Wenn Du Singen zu Deinem Beruf machen willst, kommst Du an Unterricht nicht vorbei. Punkt.
Professionell klingen bedeutet im Gesang zunächst einmal das gleiche wie bei Gitarre oder anderen Instrumenten auch - nämlich präzise und sauber. Hör' Dir einmal Studioprofis an, am besten die, die selbst gar nicht sonderlich bekannt sind, aber überall mitspielen. Michael Landau, Steve Gadd, Abe Laboriel sr., Steve Weingart, Gary Meek - um einfach mal einen Namen für je ein Instrument zu nennen. Professioneller geht es nicht. Ich habe hier jetzt absichtlich noch keinen Sänger genannt. Es geht bei keinem Instrument darum, wie schnell man spielen kann oder wie viele Schnörkel man pro Sekunde hinbekommt. Viel wichtiger ist es, daß jeder Ton zählt und alles perfekt auf den Punkt ist - und zwar sowohl vom Timing als auch von der Intonation als auch von der Aussprache her.
Bei Dir fällt mir da zuerst auf, daß die Töne nicht sauber getroffen sind, Du oft leicht daneben liegst. Das kann allerdings auch daran liegen, daß das Gitarrespielen einen Großteil Deiner "Prozessorleistung" auffrißt. Ohne mal nur den Gesang gehört zu haben, läßt sich das nicht sagen.
Das mit der Motivation geht grundsätzlich sehr vielen so, wenn sie sich das erste Mal auf Aufnahmen hören - soweit also nicht schlimm. Aber wenn Du es ernsthaft betreiben willst, brauchst Du einen Lehrer, der Dir eine gute Basis beibringt. Ansonsten wirst Du allenfalls ein brauchbarer Amateur, aber kein Profi. Von den Risiken für die Stimme, denen sich Autodidakten aussetzen mal ganz abgesehen....
Ich hoffe, das hört sich nicht zu negativ an - ich wollte Dich auf keinen Fall entmutigen. Man merkt auf jeden Fall, daß bei Dir Feeling vorhanden ist, Du Dich ausdrücken möchtest und das ist eigentlich die wichtigste Voraussetzung von allen. Nur, ohne die richtige Technik (das richtige Werkzeug sozusagen), kannst Du auch das geilste Feeling nicht rüberbringen. Und dann ist es eben für die Katz.
Zum Schluß noch ein Mitsingtipp mit dem ich bei meinen Schülern sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Dazu sei gesagt, daß man immer von dem, was einen umgibt, geprägt wird. Also hör' Dir Leute an, die sehr präzise singen/spielen, dann wird Dich das (unbewußt) mit der Zeit prägen und Dir in Fleisch und Blut übergehen. Ich empfehle Dir Joey Tempest's erste Soloplatte "A Place To Call Home" (hab' ich neulich schonmal jemandem empfohlen fällt mir da auf...). Das ist recht einfaches Easy-Listening-Zeug, das man ziemlich schnell mitträllern kann und alles präzise und ohne unnötige Schnörkel gesungen. Schaff' Dir die ganze Platte drauf (bis auf die Teile, die von der Höhe her nicht passen natürlich) und Du wirst automatisch ein ganzes Stück präziser und sauberer singen. Hat bisher noch bei jedem geklappt. Nicht überanstrengen und immer locker bleiben. Darüber hinaus hier im Forum die ganzen FAQs und Workshops lesen. Das sollte Dich beschäftigen bis Du einen guten Lehrer gefunden hast
Viel Spaß!