Mythos oder Tatsache? Earvana Nut 100% in Tune (zumindest wird das behauptet)

Decuay
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Das Problem kennnen wir sicher alle, offene Akkorde klingen oft kacke, aber jetzt behauptet ein relativ merkwürdig wirkender Händler das Problem gelöst zu haben.

Plausibel oder Quatsch?
Ich persöhnlich halte das für Quackalberei. Hat jemand das Teil? Bringt es was?
 
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das hab ich schonmal gesehen, aber dafür müssen auch die Bünde anders gesetzt werden...ich glaube Steve Vai hat sowas...
 
Ah...ich habs...etwa bei 7.30 minuten...
 
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Das sind aber krass krumme Bünde bei der weißen JEM. Ich meine, das ist bei Bendings ja nicht so optimal...
 
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Um etwaige Mutmaßungen hier mal abzukürzen:

Es gibt keine immer 100% exakt gestimmte Gitarre.
Es. Geht. Nicht.
Die Frequenzunterschiede der Intervalle sind nicht gleichmäßig verteilt, weshalb die Intervalle zwischen den Tönen in jeder Tonart unterschiedlich sind.
Ein Instrument kann nur auf eine einzige Stimmung geeicht werden.
Wenn ich ein Instrument baue, was z.B. in C-Dur den exakten Intervallen folgt, stimmen diese überhaupt nicht mehr, wenn man in E-Moll spielt.
Was man macht, ist eine Annäherung. Man baut die Gitarre so, dass sie zwar in keiner Tonart wirklich exakt mit den Intervallen übereinstimmt, aber insgesamt gesehen der kleinste Fehler passiert.

Beispiel: Wenn Intervall X in Tonart 1 200 Hz beträgt, in Tonart 2 aber 220, hab ich mehrere Möglichkeiten.
-Instrument so bauen dass das spielbare Intervall 200 Hz entsteht
-Instrument so bauen dass das spielbare Intervall 220 Hz entsteht
-Instrument so bauen dass das spielbare Intervall 210 Hz entsteht
Bei den ersten beiden Varianten habe ich in 50% der Fälle einen Fehler von 20 Hz, beim letzten zwar in 100% der Fälle einen Fehler, dafür aber nur 10 Hz. Letzteres hört man weniger.
Da es nicht nur zwei Tonarten und ein Intervall gibt, gestaltet sich die ganze Rechnerei etwas schwieriger, ist aber möglich.

Die Gitarre wird also so gebaut dass man möglichst viele (= alle) Tonarten mit möglichst kleinem Fehler spielen kann. Nennt sich btw "temperierte Stimmung".

Ein weiterer Effekt sind die eingeschränkten Konstruktions/Fertigungsmöglichkeiten. Ein glatter Sattel lässt sich _deutlich_ einfacher (= billiger) herstellen als ein zerklüfteter.

Earvana geht im Grunde nur einen kleinen Schritt weiter oder zurück (je nach dem wie man zu der ganzen Sache steht ;)).
Der Sattel wird aufwändiger gefertigt, um wenigstens den Einfluss der Fertigung auf die Tonqualität rauszunehmen. Das heißt noch lange nicht, dass deswegen die Gitarre "perfekt" gestimmt ist. Ist sie nicht. Dafür müsste man nämlich jede Bundposition verändern. Und zwar auf jeder Saite und das auch noch individuell.
Gibt auch Hersteller die das tun, aber man fängt sich damit sowohl alte als auch neue Probleme ein.
So kann man dann z.B. auf einer solchen Gitarre nur in einer bestimmten Tonart spielen. Spielt man in einer anderen, klingts direkt mal _deutlich_ schräger als auf einer normalen Gitarre.
Ausserdem sind die Bünde nicht mehr gerade, sondern eher Treppenartig gebaut. Bendings spielen sich da nicht mehr ganz so einfach.

Soviel zum Thema "mit Earvana ist die Gitarre perfekt gestimmt" ;)

Außerdem: Man hört zu 99% Musik die auf normal gebauten Gitarren gespielt wird.
Stichwort Gewöhnung...dass man mit einem mathematisch exakten Intervall zufriedener ist als mit dem was man seit x Jahren hört, steht nirgends in Stein gehauen ;)
 
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um etwaige mutmaßungen hier mal abzukürzen:

Es gibt keine immer 100% exakt gestimmte gitarre.
Es. geht. Nicht.
die frequenzunterschiede der intervalle sind nicht gleichmäßig verteilt, weshalb die intervalle zwischen den tönen in jeder tonart unterschiedlich sind.
Ein instrument kann nur auf eine einzige stimmung geeicht werden.
Wenn ich ein instrument baue, was z.b. In c-dur den exakten intervallen folgt, stimmen diese überhaupt nicht mehr, wenn man in e-moll spielt.
Was man macht, ist eine annäherung. Man baut die gitarre so, dass sie zwar in keiner tonart wirklich exakt mit den intervallen übereinstimmt, aber insgesamt gesehen der kleinste fehler passiert.

beispiel: wenn intervall x in tonart 1 200 hz beträgt, in tonart 2 aber 220, hab ich mehrere möglichkeiten.
-instrument so bauen dass das spielbare intervall 200 hz entsteht
-instrument so bauen dass das spielbare intervall 220 hz entsteht
-instrument so bauen dass das spielbare intervall 210 hz entsteht
bei den ersten beiden varianten habe ich in 50% der fälle einen fehler von 20 hz, beim letzten zwar in 100% der fälle einen fehler, dafür aber nur 10 hz. Letzteres hört man weniger.
Da es nicht nur zwei tonarten und ein intervall gibt, gestaltet sich die ganze rechnerei etwas schwieriger, ist aber möglich.

Die gitarre wird also so gebaut dass man möglichst viele (= alle) tonarten mit möglichst kleinem fehler spielen kann. Nennt sich btw "temperierte stimmung".

Ein weiterer effekt sind die eingeschränkten konstruktions/fertigungsmöglichkeiten. Ein glatter sattel lässt sich _deutlich_ einfacher (= billiger) herstellen als ein zerklüfteter.

Earvana geht im grunde nur einen kleinen schritt weiter oder zurück (je nach dem wie man zu der ganzen sache steht ;)).
Der sattel wird aufwändiger gefertigt, um wenigstens den einfluss der fertigung auf die tonqualität rauszunehmen. Das heißt noch lange nicht, dass deswegen die gitarre "perfekt" gestimmt ist. Ist sie nicht. Dafür müsste man nämlich jede bundposition verändern. Und zwar auf jeder saite und das auch noch individuell.
Gibt auch hersteller die das tun, aber man fängt sich damit sowohl alte als auch neue probleme ein.
So kann man dann z.b. Auf einer solchen gitarre nur in einer bestimmten tonart spielen. Spielt man in einer anderen, klingts direkt mal _deutlich_ schräger als auf einer normalen gitarre.
Ausserdem sind die bünde nicht mehr gerade, sondern eher treppenartig gebaut. Bendings spielen sich da nicht mehr ganz so einfach.

Soviel zum thema "mit earvana ist die gitarre perfekt gestimmt" ;)

außerdem: Man hört zu 99% musik die auf normal gebauten gitarren gespielt wird.
Stichwort gewöhnung...dass man mit einem mathematisch exakten intervall zufriedener ist als mit dem was man seit x jahren hört, steht nirgends in stein gehauen ;)

respekt...
 
Man hört zu 99% Musik die auf normal gebauten Gitarren gespielt wird.
Stichwort Gewöhnung...dass man mit einem mathematisch exakten Intervall zufriedener ist als mit dem was man seit x Jahren hört, steht nirgends in Stein gehaue

Schöner Beitrag (Lob - Lob - Lob) :)
Meiner Einer hat sich mit dem Thema auch schonmal ausgiebig befaßt.
Fazit: Wer sich sein Instrument einmal richtig gut einstellen läßt hat eigentlich kein Problem.
Gerade Anfänger sind damit überfordert. Es reicht eben nicht pi mal Daumen.
Im Zusammewirken addieren sich kleinste Fehler und schon klingt es schräger als es müßte.


b.
 
Ich habe einen Earvana-Sattel auf meiner Akustik installieren lassen. Es ist gutes, recht hartes Material, dass sich klanglich eigentlich wie Knochen verhält und es hat die Stimmung merklich verbessert. Von "Wunder" o.ä. würde ich nicht reden aber es ist zu spüren, bzw. zu hören und hat sich gelohnt.

Bevor man sich sowas kauft, sollte man aber erstmal überlegen, wie schlim die Sache bei der jeweils vorliegenden Gitarre überhaupt bestellt ist. Ich kenne Gitaren die sind bei offenen Akkorden unerträglich, andere fast problemfrei.

Außerdem: Viele Gitarristen hören aber sowieso nicht richtig hin, wenn bei optischer Kontrolle der Akkord richtig aussieht. Gutes Hören muss man auch erst lernen.
 
Ich hab eine Gitarre, auf der eine Earvana-Nut verbaut ist (LTD FX400) - und eine sehr ähnliche, die eine "normale" Nut hat (LTD EX351D).

Und ganz ehrlich: Da hat mein Stimmgerät größere Toleranzen als die Klangauswirkung.

Nett zu haben, aber mehr dafür zahlen würd ich nicht, und vermissen würd ich's auch nicht.
 
Hi, ich habe mal eine ähnliche Frage, weil hier akustiks angesprochen wurden. Wenn ich jetzt von ner typische akustikbrücke ausgehe, die nicht verstellbar ist, dann ist bei denen die oktavreinheit sowieso doch fürn arsch. wieso sollte man sich dann, solange dieser makel nicht behoben ist sorgen über leicht unrein intonierende akkorde machen und die mit dem sattel ausgleichen, wenn doch trotzdem ein paar bünde höher sich die miese oktavreinheit schon wieder bemerkbar macht?

so komt man natürlich schnell zur frage: wie oktavreinheit auf der akustik einstellen? gibt es austausch brücken oder so was mit verstellbaren reitern ? ich glaube ich hatte mal was ähnliches gesehen, aber das war nur in den usa möglich oder so..

Viele grüße, tobi
 
Akustik-Brücken (also die typische Variante mit der Befestigung per Pin und dann über einen Knochensteg) sind oft leicht schräg eingesetzt, was in guter Näherung eine Kompensation darstellt.
Oft sieht man tatsächlich solche Brücken, bei denen der Auflagepunkt der G-Saite relativ stark abweicht.
Aber klar, beim Wechsel auf eine andere Saitenstärke kann man da nicht nachbessern.


Der Grund, warum man einen Earvana Sattel bei einer Akustik einbaut, und dadurch die Reinheit auf den ersten 5 Bünden verbessert ist wohl jener, dass man für VIIEEEEEELE typische Akustiksongs nur diese 5 ersten Bünde braucht ;)
 
Es gibt auch E-Gitarrenbrücken, die keine individuelle Oktavjustierung zulassen. Schau dir alte Telebridges an, wo es nur für je ein Saitenpaar geht oder meinetwegen die Wraparounds, die zB PRS verbaut und die nur insgesamt einstellbar sind. Wie Lobo schon ausführlich und völlig korrekt dargestellt hat, ist das eigentlich eh alles Gaga. Wie stark man auf die Saite drückt in Verbindung mit der Bundhöhe und evtl unabsichtliche "Minibendings" dürften da nen weitaus größeren Einfluss haben. Es gibt auch Gitarren deren Bünde leicht radial verlaufen um für jede Saite nen rechten Winkel als Auflage zu bieten (Die Saiten laufen ja zum Sattel hin zusammen und treffen sich theoretisch weit hinter der Kopfplatte in einem imaginären Punkt, der als Kreismittelpunkt gedacht wird)...

Solche Sachen sind im Grunde etwas für Perfektionisten, die sich in Details verlieren. Praktizierende Musiker brauchen das einfach nicht :D

MfG

PS: Mir fällt grad wieder auf, dass mir der gute alte Screwy-Smiley fehlt
screwy.gif
 
Und mal ganz davon abgesehen, ist das bei ner guten Gitarre (bzw. sollte das) kein Problem sein. Ich habe eben mal bei meiner Duesenberg "nachgemessen" und obwohl da alles unverändert ist (Standard-Sattel etc), war in den ersten 12 Bünden vllt. in 5% der Fälle wenn überhaupt ne Abweichung vom gewünschten Ton vorhanden. Und ja, auch in den ersten drei Bünden war sie Bundrein. Zumindest laut Stimmgerät. Erst ab dem 13. Bund wurde sie leicht unrein, da aber auch nur minimal. Geht also auch ohne solche Tricks.
 
NAtürlich stimmst du mit nem stimmgerät auch auf die temperierte chromatische skala und nicht auf die echten noten :)
 
Gut, das vergas ich. Aber immerhin ist sie in der temperierten Stimmung Bundrein, womit ich schon bei so einigen Gitarren Probleme hatte. Nach Stimmgerät waren kaum "unsaubere" Bünde zu finden, immerhin etwas.
 

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