesbar

Ähnliches Beispiel im 6/8-Takt mit punktierten Vierteln und punktierten Halben:

upload_2017-10-20_21-57-42.png


Viele Grüße,
McCoy
 

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Die korrekte Darstellung ...
das ist meinem Noten- und Spielgefühl nach die richtige Darstellung, wenn die Melodietöne auch so lange ausgehalten werden sollen. Wenn sie nur als hervorgehobene Achtel gespielt werden sollen, dann tendiere ich zur Darstellung wie im von mir geposteten Beispiel, nämlich mit Achtelhälsen in die andere Richtung, aber ohne Pausen während der anderen Achtel. Also so:
upload_2017-10-21_2-11-31.png
 
Ein Lehrbeispiel, um zu sehen, wie professionelle Notensetzer da herangehen, ist die G-Moll-Rhapsodie von Brahms (das es' in Takt 1 auf Zählzeit 1 ist dreistimmig :cool:, entsprechend die anderen Stellen in Takt 2, 5 und 6).

upload_2017-10-21_3-39-33.png

Wenn sie nur als hervorgehobene Achtel gespielt werden sollen, dann tendiere ich zur Darstellung wie im von mir geposteten Beispiel, nämlich mit Achtelhälsen in die andere Richtung, aber ohne Pausen während der anderen Achtel.
Ich habe das ehrlich gesagt noch nirgends so gesehen. Hast Du ein Beispiel aus der Literatur? Wenn die entsprechenden Noten nur als Achtel ausgehalten werden sollen, reichen meiner Meinung nach Akzentzeichen. Andernfalls handelt es sich um Zweistimmigkeit, dann muß die obere Stimme Achtelpausen enthalten, um vollständig zu erscheinen. Aber es soll ja nichts geben, was es nicht irgendwo schon gibt ...

Viele Grüße,
McCoy
 
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Hast Du ein Beispiel aus der Literatur?
"Griffbereit" habe ich nur den Musette-Walzer, den ich in Posting #2 aufführte. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht mehr, wie ich mit meinen Software-Möglichkeiten Noten direkt ins Posting einfügen kann, deshalb als PDF-Anhang. Inzwischen weiß ich es wieder, deshalb jetzt etwas ausführlicher:
upload_2017-10-21_9-32-46.png

upload_2017-10-21_9-33-18.png

dies ist die Stelle von oben, letzter Teil vor dem Trio, nur etwas größer:
upload_2017-10-21_9-34-28.png


und im Trio sieht eine ganze Seite dann so aus:
upload_2017-10-21_9-37-52.png


zwischendurch gibt es noch vereinzelte Takte in dieser Schreibweise, die habe ich jetzt nicht herausgesucht, ich denke, das wäre auch nicht nötig. Weitere Beispiele habe ich nicht parat, habe ich aber auch nicht gesucht. Eigentlich habe ich diese Noten herausgesucht, weil ich im Hinterkopf hatte (und @Bernnt zeigen wollte), dass eine extra Heraushebung der Melodie gar nicht nötig ist ... (ich habe sein "alle meine Hänschen" ja auch ohne erkannt) :D

Edit:
noch ein Beispiel, wie die Noten (gut) gespielt sich anhören können
 

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Ok Leute, vielen Dank für eure Hilfe. Ich kann jetzt beruhigt und weiser als vor ein paar Stunden meinen Mittagsschlaf halten. Der Vollständigkeit halber möchte ich euch einen Bildausschnitt aus einem Bach-Autographen posten:

Bachautograph.png

Man sieht oben die typisch ausdrucksstarke Notenschrift von Bach, mit der er musikalische Sachverhalte für Musiker auch optisch deutlich gemacht hat - auch mittels wechselnder Halsrichtungen. Sforzato brauchte er dafür nicht. Ich selber würde auch verrückt werden, wenn über jeder zweiten oder dritten Note so ein Zeichen klebte... Drunter sieht man übrigens in Tabulatorschrift skizziert, wie er gedacht hat, dass das Stück weiterlaufen soll. Mir gefällt dieser Ausschnitt Notenschrift, weil das Stück dadurch Charakter kriegt. Manchmal wird man durch den heute verbreiteten stupiden maschinell gesetzten Notentext geradezu eingeschläfert und die Hälfte des Stücks geht verloren.
 
dies ist die Stelle von oben, letzter Teil vor dem Trio
Cool,wieder was dazugelernt. :) Da sieht man mal wieder, wie flexibel und vielseitig unsere Notenschrift ist.
 
Ich selber würde auch verrückt werden, wenn über jeder zweiten oder dritten Note so ein Zeichen klebte...
Dann ist der Musette Walzer von lil vermutlich nichts für dich. :D
Die doppelten Notenhälse statt zweier Noten auf gleicher Höhe und Zählzeit sind meines Wissens nach eine Besonderheit der Akkordeonschreibweise. Sie verweisen aber auch dort darauf, dass Melodie und Begleitung zusammenfallen.
upload_2017-10-21_15-57-6.png



... auch mittels wechselnder Halsrichtungen. Sforzato brauchte er dafür nicht.
Ein Akzent ist kein sforzato (=plötzliche, starke Betonung), für das man sfz unter die Noten schreibt.
Mit einem Akzent gibt man einer Note einfach relativ mehr Gewicht, die genaue Ausführung hängt dabei vom Zusammenhang ab und ist nicht immer gleich.

Gruß Claus
 

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