Musizieren im Alter in Bezug auf die Umwelt

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Kuss der Muse
Kuss der Muse
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Mein Arbeitskollege hat ein seltsames Problem.
Er hat mit 52 Jahren angefangen Musik zu machen. Da er kein Instrument spielt, schichtet er Sounds und singt dazu. Die Sounds dreht er mit großem Spaß am ACCESS C (Hardware) und ZEBRA2 (Software). Er hat keine besondere Stimme, aber er trifft wenigstens die Töne. Seine deutschen Texte macht er selber, Stil: Ringelnatz. Natürlich auf einem sehr viel niedrigeren Niveau.

Nun ist es seltsamerweise so, daß alle Menschen, die ihm nahestehen, nichts von seiner Musik hören wollen. Sie winken schon ab, EHE er überhaupt eine Abmischung gestartet hat. Als wenn er ihnen etwas Verbotenes oder Perverses zeigen will.
Ich bin mit Musik groß geworden und kann mir keine Erklärung vorstellen.
Habt ihr eine ähnliche Erfahrung gemacht? Oder eine Idee, warum gerade nahestehende Verwandte und Freunde so schroff abweisend auf sein schönes Hobby reagieren?

kuss der muse
 
Eigenschaft
 
Was Du schilderst, erinnert mich irgendwie an die Redensart, dass der Prophet im eigenen Land nichts wert sei. Dahinter steckt die Beobachtung, das Ideen und Leistungen, die woanders Beifall und Anerkennung finden von der näheren Umgebung nicht gesehen und bestenfalls ignoriert werden. Ursachen? Im Kern vermutlich Eifersucht oder Neid. Auch ich habe beobachtet, dass nahe Angehörige unter Umständen irgendwie peinlich berührt sind, wenn sich ein erwachsenes Familienmitglied mit seiner Kunst (in welcher Form auch immer) zeigt. Möglicherweise fehlt Ihnen das Selbstbewusstsein für so einen Schritt und sie möchten als nahe Angehörige mit dem, was Partner, Eltern, Geschwister oder ... präsentieren nicht identifiziert und dafür "zur Rede" gestellt werden ( ... was sollen "die" von uns denken ... ). Oder anstatt stolz zu sein, können sie es nicht ertragen, wenn sie sich Lob für denjenigen anhören müssen; vielleicht, weil sie sich dann "klein" fühlen ...

Gruß
Lisa
 
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Würde ich auch so sehen wie Lisa. Es erfordert eine gewisse Reife und auch Offenheit, sich auf andere einzulassen. Grundsätzlich sind Menschen von der Stimmung da eher egoistisch konstruiert, sehen also erst mal überwiegend sich selbst, bevor sie gewillt sind, den Anderen überhaupt wahrnehmen zu wollen oder sich auf ihn einzulassen. Das kann man auch bei vielen anderen Gelegenheiten und Bereichen ganz gut beobachten. Könnte im Kern der Sache auch etwas mit Minderwertigkeitsgefühlen zu tun haben. Gründe mag es sicher viele geben - Rezepte dagegen dürften eher schwierig zu finden sein, erfordern Sie doch, dass jemand sich selbst ändert und dass ist bekanntermaßen das Letzte, was der Mensch gerne oder als Erstes tut.
 
Hallo Kuss der Muse

Habt ihr eine ähnliche Erfahrung gemacht? Oder eine Idee, warum gerade nahestehende Verwandte und Freunde so schroff abweisend auf sein schönes Hobby reagieren?
Also ehrlich gesagt, habe ich diese Art Erfahrungen noch nicht gemacht aber es gab oder gibt auch nicht viele Verwandte, denen ich die Musik,
die ich mit meiner Band mache, vorgespielt b.z.w. gezeigt habe.
Ausser eventuell ein oder zwei Cousinen. Die fanden es allerdings toll, was ich mit meiner Band da mache.
Aus meinem Freundskreis, sind mir solche Reaktionen allerdings auch fremd.

Aber mal ganz von meinen Erfahrungen abgesehen,.....
Verwandte oder Freunde, die auf solche Weise reagieren, könnten mich mal kreuzweise. Das sind einfach nur Leute, die entweder vor Neid platzen,
keinerlei Einfühlungsvermögen besitzen oder keinerlei Bezug zur Musik haben und folgedessen auch das nicht zu bewerten wissen.
Ich glaube, auf solche Freunde und/oder Verwandte kann man getrost verzichten.

Viel wichtiger fänd ich auch, was Fremde dazu sagen.
Hierbei geht es dann auch wieder um den Aspekt..."EHRLICHE KRITIK".
 
hmmm...
liegt das am alter? am umfeld? an der art und weise, wie er's anfängt?
 
Hoi.

Ich komme von der anderen Seite. Wenn ich etwas hören möchte tue ich das, wenn ich etwas nicht hören will, gehe ich weg.
Wird mir etwas das erste mal vorgespielt, höre ich zu, bilde mir mein Urteil, etc. Wenn es aber ungefragt (in meinem Fall gepaart mit unterschwellig vermitteltem schlechten Gewissen) und oft beschallt werde, geht es über meine persönliche Grenze. Dabei meine ich insbesondere, dass es nicht "nebenher" passiert, sondern mir vorgespielt wird.

Cheers!
 
hmmm...liegt an der art und weise, wie er's anfängt?
Dieser Gedanke ist mir jetzt nicht gekommen. Könnte es eventuell auch sein, das er vielleicht damit zu aufdringlich ist ?. :gruebel:
Es gibt ja auch Menschen, die auf biegen und brechen mit einem Thema oder einem eigenen Interesse eine Meinung von
einer Person erzwingen wollen, ohne dabei selbst zu bemerken, das es diese Person eigentlich gar nicht interessiert.

Da muss man dann halt auch schauen, das man die sensibilität besitzt und dies rechtzeitig bemerkt.
 
Ich finde es immer schwer, Freunden und bekannten meine ehrliche Meinung zu sagen, weil ich oft einen anderen Anspruch habe.
Manche sind aber auch einfach objektiv in dem vorgestellten Feld (Musik, Kunst, ...) einfach nicht talentiert und sollten es lassen, wenn sie auf Reputation aus sind - das heißt aber nicht, dass sie es lassen sollten, wenn es ihnen Spaß bereitet. Dann sollten sie aber mit Kritik klarkommen oder es garnicht erst der Welt vorstellen.

Wenn allerdings ALLE einfach abwinken, dann kann es eigentlich nicht nur am Umfeld liegen, sondern wie dubbel schon meinte, vielleicht auch an der Art und Weise von einem selbst... :nix:
 
Wenn allerdings ALLE einfach abwinken, dann kann es eigentlich nicht nur am Umfeld liegen, sondern wie dubbel schon meinte, vielleicht auch an der Art und Weise von einem selbst...
meine interpretation des ersten posts:
ich stelle mir gerade einen anfänger mitte 50 vor, der kein instrument spielt, keine besondere stimme hat, texte auf sehr niedrigem niveau dazu macht, aber gerne mit software rumspielt.
würde ich musik von ihm hören wollen?
 
Was dubbel sagt, kann ich mir auch für mich vorstellen. Aber dann ist man schon bei der Frage, wo Musik anfängt.
Natürlich habe ich mir alles angehört, was der Kollege da zusammen bastelt (er ist nicht mein Chef!!). Privat würde ich mir das nicht auf die Festplatte tun, aber diese Sound-Schichtungen sind schon interessant.
Ich finde, enge Freunde dürften sich für sein Hobby interessieren, zumindest mal hinein hören. Inzwischen glaube ich, daß Fremdschämen eine Rolle spielt.
Gerade weil Bruder/Schwester/Jugendfreund so nahe stehen, wollen diese nicht miterleben, wie der Kollege sich die Blöße gibt.
Und wenn man Musik macht, besonders wenn man singt, macht man sich immer etwas nackend. Oder?

kuss der muse
 
Wie kann man sich denn diese Sound-Schichtungen vorstellen ? Gibt es dazu vielleicht Beispiele ?
 
tkreutz: an eine Veröffentlichung hat mein Kollege bisher gar nicht gedacht. Es reicht ihm, wenn er hier auf der Arbeit seine Kollegen damit nervt ;-) Nicht alle können mit seinen Soundgebilden etwas anfangen, auch der berühmte Ringelnatz erfreut sich nicht bei allen Menschen gleicher Beliebtheit.
Da nun aber seine Verwandten und privaten Freunde wegfallen, wird er sich wohl nach einem anderen Zuschauerkreis umschauen. Ich habe ihn Soundcloud empfohlen.
Gut, - da ist schon viel Müll unterwegs, aber so ganz wird niemand auf Zuhörer verzichten wollen, oder?
Keine Ahnung.
Vielleicht gibt es Leute die nur für sich basteln, malen, musizieren, schreiben und damit zufrieden sind. Ich habe sogar einen YouTube-Kanal. (wenngleich ich seit einem Jahr nichts mehr dafür gemacht habe: die Zeit!!! Mir flutschen die Wochen Monate nur so dahin!)

kuss der muse
 
Ein Forum wäre natürlich eine Möglichkeit, einen Austausch mit Anderen zu finden. Allerdings können Foren auch "zerfleischend" mit ihren Teilnehmern umgehen, da die Anonymität (man kennt sich nicht persönlich) größer ist und ein entsprechen respektvoller Umgang untereinander nicht unbedingt immer eine Selbstverständlichkeit. Auf der anderen Seite eröffnen sich dadurch vielleicht auch neue und interessante Möglichkeiten durch den Austausch mit neuen Personen.
 
Muss nicht immer eine Frage des Alters sein. Also ich 19 war, hatte ich eine Band mit der wir bei uns in der Gegend alle 2 - 3 Wochen Kirmes- und Geburtstagsauftritte hatten. Waren bei den Kirmes-Dingern ca. 15 mal mit Bildern in der Zeitung. Das war für uns natürlich toll.

Obwohl wir uns eher weniger als Superhelden geglaubt hatten und versuchten, bescheiden zu wirken, gab es Freunde, die sich davon schon fast abgewandt haben.
Das hatte nichts mehr mit "wenig Interesse" zu tun, sondern richtige Ablehnung.

Als ich bei einem Freund zu Besuch war, fragte dessen Vater ihn, ob er den Bericht über unsere Band im Gemeindeblatt gelesen hätte. Darauf sagte mein Freund zu seinem Vater (in meiner Anwesenheit) nur "hab´s gesehen, aber nicht gelesen..."

Auf Auftritte kamen einige oft nicht mehr. - Ein Jahr davor / danach wurde wieder jede Kirmes zum Saufen mitgenommen. Ganz egal, dass nur noch Plattenteller lief für ca. 5 Euro Eintritt.

Wie hier schon geschrieben wurde, fehlt den Meisten (ob selbst Musiker oder nicht) eine gewisse Offenheit für sowas. Zuzugeben, dass jemand anderes was schönes gemacht hat, fällt vielen leider einfach schwer.

Ist irgendwie Übungssache. - War bei mir nicht anders. Wenn man sich andere Werke anhört und es hin bekommt, Lob oder faire Kritik auszusprechen, fühlt sich das viel besser an, irgendwie. Das ehrliche Feedback fällt dem Gegenüber auf und fördert die persönliche Beziehung.

Mich nervte es nämlich, nur Lob zu bekommen...

Klar, niemand sagte uns, dass wir schlecht sind. Wenn ich heute die Aufnahmen höre, ist es für ne Coverband o.k. - Nicht mehr, für eine Dorf-Kirmes reichte es.

Wer keine faire, konstruktive Kritik abgeben kann und alles gut heißt, braucht sich nicht wundern, wenn der "Künstler" alle 2 Tage wieder kommt und seine neuen "Werke" vorstellen möchte (Schließlich gab´s ja eine positive Rückmeldung).

:)
 
Ich denke es ist die Angst, einer Peinlichkeit ausgesetzt zu sein und darauf nicht angemessen reagieren zu können. Nach dem Motto: "Bloß nicht auffallen..."
Wenn ich mir so anhöre, was manche Leute aus dem Bekanntenkreis so unter Musikgeschmack verbuchen, wundert es auch nicht, dass sie Musik nicht wirklich einschätzen können.
Auf die Frage: "Und was hörst du so für Musik?" kommen dann meistens so Antworten wie: "Na was grad in den Charts ist" oder "Egal, hauptsache irgendwas dudelt im Hintergrund"...
Wenn jetzt dein Chef mit seiner Musik daherkommt, vermutet man sicherlich erstmal nichts großartiges, könnte es aber gelassen und mit Humor nehmen. Diese Ader hat aber eben auch nicht jeder.(muss ja auch nicht ^^)
(Kommt natürlich auch auf seinen Charakter an, den manche Leute kommen selbst mit gut gemeinter/scherzhafter Kritik nicht zurecht.)

Neid ist natürlich auch immer irgendwo im Spiel. Wenn man selbst Träume hat, die man aber nicht auf die Reihe kriegt und dann auf Leute trifft, denen man die Verwirklichung ihrer Ideen gar nicht zugetraut hätte.
Ich glaube, viele können dann einfach nicht einschätzen wie sie sich nun verhalten sollen. Sollen sie zu der Person stehen, erfodert das Kraft, Mut und Selbstbewusstsein, da andere über sie lachen könnten.
Distanzieren sie sich macht das alles viel einfacher und das äußere Image bleibt gewahrt.

Ist schwer zu sagen, da man über die genauen Umstände als "Außenstehnder" zu wenig weiss.
Es hängt aber wie gesagt auch von der Persöhnlichkeit deines Chefs ab.
Manche merkens einfach nicht, wie sie auf andere wirken...
 
Nun ist es seltsamerweise so, daß alle Menschen, die ihm nahestehen, nichts von seiner Musik hören wollen. Sie winken schon ab, EHE er überhaupt eine Abmischung gestartet hat.

Haben diese Leute denn schon früher was von ihm gehört, oder tun sie das, ohne jemals einen einzigen Ton gehört zu haben?
 
MusicMan2:
Zu Deinem letzten Satz fällt mir eine lustige Episode aus meiner Jugend ein. Es war meine allererste Freundin. Und ich war zum allerersten Besuch bei den Eltern eingeladen. Es gab Blumenkohl.
Kann ich nicht ausstehen.
Weil ich aber so nervös war, habe ich auf die Frage von Freundins Mutter den Blumenkohl in den höchsten Tönen gelobt.
Ich glaube es gab dann noch zwei oder dreimal Blumenkohl, wenn ich Sonntags-Mittags vorstellig wurde. Dann konnten sie das Zeug wohl selber nicht mehr sehen. Oder haben mich nicht mehr eingeladen. Ist schon so lange her!!!

Also, - Wahrheit sagen, nützt mehr. Aber man kann es auch nett machen. Beispiel:
"Die Bass-Gitarre ist gut gespielt, Superdruck! Vielleicht ist das Solo zu lang. Acht Takte müßten doch auch reichen, um auf den Punkt zu kommen. Privat höre ich ja eine ganz andere Musik."
Ist doch besser verpackt!


Bei meinem Arbeitskollegen war es ja so, dass es gar nicht erst zur Vorführung seiner Musik kam. Die anderen Kollegen hatten Angst, er würde sich jetzt nackt machen. Wenn ein Mensch, den man gut kennt, plötzlich zu singen anfängt, ist das vielleicht immer etwas eigenartig. Ich halte die eigene Stimme für etwas Intimes.

Deshalb finde ich es zum Beispiel seltsam, wenn ich die ganzen Handy-Gespräche auf dem Bahnsteig mit anhören muß. Unabhängig vom noch intimeren Inhalt.
Ich habe schon miterlebt, wie mit einem jungen Mädchen in zwei Meter Entfernung per Handy Schluß gemacht wurde. Wie sie erst schrie und dann heulte.

Musik und besonders der Gesang sollten ja auch immer Emotionen darstellen. Wenn auch nur in abstrakter Form.
Im Rock sind immer die Lieder am erfolgreichsten, bei denen man dem Sänger/in die Emotionen abnimmt.

Da tue ich mich im Schlagerbereich ganz schwer, da ist für mich gar nichts glaubwürdig.
Wenn der Kollege nur Instrumentalmusik machen würde, gäbe es dieses Fremdschämen bei den anderen Kollegen nicht. Da bin ich mir sicher.


kuss der muse
 
@Kuss der Muse : Vielleicht haben die Eltern auch bemerkt, dass du sie anschwindelst und daher jedes mal Blumenkohl gekocht... :tongue:.
Naja, die Story ist trotzdem lustig :great:

MusicMan2:
Wenn der Kollege nur Instrumentalmusik machen würde, gäbe es dieses Fremdschämen bei den anderen Kollegen nicht. Da bin ich mir sicher.

Da gebe ich dir Recht! - Für mich ist die Stimme und der damit verbundene Gefühlsausdruck beim Singen auch was Intimes (daher fällt es mir sehr schwer, vor Leuten zu singen...).

Jedoch finde ich, dass es auch auf das Verhalten des Vorspielers ankommt. Es gibt ja Musiker, die grundsätzlich auf jeden erzeugten Ton unendlich stolz sind. Und wenn die Qualität der einzelnen Produktionen immer mehr gegen Null konvergiert, jedoch der Stolz konstant bleibt, (schließlich hat man die ersten Aufnahmen gelobt) wird es irgendwann nervig und anstrengend. Denn irgendwann stellt sich schon eine gewisse Erwartung und Haltung ein, wenn der Kollege seine Aufnahmen vorspielen möchte und die letzten paar nicht so gut waren.

Und gerade sind solche Künstler immer die, die am wenigsten mit Kritik umgehen können. Wenn´s dann noch ein Freund / Kollege ist, ist dessen Enttäuschung oft noch größer.

Aber trotzdem finde ich, dass man an der Stelle irgendwie einlenken muss. Wenn man alles gut heisst, nur um kurzzeitig den bequemen Weg zu gehen, setzt man sich ja, was die Titel angeht, in das Boot des Kollegen. Und wenn dieses Boot dann zu weiteren Kollegen rudert, sehen die dich ja in diesem Boot mitfahren ;) (....mein Kollege findet mein Werk aber auch mega-geil!.....) = :igitt:

Das ist mir früher schonmal passiert. Daher versuche ich heute, vor allem wenn Freunde mir ihre Songs per eMail zusenden, mir paar min. mehr Zeit zu nehmen und wirklich konstruktiv zu kritisieren. - Dabei analysiere ich keinesfalls den Song von Anfang bis Ende, sondern höre mir ihn einfach in Ruhe an und teile meine Meinung mit. Genauso wie du oben schreibst: Auf jeden Fall freundlich verpackt.

:)
 
Ich sehs auch so, dass Gesang ne relativ intime Sache ist.
Brenzlich wirds auch noch dann, wenn eigene Lyrics hinzukommen.
Da hab ich schon oft genug Dinge verächtlich mitgesungen, die textlich schrecklich sind und/oder ich den Interpreten nicht ausstehen kann... unabhängig ob persönlicher Kontakt bestand oder nicht.

Dazu kommt eben auch noch die inhaltliche Ebene.

Szenario:
Mal angenommen du bist grad echt in ner angefressenen Stimmung und machst einen Song darüber wie sehr dich die Welt ankotzt. Dazu kommen dann entsprechende Lyrics, die dann auch noch emotional glaubhaft vorgetragen sind... und dann zeigst du den Song deinen 3 besten Freunden, die die einzige Zielgruppe bzw Rezipienten sind.
Im schlimmsten Falle sprechen sie gar nicht mit dir darüber, sondern reden untereinander und machen sich Sorgen um deinen psychischen Zustand....


Das sind halt so Dinge mit denen man einfach leben muss, wenn man Musik macht. Auf der anderen Seite hat man ja auch die Chance Leute positiv zu begeistern...

Ich finds für mich unheimlich wichtig, dass ich nen paar Leute hab, bei denen ich mir Rückmeldung zu meiner Musik holen kann und gebe auch gern konstruktive Kritik zu Sachen von anderen ab.
Wenn man die Kommunikation in solchen Fällen auch nen wenig entwickelt, dann kann man sich unnötige Nettigkeiten auch irgendwann komplett sparen und nur noch über Konkretes sprechen. Ich für meinen Teil hörs auch nich so gerne wenn jemand sagt "voll geil!" "voll fett" o.ä... mit dieser Rückmeldung kann man einfach überhaupt nichts anfangen. Würde man eine Kritik bekommen ala "Voll geil... besonders der Break kurz vorm Ende erzeugt nochmal richtig Spannung" könnte man schon wieder vieles daraus ziehen.
Das ist schon ein gewisser Prozess mit Leuten einen "Kritikrahmen" zu entwickeln der funktional is... zumal man seine eigene Kritikfähigkeit ja auch permanent hinterfragen muss...

Wenn man etwas taufrisch gemacht hat, hat man ja selbst völlig die Distanz verloren und bewertet Dinge (meistens) im positiven Sinne über, weil einem einfach noch sehr präsent ist, wieviel Emotion und Arbeit man investiert hat. Wartet man dann eine Weile ab und hört das Stück dann nochmal, dann sind diese Erinnerungen verblasst und man hört nur noch die Musik... und der Eindruck ist dann natürlich viel entscheidender.
Ein weiterer Punkt ist für mich, dass man Kritik auch ignorieren können muss. Grade wenn es abstrakter oder experimenteller wird, kann es schonmal sein, dass sich jemand an irgendeiner der Kanten stößt.... und das muss man dann manchmal auch als "positiv" einordnen und nicht versuchen die Kante zur Kurve zu machen.

Für mich ist das auf jeden Fall eine unendliche Geschichte: Kritik annehmen oder aus ihr nützliche Schlussfolgerungen zu ziehen, sowie ein Maß zu finden, wie man sich dem Zuhörer annähert und die Musik zugänglich macht ohne dabei das Profil zu verlieren....
 
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monsy: mir geht es meistens umgekehrt so, dass ich mit meiner "taufrischen" Musik überhaupt nicht zufrieden bin. Bis zum Abmischen hat man ja noch alle Möglichkeiten offen, aber dann ist das Lied festgenagelt. Fertig im Sinne von Eingefroren. Dann kommt das Baby ans Licht der Öffentlichkeit (eine sehr kleine Öffentlichkeit) und der Kritik. Dieses Bild paßt tatsächlich, denn jeder Song ist ein Baby. Ich habe mit dem Werdegang sehr viel Zeit und Energie verbraucht. Aber wenn das "Baby" erstmal fertig ist, habe ich selber große Schwierigkeiten damit, es anzunehmen.
Es interessiert mich auch nicht mehr sonderlich, da ja schon längst neue Projekte am Start sind.
Und dann spielt der von Dir erwähnte Zeitabstand eine Rolle: ein halbes Jahr weiter höre ich das Lied mit relativ neutralen Ohren. Manche Werke finde ich dann gut, manche nicht so gelungen.

Zum Glück kann man in der heutigen Zeit ruckzuck eine Neuabmischung schalten, bei mir passiert mittlerweile alles im Rechner. Wenn aber die Substanz an sich nichts taugt, nutzt eine Neuabmischung auch nichts.
Mein häufigstes Problem ist meine Stimme, womit wir wieder beim Thema sind. Ich singe immer wieder zu theatralisch (bin gelernter Bariton), mache aber normale Rockmusik. Mit DEUTSCHEN Texten.

Deutsche Texte sind dann nochmal eine ganz andere Herausforderung. Der Hörer kann alles verstehen, und will alles verstehen, was ich singe. Und wehe, man bevorzugt die englische Abmischung!! Wo der Gesang ja etwas leiser gemixt ist. Das geht gar nicht.
Singt man englisch, sagt keiner etwas, wenn die Stimme nur als ein weiteres Instrument behandelt wird.

Abmischen ist für mich immer ein sehr unangenehmer Prozeß.

kuss der muse
 

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