Nette "Anfängerlieder" für den Synth/Workstations?

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Hey,
nachdem ich schon länger an der Anschaffung eines Synthesizers interessiert war, und besonders das Konzept des Teenage Engineering OP-1s super fand, habe ich bei einem guten Deal in den Kleinanzeigen zugeschlagen und mir das Ding gekauft. Ich bin sehr interessiert an allem, was mit Musik zu tun hat, deshalb will ich eben diese Art Instrument unbedingt auch ausprobieren.

Das Problem - man kann es sich denken: Ich habe kaum Erfahrung mit Synthesizern. Ich bin eigentlich Gitarrist, habe nur vor einigen Jahren mal Klavier gespielt (mit Stunden, aber eher schlecht als recht)

Jetzt wollte ich fragen: Gibt es irgendwelche Songs oder so welche ich "nachbasteln" kann, um mich ein wenig einzuarbeiten? So etwas wie "Smoke on the water" bei den Gitarristen - ihr wisst ,was ich meine :D
Oder sollte ich einfach mal schauen, was ich selber so hinbekommen?


Danke und viele Grüße!
 
Eigenschaft
 
"Final Countdown" ;)
Da kannst Du dann auch die Gitarre dazu spielen wenn Du eins davon aufnimmst :)
 
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Das Equivalent zu "Stairway to Heaven" im Synth-Bereich ist wohl "Jump". Das darf man auch nur noch öffentlich spielen, wenn man auch das Solo kann ;)

Ansonsten:

- "Oxygene IV" von Jean-Michel Jarre
- "Popcorn" von Hit Butter (und diverse Covers)
- "Crockett's Theme" von Jan Hammer
- "Blade Runner Theme" und "End Title" (Blade Runner Soundtrack) von Vangelis
- "Das Model" von Kraftwerk

Schon etwas advanced:

- "Don't Go" von Yazoo (dazu gibt's im Netz Patch und MIDI-Dateien, von jemand, der das sehr originalgetreu nachgebaut hat).
- "Axel F" von Harold Faltermeyer

Ansonsten gibt's auf bonedo.de einige Workshops zur Nachproduktion von moderneren Hits, meistens aus der EDM-Ecke.

Noch ein Tipp: nach Guitar Pro Dateien mit voller Instrumentierung suchen, daraus kannst du leicht MIDI-Files für die Synthesizerparts extrahieren (z.B. mit Tux Guitar).

Chris
 
Die hier sind relativ simpel:

Eroc - Wolkenreise
Yazoo - Only You
Space - Magic Fly

@strogon14 Hast Du Oxygene IV zufällig für Key arrangiert irgendwo rumliegen? :D
 
Okay, vielen Dank für die Hilfe, sehr sehr nett!

Eine Frage noch, die ist aber etwas "größer":
Gibt es einen einfacheren und logisch nachvollziehbareren Weg, um herauszufinden, wie ich passende Noten zusammen spiele?`
Das klingt etwas komisch, hier ein wenig ausgeführter:
Ich hab mir, um mich mit dem Op-1 vertraut zu machen, dieses Video angesehen:

Er spielt immer wieder diverse Noten, welche sehr gut harmonieren. Gibt es (ich kenn mich beim Klavier kaum aus) einen einfachen Weg, diese harmonierenden Noten zu finden, ähnlich der Pentatonik bei Gitarren? (Wenn die Frage unklar ist bitte sagen :D )

Ansonsten werde ich mich dann mal an die o.g. Songs herantasten :)
 
Wenn du auf einer normalen Tastatur nur die schwarzen Tasten spielst, hast du eine Pentatonik. Ansonsten gilt die normale Harmonielehre. "Reine" Harmonien sind die Oktave und die Quinte, also zwölf bzw. sieben Halbtöne auseinander, oder bei C-Dur (also von der tiefsten Taste auf dem OP-1 ausgehend), vier, bzw. sieben weiße Tasten nach oben. Für westliche Musik gelten weiterhin die kleine (3 Halbtöne) und große (4) Terz, sowie die Quarte (5) als harmonisch. Da man bei Tasteninstrumenten oft Begleitung und Melodie bzw. Solo kombiniert, denkt man öfters in Akkorden statt in Skalen und erweitert die Akkordtöne durch zusätzliche Töne aus der Haupttonart. In der elektronischen Musik sind Arpeggios sehr beliebt, d.h. man spielt die Töne eines Akkords (z.B. C-Dur: C-E-G) aufgelöst nacheinander, über eine oder mehrere Oktaven, auf- oder abwärts oder beides. Also z.B. C3-E3-G3-C4-G3-E3. Dieses Beispiel kann man dann z.B. als Triolen zu einem 4/4-Takt spielen. Der OP-1 hat sicher auch einen eingebauten Arpeggiator, der den Akkord für dich aufgelöst spielt, wenn du einfach die Noten gedrückt hältst. Wenn du aber selber spielst, kannst du die Reihenfolge und Richtung beliebig variieren und ebenso den Rhythmus, indem du einzelne Schritte auslässt oder Pausen einbaust.

Beispiel in C-Dur: C4-G3-E3-C4-G3-Achtelpause-E3-C3
 
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Ein bißchen liegt hier meines Erachtens ein Denkfehler vor, den "Synthesizerfremde" häufig machen:

Mit elektronischen Instrumenten – mit Ausnahme von Arranger-Keyboards und Artverwandtem, die Rede ist also von Equipment, das man auch mal in einer Produktion einsetzen kann ohne Schamesröte – lassen sich nicht aus dem Stegreif komplette Lieder per Hand spielen. Einzelne Parts ja – ganze Lieder nein.

Das hat zwei Gründe. Der eine ist, daß elektronische Musik – und darauf läuft es hinaus, wenn alles an Equipment, was verwendet wird, elektronisch ist – relativ viele einzelne Elemente hat und braucht, um "rund" und vollständig zu klingen. Mit einer einzelnen Gitarre kann man schon viel machen; so verfahren nahezu alle Liedermacher. Dito mit einem Klavier. Auch mit z. B. einer einzelnen Geige oder Blockflöte läßt sich gefühlt Vollständiges machen. Dergleichen gibt es im elektronischen Bereich nicht mit Ausnahme uralter Theremin- oder Trautonium-Geschichten. Da hast du neben der Melodie auch noch Drums und/oder Percussion, da hast du die Bassline, da hast du auch noch andere Sequenzen, vielleicht noch eine Fläche...

Der andere ist, daß du nur zwei Hände hast.

"Ich setz mich einfach mal an diesen Synth und spiel spontan das volle Originalarrangement von 'Oxygène 4'" ist also nicht drin. Das kannst du jemandem glauben, der schon mal "Oxygène 4" solo gespielt hat – unabhängig davon, ob du denselben Originaltreueanspruch ("muß wie auf Platte klingen") hast wie ich. Die Leadfiguren und die Fläche kann man vielleicht alleine händisch spielen – alles inklusive Drums, Baß, Arpeggio und Effekten auf keinen Fall.

Wenn man genügend Originaltreueanspruch hat, daß man unbedingt alles in dem Stück haben muß und darüber nachdenkt, sich MIDI-Files zu besorgen, dann sollte man den Gedanken mit MIDI-Files gleich wieder beerdigen und sich selbst ans Raushören und Sequenzenaufnehmen machen. Weiß nämlich der Geier, wie gut der MIDI-File-Erzeuger raushören kann. Nach meiner Erfahrung gibt es nämlich erschreckend viele Menschen, die Delays nur schwer als solche erkennen können und z. B. das Delay an der Stelle, wo die Strings alleine die Melodie übernehmen, ausnotieren bzw. als Noten im MIDI-File programmieren (so schon geschehen in Fachzeitschriften, und auch Ed Starink [Synthesizer Greatest] ist in die Falle getappt).

Und: Keine Workstation hat den vollen Satz an auch nur einigermaßen originalähnlichen Sounds aus "Oxygène 4" eingebaut. Aber wenn gewünscht, äußere ich mich zu den Sounds noch einmal separat.

Auch die ganzen anderen genannten Beispiele sind zu komplex, um sie vollumfänglich, geschweige denn spontan vollumfänglich, per Hand zu spielen. Wenn man das spielt, was per Hand spielbar ist, "fehlt da irgendwie was".


Martman
 
"Ich setz mich einfach mal an diesen Synth und spiel spontan das volle Originalarrangement von 'Oxygène 4'" ist also nicht drin. Das kannst du jemandem glauben, der schon mal "Oxygène 4" solo gespielt hat – unabhängig davon, ob du denselben Originaltreueanspruch ("muß wie auf Platte klingen") hast wie ich. Die Leadfiguren und die Fläche kann man vielleicht alleine händisch spielen – alles inklusive Drums, Baß, Arpeggio und Effekten auf keinen Fall.
Dem muss ich aber dann doch mal widersprechen :)

Natürlich ist nicht ALLEs gleichzeitig spielbar, aber händisch unspielbar ist davon eigentlich nichts. Der gute JMJ hat selbst in vielen Interviews gesagt, dass beim ersten Oxygene sehr viel "von Hand" eingespielt wurde und das gerade dieses "von Hand" den Charme des Albums ausmacht. Große Sequenzer hatte er damals ja noch gar nicht. Den Matrisequenzer 250 hat er erst ab Equnioxe benutzt, was man ja auch deutlich an der patternartigen Struktur von Equnioxe gegenüber Oxygene hört. Oxygene hat er im Esszimmer seiner Eltern auf einer 8-Spur Maschine produziert. Natürlich sind die Drums programmiert und die Sequenzen mit einem Sequenzer oder einer Bandschleife realisiert, aber sie sind alle letztenendes spielbar und recht einfach.

Oxygene 4 ist doch ein super Song um damit zu lernen, wie man elektronische Musik aufbaut und man kann sich wunderbar damit auseinander setzen und es selber mit einfachen Mitteln nachproduzieren. Der Aufbau von O4 ist eigentlich recht "klassisch" : Intro, A-Teil (Strophe), B-Teil (Bridge) und C-Teil (Chorus). Wichtig ist zu erkennen, dass O4 im 12/8-Takt ist, was man deutlich an der Hihat-Figur hört, oder an der Sequenzerfigur, die nichts anderes spielt als ein 12/8-Muster, einmal im Oktav-Intervall und im Qunit-Interval. Der Bass ist auch nicht das Drama und mehr ist es dann schon nicht, ein sehr schlankes Arrangement:

1 .Synth1: (Melodie A-Teil)
2. Synth2: (Melodie C-Teil, Improvisation zum Ende)
3. Strings 1: Doppelung der Melodie erst in gleicher Lage, später eine Oktave höher mit (Band)-Echo-Effekt
4. Strings 2: Pad mit (Smallstone) Phaser-Effekt und Echo
5. Ostinato-Figur: Kurzer fast schon percussiver Sound im 12/8-Muster
6. Bass
7. Drums/Percussion
8. FX1 Langsamer Wind
9. FX2 schneller Wind...wuuusch

Fertig...übrigens find ich die Version im offiziellen JMJ-Songbook sehr ordentlich notiert (dass mit dem Images-Cover auf der Rückseite).

Ob man nun so lange an den Sounds schrauben muss, bis es eine Kopie des Originals ist, ist nun wieder eine andere Sache. Ich finde man kann an solchen "Coversongs" auch gerne seine eigene Kreativität einfließen lassen, gerade wenn sie so simpel aufgebaut sind wie Oxygene 4. Andere Beispiele sind für mich Oxygene 2 (sehr schön im 6/8-Takt), Vangelis - Alpha, Jan Hammer - Crocketts Theme, Popcorn (meine Liebingsversion ist von der M&H Band, bei Y-Tube gerne als JMJ-Version betitelt ;) ), Axel F. und so weiter... :)
 
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Ich denke, es kommt immer auf den Anspruch an, den man an sich selbst hat. Möchte man das Lied 1:1 nachspielen (inkl. Originalgetreuer Sounds) oder möchte man es für sich interpretieren.
Moderne Elektro Musik wird zum Teil schwierig. Sind eh zum Großteil nur an der DAW zusammengeschraubt und haben meist mehr als 20 Spuren.
Mit dem Raushören ist auch immer so eine Sache. In nem komplexen Stück könnte ich das nie. Alleine so eine Drumspur selbst zu sequenzieren - hätte keine Ahnung wie ich da überhaupt ran gehen sollte.

Zudem sollten wir hier nicht vergessen, das der Threaderstlelr "nur" einen Teenage Engineering OP-1s hat.
Da het sich zum Thema "nah am Original" eh beinahe alles erledigt :)
 
Es ging mir darum, dass in dem von mir beantworteten Post gleich wieder so der Tenor war...das ist UNMÖGLICH...der Thread-Titel heisst ja ....für Synth/Workstation.
Gerade mit einer WS bist du ja in der Lage, komplette Songs zu erstellen. Das der TE das vielleicht mit seiner momentanen Hardware nicht kann, okay...aber vielleicht möchte er sich ja mal irgendwann erweitern.

Ich habe bisher immer auf neuen Instrumenten so "just for fun" meine Lieblingssongs nachgebaut und gerade das angesprochene Oxygene Part 4, bau ich dir von den Sequenzen auf fast jeder Hardware in kurzer Zeit aus dem Kopf nach :cool:...so! :m_key:

Ich nehme mir aber halt auch durchaus aus das Recht raus, mal mehr mal weniger eigene Ideen mit einzubauen. Sonst ist das für mich "Malen nach Zahlen" und kein kreativer Prozess mehr.

Gruß Dennis
 
Auch die ganzen anderen genannten Beispiele sind zu komplex, um sie vollumfänglich, geschweige denn spontan vollumfänglich, per Hand zu spielen. Wenn man das spielt, was per Hand spielbar ist, "fehlt da irgendwie was".
Ein bißchen liegt hier meines Erachtens ein Denkfehler vor, den "Synthesizerfreunde" häufig machen: für den Einstieg kann man sich auch auf das Wesentliche konzentrieren. ;)

Wenn man ein paar Riffs und Melodien halbwegs nachspielen kann, dann hat man davon wesentlich mehr, als wenn man als kompletter Anfänger erst einmal lange abwägt, welches Equipment denn im Original vorkam und wie man sich das beschaffen und gleichzeitig bedienen kann, bevor man überhaupt zu spielen anfängt.

Die Leadfiguren und die Fläche kann man vielleicht alleine händisch spielen – alles inklusive Drums, Baß, Arpeggio und Effekten auf keinen Fall.
Nun, da der Threadersteller explizit nach etwas wie "Smoke on the Water" gefragt hat, nehmen wir das doch gleich mal als Beispiel. Hauptriff und Solo lassen sich jeweils relativ einfach händisch spielen. Alles gleichzeitig inklusive Bass, Gitarren-Overdub, Orgel, Schlagzeug und Gesang auf keinen Fall. Das hält aber keinen Nachwuchsgitarristen davon ab, einzelne Parts zu lernen. :)


Aber zurück zum eigentlichen Thema: @Don Joe: der OP-1 ist ein bisschen anders zu bedienen und spielen als die meisten Synthesizer, daher lässt sich nicht alles 1:1 übertragen. Aber hier ein paar Riffs, die relativ einfach spielbar sein sollten

MGMT - Kids (mit einem Tutorial hier, konzentriere dich ruhig nur auf die Melodie in der rechten Hand)
Joy Division - Love Will Tear Us Apart (der hohe Synth-Streicherpart wird z.B. hier erklärt.)

Und etwas schwieriger:

Gary Numan - Cars (der Song besteht gleich aus mehreren Synth-Riffs, hier werden die alle einigermaßen sichtbar gezeigt. Die linke Hand am oberen Synth spielt den Bass, die rechte Hand am unteren Synth die höheren Parts. Es wird leider nicht direkt erklärt und auch nicht langsamer gezeigt, aber wenn man sich das Video im Vollbild und bei halber Geschwindigkeit ansieht plus eventuell ein paar mal zurückspult, erkennt man einigermaßen, welche Tasten gedrückt werden.)
 
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Miami Vice Theme finde ich klasse.
 
Hey,
danke noch mal an alle für die Antworten!
Ich werde mich die Tage an einige der Songs machen. Vorher wollte / will ich den Op-1 noch besser kennen lernen.
So kommt es dass ich innerhalb meiner ersten Woche diesen.. naja, nennen wir es "Song".. fertig gestellt habe (Hab ihn sogar tatsächlich genau nach einer Woche fertig, den Op besitze ich seit Montag vor einer Woche).
Ist nicht ganz perfekt, und warum auch immer (das war "im OP-1" nicht so) ist die Bassline seitdem ich den Track in Cubase bearbeitet habe z.T. etwas verzerrt. Dafür haben die Drums jetzt etwas Hall, und ich hab grundsätzlich ein paar Plugins "draufgehauen" :D
Das Ende hätte mir auch besser gelingen können, aber für meinen allerallerersten Versuch.. :D
Naja, was meint ihr dazu?

https://soundcloud.com/joe-771018854/teenage-engineering-op-1-first-jam
 
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"The Final Countdown" und "Oxygene 4" wurden ja schon genannt, stünden bei mir auch ganz oben, gerade für Anfänger. Ich würde noch "Just can´t get enough" von Depeche Mode einwerfen.
 
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Und etwas schwieriger:

Gary Numan - Cars (der Song besteht gleich aus mehreren Synth-Riffs, hier werden die alle einigermaßen sichtbar gezeigt.
Wenn wir uns schon auf Weniges reduzieren und Gary Numan nennen, dann darf der markante Lead von "Are 'Friends' Electric?" nicht fehlen, mit dem Gary dem Punk entstieg, als er im Studio zufällig einen Minimoog herumstehen sah.

@Martman :mampf: Ich wäre bereit, gerade als Anfänger in Sachen Schrauberei bin ich ganz Ohr bzw. Auge ;-)
Ich sag mal so: Mit konkreten Reglerstellungen kann ich nicht dienen, sondern nur mit Hinweisen.

Die Oxygène war ja Jarres erstes eigenes Album, seit er sich vernünftiges Equipment leisten konnte. Bis zur 1973er Auftragsarbeit, dem Soundtrack Les Granges Brûlées, war er eher minimalistisch-experimentell eingerichtet. Nachdem er aber Werbe- und Hintergrundmusik gemacht und die französische Chanson-Szene als Texter (!), Komponist und Produzent aufgemischt hatte, stand schon mal genügend Geld zur Verfügung, um sich eine der ersten Homeproducing-Burgen in die Küche zu stellen, darunter eine schöne Schweizer Studer-Achtspurbandmaschine, aber eben nur eine.

Verteilen wir das Vorhandene mal auf "Oxygène 4".

Zunächst mal hat Jarre lustig seinen damals einzigen brauchbar tonal spielbaren Analogsynthesizer geoverdubbt, einen ARP 2600. Man kann davon ausgehen, daß er den neu gekauft hat (noch bevor er "Monsieur 2600" Michel Geiss im Gespann hatte), denn er hatte auch das Patchbook zu dem Teil (Beweis: "Oxygène 6", Jonathan Synthesized Seagull). Das müßte also schon einer von denen gewesen sein mit ARPs hauseigenem 24-dB-Vierpolfilter.

Die Melodie kommt schon mal vom ARP. Sie klingt nach "Moog-aber-dann-doch-nicht-so-wirklich", weil das eben kein Moog ist, aber fast alle Klischees eines typischen Moog-Sounds erfüllt. Fast alle, denn hier kommt nur ein Sägezahnoszillator zum Einsatz, nicht wie sonst fast immer zwei gegeneinander verstimmte. Das Filter ist an sich nicht weit geöffnet, das erledigt die exponentielle ADSR-Hüllkurve mit ziemlich deutlichem Hub, die auch gleich den Verstärker mitsteuert.

Für Puristen sei an dieser Stelle erwähnt, daß der ARP 2600 – genau wie der ARP Odyssey – zwei grundverschiedene Hüllkurven hat. Eine hat die volle ADSR-Bestückung und arbeitet exponentiell; beim ARP 2600 kann nur sie über interne Verkabelung das Filter steuern, für die andere bräuchte es ein Patchkabel. Die andere ist eine AR-Hüllkurve, also ohne Decay-Phase und mit Sustain immer voll auf. Diese Hüllkurve arbeitet linear. Der Unterschied ist durchaus hörbar: Die ADSR-Hüllkurve beginnt schnell und wird dann langsamer, während die AR-Hüllkurve mit konstanter Geschwindigkeit moduliert.

Der Baß ist auch vom ARP, aber kein typischer "fetter Moog-Baß" – wir sind immerhin im Jahr 1976. Hier gibt's also kein 90er-Jahre-Resonanzschmatzen, sondern gar keine Resonanz. Ich habe den Part gerade nicht konkret im Ohr, aber meines Erachtens war das eine sehr tiefe Dreieckswelle mit einer Rechteck- oder Pulswelle eine Oktave darüber, nicht zu stark gefiltert (mit ein bißchen ADSR auf Filter und/oder Verstärker, um den Anfang zu akzentuieren), aber doch in den Obertönen reduziert. Ähnlich scheint das Ostinato zu sein, nur daß da stärker gefiltert und stakkato mit recht schnellem AR-Release gespielt wird, während der Baß lange liegt. Ich müßte da noch mehr experimentieren, um das detaillierter schildern zu können.

Vielleicht sehe ich mich mal im Patchbook um, ob da zufällig die Sounds zu finden sind, dann komm ich eventuell noch näher dran.

Für die Drums brauchst du zum einen etwas, das einfache Drumsamples wiedergeben kann. Zum anderen brauchst du Samples einer Korg MiniPops-7; will sagen, ein bißchen Zeit und die Internetsuchmaschine deines Vertrauens. Vorsicht: Die Figur hat's in sich. Ich kann jetzt nicht unbedingt empfehlen, eine MiniPops synthetisch nachzubauen, an die Samples kommt man einfach viel leichter und ist dann auch näher dran.

Die Strings werden schon schwieriger. Hier versagt nämlich die typische Synthesizer-Vorgehensweise, weil die Strings von etwas kamen, das mit typischen Analogsynthesizern und subtraktiver Synthese praktisch gar nichts zu tun hat, schon gar nicht mit dem oft zititerten Eigenbau von Stringsounds durch Gegeneinanderverstimmen von zwei oder mehr Sägezahnoszillatoren mit PWM und so weiter, um auch ja keine Effekte zu verwenden, weil man die bei einem gut klingenden Synth ja angeblich nicht braucht.

Dieses Etwas ist eine niederländische Mittelklasse-Heimorgel, eine Eminent 310 Unique. Zunächst mal arbeitet ihre Klangerzeugung völlig anders als die nahezu aller polyphoner Synthesizer, nämlich auf Basis von Frequenzteilern, so daß sich nichts gegeneinander verstimmen kann und alles immer schön phasenstarr zueinander läuft. Man muß sich das vorstellen als ein rasant schnell (im Megahertz-Bereich) schwingender Rechteckoszillator. Mittels Frequenzteilern werden dann davon die zwölf Noten einer chromatischen Tonleiter abgeleitet, und zwar der höchsten Noten, die die Orgel spielen kann. Weitere Frequenzteiler erzeugen daraus dann wiederum die Oktavlagen, reduzieren also die Frequenzen auf die Hälfte, ein Viertel, ein Achtel usw. Mittels Waveshaping wird dann aus der Rechteck- eine angenäherte Sägezahnwelle.

Das ist aber nur die halbe Miete dessen, was in der Orgel selbst passiert. Ein sehr schönes, gerade bei japanischen Synths populäres Mittel, um z. B. Stringsounds zu erzeugen, ist, einen Chorus draufzulegen. Die klassischen Stringmachines wie das artverwandte Solina String Ensemble, die Logan String Melody oder die Strings-Abteilung im Roland RS-202 verwenden einen Dreifachchorus, also drei Chorus-Einheiten, deren LFOs um 120° zueinander versetzt sind. In der Eminent 310 steckt sogar ein Sechsfach-Chorus.

Mit echt- oder virtuell-analogen Synthesizern kann man diesen Sound nicht mal annähern. Sofern du Software verwendest, solltest du dich nach dedizierten Stringmachine-VSTis umsehen, z. B. Gforce Virtual String Machine, das auch dediziert die Eminent emulieren kann. Auch das hat natürlich nicht ganz den Charme einer echten Eminent. Aber selbst wenn du zufällig noch auf, was weiß ich, marktplaats.nl eine finden solltest, die in ahnungslosen Händen ist und für einen Euro verkauft wird, wirst du immer noch zig Kilo Heimorgel in deine Bude wuchten müssen.

Solltest du keine Software verwenden, wird es sehr, sehr eng. Ich selbst verwende dafür eine Sample-Library von SONiVOX für Kurzweil, die mir auch nur Samples eines Solina String Ensemble zur Verfügung stellt. Generell sind Samples für so etwas keine optimale Lösung, aber besser geht's bei mir nicht, und besser geht's generell nur, indem das Originalgerät als Ganzes emuliert wird. Das Problem ist nur, daß ich mir die CD schon vor etlichen Jahren gekauft habe und so etwas schon lange nicht mehr hergestellt oder verkauft wird. Gebraucht gibt es solche Sampling-CDs nur seltenst, wenn überhaupt, denn häufig dürfen sie gar nicht weiterverkauft werden.

Falls jetzt Waldorf Streichfett erwähnt wird: Ich habe das Ding angespielt und gehört. Es klingt nach allem, aber nicht nach Eminent, nicht mal nach Solina. Das Teil ist einem Korg Lambda nachempfunden und geht charakteristisch eher teils Richtung Japan, teils Richtung Italien. Mit meinen Samples komme ich deutlich näher dran, als Streichfett es je könnte.

Konkret kann ich dir bei den Strings nichts empfehlen, das hängt von deiner Situation ab.

Zu guter Letzt scheint Jarre meines Erachtens die Akkordfläche mit einem anderen Register zu spielen als die Melodie.

Zu beachten ist aber auch die Signalkette hinter den Strings. Auf der Akkordfläche liegt ein Phaser, ein Electro-Harmonix Small Stone. Ich würde sagen, Intensitätsschalter auf voll, LFO-Regler auf halb elf, elf; letztlich muß man das nach Gehör einstellen. Sofern Hardware im Einsatz ist, ist tatsächlich die Verwendung eines echten Small Stone angeraten, das Ding kostet nicht die Welt. Netzteil nicht vergessen, Smallie frißt manchmal Batterien wie nix. (Andererseits kann man möglicherweise mit einem 8,4-Volt-NiMH-Akku den Undervolting-Mod nachahmen, den Jarres damaliger Small Stone hatte; den bräuchte man aber höchstens bei so tragenden Sachen wie "Equinoxe 2".)

Beide String-Parts stehen unterschiedlich im Panorama und laufen anschließend in ein Stereo-Bandecho, das sich Jarre aus zwei Revox B77 gebaut hat: Das Band lief von einer Spule der ersten Bandmaschine durch deren Köpfe (zwecks Aufnahme), dann ein Stück durch die Luft, dann durch die Köpfe der zweiten Bandmaschine (zwecks verzögerter Wiedergabe) und auf die angetriebene Spule dieser Maschine. Die Delay-Zeit wurde eingestellt über den Abstand, in dem die Bandmaschinen zueinander standen. Eine der beiden Bandmaschinen hat Jarre dann "über Kreuz" angeschlossen – je weiter links im Panorama das Originalsignal war, desto weiter rechts war das Delay-Signal.

Das kann man (zur Not) mit allen Stereo-Delays emulieren, die einigermaßen nach Bandecho klingen können (wenn's sein muß, tut's auch ein Stereo-Multieffekt, der das Delay-Signal leicht tiefpaßfiltern kann), indem man den linken Ausgang des Effektgeräts an den rechten Aux Return schließt und umgekehrt. Das Effektgerät muß dann natürlich das Originalsignal als Stereosignal mit entsprechender Panorama-Position bekommen. Will man nicht über Kreuz verkabeln, kann man ersatzweise die Aux Sends (in diesem Fall pre-fader!) für die Strings-Signale "umgekehrt" zur Panoramaposition der Signale selbst öffnen, dann kriegt das Delay das Originalsignal schon seitenverkehrt.

Mit in Synths eingebauten Effekten läßt sich diese Stereo-Trickschaltung meistens überhaupt nicht nachstellen. Ein Pingpong-Delay ist kein gutes Surrogat, weil es immer hart pannt und nicht flexibel genug ist. Da muß man also schon externe Effekte und Klinkenkabel in die Hand nehmen.

Die dritte Melodie mit dem metallisch anmutenden Sound ist extrem schwer zu emulieren. Die hat Jarre gespielt auf einem der ersten additiven Synthesizer, einem schon mit Digitaloszillatoren arbeitenden RMI Harmonic Synthesizer. Bis heute haben es selbst die besten Jarre-Replica-Covermusiker nicht geschafft, diesen Sound nachzubauen – und ich schätze, daß da auch schon zu so Mitteln wie Kawai K5000 gegriffen wurde. Hier heißt es abwarten, bis jemand ein Rezept hat – auch wenn das additiv sein sollte, was ich sogar erwarte.

Sogar die weitere Aufbereitung dieses Klangs ist schwierig zu bewerkstelligen. Der geht nämlich durch einen Flanger, eine Electro-Harmonix Electric Mistress. Und zwar die erste Generation der Electric Mistress. Die moderne Stereo Electric Mistress klingt drastisch anders und ist dafür nicht mal ansatzweise zu gebrauchen, wenn man aus Gründen der klanglichen Authentizität schon zu EHX greifen muß, und das Original ist eine ziemliche Rarität. Je nach Eigenanspruch kann man natürlich verschiedene in- oder externe Flanger durchprobieren, aber die Electric Mistress ist meines Erachtens genauso ein Charakterkopf wie der Small Stone.

Die Effektklänge (Wind, fallendes Rauschen) stammen vom EMS VCS3 und/oder EMS Synthi AKS. Die Authentizität ließe sich mit einem Dreipol-Tiefpaßfilter (18 dB/Oktave; scheint in Hardware ein Fall für Novation zu sein, die aus demselben Ursprungsland kommen) noch steigern; ob man so weit ins Detail gehen will, muß man selbst wissen. Auf jeden Fall gehen die EMS-Effektsounds mit durchs panoramaverdrehte Delay.


Martman
 
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@Martman Daumen hoch! Sehr schön beschrieben & hoch Interessant! Leider für den Otto Normal Synth Hobbymann sehr schwierig. Ist halt die Frage nach der PErfektion, die man erreichen möchte.
 
Als Pragmatiker würde ich die Eminent-Strings mit einem Rompler emulieren; halbwegs moderne Geräte müssten dahingehend ausreichend bestückt sein, auch wenn es meist nur Solina-Samples sind. Die Oberton-Struktur gegebenenfalls per Filter anpassen, dann das Ganze mit Chorus anwärmen und ab in den Phaser. Für letzteren kann man gerne auch einen Small Stone verwenden, dann wird das Endergebnis wieder ein Stück weit authentischer.

Da hier Lieder auch explizit für Workstations gesucht werden, kann man mit einem solchen Instrument auch die einzelnen Spuren nach und nach selbst einspielen und dann live zum Playback die Hauptmelodie zu Besten geben.
Allerdings dürfte es gerade für einen Anfänger nicht immer leicht sein, die einzelnen Spuren herauszuhören; da können dann gegebenenfalls Midi-Files helfen, und sei es nur als Vorlage/ Roh-Backing, um darauf was Eigenes aufzubauen.
 
Als Pragmatiker würde ich die Eminent-Strings mit einem Rompler emulieren; halbwegs moderne Geräte müssten dahingehend ausreichend bestückt sein, auch wenn es meist nur Solina-Samples sind.
Wird nur problematisch, wenn das einzige verfügbare Solina-Multisample im Rompler gleich von vornherein zwei Oktavlagen hat, die nicht voneinander getrennt werden können. Mir ging's so mit einem der Roland-Erweiterungsboards.


Martman
 

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