Nebenjob Barpianist als Studentin?

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Hallo,
Ich fange im Wintersemester in Karlsruhe zu studieren an (Physik) und brauche so oder so einen Nebenjob. Der perfekte, wenn auch irgendwie utopische Nebenjob wäre Barpianist. Unabhängig vom Verdienst, weils mir einfach saumäßig Spaß macht. Jetzt hab ich aber ein paar Fragen:

1. Wie kommt man an solche Jobs ran? Gezielt in irgendwelche Kneipen / Hotels / ... gehen und da nachfragen? Per E-Mail anschreiben? Wie läuft das?

2. Wie wäre da ungefähr der Verdienst? Öfter als einmal in der Woche würde ich das nicht unbedingt machen, weil sich sonst wahrscheinlich zu oft das wiederholt, was ich spiele. Oder?

3. Habt ihr schonmal in Bars bzw. wo anders im Hintergrund Klavier gespielt und könnt hier eure Erfahrungen posten?

4. Was sollte man können? Ich spiele seit knapp 13 Jahren Klavier, hab angefangen mit klassischem Zeug, vor 5 (?) Jahren hab ich den Lehrer gewechselt und eher moderne Sachen und in ersten Ansätzen Impro (einfaches Bluesschema) gespielt, dann vor zwei (?) Jahren nochmal den Lehrer gewechselt und ab da eigentlich nur noch improvisiert - in den ganzen zwei Jahren hatte ich vielleicht drei Stücke mit ausgeschriebenen Noten in der Hand.
Boogie- und Blues-Impro((abgewandeltes) Bluesschema) sind absolut kein Problem mehr. Ragtime (grade so Zeug wie Maple Leaf Rag) müsste ich etwas auffrischen, wäre aber auch machbar, allerdings kann ich keine Ragtimes improvisieren, zumindest nicht auf Scott-Joplin Niveau, das ist mir (noch) zu komplex. Dafür kann ich über Jazz-Standards bzw. Akkordfolgen mehrere Minuten (mindestens^^) improvisieren, ich hatte auch schon Unterrichtsstunden, da hab ich mit meinem Klavierlehrer gemeinsam ne halbe Stunde über zwei Akkorde durchgespielt. Vorhandene Lieder (so Radio-Zeugs / "Klassiker") kann ich nach Gehör spielen und auch abwandeln; allgemein kann ich alles spielen, was ich kenne, auch wenns dann je nach Spontanität nicht auf dem höchsten Niveau ist, aber es reicht, um auf Liedwünsche einzugehen.
Reicht das? Oder sollte ich erst noch in ne bestimmte Richtung irgendwas üben?

Vielen Dank schonmal für eure Antworten :)
 
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Schau mal in die KlappeAuf:
www.klappeauf.de
Erstens findest Du da die gängigen Kneipen für Live-Musik, zweitens Kollegen, die das gleiche anbieten. Blöd ist halt, daß jetzt in den Sommermonaten nicht so viele Einträge zu finden sind.

Wenn Du dann die Musiker auf deren Homepages "weiterverfolgst", dann siehst Du, wo die wann spielen, vielleicht ergeben sich daraus schon Möglichkeiten an Locations und Gigs zu kommen.

Aus Erfahrung (ich mache Jazz in kleinen Besetzungen als Dienstleistung) kann ich Dir sagen, daß Du mit einem Abend pro Woche finanziell sicherlich nicht weit kommst, zumindest recht kleine Brötchen backen wirst.

Die Kunst an Gigs zu kommen ist eine Balance zwischen nicht lockerlassen (beim Nachfragen) und dabei nicht nerven.

Wenn Du das wirklich spielen kannst, was Du oben beschrieben hast, wird es daran auf keinen Fall scheitern - aber sei gefaßt, Deine Konkurrenz sind "alte Hasen". Das wichtigste ist: immer locker bleiben und eine gewisse Distanz halten, Gäste können (gerne unter Alkohol) ganz schön nervig + penetrant werden...
Auf jeden Fall ist das eine sehr gute Schule um für sich selber Struktur + Form bei gleichzeitigem musikalischen Geschmack zu entwickeln.


Edit:
ein paar von den Kollegen sind schon ältere Herren, versuch denen nicht aus dem Weg zu gehen, sondern eher das Gespräch zu suchen, vielleicht ergeben sich Job-Sharings.
 
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Kontakte am besten persönlich - nachfragen ob der Chef zu sprechen ist (wenns nicht grade das Hilton ist :D ).
E-Mails kann man meines erachtens nach vergessen... da kommt nie was zurück.
 
Kleine Brötchen stören mich nicht, solangs wenigstens ein paar Brötchen sind :) Mehr als 400 Euro im Monat darf ich sowieso nicht verdienen, sonst gibts Probleme mit BAföG, und von meinen Eltern krieg ich auch noch was. Nicht dass ich jetzt denke, dass es überhaupt so viel wird^^ aber ein bisschen was wäre schon schön.
 
Ich spiele Barpiano mehr oder weniger hauptberuflich seit >10 Jahren, daher auf dieser Basis mal ein paar Einschätzungen.

Der perfekte, wenn auch irgendwie utopische Nebenjob wäre Barpianist. Unabhängig vom Verdienst, weils mir einfach saumäßig Spaß macht.

Dann würde ich dir empfehlen: mach Straßenmusik. Setz dich mit einem E-Piano (oder wie der New Yorker Kollege mit einem echten Flügel, siehe aktuelle Stern-VIEW-Ausgabe ;)) in die Fußgängerzone. Du verdienst u.U. mehr oder gleich viel wie in einem kleineren Hotel, bekommst direktere Rückmeldungen vom Publikum (unschätzbar wichtig als Anfänger), musst dich nicht um Veranstalter bemühen und kannst deinen Spaß ausleben. In einem Nebenjob in einem Hotel müsstest du dich als Dienstleister begreifen und dich letztlich mit professionellen Maßstäben messen lassen. Genauso wie der Küchenchef fürs Essen verantwortlich ist, bist du als Live-Musiker für das Entertainment verantwortlich, und auch ein Küchenchef wird ja sinnvollerweise an professionellen Maßstäben gemessen. Das ist für Anfänger je nach konkreter Gastronomie evtl. eher hinderlich.

Zu deinen Fragen:

1. Wie kommt man an solche Jobs ran? Gezielt in irgendwelche Kneipen / Hotels / ... gehen und da nachfragen? Per E-Mail anschreiben? Wie läuft das?

Beziehungen und langjähriges Nachfragen. Oder Glück. Frag bei der Rezeption, wer im Hotel für das Eventmanagement zuständig ist, oder wer F&B-Manager ist. F&B (Food&Beverage)-Manager sind die Führungsebene zwischen Hotelmanager und Restaurantleiter und oft passende Ansprechpartner. Merk dir den Namen sofort, lass deine aussagekräftige Visitenkarte da und frag nach, wann du anrufen kannst, um den zuständigen Manager zu sprechen.

2. Wie wäre da ungefähr der Verdienst? Öfter als einmal in der Woche würde ich das nicht unbedingt machen, weil sich sonst wahrscheinlich zu oft das wiederholt, was ich spiele. Oder?

Naja, wenn du schon arbeiten willst, wäre es ganz schlecht, einem Arbeitgeber sofort eine Obergrenze für die Arbeitszeit zu nennen. Natürlich brauchst du soviel Repertoire, daß du dich nicht wiederholst. Bei mir sind's um die 800 Stücke. Wenn der Arbeitgeber dich öfter haben willst, als du arbeiten kannst, solltest du die Telefonnummern von 4-5 Kollegen in der Tasche haben, an die du die Jobs abgibst, die du selbst nicht spielen willst. Es ist entscheidend, kein Einzelkämpfer, sondern Teil eines Netzwerks zu sein. Der Verdienst kann sehr unterschiedlich sein, je nach Regelmässigkeit, deiner Erfahrung und den Arbeitsumständen (z.B. ob du dein E-Piano mitbringst). Zwischen 40 und 80 Euro pro Stunde kommen oft vor.

3. Habt ihr schonmal in Bars bzw. wo anders im Hintergrund Klavier gespielt und könnt hier eure Erfahrungen posten?

Wie erwähnt, ja, ständig. Und es ist nicht immer Hintergrund. Du musst auf Gästewünsche gefasst sein, also auf jeden Fall "New York, New York", "Strangers in the night", "Ich war noch niemals in New York", "The Entertainer", "Für Elise", "As Time goes by" und "Misty" auswendig draufhaben. Ein dicker Pluspunkt ist es, sich beim Spielen locker mit dem Gast unterhalten zu können. Das kannst du zu Hause trainieren, indem du z.B. eine Zeitung aufs Klavier stellst und laut vorliest, während du spielst. Übe und werde gut, dann verkaufe dich nicht unter Wert. Trete möglichst professionell auf, auch wenn du es als Nebenjob machst: saubere Kleidung, möglichst alles auswendig spielen, Gäste anschauen. Entscheidend ist ein guter Kontakt zu den Kollegen vom Service, lerne die möglichst bald kennen und stell dich gut mit dem Barkeeper.

4. Was sollte man können? [...]allerdings kann ich keine Ragtimes improvisieren, [...] Reicht das? Oder sollte ich erst noch in ne bestimmte Richtung irgendwas üben?

Schau dir an, welche Gäste vor dir sitzen, und ob sie vielleicht von einer Veranstaltung kommen, wo sie Musik gehört haben. Ich habe neben den Standard-Jazz-Balladen und Bossa Novas viele Musical-Songs im Repertoire, viele 20er/30er-Jahre-Chansons, Filmmusik, Folksongs, ABBA, ein paar Latino-Nummern aus den 70ern, ein paar Sachen von Beethoven und Chopin. Ragtimes zu improvisieren wäre gut, ist aber nicht nötig. Für Kinder ist es immer gut, ein paar Musiken aus aktuellen Disney-Filmen da zu haben, also z.B. High School Musical, manchmal sogar Musik aus Zeichentrickfilmen oder Computerspielen. Schaffe mit deiner Musik eine möglichst optimale entspannte Entertainment-Situation, in der jeder entscheiden kann, ob er dir bewusst zuhört oder es nebenher mitnimmt. Aber derjenige, der dir zuhört, soll das Gefühl bekommen, daß du ganz speziell auf dieses Publikum eingehst, das heute abend vor dir sitzt.

Harald
 
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