Nicht-traditionelle Lautsprecher denkbar?

[Schöngeist]

Hi,

Als quasi-Profi in Sachen Lautsprecher wundere ich mich über so manche Beschwerde. Etwa dass eine Box "beamt", und dann gibt es Tipps wie davor zu stellende Wände aus Pappe, Plexi - ich würde ja einen Bierkasten empfehlen, der streut den Schall auch ... irgendwie.

Ich verstehe, dass der sound einer Gitarrenkiste einfach dazu gehört. Die ganzen Unvollkommenheiten gehören zum Instrument wie der Bogen zur Geige. Ich habe mich getraut, einen Gitarristen (ich Bass) zu fragen, ob das echt muss. Er sagt eh klar, der Bub, kaum 22 Jahre alt; seine original echt vintage Stratocaster und LP könnten seine Eltern sein ...

Also lieber anonym, gibt es irgend jemanden, der mit einem nicht-beamenden, nicht zerrenden Lautsprecher für die Bühne etwas anfangen könnte? In Clubs, als Monitor für die Band, im Probenraum?

Hintergrund ist, dass ich ein wenig experimentieren möchte, und nicht gleich mit einem vielfach aufwändigeren Teil für Bass anfangen.

Es sollte in diese Richtung gehen (die Bananen, für Bass wird's klotzig):

 

[crazy-iwan]

Das Problem was ich hier sehe ist folgendes:
Gitarrenspieler die eh modern denken, spielen sowas wie n Kemper und lassen sich sicher auf Monitore aller Art ein, wers aber klassisch hält ist für sowas absolut beratungsresistent. Ist ja nicht Tradition.

Es gibt aber auch für uns Vintagedioten Teile wie Beamblocker oder Deeflex, die genau das tun - ist nur halt uncool

 

[tylerhb]

Das Problem was ich hier sehe ist folgendes:
Gitarrenspieler die eh modern denken, spielen sowas wie n Kemper und lassen sich sicher auf Monitore aller Art ein, wers aber klassisch hält ist für sowas absolut beratungsresistent. Ist ja nicht Tradition.

Es gibt aber auch für uns Vintagedioten Teile wie Beamblocker oder Deeflex, die genau das tun - ist nur halt uncool

Sehe ich auch so. Zumal die Positionierung im Proberaum oder auf der Bühne meist einem solchen Konzept eher abträglich sind. Ich habe mit meinem Kemper längere Zeit über 2 DXR 12 Monitore gespielt, die strahlen schon sehr breit ab. Im Endeffekt ist InEar aber trotzdem die langfristig bessere Wahl.

 

[Schöngeist]

Danke für die Hinweise - wobei ich "den Kemper" irgendwie seltsam finde. Meine eigene Tradition ist doch etwas jünger. Ich wurde erwachsen, als die heute als Tradition angesehen Zeit verlacht wurde. Die Reste:



(ab Minute 02:50)

Man spielt mit dem was man eben zur Hand hat, und erfindet Musik einfach mal neu. So soll das sein. Na ja, dann stelle ich die Bananen mal hin, und gucke was passiert.

 

[GeorgeB]

Mir ist unklar ob du Lautsprecher bauen willst, die das Instrument als Ganzes wiedergeben sollen, dessen Sound also bereits vorliegt (per Mic-Abnahme oder halt mit dem Recording-Ausgang eines Kemper), oder ob sie noch Teil des Instruments "E-Gitarre" sein sollen, d.h. den bisherigen Lautsprecher ersetzen? Die Anforderungen sind dann ja geradezu extrem unterschiedlich.

 

[Schöngeist]

Die Anforderungen sind dann ja geradezu extrem unterschiedlich.

Ja klar doch. Es ist aber auch nicht so einfach. Meine Idee für Bass ist, die traditionelle Bollerbox durch etwas angemesseneres zu ersetzen. Ich will auch Höhen, und die auch raumfüllend ohne "beam". Ein stehender Spieler soll den Klang so gut auffassen, wie ein sitzender Zuhörer, ein nah bei stehendes/sitzendes Publikum soll breit links/rechts beschallt werden können. Dauerpegel 120dB in 1 Meter Abstand mit ~200Watt - selbstverst. ohne "Zerre". Reizvoll war die Eigenschaft der oben gezeigten CBT-Lautsprecher von Don Keele, dass der Pegel mit dem Abstand weniger stark abnimmt als mit konventionellen Lautsprechern. Die Dinger tragen sehr weit, ohne stechend zu werden.

Das ist der technischen Rahmen. Die Frage ist dann eigentlich gewesen, ob ein Gitarrist einfach mal 'ne andere Box probieren würde. Nur zum Probieren eben, zum rumspielen. Oder aber, ob so ein Angang sowieso nie funktionieren kann, weil, wie es eine Christlich Konservative Partei so treffend formulierte: "Keine Experimente!"

Natürlich ändert sich der sound gewaltig. Wäre denn ein Gittarrero bereit, sich darauf einzulassen, und sich selbst mit so einer neuen Art Box neu zu erfinden? Das muss man wohl doch ganz handfest einfach drauf ankommen lassen.

Danke!

 

[dongle]

Wenn sich der Sound gewaltig ändert,eher nicht...
Der erste Post war schon richtig: entweder Kemper und frfr Box, oder Verstärker und absolut nicht lineare Box.

 

[Schöngeist]

Wenn sich der Sound gewaltig ändert,eher nicht...
Der erste Post war schon richtig: entweder Kemper und frfr Box, oder Verstärker und absolut nicht lineare Box.

Mit sowas wie Kemper kann man mich jagen. Soviel Aufwand um Sachen nach-zu-machen?! Deshalb hatte ich oben Arto Lindsay zitiert (das Video). Kann nicht Gitarre, kann nicht Musik, schrottiges Equipment, hat aber etwas, das zum Zuhören (mich jedenfalls) anregt, gut! Wenn ich mir dagegen die Leut's auf der Kemper-site anschauen soll, na ja.

Ich muss das Dingens einfach mal mitbringen, und schauen, wie sich das "im Bandkontext" macht. Kauft er sich dann eine Parker, weil auch die ist ein "Klassiker", ist alles paletti. Oder ich statte mich gleich selbst mit einem aufgeblasenen Bassboliden aus - ist eben mein Risiko.

Danke nochmal.

 

[dongle]

Klar, probiere es aus!
Nicht vergessen, dass eine Gitarrenbox ein maßgebliches klangformendes Teil der signalkette ist.. Fast wichtiger als der amp...

 

[Schöngeist]

Klar, probiere es aus!
Nicht vergessen, dass eine Gitarrenbox ein maßgebliches klangformendes Teil der signalkette ist.. Fast wichtiger als der amp...

Ja, das weiss ich, ein Lautsprecher IST ein Musikinstrument.

Ich habe mein Problemchen auch gelöst, indem ich zwei gute handvoll Kleinlautsprecher entstaube, und die daraus gestrickte Banane mit den schon vorhandenen Basswürfeln digitalisch zusammenbringe. Alles bleibt klein und billig und müsste letztlich passen. Der Gitarrist darf weiter traulich in die Röhre gucken.

Danke also für die Anregungen!

 

[OneStone]

Naja, wenn du den Frequenzgang und die Intermodulationen und die "power compression" und.... (beliebige Sauerei einfügen), die eine Gitarrenbox erzeugt, nachgebildet bekommst, dabei das Abstrahlproblem löst und das Ding dann noch einen typischen Impedanzverlauf hat und an beliebigen Verstärkern funktioniert, dann gut.
Ansonsten wird das nix.

Falls du jetzt vor hast aus sowas wie FRS8m eine Klangzeile zu bauen und die mit Tiefonerweiterung zu ergänzen: Weiter weg von einem Gitarrenlautsprecher kannst du wahrscheinlich nicht anfangen und wie das mit einer passiven Weiche an einem Gitarrenverstärker nachher so funktionieren soll, wie eine klassische Box nur eben mit anderem Abstrahlverhalten, das interessiert mich. Weil vorstellen kann ich mir das nicht.

Mach los

 

[dongle]

Verstehe ich jetzt auch nicht...
Du willst mit Kleinlautsprechnern eine Gitarrenbox ersetzen?!?
Kommt dann da eine (digitale/analoge?) Boxensimulation davor? Aber dann wärest Du ja wieder bei frfr...

Nimms mir nicht übel, aber Du kommst mir gerade wie ein Architekt vor, der nie praktisch gearbeitet hat, aber schon jahrelang Maurern beim mauern zugeschaut hat.
Dann geht er plötzlich hin und will denen zeigen, wie es richtig geht... Da kann durchaus was bei heraus kommen (wirklich!) - manchmal vergisst der Architekt dabei aber auch, dass es einen Grund für "komische" Abläufe beim mauern geben kann...
Mir kommt es so vor, als wäre Dir nicht bewusst, dass eine Gitarrenbox NICHT linear ist. Sie ist sogar gaanz weit weg davon, und prägt ganz maßgeblich die Soundfarbe. Eine Marshallbox klingt ganz anders wie eine Fender oder Mesa oder VOX oder Orange, ... - hast Du Dir schon überlegt, wie Deine klingen soll? Mit Höhen weg und irgendwelche Buckel im Mittenbereich ist es nicht getan... Das ganze soll dann auch dynamisch werden, komprimieren können, etc...

Dennoch: vieleicht hat der Architekt ja tatsächlich etwas beobachtet, was besser gemacht werden kann - und Generationen von Maurern sind da aus Traditionsgründne nicht drauf gekommen...