Ja, mit der Kompression hast du Recht. Ich muss auch zugeben, dass ich noch kein gutes Gefühl dafür habe, was Attack und Release machen. Ich weiß zwar was sie bedeuten, also wie schnell die Kompression greift und wie schnell sie wieder loslässt, aber mir fällt es schwer einzuschätzen wie ich die beiden als Werkzeug verwende um den Sound knackiger zu machen. Hast du da ggfs Tipps?
Tips? hmmm das kommt ganz auf das Ausgangsmaterial an. Vielleicht grad mal vorneweg: Das ist meine persönliche Vorgehensweise die sich für mich bewährt hat. Viele Wege führen nach Rom, nicht nur mein Weg
Bevor ich zum Kompressor greife, höre ich mir das Signal mal ganz genau an, und entscheide dann was ich überhaupt mit dem Signal anstellen will. Normalerweise fahre ich zum einstellen der Attack- und Releasezeit, sehr heftig in den Threshold, einfach damit ich besser hören kann was der genau regelt. Normalerweise ein Ratio von 1:4 als Startpunkt (Später dann die Feinabstimmung)
Attackzeit: Wenn ich etwas knackig machen will, muss die Transiente unbearbeitet bleiben, bedeutet: lange Attackzeit. Der Anschlag wird dann ungehindert durchgelassen, und erst nach Ablauf der Attackzeit greift der Kompressor ein. Wenn allerdings bereits das Ausgangssignal sehr attackig ist, sodass es mir zu aufdringlich wird, wähle ich sehr kurze Attackzeiten, ggf sogar mit Lookahead, sodass der Komperessor bereits vor dem Anschlag runter regelt.
Releasezeit: Da beginne ich normalerweise mit einer sehr kurzen Zeit. Das klingt dann oft sehr nervös und aggressiv. Dann drehe ich langsam hoch. Das Signal wird weicher, und auch etwas leiser. (Daher aufpassen, der Schein kann trügen. Subjektiv, klingt lauter besser, das solltest du im Hinterkopf behalten, ggf Lautstärkekompensation machen, bevor du vergleichst, sonst vergleichst du Äpfel mit Birnen^^) Ich dreh einfach hoch, bis mir der Klang gefällt. Oft auch blind. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass ich mich von der Zahl die ich am Bildschirm sehe beeinflussen lasse. Anstatt dass ich meinen Ohren vertraue.^^
Wenn Attack und Release eingestellt ist, geh ich wieder zurück, und mach die Feinabstimmung von Threshold und Ratio. Ratio belasse ich oft bei 1:4. Das passt meistens recht gut. Hab ich noch zu viele Peaks, versuch ich mal 1:8. Und wenns bereits zu flach klingt geh ich mal auf 1:2 zurück. (da muss man allerdings etwas aufpassen, bei längeren Attackzeiten. Wenn dann unkontrollierte Peaks noch raus stechen, kriegst die mit höherem Ratio nicht in den Griff. Wenn das der Fall ist, setze ich ein zweiten Kompressor mit einer kurzen Attackzeit, kurzes Release, und hohes Ratio ein. Also fast schon ein Limiter. Threshold fahr ich nur sehr moderat rein, sodass dieser Kompressor wirklich nur die störenden Peaks abfängt, sonst nichts. Ob dieser Kompressor vor, oder nach dem anderen Kompressor geschaltet wird, probiere ich immer aus. Das mach ich nicht immer gleich.
Das mit dem Epiano ist gut zu wissen. Ich wäre nicht darauf gekommen, dass nur das die tiefen Bässe mitnimmt, danke für den Tipp!
Da hab ich noch ein Nachtrag im letzten Post. Ich glaub da hatte ich mich getäuscht. Ich glaub das ist die Bassgitarre was ich da gehört habe. Das hatte ich dem Piano zugeordnet, aber nach mehrmaligem hören, denk ich, das ist noch eine Bassgitarre, und auch das Piano ist im Bassbereich beschnitten.. Also nur Bassgitarre und Bassdrum, die Frequenzen bis nach ganz unten aufweisen.
Echt, findest du die Gitarre in Numb wirklich weniger präsent?
Ja, wobei ich glaube, dass wir vielleicht das Wort "Präsenz" etwas unterschiedlich auffassen. (Ich habs jetzt nicht genau analysiert, aber so ausem Bauch heraus würde ich sagen, dass die auffälligen Frequenzen bei deiner Gitarre so um die 3kHz liegen, und im Referenztrack um die 10kHz.
Präsenzbereich liegt so grob zwischen 2-4kHz. Das sind noch obere Mitten.
10kHz würde ich eher als "Air" bezeichnen. Das gehört auch bereits zu den Höhen.
Dass deine Gitarre im Vergleich zum Referenztrack nicht wirklich präsenter klingt, liegt mMn an den unteren Mitten die übervertreten sind, und dadurch die Gitarre gleichzeitig etwas dumpf klingt. Das bringt die "Waage" aus dem Gleichgewicht. Das lenkt den Fokus weg von den Präsenzen, obwohl sie eigentlich reichlich vorhanden wären.
Ja besonders die gepickte Gitarre hab ich in dem Bereich sehr stark anheben müssen, weil ich unbedingt wollte, dass man noch das Zupfmuster hört, und das hatte man ohne diese Anhebung leider nicht.
Das versteh ich schon. Nur, wenn du beim Mischen merkst, dass auch andere Instrumente im selben Frequenzbereich stark vertreten sind, ist das nicht zielführend. Dann hebst du die Gitarre an, bis sie sich gut durchsetzen kann, danach bemerkst du, dass jetzt zB der Gesang von der Gitarre verdrängt wird, und musst auch da anheben. Danach ist die Gitarre wieder untervertreten, und musst nochmehr boosten.. ein Teufelskreis
Versuch in sonem Fall andere Frequenzen zu finden, die sich nicht überschneiden. Sodass die Instrumente in unterschiedlichen Frequenzbereichen arbeiten.
PS: Man kann durch Absenken auch Platz schaffen. Muss nicht immer geboostet werden
Was meinst du mit unkontrollierten Tiefmitten/Bässen? Ich glaube ich weiß grob was du meinst; Hast du nen Tipp, wie ich die "kontrollierter" bekomme? Ich würde ungern die Tiefen aus meiner Stimme nehmen.
Ein Highpassfilter. Den kannst normalerweise bei Vocals so um die 100Hz ansetzen, und wirst kaum Unterschiede hören, ausser dass das Signal weniger rumpelt und klarer wird. Unterhalb 100Hz ist normalerweise bei einer menschlichen Stimme eh nichts brauchbares vorhanden. Meist sind das nur Windgeräusche und Trittschall.
Was ich in letzter Zeit ziemlich oft mache: Mit einem Multibandkompressor oder dynamischen EQ nur das untere Frequenzband ziemlich stark komprimieren. --> Bässe werden verdichtet. Sie sind insgesamt leiser und flacher, ohne dass das grossartig auffällt. Mit anderen Worten: Es ist unter Kontrolle
Wenn mit einem normalen Shelf-EQ die selben Frequenzen abgesenkt werden, anstatt zu komprimieren, geht auch, aber dann wirkt der Klang halt schnell sehr dünn.
Das räumliche ist was was ich schon die ganze Zeit versuche hinzubekommen, aber ich traue mich inzwischen nicht mehr wirklich an Hall ran, weil der meinen Mix so wahnsinnig schnell matschig macht xD
hmm das problem kenne ich
Da ist mal bestimmt das Wichtigste: Ein passenden Hall zum Mix zu finden.
Wie sehr bist du mit den Parametern vertraut? Stichwort: Predelay. Unbedingt damit experimentieren. Grad bei Vocals kann man auch gerne mal ziemlich übertreiben, und so 80-100ms wählen, was eigentlich sehr lange ist. Das setzt den Hall von der Stimme ab. Die Stimme klebt dann ganz vorne, und der Hall ist quasi "hinter" dem Gesang.
Den Hall mit EQ bearbeiten: Bässe und Höhen weg. Die Höhen klingen sehr schnell zischelig und aufdringlich, wenn man die drin lässt. Und tiefe Frequenzen mulmen rum. Der Hall wird unauffälliger, wenn man absenkt. Zusätzlich den Hall komprimieren kommt manchmal auch ganz gut. Und wenn es noch immer zusehr verwischt: Ein Sidechainkompressor nach dem Hall schalten, getriggert vom Gesang. Also immer dann wenn du singst, wird der Hall leiser, und wenn du aufhörst zu singen wird er lauter. Bei guten Einstellungen fällt das kaum auf, aber du kannst viel mehr Hall drauf packen, ohne dass es verwischt und matschig wird..
Hall bei den Gitarren:
Da würde sich zB anbieten, den Hall der Gitarre auf der linken Seite, auf die rechte Seite des Panoramas zu legen und umgekehrt.
Also:
Gitarre 1 links, Hall 1 rechts
Gitarre 2 rechts, Hall 2 links
Auch das setzt den Hall vom Instrument klar ab, und sollte ein verwischen des Klangs minimieren.