So, da bin ich mal wieder.
Hatte letzte Zeit so viel um die Ohren.
Dazu kam dann noch ein Wohnungseinbruch bei mir (jede Menge Kohle weg)
,
da hat man dann erst mal andere Sachen im Kopf.
Also, num zum Thema.
Wie war denn das damals? Hat man das Mellotron schon als eigenständiges Instrument
gesehen oder nur als "billige" Möglichkeit, einen Chor oder ein Orchester auf die Bühne
zu bekommen?
Schließlich war auch die Hammond ursprünglich nur als billiger Pfeifenorgel-Ersatz
gedacht und die aus heutiger Sicht so wesentlichen Klang-Eigenheiten wie Click, Leakage
usw. hat Laurens Hammond Zeit seines Lebens bekämpft (ganz zu schweigen vom verhaßten
Leslie).
Wie Zweiblum bereits erwähnte:
...die Musikergewerkschaft sah das Mellotron tatsächlich als
Bedrohung der echten Musiker an, weil sie befürchteten, dadurch ersetzt zu werden. Sie
versuchten, es verbieten zu lassen, weil es angeblich "die Livemusik töten würde".
Ja, man sah es wirklich als "billige" Möglichkeit, einen Chor oder ein Orchester auf
die Bühne zu bekommen. Wie gesagt ein wirklicher Sampler war derzeit unbezahlbar.
In England (Musikerverbände und Gewerkschaften sind dort besser organisiert) bestand
wirklich zeitweise das Gesetz, Wenn klassisch klingende Sounds auf einer Bühne
aufgeführt werden, hat dem Umfang entsprechend eine gewisse Anzahl "wirklicher
Streicher" auf der Bühne zu sein.
(Die Mischung aus Mellotron und wirklichen Streichern klingt übrigens genial.)
Dieser Tatsache ist es übrigens zu verdanken, das es plötzlich unwahrscheinlich "In"
war, mit den Londoner Philharmonikern aufzutreten. (Nach dem Moto: Wenn schon denn schon.)
Zu erwähnen wären hier Z.B..
Deep Purple, Yes, Emerson Lake und Palmer, Rick Wakeman, Pink Floyd, Led Zeppelin, usw.
Dieses zeigte jedoch auch, das der Einsatz eines Mellotrons, und das spielen mit
Orchester zwei total unterschiedliche Sachen sind.
Es wird also niemand versuchen ein Paganini-Solo, oder auch nur ein ordentliches
Stakato auf einem Mellotron spielen zu wollen .
Andererseits wäre es ebenfalls eine Zumutung für jedes Streicher-Ensemble, nach
typischer Klaus Schulze-Art eine "String-Fläche" über 10 Minuten lang im Raum stehen zu
lassen.
Mit dem Aufkommen besserer Synthesizer (Das ARP Solina String Ensemble(hab selber noch
eins) ist ein Streicherkeyboard, das 1974 vorgestellt wurde. Es konnte erstmals
polyphone Streicherklänge erzeugen.) änderte sich die Lage auch wieder rein rechtlich.
Man verwendete ja nun keine original Streicher-Klänge mehr, sondern stellte bewusst
etwas synthtetisch her.
Ok, nun wieder zurück in die aktuelle Zeit:
Beim Mellotron würde ich für genau ein Sample pro Taste plädieren. Das muß dann aber
auch allererste Sahne sein. Zunächst mal sollte jedes Sample so lang sein wie das Band
selbst, daß man es sogar noch originalgetreu hört, wenn das Band aufhört. Also nix mit
Loopen, und 8 Sekunden mal 32 sind kein großes Ding mehr, das könnte man sogar auf
einem alten Kurzweil, zumal das Mellotron selbst immer mono ist.
Was meinst du wie froh Tony Banks (Genesis) gewesen wäre, wenn er mehr als 8 Sekunden
zu verfügung gehabt hätte.
Es hat sogar Leute gegeben die ein Mellotron per Umlenkrollen so modifiziert haben,
so das man 3-4 mal so langes Bandmaterial verwenden konnte.
Und die Möglichkeit will man sich jetzt wirklich wegen Authentik wieder nehmen?
Vor 100 Jahren war der Holzvergaser auch der aktuelle Stand der Technik.
Den fährt heute auch keiner mehr aus nostalgischen Gründen.
25 Tasten... 14 Walkmen... 4 Tracks pro Kassette... japp, 2 Sounds. Nur darf man nicht
vergessen, in den Setpausen die Bänder zurückzuspulen, sonst ist nach 30-50 Minuten
Feierabend.
Viel mehr als 2 Sounds hat das Original-Mellotron auch nicht.
Es hatte 3 Sounds bei einem unsäglichen Gewicht.
Was das Zurückzuspulen betrifft: Man beachte die Feinheit des Wortes "Endlosband!".
Hat sich damit dann also wohl auch erledigt.
Ist im Übrigen aber auch nichts neues.
Wiki schrieb:
Eine Entwicklung aus den späten 70er Jahren, das Birotron (David Biro in Zusammenarbeit
mit dem Keyboarder Rick Wakeman), versuchte diese Probleme mithilfe von Endlosbändern
(8-Spur-Kassetten) zu umgehen, konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Die meisten
Mellotrone sind wegen ihrer Größe für Live-Auftritte wenig geeignet, zudem sind sie
recht schwer (Mk I und II 158,75 kg, M 300 113,4 kg, M 400 55 kg).
Aber auch für so schwere Trümmer wie das Birotron gibt es tatsächtlich Liebhaber.
Eines von den noch 6 existierenden Modellen weltweit, ist im Jahre 2006 für 35.000
US-Dollar (in Worten fünfunddreissigtausend!!!) versteigert worden.
Der stellt sich das aber auch garantiert nicht auf die Bühne.
Übrigens, von den 4 Stück die Rick Wakeman besessen hat, sind 2 bei Gigs geklaut worden,
und die 2 Anderen unreparierbar defekt.
Und wenn Rick Wakeman sagt defekt, dann heisst das wirklich defekt.
So viel Zum Thema Plege und Haltbarkeit von Historischem Equipment(speziell bei Mechanik).
Schlussanmerkung:
Ich bin mit dem Mellotron-Sound aus meiner Korg Workstation vollstens zufrieden.
Vor allem, sie wiegt keine 150 Kg, kostet keine 35.000 Dollar, hat mehr als max. 18 Sounds,
und ist sogar in Stereo.
Das reicht mir an Argumenten.
Sonnige Grüsse aus Ibiza
O-Tix