Man zahlt ja auch nicht für die Nutzung, es geht ums kopieren. Ich glaube daher auch nicht, dass der Erschöpfungsgrundsatz hier greift. Im Urheberrechtsgesetz steht eben: Der Urheber hat das ausschließliche Recht zur Vervielfältigung. Folglich muss JEDER Kopiervorgang theoretisch vom Urheber erlaubt werden - oder weil ja eben alles über VErwertungsgesellschaften läuft muss JEDER Kopiervorgang vergütet werden.
Damit kostet das Rippen eines Songs also mindestens:
13¢ für das Kopieren von CD in den Buffer des CD-Laufwerks.
13¢ für das Kopieren vom Buffer des CD-Laufwerks in den Arbeitsspeicher.
13¢ pro temporären Speicherblock beim Enkodieren.
13¢ für die finale enkodierte Kopie im Arbeitsspeicher.
13¢ für das Kopieren vom Arbeitsspeicher in den Cache der Festplatte.
13¢ für das Kopieren vom Cache der Festplatte auf die Magnetscheiben.
oder entsprechend beim Online-Kauf:
13¢ für das Kopieren von der Magnetscheibe in den Cache der Festplatte auf dem Server.
13¢ für das Kopieren vom Cache der Festplatte in Arbeitsspeicher.
jedes mal mindestens 13¢ pro Netzwerk-Router, Loadbalancer, Webserver etc auf dem Weg zum User.
13¢ für das Kopieren vom Arbeitsspeicher in den Cache der Festplatte.
13¢ für das Kopieren vom Cache der Festplatte auf die Magnetscheiben.
Da müsste man dann klären, bis wo der Händler haftet bzw ab wann der Käufer zahlen muss.
Beim Abspielen kostet es dann jedes mal mindestens:
13¢ für das Kopieren von der Magnetscheibe in den Cache der Festplatte.
13¢ für das Kopieren vom Cache der Festplatte in Arbeitsspeicher.
26¢ für das Dekodieren im Arbeitsspeicher (inklusive temporärem Speicher).
13¢ pro Buffer in der Abspielsoftware.
13¢ für das Kopieren in den Buffer der Soundkarte.
13¢ für die Analog-Kopie des DA-Eingangssignals, die nachher aus dem Lautsprecher dröhnt.
Für das Auswählen der Datei und dem Auslesen der Tags kommen dann noch mindestens dazu:
13¢ für das Kopieren von der Magnetscheibe in den Cache der Festplatte.
13¢ für das Kopieren vom Cache der Festplatte in Arbeitsspeicher.
Die Anzahl der nötigen Bezahlvorgänge ist hier auch nur geschätzt. In der Realität wird die Zahl wohl noch ein gutes Stück höher liegen. Schließlich gibt es ja noch Speicherkontroller, RAIDs, mehrere Prozessor-Caches, Caches im OS, Defragmentier-Tools, Backups und so weiter.
Da kommt schnell einiges zusammen, wenn man das mit dem Vergüten jeder Kopie wörtlich nimmt. Technisch gesehen speichert sogar jeder Kondensator im analogen Signalweg kurzzeitig eine Kopie des Signals. Wenn man mehr als Mono auf einem Lautsprecher hört, wird das Signal ja sogar nochmal vervielfältigt. Extra Subs und Line-Arrays gehen dann so richtig ins Geld.
Wie sieht das denn aus, wenn man den Spieß mal umdreht. Man könnte ja einfach alle Songs per VPN vom heimischen Rechner oder direkt aus der Cloud streamen. Dann gibt es nur eine Kopie (die erste) oder wenn man einen Song bei Amazon kauft und ihn (ohne ihn downzuloaden) nur aus der Cloud abspielt, gibt es nicht einmal eine einzige lokale Kopie und damit überhaupt keine Vervielfältigung.