Kurz zur Erläuterung: Gesoundet heißt dass man bei der Lautsprecherentwicklung bewusst auf einen bestimmten Klang hinarbeitet. Es gibt da ein paar Klassiker, zum Beispiel wenn man kleine Lautsprecher hat die konstruktionsbedingt keinen Teifbass können kurz vor dem Abfall ein paar dB drauf zu legen, in den Mitten etwas zurück zu nehmen für den "größeren" Sound.
Gemeint sind hier wirklich bewusste Entscheidungen. Und das kann auch mal sinnvoll sein. Bei dem ersten Beispiel hätte man sonst schnell einen unausgewogenen Klang weil einfach nur Bass fehlt und das Klangbild deswegen unnatürlich höhenlastig ist.
Bei Monitorlautsprechern halte ich das dagegen für problematisch. Trotzalledem sind die meisten Monitore ebenfalls gesoundet, nur anders. Bei den HS50 und noch mehr bei den früheren NS-10 von Yamaha sind gerade die Mitten und der Präzensbereich ordentlich angehoben. Das sind die Bereiche die in der Musik schnell nerven. Unter Nebenbei-Hifi Gesichtspunkten würde man das als dünn und nervig beschreiben, oder eben auch als besonders analytisch und präzise.
Was stimmt ist: Wenn bei einem Mix hier etwas nicht stimmt, dann klingt es besonders ekelig, daher der "wenn es hier gut klingt klingt es überall" Mythos.
Das kommt davon dass sich Monitore auch im Laden nach dem Probehören verkaufen müssen. Hifi Lautsprecher müssen im Laden möglichst angenehm und aufregend erscheinen, Monitore möglichst analytisch und genau. Da wird halt jeweils nachgeholfen gerne mal nachgeholfen um im Vergleich gut da zu stehen.
Deswegen finde ich den Rat alles vorher mal probezuhören nicht so gut wenn man nicht massiv Hörerfahrung hat (hat weniger mit großartigem Gehör zu tun, sondern mehr mit dem Wissen auf was man hören muss um Wiedergabefehler zu erkennen) und der Raum in dem man das hört sich nicht dem den man kennt zumindest grob ähnelt. Man lässt sich da sehr schnell betuppen.
Leider gibt es keine Seite die mal all diese Monitore unter nachvollziehbaren und gleichen Bedingungen durchgemessen hat und mal ordentliche Reviews schreiben würde, die Fachzeitschriften bekleckern sich da auch selten mit Ruhm.
Ich hab zu den RoKitss mal eine Messung gefunden die einigermaßen ordentlich aussieht. Wie oben natürlich keine Garantie für Richtigkeit, falls ich mal die Möglichkeit haben sollte die gängigen Modelle auf einmal in die Finger zu bekommen würde ich das sogar mal machen.
Nur mal als Beispiel wie man sowas interpretieren kann. Das geht vllt einen Tacken über das Thema hinaus, aber sei es drum.
Als erstes sollte man bedenken dass die Messungen weitesgehend ungeglättet sind und wir eine 5 dB Auflösung haben.
Den Tiefbass will ich nicht bewerten, da müsste ich genaueres zur Messung erfahren da hier Raumeffekte mit rein spielen und meistens eine Nahfeldmessung mit reingeflickt wird. Aber die Messung deckt sich gut mit meinem Höreindruck, hier wurde ganz leicht angehoben. Halte ich aber für nicht so schlimm, der Raum spielt hier später eine größere Rolle. In den Mitten wird es dann leicht unruhig, die Messung der HS50 würde aber genau so aussehen wenn sie nciht geglättet wäre. Das größte Problem ist imo der Dip bei 800 Hz. In ähnlichen Bereichen haben auch andere KRK Monitore das gleiche Problem. Meine Vermutung ist dass es sich hier um eine Querresonanz des Bassreflexportes handelt, aber ich bräuchte ein ordentliches Wasserfalldiagramm um das genauer zu bewerten. Wäre wohl weitaus weniger gravierend wenn der Port hingen wäre.
Darüber sehen wir einen welligen Hochton, der insgesammt leicht fallend ist. Letzteres ist eigentlich kein Problem, da der Monitor eine Höhenregelung hat die bei 3kHz einsetzt und mit der man das ausgleichen kann (zudem hab ich keine Ahnung wie diese bei der Messung eingestellt war). Die Welligkeit ist ein größeres Problem und unter Umständen ein Ergebnis des Waveguides (dieser gebogene Einsatz um den Hochtöner herum), der allerdings für ein sauberes Abstrahlverhalten im Chassis Übergang unter Winkeln sorgt - oder etwas was der Hochtöner von sich aus macht.
Das ist ein Lautsprecher wo man aus günstigen Chassis die natürlich so ihre Fehler haben das beste Heraus geholt hat, auf jeden Fall ein vielfaches linearer als die HS 50, von der ich allerdings schon annehmen würde das die Chassis an sich besser sind.
Das hilft dir konkret auch nicht unbedingt weiter außer dass das Thema so einfach nicht ist.
Dazu kommt dass viele Leute die von linear und superneutral sprechen nie überprüft haben ob das nur ihr Eindruck ist oder auch stimmt.
Wenn du testen gehst dann achte darauf dass du dich nicht irre führen lässt und hör wirklich hin ob eine Box mit dickem Bass wirklich tief geht oder nur darüber ordentlich einen drauflegt. Ob sie wirklich so genau und analytisch ist oder ob da nur der Präsenzbereich aufgeblasen wurde. Gute Monitore zeichnen sich vor allem durch ein recht unauffälliges Klangbild aus.