Muss heute alles gleich klingen?

glombi
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Ich hoffe, das wurde hier noch nicht gepostet?


View: https://youtu.be/JZgPKGVJrdc?si=wPf3kiLB73YtkG32





In Summe eine schöne Übersicht für den interessierten Laien.

Fazit: Früher war alles individueller, heute klingt alles gleich. Aber was ich auch raushöre: Das liegt nicht (nur) an der bösen Digitslisierung, sondern eher daran, dass die Leute heute so von der Auswahl und den Möglichkeiten erschlagen sind, dass sie alle nur noch Defaults nutzen oder sich an Standards orientieren. Vieles wird auch Opfer des Kostendrucks, denn heute rentiert sich der Aufwand nicht mehr wie früher.

Gruß,
glombi
 
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Dem Fazit kann ich mich nur anschliessen. Leider...😟

Gruss, 9b
 
Wie groß ist denn wirklich der Einfluss der Hardwarestreuung, der atmosphärischen Bedingungen und der haarkleinen Mic-Ausrichtung? Also verglichen damit, was man heute in den Simulationen auch schon machen könnte? Die Streuung einzelner Geräte ließe sich bei Physical-Modeling sicher auch mit einbauen, wenn mann das wollte (a la FAS)? Das sind sicher Sound-Nuancen, aber doch nichts, weswegen ich einen Song jetzt massiv interessanter finden würde, wenn er musikalisch nichts zu bieten hat?
 
Sehr interessantes Video, danke fürs drauf-aufmerksam-machen :great:

Aber Billy Hume beklagt hier eine Uniformität, die er selbst auch mit vorangetrieben hat und für die er mit verantwortlich ist. Er ist Rock-Pop-Musikproduzent, der in einem Studio arbeitet, wo eine kleinteilige und perfektionistische Arbeitsweise unter kommerziellen Bedingungen zu Auswüchsen geführt hat, die er nun selbst beklagt. Er passt sich mit seinen Produktionen dem Markt an und reproduziert in klassischer kapitalistischer Arbeitsweise musikalische Strukturen, die kommerziell erfolgreich sein können, wenn sie entsprechend perfekt ausgeführt werden. Er ist der letzte, dem ich eine Kritik am System abnehme, denn er profitiert maximal von den musikalischen Uniformität, die er im Video kritisiert.

Wäre es ihm ernst mit seiner Kritik, würde er sie mal abgleichen mit entsprechenden Vorgängen in der Geschichte. Technische Perfektionierung in der Musik gab es immer schon (z.B. Klavier ab ~1720, Ventile bei Blechblasinstrumenten ab ~1805, elektronische Verstärkung ab ~1920), und dass musikalische Inhalte der Verkaufsfähigkeit entsprechend angepasst wurden, ebenso (z.B. Händel als Opern-Unternehmer, Mozarts Kompositionen für Konzertreisen, Schumanns Album für die Jugend, der Glenn-Miller-Sound zur Wiederkennbarkeit im Rundfunk und auf Platte). Was ist also neu bei Billy Humes Kritik? Nichts, nur, dass er den Blickwinkel auf die Jahre lenkt, die er selbst erlebt hat.

Die Digitalisierung hat ein neues Level von Kopierbarkeit mit hineingebracht, ja. Aber gleichzeitig befinden wir uns aktuell fast noch in einer komfortablen Ära der KI-Unberührtheit, denn man muss aktuell noch davon ausgehen, dass in der Musikproduktion momentan noch Menschen arbeiten und urteilen und noch nicht alles durch KI produziert wird, sondern nur manches. Der KI-produzierte Anteil wird absehbar zunehmen, und das wird erst tiefe Konsequenzen auf Menschen und ihre ästhetischen Maßstäbe haben. Ob jetzt alle das gleiche Plug-In oder die gleichen Sample-Libraries verwenden, ist da ziemlich egal - aber wie Menschen aufwachsen und ästhetisch denken lernen, ist viel wesentlicher. Und davon höre ich im Video nichts, falls es ich es nicht überhört habe.
 
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Wartet man ab, wie Musik klingt, wenn sie demnächst nur noch von der KI produziert wird.
 
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Meiner Meinung nach geht das Video ziemlich am Kern der Sache vorbei.

Die Frage ist doch mehr: WARUM klingt heutzutage recht viel Musik "ähnlich"?
Und die Antwort ist meiner Meinung nach keine technische.
Es ist doch heutzutage absolut möglich einen einzigartigen Sound zu kreieren. Viel einfacher und günstiger noch, als das vor Jahrzehnten möglich war.
Nur damals gab es einfach insgesamt viel weniger Musik und die Möglichkeiten Musik zu konsumieren waren viel eingeschränkter.
Wo heutzutage jeder auf seinem Handy mehrere hundert Alben haben kann, bzw online Zugriff auf Millionen von Titeln, war damals sowohl Konsum als auch Produktion deutlich minimierter.
Natürlich waren dadurch die Künstler auch "individueller".
Er bringt das Beispiel mit den Drum-Machines, wo jeder Artist "seine" Drum-Samples hatte. Aber wie viele waren das denn, die wirklich diesen Aufwand betrieben haben und was war die Motivation dahinter?
Das waren vielleicht ein paar Tausend Menschen und die Hauptmotivation war "das was da ist, reicht mir nicht aus, also muss ich es selbst machen".
Heutzutage kann quasi jeder zu Hause für ein paar Euros dutzende, wenn nicht hunderte verschiedener Drum-Sets digital auswählen, die allesamt viel viel besser klingen, als alles was er selbst aufnehmen könnte.
Das heißt aber nicht, dass die Möglichkeit weg fällt. Man kann immer noch seine eigenen Samples aufnehmen.
Nur die meisten wollen das gar nicht, weil sie eben mit der angebotenen Qualität zufrieden sind.
Jede Wette, dass auch in den 80ern viele Leute die Standard-Samples benutzt hätten, wenn diese in der heutigen Vielfalt und Qualität vorgelegen hätten.

Dasselbe betrifft auch Quantisierung, Spielen zum Klicktrack, Autotune und alle anderen Dinge, die er anspricht:
Man muss das nicht benutzen. Man kann auch heute noch Musik ohne Klicktrack einspielen und es gibt auch Bands, die das tun.
Aber viele Musiker und Hörer bevorzugen Musik, die vom Timing her exakt ist, ebenso von der Intonation.
Es gibt Musiker, die können super genau intonieren, viele können es nicht und nutzen technische Hilfsmittel um ihr Ziel zu erreichen.

Und auch heutzutage gibt es noch jede Menge Musik, die total individuell ist, harmonisch interessant gestaltet ist, anders strukturiert etc.
Man muss sie nur suchen, möglicherweise etwas abseits der Charts.
Durch den massenhaften Konsum (und dem entsprechenden Geld..) sind natürlich allgemeinverträgliche Sounds und Kompositionen im Fokus und in ihrer Masse auch erschlagend, aber es gibt trotzdem genug Bands, die die Grenzen pushen.
Mein Lieblingsbeispiel ist immer Jacob Collier, den quasi niemand kennt, wenn man irgendwelche Personen aus seinem Bekanntenkreis fragt, der aber trotzdem die Mitsubishi Halle in Düsseldorf füllt.
Aber der Typ hält sich an absolut keinerlei Regeln, sprengt harmonisch jede Vorstellung und bedient stilistisch von Pop, Rock über Jazz bis hin zu romantischem Choral alles Mögliche.

Es ist also nicht so, dass es nicht immer noch genauso individuelle Musiker gibt, wie früher (vermutlich sogar mehr, als damals).
Nur gehen diese in der Masse einfach mehr unter.
Zugleich sind die technischen Möglichkeiten einfach so viel besser geworden, dass viele Musiker hier schon glücklich werden ohne selbst noch einmal nachbessern zu müssen.
Ich hab mir beispielsweise einen Kemper gekauft mit der Idee mein 60 Kilo Halfstack durch ein 7 Kilo Gerät zu ersetzen und meine fünf meistgenutzten Sounds da in den Kemper aufzunehmen.
Dann hab ich die 350 Standard-Sounds durchgespielt und so viel gefunden, das mich inspiriert hat oder mit leichten Anpassungen extrem ähnlich war wie meine Sounds, dass ich mir auch denke, dass ich mir die Zeit einfach spare.
Ich drücke meine Musik nicht hauptsächlich durch den Sound aus, sondern durch Phrasierung, Anschlag, Zusammenspiel mit meiner Band etc.
Der Sound ist absolute Nebensache und bei Auftritten sowieso immer unterschiedlich, je nach Anlage/Raum/Mann am Mischpult etc.
Insofern ist es für mich absolut okay, wenn 5000 andere Gitarristen die gleichen "Samples" nutzen.
Wenn es mein Ziel wäre meinen absolut individuellen Sound zu kreieren, so dass mich alle wieder erkennen, dann hab ich die Möglichkeiten immer noch. Und zwar auf Dutzenden verschiedener Wege.

Aber ich denke als Musiker und da ist mir viel wichtiger, dass das Stück funktioniert, alle gut zusammen spielen und und und..
.. als die Frage, ob vielleicht noch 20 andere Bands die gleichen Drum-Samples benutzt haben.
Das hören vielleicht ein paar Nerds und Tontechniker raus, aber dem normale Zuhörer ist das vollkommen egal.
 
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Mein Lieblingsbeispiel ist immer Jacob Collier, den quasi niemand kennt, wenn man irgendwelche Personen aus seinem Bekanntenkreis fragt, der aber trotzdem die Mitsubishi Halle in Düsseldorf füllt.
Aber der Typ hält sich an absolut keinerlei Regeln, sprengt harmonisch jede Vorstellung und bedient stilistisch von Pop, Rock über Jazz bis hin zu romantischem Choral alles Mögliche.
Bis auf das/den hier kann ich dir absolut folgen und zustimmen. Aber J.C. macht seine eigenen Regeln und Harmonien nur weil es geht, nicht weil das irgendeinen musikalischen Zweck unterstützen würde. Ich persönlich finde den kennen viel zu viele, und vor allem nimmt er sich selber viel zu wichtig und ernst…
 
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Ich fand das extrem anstrengend anzusehen. Das ist ein einzige Arie auf "früher war alles besser." Dabei wird ignoriert das moderne sagen wir mal Poruktionsmittel einige riesige Anzahle neuer Sounds und Klangerlebnisse gebracht hat.

Eingentlich hätte ich schon nach der Einleitung stoppen können, denn da war mir das "Fazit" schon bekannt. Es ist müssig auf jedes Argument in dem Traktat einzugehen denn die meisten haben weder Hand noch Fuss.

Ich meine der Abschitt über Aufnahme von E-Gitarren war einfach nur komisch. Da habe ich mich gefragt, in welcher Welt der eigentlich lebt. Gerade bei E-Gitarren wird ein ungleublicher Aufwand getrieben um genau den Sound hinzubekommen der gewünscht ist. Und klar spielen die selbst. Mit Verstäker oder auch digital über Emulatoren. Die verhaltens ich ja heutzutage wie echte Amps und ein Gitarrist kann mit dem ebenso virtues Aufspielen wie über einen echten Amp.

Aber das nur am Rande erwähnt.

Ich lese regelmässig Beiträge von Ted Gioia. Hier ein Gespräch mit Ted Goia und Rick Beato. Das sind beide intime Kenner der Musikindustrien. Das ist dann schon noch auf einem anderen Level als der Beitrag von Billy Hume.


View: https://youtu.be/ibMd_Jx9daw?si=8s7v0LiU-Jb1inZU

Wie auch immer, die Ansichten sind halt unterschiedlich je nach Ansicht eben...... (;
 
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Ich weiß nicht, welche Musik er meint, die gleich klingt. Ich habe mir einen Mix für 2024 zusammengestellt und da klingt nichts gleich. Ich verstehe die Ausgangslage nicht. Bei vielen dieser Videos, weil ich nicht weiß, was die Leute vergleichen. Wenn es die Charts sind, wundert es mich nicht. Wenn es mal abseits davon ist, würde es mich wundern.

Beispiele:

Das Rockalbum von D-A-D. Speziell Ghost hat einen total einnehmenden Stratocaster Klang.
Das Progalbum von Frost*. Für eine Prog-Musik ein sehr speziell anderer Sound. Wenig dicht, viel Luft.
Das Progalbum von Opeth: Völlig eigenartiger Sound
Das Metalalbum von Blood Incantation: Ein voller, aber auch irgendwie dumpfer Sound. Untypisch, nicht "perfekt".
Das Blackmetal Album von Schammasch läuft über von Gitarrenspuren.
Das PostMetal Album von Chat Pile hat soviel Luft wie sonstwas.

Natürlich klingt das Album von Mick Mars wie jedes x-beliebige Hardrockalbum. Aber nun gut, er hätte es auch anders haben können, wenn er mutig genug gewesen wäre.
 
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Das mit den Sounds überzeugt mich auch nicht, da gibt es auch mit den diversen modernen Tricks viel Spielraum und es macht halt alles schneller und billiger.

Andererseits. Ich habe öfters mal Probleme mit den Themen Click tracks/ auf Click spielen und pitch correction sowie auch generell moderner "fetter sound".

Ich will nicht bestreiten dass man das alles auch nicht anwenden kann oder dass man es gut benutzen kann. Andererseits... es heißt dann halt immer "das tut man so". Die Alternativen werden gaanz schnell abgeschrieben. Man mixt halt mit EQ und spacing nicht mit subtilen Lautstärkeänderungen und Mikros, [vorher räumt man reflexhaft den Gesamtsound aufs gröbste auf statt mal zu gucken ob man irgendwie sonst Transparenz schaffen kann oder ob es bereits schöne gegebene Interaktionen zwischen den Rohspuren gibt- die kommen weg oder in den Hintergrund weil muss ja glatt, fett und aufgeräumt sein 😄], man muss halt click tracks benutzen weil dann ist man rechtzeitig fertig und kann eigene Effekte benutzen , man muss halt pitch korrigieren...

Letzteres da hab ich vor allem einen Narren dran gefressen und das hat dann doch etwas damit zu tun dass alles angeglichen wird.... es gibt ganz viele Möglichkeiten wie und warum jemand gut oder schlecht gestimmte Musik aufnimmt oder live darbietet. Aber pitch correction läuft derzeit halt leider oft darauf hinaus dass man ein Sicherheitsnetz hat das immer noch grob und sinnlos eingreift und hie und da kontraproduktiv oder viel zu stark.

War mal im Studio da hieß es diese Flötenparts kann ich alle nicht verwenden die muss man pitchen. Ja das Ergebnis ist dann halt zusammen mit entsprechender Kompression und extremem Equalizing etwas wo halt zurecht gefragt wurde ob es eingespielt oder einprogrammiert wurde weil es ist halt egal. Da ist das Leben rausgeprügelt. Und man neigt halt irgendwie mittlerweile dazu das auch zu tun aus Gewohnheit wenn es einfach den Sound schlechter macht und eben nicht besser, allenfalls 'safer'.

Nicht falsch verstehen- wenn etwas schief ist dann muss man das pitchen! Aber es kommt mir halt immer wie ein 0 auf 100 switch vor, es ist in aller Regel etwas völlig anderes als hätte man es gleich "genügend richtig" aufgenommen, stattdessen wird es unnötig stark korrigiert. Geht halt schnell statt alles genau nachzuhören wo braucht es was wo nicht.

Besonders lustig wird es wenn man dann pitch correction bei Sängern anwendet die etwas Blues abgekriegt haben und dann werden live die Terzen "vereindeutigt"... was denkt man sich denn dabei?

Diese Technik verselbstständigt sich und wird zum Standard auch da wo es halt schadet.
 
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Auf mich wirkt Billy Hume in dem ganzen Video wie an der Stelle, wo er sich selbst als alter Mann persifliert. Er wirkt ein wenig überfordert mit dem Mehr|Meer an Möglichkeiten. Früher war halt alles wie es früher eben war. Es war nicht besser, aber das, was ging, war deutlich limitierter. Und ja, wer mit den limitierten Möglichkeiten etwas herausragendes erstellen konnte, der war als Spezialist gefragt. Neue Techniken erfordern aber auch neue Herangehensweise, die dann von Spezialisten vergangener Tage erlernt werden müssen. Und neue Techniken können viel besser bedient werden, wenn man auch neu Blickwinkel auf bestehende Routinen einnimmt. Das "Früher war alles Besser" wirkt um so verzweifelter mit der Feststellung, dass das, was früher gut (aber aufwendig) war, jetzt einfach mit einem Mausklick erledigt wird.
Wer die dadurch gewonnene Zeit nicht mit anderen prozessrelevanten Arbeitsschritten füllen mag, der kann sie dazu nutzen, Videos für seinen YouTube Channel zu produzieren.
 
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