Neue Klassik: Notation zweier unabhängiger Tempi

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Hallo Forengemeinde,

Ich bin gerade am Skizzieren eines Stückes für den Kompositionsunterricht und stehe gerade vor einem nicht unerheblichen Problem, und zwar geht es um die Notation eines Klavierparts, dessen zwei Stimmen an einer Stelle (circa 10 Sekunden) hinsichtlich Metrik unabhängig voneinander laufen sollen. Konkreter: Grundschlag sind 110 bpm, als Takteinheit (dient nur zur Orientierung) steht 4/4. Nun bewegt sich die eine Stimme in einem regelmäßigen, kontinuierlichen Achtelmuster, während sie von der anderen, die ein Acclellerandi vollführt, quasi metrisch "überholt" wird.

Nun ist das für einen ausgebildeten Konzertpianisten eigentlich kein Problem, wohl aber eines für die Notierung. Ich kann mich natürlich in Triolen, Quintolen, Septolen und anderen Olen :)D) verstricken, aber letztendlich wäre das eine sehr müßige Sache, die zudem nicht die Intention dieser Stelle der Komposition widerspiegeln würde. Nun geht die Frage an euch, ob ihr vielleicht entsprechende Ansätze und Lösungen für dieses Problem bereithabt.

Ach ja, ich habe auch mal eine Partitur mit kreisförmig angeordneten Bahnen zwecks Tempounabhängigkeit gesehen, aber das würde ich eigentlich nur als letzten Ausweg in Betracht ziehen...

Bin für jeden Ratschlag dankbar (der Abgabetermin rückt näher...:gruebel:)


EDIT:
Bitte an die Mods: das "von" im Strangtitel bitte entfernen.:rolleyes:
 
Eigenschaft
 
Ich würde bei der beschleunigenden Stimme den Beginn des Accelerandos durch Notenwerte andeuten, also Achtel-Achteltriolen-Sechzehntel-Sechzehntelquintolen. Danach mit 32tel-Noten fortführen und "sempre accelerando" drunter schreiben. Du könntest auch Fächerbalken verwenden:

28-6.gif

Harald
 
noch eine grundsärtzliche Frage:
ist es "nur" unabhängig also polyrhythmisch und/oder polymetrisch oder frei in der Ausführung.

Bei ersterem hast du ja einen definierten Anfang und ein definiertes Ende, dazwischen muß was liegen, was gleich lang ist, also in einem gewissen Verhältnis zueinander steht. Dafür kannst Du zwei übereinanden angeordnete Notensysteme nehmen und in jedem für sich Tempo und Taktart vorgeben - ...sollte halt im Verhältnis passen...

Bei zweiterem würde ich auch eine "Text-Version" vorziehen.
 
Ich würde bei der beschleunigenden Stimme den Beginn des Accelerandos durch Notenwerte andeuten, also Achtel-Achteltriolen-Sechzehntel-Sechzehntelquintolen. Danach mit 32tel-Noten fortführen und "sempre accelerando" drunter schreiben. Du könntest auch Fächerbalken verwenden:

28-6.gif

Harald

Hier mit X-Tolen vorzugehen ist insofern schwierig, als sich dieses Accellerando bei notiertem 4/4 Takt über circa 5 Takte ziehen soll. Wobei ich mittlerweile mehr und mehr mit einem Einschub grafischer Notenplazierung liebäugle...

noch eine grundsärtzliche Frage:
ist es "nur" unabhängig also polyrhythmisch und/oder polymetrisch oder frei in der Ausführung.

Bei ersterem hast du ja einen definierten Anfang und ein definiertes Ende, dazwischen muß was liegen, was gleich lang ist, also in einem gewissen Verhältnis zueinander steht. Dafür kannst Du zwei übereinanden angeordnete Notensysteme nehmen und in jedem für sich Tempo und Taktart vorgeben - ...sollte halt im Verhältnis passen...

Bei zweiterem würde ich auch eine "Text-Version" vorziehen.

Ja, einen definierten Anfang und ein Ende gibt es. Hmm...also wäre es eine Option, die beschleunigende Stimme im entsprechenden System ebenfalls in einen 4/4teltakt zu setzen, am Anfang eines jeden solchen die Bpm-Zahl etwas zu steigern und die Taktstriche zeitgetreu grafisch anzupassen? Das ist nun nicht 100%ig das, was du vermutlich meinst, aber mich deucht, dass das eventuell klappen könnte...:gruebel:


Punkt ist, eine größtmögliche Einfachheit zu erreichen, um die Pianisten nicht zu verwirren.
 
na ja, vielleicht habeich auch die Aufgabe noch nicht ganz verstanden...

ich würde das wie folgt angehen:
Vorgaben: 110bpm / 10 Sek.
Annahme: bpm geben 1/4-Noten vor

Dann folgt:
10 Sek. sind gleich 1/6 Minute
1/6 Minute entspricht ca. 18 Viertel
---
vereinfachen wir das mal auf:
10 Sek. entsprechen 20 Viertel
10 Sek entsprechen 5x 4/4

d.h. eines der Notensysteme folgt 110bpm mit 5 Takten je 4/4

Das andere Notensystem von gleicher Zeitdauer könnte jetzt z.B. 7 Talkte je 4/4 in XX bpm haben.
----
xx bpm wäre dann nach den üblichen mathematischen Regeln zu errechnen...:D
 
na ja, vielleicht habeich auch die Aufgabe noch nicht ganz verstanden...

ich würde das wie folgt angehen:
Vorgaben: 110bpm / 10 Sek.
Annahme: bpm geben 1/4-Noten vor

Dann folgt:
10 Sek. sind gleich 1/6 Minute
1/6 Minute entspricht ca. 18 Viertel
---
vereinfachen wir das mal auf:
10 Sek. entsprechen 20 Viertel
10 Sek entsprechen 5x 4/4

d.h. eines der Notensysteme folgt 110bpm mit 5 Takten je 4/4

Das andere Notensystem von gleicher Zeitdauer könnte jetzt z.B. 7 Talkte je 4/4 in XX bpm haben.
----
xx bpm wäre dann nach den üblichen mathematischen Regeln zu errechnen...:D

So ungefähr, aber das zweite Notensystem müsste auf alle Fälle vor jedem Taktstrich eine veränderte BPM-Zahl aufweisen, sonst ist es ja kein Accellerandi, sondern nur ein schnellerer 44tel Takt.;):D

Aber ich glaube, ich weiß mittlerweile, wie ichs angehe...danke für die Anregungen!:)
 
jetzt hab ichs verstanden, du möchtest eine fortwährende Beschleunigung - ja na müßte vergleichbar gehen, nur werden halt die Berechnungen der bpm's etwas unübersichtlich...:D
 
Ich würde für dir betreffende Passage die Taktstriche weglassen bzw. im Notensatzprogramm "unsichtbar" machen, zum Metrum und Tempo das über die Stimmen schreiben, was Du bezweckst und die Noten der Stimmen so übereinander setzen und verschieben, dass die zusammenklingenden Töne grafisch abgebildet werden.
Durch die metrische Gruppierung der Noten und Betonungszeichen würden Untergliederungen immer noch deutlich, falls man das möchte. Wenn das ausgeschlossen sein soll, müsste man das auch noch in bzw. unter die Noten schreiben.
Accelerando usw. bleiben dann immer noch als weitere Option, genau wie die Fächerbalken.
Für die Umsetzung mit Finale könnte ich dir bei praktischen Problemen weiterhelfen.
Btw., neulich bin ich über Syrinx von Claude Debussy gestolpert, das wurde vom Meister vor fast 100 Jahren auch ohne Taktstriche notiert...
 

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