Hi,
bei der Standard außerhalb des Custom Shops waren das 2001 noch die 490R/498T-HB, die BB wurden erst ab dem folgenden Jahr eingebaut. In Kombination mit den 300 KOhm-Volumepotis (und besagter Hardware) beschreibst Du das Resultat dann auch ganz ähnlich wie viele andere Besitzer.
Das ändert aber nichts daran, dass das im Kern meist richtig tolle Gitarren sind, aber ich selbst würde eben ein paar Sachen dran ändern, um das auch "rauszuarbeiten". Für mich ganz vorne auf der Liste steht dabei die Bridge. Nicht nur, dass der Brückenkörper, die Saitenreiter und die Einschlaghülsen aus billigstem Zinkdruckguss bestehen, sondern auch wegen der äußerst großzügigen Toleranzen, die die Einzelteile aufweisen. Wackelt wie en Kuhschwanz, so kann das nix werden mit definiertem Attack und langem Sustain. Da gibt es deutlich besseres zum Nachrüsten. Ich persönlich stehe da auf ABM (einfach, weil mich der Ansatz überzeugt, die Hardware aus dem vollen zu fräsen statt zu gießen), aber auch Faber bietet sehr gute Hardware an. Was mir bei Faber gefällt, sind insbesondere die INserts. Das sind Adapter, die man statt der Einschlaghülsen einbaut. Sie sind aus Stahl und stellen zugleich die Stehbolzen dar, auf denen man dann eine Faber mit Vintage-ABR-Maßen und Messingreitern montieren kann. So steht die Bridge ohne Schrauben und Hülsen direkt im Holz, wie bei Vintage-LPs.
Bist Du nicht Vintage-verrückt und/oder willst die Originaloptik erhalten, bietet ABM eine TOM mit den breiteren Nashville-Maßen, die aber wie gesagt gefräst statt gegossen ist und bei der längere Hülsen und Bolzen beiliegen, ales aus wesentlich besserem Material und viel geringeren Toleranzen. Meiner 93er LP Studio hat das das Schwammige Attack jedenenfalls gründlich ausgetrieben. Ein Alu-Tailpiece ist ebenfalls klassisch, und das i-Tüpfelchen war für mich dessen Befestigung mit dem Faber Tone Lock-System.
Der Knackpunkt ist nach meiner Erfahrung der, dass die Hardware als Schnittstelle zwischen Holz und Saite wesentlichen Einfluss auf die wichtige Einschwingphase und die Stabilität des Tons hat, die die meisten als Qualitätsmerkmal ansehen. Demgegenüber bestimmen PUs im wesentlichen nur noch die Klangfarbe und den Output, liegen also mehr auf der geschmacklichen Ebene.
Die Volumepotis gegen 500 KOhm-Typen zu tauschen, bringt mehr Brillanz und Offenheit. Das muss nun keineswegs heißen, dass es noch "ätzender" wird, sondern es könnte im Gegenteil ermöglichen, die Klangregelung etwas zurückzunehmen und den Ton letztlich natürlicher klingen zu lassen, weniger spitz. Du beschribst das Dilemma im jetzigen Zustand ja ganz treffend: Obwohl die Höhen schon geradezu aggressiv wirken, fehlt es im Gesamtbild dennoch an Offenheit und Transparenz.
Ich habe ja im Nachhinein den Verdacht, dass die 490R/498T-HB, die ich selber (vielleicht etwas voreilig) rausgeschmissen habe, besser sind als ihr Ruf. Ich denke, Du vergibts Dir nichts, wenn Du erstmal die Hardware und die Volumepotis austauschst und ein bisschen mit der Einstellung der PU-Höhe experimentierst. Wenn Du dann noch nicht ganz zufrieden bist, kannst Du die PU-Wahl auf einer optimierten Grundlage treffen und musst nicht erst versuchen, deren Schwächen zu kompensieren.
In meinem Fall war es übrigens wirklich so, dass die Veränderungen es erst möglich machten, auch mal HB mit etwas weniger Power zu probieren. Vorher klangen die dünn und plärrig, nach dem Austausch der Hardware war dann auch mit PAFs das nötige Fundament da, das man von einer Gibson erwartet. Soll es etwas gehobenen Output haben, gut rocken, aber auch clean schön klingen, habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht mit den Dimarzio 36th Anniversary PAF/PAF Bridge. Vielleicht nicht die höchsten Vintage-Weihen, aber sehr vielseitig und auch mit viel Gain matschfrei. Auch sehr schön in dieser Richtung: Seymour Duncan Whole Lotta Humbucker. Willst Du den singenden Charakter noch etwas mehr betonen, liegst Du mit dem Slash-Signature-Set sicher nicht falsch.
Was die Suhr DA betrifft, so bin ich definitiv ein Fan von Doug, aber vielseitiger finde ich eine LP dann doch ein wenig gemäßigteren PUs. Solltest Du Dich doch für eine heißere Variante entscheiden, könntest Du es mal mit dem 50s Wiring der Potis versuchen, damit kann man beim Zurückdrehen der Potis mMn wesentlich schönere Klänge erzeugen als mit dem Standard Wiring.
Ehe jetzt jemand meckert, dass ja der Sammlerwert sinke, wenn die Lötstellen nicht mehr intakt seien: ich glaube nicht, dass diese Jahrgänge zum Spelulieren taugen. Nicht weil sie schlecht wären, sondern einfach, weil halt ganz andere Mengen gebaut wirden als 1958-1960. Wenn Du die Gitarre zum Spielen gekauft hast, wirst Du an einer besser klingenden Les Paul viel mehr Freude haben als and er vagen Aussicht, bei einem Wiederverkauf ein paar Kröten mehr zu bekommen. Wen Du die Originalteile aufhebst und dann wieder einbaust, wirds wahrscheinlich gar keinen Unterschied machen, dass sie mal draußen waren.
Gruß, bagotrix