Nein, Reim muß nicht seim.
Bei einem Talking Blues würde es sogar eher stören.
Da aber meine Erfahrung zum einen ist, dass es mich selbst eher zu Reimen hinzieht und ich mich eher davon lösen muß, keine zu schreiben und zum anderen die überwiegende Mehrheit der Texte gereimt sind, glaube ich, dass es unabhängig von Konventionen auch Vorteile gibt:
1. Lassen sich in der Regel gereimte Texte besser merken.
2. Sind sie eingängiger und bleiben auch besser beim Höhrer hängen (siehe 1).
3. Gibt es auch durchaus einen gewißen Reiz, sich innerhalb eines eher starren Schemas zu bewegen und dort das Beste rauszuholen. Ähnlich wie es ein Reiz sein kann, sich innerhalb eines Blues-Schemas zu bewegen und dem neue Seiten abzugewinnen.
4. Aufgrund eines eher klassischen, bildungsbürgerlichen Hintergrundes wirken gereimte Texte "nobler". Auch Meister der freien Form mußten sich beispielsweise mit dem Vorwurf herumschlagen, "gar nicht richtig dichten zu können" oder "einfach nur so runterzuschreiben" etc.
Allerdings wird meistens - und das völlig unnötig - ein sehr starres Reim-Schema benutzt (aa bb oder ab ab). Schon ax ay oder ähnliche Varianten ermöglichen größere Freiheiten, ohne dass das Gefühl eines gereimten Textes verloren geht. Von Alliterationen, Wortspielen usw. mal ganz zu schweigen, die auch immer das Gefühl eines eingängigen Textes hervorrufen.
Mein Fazit: mal so, mal so - aber möglichst alles als bewußte Wahl von Stilmitteln (auch wenn es sich im Prozess des erstens Aufschreibens im güngstigsten Fall als freies Fließen ergibt).
x-Riff