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Pit-PB
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Liebe Experten,
mich würden Eure längerfristigen Erfahrungen mit der Fatar-Tastatur des nord electro 73 HP interessieren:
- Was für ein Niederdruckschwere hat die Tastatur eigentlich?
Zum Vergleich: Meine Electro - Tastatur / halbgewichtet braucht gemessene 62 Gramm an allen Tasten, um auszulösen;
ein hier stehender Förster-Flügel lockt mit straffen 52 Gramm, Steinway sollen es schon mal bei 45 Gramm machen usw.
- Wie hoch ist das Aufgewicht?
Man sagt immer, es soll die Hälfte der Niederdruckschwere sein. Als Organist komme ich aber direkt ins Schleudern, wenn das Aufgewicht zu stark vom Niederdruckgewicht abweicht. Eine schöne knackige Schleifladentraktur verlangt durchweg 75 Gramm Niedergewicht, bei gezogenen Koppeln können auch mal 170 gr. anliegen - das ist man also gewöhnt. Hier sind dann Niederdruckschwere und Aufgewicht nahezu gleich (Was vielleicht auch erklärt, warum viele hervorragende Organisten leider nicht über ein atemberaubendes Pianissimo auf dem Flügel verfügen).
- Wie ist das Repetitionsverhalten (die Electro D - Tastatur ist rasant schnell, um die Drills der B3 wiedergeben zukönnen)?
- Wie tief taucht die Taste in die Garnitur ein (Wieviel Gang macht die Untertaste)?
- Nach wieviel "Reise" löst der Ton aus und ist das bei allen Tasten gleich (nicht Niederdruckschwere!)
Vielen Dank für das Interesse an meinen Fragen!
Pit
kleine Ergänzung noch:
Hintergrund ist meine Begegnung mit diversen Klaviaturen. Entweder waren die ziemlich zerspielt, die Federspannung hatte massiv nachgelassen oder die war reguliert. Bevor man da sagt "uah, das ist aber schlabbrig", hätte ich gern objektive Kriterien.
Wenn also einer eine nord hp zur Hand hat und könnte mal für mich nachmessen, das wäre wunderbar. Mit den Gewichten ist das nicht so schwierig, wenn man eine Feinwaage wie beim Goldschmied sein Eigen nennt. Diese Gewichte passen dann vorn auf die Taste darauf. Oder man behilft sich mit Geldstücken
1 Cent: 2,30 g
2 Cent: 3,06 g
5 Cent: 3,92 g
10 Cent: 4,10 g
20 Cent: 5,74 g
50 Cent: 7,80 g
1 Euro: 7,50 g
2 Euro: 8,50 g
Wenn die Taste zu schmal wird, dann legt man ein Radiergummi auf, damit das Gewicht nicht auf der Nachbartaste aufliegt. Das wird dann üblicherweise später rausgerechnet.
Im klassischen Pfeifenorgelbau wird der Tastengegendruck durch unverwüstliche und großzügig bemessene Schenkelfedern erzeugt, die ein äußerst präzises Spiel ermöglichen. Ich habe mal nachgemessen und festgestellt, daß z.B. bei einer Cavaillé-Coll-Orgel mit Barkermaschine locker 120 Gramm je Taste anfallen können. Da ist mit Squizzling nicht mehr sehr viel
Das dritte Manual mußte immer leichtgängiger sein, z.B. mit 110 Gramm Niederdruckschwere bei Aristide Cavaillé-Coll. Dieser Tastengegendruck war über Jahrhunderte für Organisten der Prüfpunkt für Pfeifenorgeln. "Im vollen Werk" werden bei einer Barockorgel schon mal 250 Gramm pro Taste erzielt, keine Wunder, wenn dann das Spiel sehr statisch wirkt
Habe lange Jahre auf einem so eingestellten mechanischen Spieltisch mit einer Druckpunkteinrichtung mittels verstellbaren Rundmagneten geübt. Wenn man dann an einen leichtgängigeren Spieltisch kommt, ist das alles natürlich sehr viel leichter. Aber die Präzision des Anschlags, die arbeitet sich sehr viel leichter auf einem gefühlt "schwergängigeren" Spieltisch. Von "Schwer" nach "Leicht" geht also einfacher, als von "Leicht" auf "Schwer".
Ach ja, und wenn man dann von so einem "schweren Spieltisch" an einen leichtgängigeren kommt, dann spielt es sich einfach unglaublich knackig, präzise und es lohnt schon die Arbeit vorher, denn nie zuvor hast Du besser gespielt
Wenn ich mir z.B. die Fatar-Klaviatur am nord 3 electro anschaue, dann wurde da ja gerade versucht einen Kompromiß zu erzielen zwischen Flügelmechanik und - Tastengegendruck und dem einer B3.
Die Niederdruckschwere einfach zu erhöhen, diesen Trick haben sich Anfang des letzten Jahrhunderts auch die Steinway-Techniker nicht nehmen lassen und haben ihre Flügel mit einem etwas höheren Tastengegendruck bzw. Niederdruckschwere als die üblichen 45 Gramm bei den Instrumenten der Konkurrenz reguliert. Effekt war, daß natürlich veritable Konzertpianisten auf einem Steinway (mindestens 47 Gramm, beim großen D-Flügel auch 60 Gramm) üben wollten, "für den Fall der Fälle".
Tolles Konjunkturprogramm damals, denn üblicherweise wollen alle Klaviaturbauer möglichst geringe Reibungsverluste erzeugen. Im Klavierbau kommt jetzt eine andere Größe dazu, nämlich der Betrag den man von der Taste wegnehmen muß, damit diese wieder nach oben schnellt, das sogenannte Aufgewicht. Das ist aber sehr schwer zu ermitteln und für unsere Orgelklaviatur eigentlich vernachlässigbar, denn die muß einfach nur zackig oben sein.
Sollte allerdings dieses Aufgewicht zu niedrig sein, also die Taste zu zäh am Boden der Garnitur hängen bleiben, dann läßt sich auch nicht gut spielen.
Das kennt ihr wohl auch: Das Spielgefühl ist irgendwie zäh und knetig, die Kiste kommt nicht in den Quark und so schöne Figuren wie die Jimmy Smith Drumpatern auf einer Taste ("machine gun") werden zur Farce. Im Klavierbau soll das Aufgewicht denn auch üblicherweise nicht mehr als 45% der Niederdruckschwere betragen, sonst ist die Klaviatur zu teigig (übrigens immer gemessen bei getretenem Sostenuto-Pedal)
mich würden Eure längerfristigen Erfahrungen mit der Fatar-Tastatur des nord electro 73 HP interessieren:
- Was für ein Niederdruckschwere hat die Tastatur eigentlich?
Zum Vergleich: Meine Electro - Tastatur / halbgewichtet braucht gemessene 62 Gramm an allen Tasten, um auszulösen;
ein hier stehender Förster-Flügel lockt mit straffen 52 Gramm, Steinway sollen es schon mal bei 45 Gramm machen usw.
- Wie hoch ist das Aufgewicht?
Man sagt immer, es soll die Hälfte der Niederdruckschwere sein. Als Organist komme ich aber direkt ins Schleudern, wenn das Aufgewicht zu stark vom Niederdruckgewicht abweicht. Eine schöne knackige Schleifladentraktur verlangt durchweg 75 Gramm Niedergewicht, bei gezogenen Koppeln können auch mal 170 gr. anliegen - das ist man also gewöhnt. Hier sind dann Niederdruckschwere und Aufgewicht nahezu gleich (Was vielleicht auch erklärt, warum viele hervorragende Organisten leider nicht über ein atemberaubendes Pianissimo auf dem Flügel verfügen).
- Wie ist das Repetitionsverhalten (die Electro D - Tastatur ist rasant schnell, um die Drills der B3 wiedergeben zukönnen)?
- Wie tief taucht die Taste in die Garnitur ein (Wieviel Gang macht die Untertaste)?
- Nach wieviel "Reise" löst der Ton aus und ist das bei allen Tasten gleich (nicht Niederdruckschwere!)
Vielen Dank für das Interesse an meinen Fragen!
Pit
kleine Ergänzung noch:
Hintergrund ist meine Begegnung mit diversen Klaviaturen. Entweder waren die ziemlich zerspielt, die Federspannung hatte massiv nachgelassen oder die war reguliert. Bevor man da sagt "uah, das ist aber schlabbrig", hätte ich gern objektive Kriterien.
Wenn also einer eine nord hp zur Hand hat und könnte mal für mich nachmessen, das wäre wunderbar. Mit den Gewichten ist das nicht so schwierig, wenn man eine Feinwaage wie beim Goldschmied sein Eigen nennt. Diese Gewichte passen dann vorn auf die Taste darauf. Oder man behilft sich mit Geldstücken
1 Cent: 2,30 g
2 Cent: 3,06 g
5 Cent: 3,92 g
10 Cent: 4,10 g
20 Cent: 5,74 g
50 Cent: 7,80 g
1 Euro: 7,50 g
2 Euro: 8,50 g
Wenn die Taste zu schmal wird, dann legt man ein Radiergummi auf, damit das Gewicht nicht auf der Nachbartaste aufliegt. Das wird dann üblicherweise später rausgerechnet.
Im klassischen Pfeifenorgelbau wird der Tastengegendruck durch unverwüstliche und großzügig bemessene Schenkelfedern erzeugt, die ein äußerst präzises Spiel ermöglichen. Ich habe mal nachgemessen und festgestellt, daß z.B. bei einer Cavaillé-Coll-Orgel mit Barkermaschine locker 120 Gramm je Taste anfallen können. Da ist mit Squizzling nicht mehr sehr viel
Habe lange Jahre auf einem so eingestellten mechanischen Spieltisch mit einer Druckpunkteinrichtung mittels verstellbaren Rundmagneten geübt. Wenn man dann an einen leichtgängigeren Spieltisch kommt, ist das alles natürlich sehr viel leichter. Aber die Präzision des Anschlags, die arbeitet sich sehr viel leichter auf einem gefühlt "schwergängigeren" Spieltisch. Von "Schwer" nach "Leicht" geht also einfacher, als von "Leicht" auf "Schwer".
Ach ja, und wenn man dann von so einem "schweren Spieltisch" an einen leichtgängigeren kommt, dann spielt es sich einfach unglaublich knackig, präzise und es lohnt schon die Arbeit vorher, denn nie zuvor hast Du besser gespielt
Wenn ich mir z.B. die Fatar-Klaviatur am nord 3 electro anschaue, dann wurde da ja gerade versucht einen Kompromiß zu erzielen zwischen Flügelmechanik und - Tastengegendruck und dem einer B3.
Die Niederdruckschwere einfach zu erhöhen, diesen Trick haben sich Anfang des letzten Jahrhunderts auch die Steinway-Techniker nicht nehmen lassen und haben ihre Flügel mit einem etwas höheren Tastengegendruck bzw. Niederdruckschwere als die üblichen 45 Gramm bei den Instrumenten der Konkurrenz reguliert. Effekt war, daß natürlich veritable Konzertpianisten auf einem Steinway (mindestens 47 Gramm, beim großen D-Flügel auch 60 Gramm) üben wollten, "für den Fall der Fälle".
Tolles Konjunkturprogramm damals, denn üblicherweise wollen alle Klaviaturbauer möglichst geringe Reibungsverluste erzeugen. Im Klavierbau kommt jetzt eine andere Größe dazu, nämlich der Betrag den man von der Taste wegnehmen muß, damit diese wieder nach oben schnellt, das sogenannte Aufgewicht. Das ist aber sehr schwer zu ermitteln und für unsere Orgelklaviatur eigentlich vernachlässigbar, denn die muß einfach nur zackig oben sein.
Sollte allerdings dieses Aufgewicht zu niedrig sein, also die Taste zu zäh am Boden der Garnitur hängen bleiben, dann läßt sich auch nicht gut spielen.
Das kennt ihr wohl auch: Das Spielgefühl ist irgendwie zäh und knetig, die Kiste kommt nicht in den Quark und so schöne Figuren wie die Jimmy Smith Drumpatern auf einer Taste ("machine gun") werden zur Farce. Im Klavierbau soll das Aufgewicht denn auch üblicherweise nicht mehr als 45% der Niederdruckschwere betragen, sonst ist die Klaviatur zu teigig (übrigens immer gemessen bei getretenem Sostenuto-Pedal)
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