Musikwissenschaftsstudium sinnvoll?

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wenke-effekt
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Hallo,

ich heiße Wenke, bin 26 und wurde gerade an der Uni Hamburg zum Studium historische Musikwissenschaft, Nebenfach systematische MW angenommen.

Da ich bereits einen Beruf inkl Weiterbildung habe, überlege ich jetzt natürlich zweimal, ob ich studieren soll.

Meine Frage ist, wie damit eigentlich auf dem Arbeitsmarkt die Chancen aussehen nach dem Studium auch einen Job zu bekommen? Ich würde gerne entweder in die tv/Radio Ecke gehen oder zu einer Musikschule, gerne aber Plattenlabel... Also eigentlich alles was kreativ ist aber auf jeden Fall nicht Museum oder Oper.

Hat da jemand Erfahrung und kann mir einen Rat geben?

Liebe Grüße
Wenke
 
Eigenschaft
 
Naja, eigentlich kenne ich nur die Erfahrung meiner Schwester (Musikwissenschaftlerin) damit und meine eigene - ich bin 59 Jahre alt und von Haus aus Naturwissenschaftler und verschiedenes anderes, was sich im Laufe der Jahre ansammelt. Mir ist schon klar, dass Du ohnehin nicht das tun wirst, was ich Dir (wirklich wohlgemeint) rate, aber wenigstens fragst Du nach. Das allein ist schon selten genug und eine letzte Chance für Dich im Leben, etwas zu wenden. Schließlich bist Du schon 26 und keine 18 oder 20.

Ich will nicht lange drumrum reden. Nein, mach was Anderes. Studiere Zahnmedizin und halte die 5 Jahre Ödnis und Blödheit durch. Dann hast Du ausgesorgt. Oder studiere Tiermedizin, dann hast Du zwar nicht ausgesorgt, aber etwas Sinnvolles an der Hand, was Dich Dein ganzes Leben inhaltlich erfüllen und positiv begleiten wird. Und wenn Du Musikwissenschft wählst, dann kannst Du auch gleich ins Casino gehen und dort Dein Erspartes verballern. Klingt alles hart, ist aber die Wahrheit.

Gern hätte ich Dir noch eine dritte Richtung vorgeschlagen, aber Du bist bereits 2 Jahre über das Bewerbungshöchstalter hinaus. Doch für alle anderen, die nicht unbedingt studieren wollen, trotzdem einen anspruchsvollen, sehr gut bezahlten Job suchen, der aber auch stresst: Fluglotse. Ob`s der Seele jedoch dient?

Beste Grüße,
rbschu
 
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Hallo rbschu,

erst mal vielen Dank für deine Meinung!

Naja ein anderes Studium kommt für mich nicht in Frage. Wenn dann wollte ich meine Leidenschaft zur Musik zum Beruf machen. Aber ich verstehe natürlich was du damit meinst. Mir geht es auch nicht darum, reich zu werden, aber arbeitslos will ich natürlich nicht sein :)

Ich bin ja schon gelernte Bürokauffrau und staatlich geprüfte Betriebswirtin, aber das ist doch etwas öde & spießig.

Haha und leider ist kein erspartes zum verzocken vorhanden!

Ich glaub unterbewusst weiß ich auch, dass das eigentlich keine Zukunft hat. Wie ergeht es denn deiner Schwester, hat Sie es schwer in dem Bereich?

Liebe Grüße
Wenke
 
Ich würde gerne entweder in die tv/Radio Ecke gehen oder zu einer Musikschule, gerne aber Plattenlabel...
Hast Du da nicht als Bürokauffrau plus Betriebswirtin durchaus Chancen?
Bist Du erst beim "richtigen" Arbeitgeber oder zumindest in deiner Lieblingsbranche, dann siehst Du schon wie es weitergehen kann.

Falls Du Vorbereitungs-, Vortrags- und Unterrichtsroutine suchst, dann könntest Du Stoff aus deinem bevorzugten Fachgebiet "allgemein verständlich" aufbereiten und als VHS-Seminar anbieten.
Fachjournalistisch freiberuflich könntest Du ebenfalls mit dem Hintergrund deiner nebenberuflichen Studien starten. Ganz nach Lust, Laune und Initiative.

Gruß Claus
 
Hallo Wenke, wenn Du schon Betriebswirtin bist, würde es sich nicht anbieten, erst mal zu schauen, ob Du mit der Qualifikation im Musikbereich arbeiten kannst? Was möchtest Du denn konkret in der Branche machen?

Viele Grüße
Tigana
 
Hi Wenke,
meine Schwester hat eigentlich Glück gehabt. Sie war nach dem Studium einige Jahre arbeitslos, hat aber gejobbt (in einem Ballonshop) und kam so finanziell über die Runden. Dann hat sie einen Job am Theater Pforzheim als Dramaturgin gehabt, danach Dramaturgin am Theater Schleswig, ganz im Norden und dann hatte sie von Dramaturgie eigentlich schon die Nase voll, weil bei Intendantenwechseln diese häufig ihre Leute mitbringen oder alles personell total anders gemacht wird, so dass es wurscht ist, ob Du zuvor gute, sehr gute oder gar hervorragende Arbeit gemacht oder überhaupt irgendwas beschickt hast. Das interessiert nicht. Und das bedeutet, dass man als Sänger, Musiker, Schauspieler oder Dramaturg keine Lebensperspektive entwickeln kann und alles nur für recht kurze Zeit planbar ist. "Planbar" ist aber in diesem Zusammenhang nicht das angemessene Wort.

Danach war sie wieder eine Weile arbeitslos, vielleicht 2 oder 3 Jahre, hat eine Fortbildung zum Kulturmanagement in Regensburg gemacht und kam danach mit viel Glück bei einer Theateragentur aus dem Schwarzwald unter, was sie 5 (?) Jahre lang gemacht hat, um danach wieder mit viel Glück näher an unser altes Zuhause zu kommen (der Vater ist alt und gebrechlich geworden und sie ist lange Zeit alle 2 Wochen 800km zum Nachschauen und sich kümmern gekommen). Jetzt arbeitet sie seit 7 Jahren im Veranstaltungsmanagement einer Kasseler Organisation - ich will den Namen nicht nennen, obwohl ich es natürlich könnte (geht auch per PM) -, die 1x pro Jahr eine Event- und Kulturreihe an verschiedenen Orten Nordhessens organisiert. Dieser Job hat viel mit Musik zu tun, aber glücklich ist sie auch nicht. Wenigstens hat sie in Pforzheim bei einem Gastspiel ihren jetzigen Mann kennen gelernt, einen russischen "Star-Dirigenten" (ohne Scheiss), der hier in Westeuropa aber auch kaum die Füße auf den Boden kriegt. Daher arbeitet er in RU und ist nur während des Urlaubs hier. Meine Schwester hat aber dadurch Kontakt an die Philharmonie in Uljanovsk bekommen und fäht dort immer mal wieder hin, um ein wirkungsvolles Management zu etablieren und Tourneen zu organisieren. Und ja, ich bin stolz auf meine Schwester. Und ihr Mann ist auch super nett und spricht gut deutsch. Aber ist das etwas, was Dich verlocken könnte, Musikwissenschaften zu studieren? Und auch noch "historische" Musikwissenschaften? Das hat doch nichts mit Radio/TV oder Plattenlabel zu tun - und daher wäre es auch vermutlich nicht der richtige Einstieg, um sowas mal zu machen.

Lieben Gruß zurück,
Reinhold
:m_vio3:
 
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Und wenn Du Musikwissenschft wählst, dann kannst Du auch gleich ins Casino gehen und dort Dein Erspartes verballern. Klingt alles hart, ist aber die Wahrheit
Sehe ich nicht so, aber es hat sich in den letzten 35 Jahren ja auch einiges verändert, was du bestimmt nicht mitbekommen hast. Natürlich will ich nicht behaupten, dass das Studium der Musikwissenschaft der das beste ist was man machen kann, aber ich kann dazu nur sagen, dass ich sehr viele Freunde habe, die einen Abschluss in MuWi gemacht haben und die sind alle in guten Positionen untergekommen.
Natürlich verdienen die sich nicht dumm und dämlich, aber wenn das das einzige ist was zählt, ist das schon recht erbärmlich.

Man muss sich nur im klaren sein, dass das Studium alleine nicht ausreicht um eine Stelle zu bekommen, man sollte sich auch gut verkaufen können und sich jeder Herausforderung stellen wollen. Klingt banal, aber die meisten scheitern genau daran. TV und Radio ist mit etwas Glück auch immer was drin. In meinem Bekanntenkreis habe ich 6 Leute die in diesem Bereich mit MuWi-Abschluss arbeiten.
Ich bin bald bei einem Filmpublisher fest angestellt...

Plattenfirma sehe ich aber eher nicht, da Plattenfirmen so gut wie keine Stellen mehr vergeben und man für die Stellen, die es gibt wirklich sehr viel Vitamin B braucht. Der Plattenlablemarkt schwindet eben dank Homerecording dahin. Andere Dienstleistungen, wie Booking, Marketing oder PR ist da schon eher interessant geworden.

Und gerade mit deinem bisherigen Werdegang sehe ich schon Chancen für dich, dass du auch etwas findest, was dich beruflich ausfüllt.

Trotzdem bleibt es eine schwierige Entscheidung.
 
Hallo Tigana,

hmm bisher hab ich bei der Suche immer als Anforderung ein abgeschlossenes Studium gesehen... Da reicht der Betriebswirt leider nicht ran...

Reinhold, ja das klingt wirklich alles nicht sehr gut... Ständiges wechseln hab ich natürlich keine Lust drauf. Trotzdem Respekt an deine Schwester, dass sie das so durchgezogen hat.

Wohin genau meine Reise gehen soll, weiß ich auch nicht so genau, vielleicht bin ich deswegen so unsicher?! Ich würde gerne im Bereich Medien arbeiten... oder an Musikschulen... Auf jeden Fall was kreatives und abwechslungsreiches.... Hahaha wer will das nicht :)

ColdDayMemory, woher kommen deine Bekannten denn so? Also so im Allgemeinen habe ich schon "viele" Stellen in Deutschland gefunden, aber für mich kommen eigentlich nur Hamburg und Berlin in Frage und da sah das ganze nach erstem Suchen doch eher spärlich aus...
 
Setz Dich vielleicht mal mit Konzert- oder Künstleragenturen in Verbindung, bzw. suche Dir welche zusammen. Die brauchen immer Leute, die nicht auf den Mund gefallen sind und betriebswirtschaftlich zu denken gelernt haben. Aber dort ist die Arbeit auch kein reines Zuckerbrot: Wochenendarbeit, keine geregelten Arbeitszeiten, etc. Oder bei Filmproduktionsgesellschaften. Mach den Kreis ein bißchen größer und suche nicht nur im Bereich der Musik, sondern der Kunst. Auf jeden Fall bringt 1 Kontakt den nächsten. Doch ist die Bezahlung im Kulturbereich eher unten angesiedelt. Oder kontaktiere große Firmen, ob sie im Rahmen ihrer Sponsoring-Projekte ein Management haben (haben viele!) Ich denke da z.B. an VW oder BMW. Oder recherchiere in Richtung Event-Management. Im Übrigen hat letztens die Royal Albert Hall in London Leute gesucht. Das ist ein Event-Ort, das muss ich Dir ja nicht erst erzählen. Festanstellung natürlich. Mit Kontakten zu Künstlern von Weltrang, selbstverständlich. :) Ich habe jetzt keine Zeit mehr, den Link zu suchen, muss mit dem Hund raus, aber mit ein bißchen Geduld kriegst Du das schon selbst hin. - Vorausgesetzt, Du bist nicht an Deutschland gebunden und bist willens auch im Ausland gute Jobs zu suchen. Immerhin suchst Du ja nach Deiner "Erfüllung", nicht wahr? :)

Berichte mir von Deinem Erfolg....
 
Wenn du Spaß an Verlagsarbeit hast, dann wäre das langfristig evtl. eine Möglichkeit als Musikwissenschaftler. Bei Verlagen werden immer mal wieder Geisteswissenschaftler gesucht und als Musikwissenschaftler ist man interessant für den Kunst/Musik und Kultur Bereich. Häufig wird man aber mehrere Tätigkeiten ausüben müssen, z. B. zusätzliche freie Lektoratsarbeiten oder sonstige Jobs z. B. für Rundfunk oder etwas ganz anderes.
 
Ich habe selber systematische (HF) und historische (NF) Musikwissenschaft in Hamburg studiert und möchte meine Sicht der Dinge zeigen: Ganz so düster ist es um die Musikwissenschaftler nicht gestellt. Ich kenne mittlerweile einige alte Kommilitonen, die als studierte Musikwissenschaftler in Produktionshäusern, Konzertagenturen, Verlagen, Labels oder Studios arbeiten. Und auch einige, die im Wissenschaftsbetrieb verblieben sind und an der Universität angestellt sind. Die Jobaussichten sind also keineswegs katastrophal! ALLERDINGS wurde uns von den Professoren häufig eingetrichtert, dass man ohne Master nichts Wert ist. Einige der o.g. glücklichen Angestellten haben direkt nach dem Bachelorstudium ihren Job gefunden, die meisten haben aber tatsächlich noch ihren Master gemacht (machen müssen?).

Die eigentlich spannendere Frage ist ja allerdings, ob das Studium tatsächlich dir liegt. Das Institut ist klein, und die Dozenten und Professoren oft etwas zerstreut. Da das Fach der Musikwissenschaft so viele Teilbereiche umschließt, kratzt man während des Bachelorstudiums wirklich nur an der Oberfläche. Am Ende kann man vieles ein bisschen, aber nichts so richtig. Wenn man wirklich etwas lernen möchte, muss man früh erkennen, wo seine wahren Interessen liegen und dann im Eigenstudium büffeln. Man fühlte sich oft auf sich allein gestellt und als Bachelorstudent auch oft nicht ganz ernstgenommen.

Mir hat das Studium beruflich noch nichts gebracht. Außer, dass es auf scheinbar auf meinem Lebenslauf sehr gut aussieht, dass ich etwas bis zum Ende durchgezogen habe. Ich habe direkt im Anschluss an meinen Bachelor ein zweites Studium im Designbereich begonnen, und bis das durch ist bin ich auch noch vor dem Real-Life-Arbeitsmarkt-Schock gewahrt... Persönlich hat es meine Wahrnehmung und Verständnis von Musik geschärft und mir interessante Einblicke in die Welt der Wissenschaft verschafft. Ich habe viele Musiker kennengelernt und schnell Anschluss in der Hamburger Musikerszene gefunden. Und ich habe gute und langanhaltende Freundschaften mit herzlichen und klugen Menschen geknüpft. Insofern hat es sich für mich sehr gelohnt!
 
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