Gestern hab ich mir beide Neukreationen von Ibanez mal in einer einstündigen Session zu Gemüte geführt. Beides sind grundsolide Gitarren, die für ihren Preis von unter 400 Euro einen ausgezeichneten Gegenwert bieten. Exzellent verarbeitet sind sie beide - kennt man ja von Ibanez auch in den untersten Preisregionen. Besonders gefiel mir das schöne Furniertop, umrahmt von auffällig blinkendem Abalone-Imitat-Binding. Vielleicht nicht jedermanns Geschmack, aber auf jeden Fall edel anzusehen. Das Rosewoodgriffbrett ist ebenfalls von einem auffälligen Binding umgeben, die Lagen der Bünde werden von Blockinlays markiert.
Das Gewicht beider Gitarren fällt für Paula und DC-Verhältnisse erstaunlich niedrig aus. Dank Rippenspoiler auf der Korpusrückseite schmiegen sich beide Ladys auch gut am Körper des Gitarristen an. Der Hals lässt sich komfortabel bespielen, ist dabei aber kein Flitzehals im Wizard-Stil. Les Paul-Dimensionen erreichen die Ibanezkonstruktionen jedoch auch nicht.
Die Tonabnehmer (Typenbezeichnung gerade entfallen) wissen auch zu gefallen. Ob clean, zart angecrunct oder Hi-Gain - in allen Positionen liefern sie ein transparentes Klangbild. Dabei scheinen sie eher niederohmig gewickelt zu sein, denn besonders heiß klangen beide in meinen Ohren nicht. Macht aber auch nichts, denn so ist es gerade gut für Rock und Blues der alten Schule.
Dreht man das Tone-Poti ein wenig zurück, fallen die Pickups aber ein wenig ab. Muffig klang dabei vor allem die Singlecut-Ibanez, während man die DC-Variante wohl noch durchgehen lassen kann. Insgesamt also ein ordentlicher Eindruck am Amp mit Schwächen in der B-Note. Dennoch: Sowohl am kleinen 5 Watt Ibanez ValBee als auch am Genz Benz-Fullstack wussten die Gitarren sich durchzusetzen und in fast allen Stilistiken zu gefallen (Reggae hat jetzt nicht so too geklungen, aber naja *g*).
Was bleibt also unterm Strich? Für das Geld bekommt der Käufer aus meiner Sicht einen absolut realistischen Gegenwert. Beide Gitarren interpretieren traditionelle Gibson-Designs einmal anders. Paula oder DC will und kann dabei aber keine der Gitarren so richtig sein. Zu wenig Masse schleppen die Ladys mit sich herum, was zwar den Rücken freut, aber dem Ton letztlich fehlt. Die ARC gibt sich voluminös, aber nicht Paula-artig genug. Wer also Les Paul sucht wird bei der ARC nicht fündig. Die ARX ist schön komprimiert im Ton, aber lässt ein wnig das Luftige vom Ton einer DC vermissen - echtes DC-Gefühl gibt es also auch nicht bei der ARX. Wer auf die historischen Gitarrendesigns steht und tonal nicht festgelegt ist, wird aber sicher mit einer der beiden Gitarren glücklich.
Kurzfazit:
+ perfekte Verarbeitung
+ vielfältiges Klangpotenzial
+ angenehm zu bespielen
+ sehr schönes Aussehen
+ niedriger Preis
- kein richtiges Paula/DC-Spielgefühl
- keine traditionellen Paulasounds (ARC)
- kein luftiger DC-Ton