Musikstück in einer anderen Tonart spielen

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Hallo,

vorweg: ich spiele erst seit 10 Monaten Klavier.

Ich stehe immer wieder vor einem Problem wenn ich ein Klavierstück welches ich schon kann in einer anderen Tonart spielen soll. Zwei Praxisbeispiele aus der Vergangenheit.

1.Bsp
Stille Nacht. Heilige Nacht. Hab ich in C-Dur einstudiert. Tanzt auf einmal jemand mit einer Geige daher und will mit mir gemeinsam spielen. Er auch ein Anfänger, konnte es nur in D-Dur. Wie das zusammen geklungen hat, brauch ich glaub ich nicht beschreiben ;) Daraufhin hab ich mir Noten für D-Dur besorgt und musste eine gute Stunde üben bis ich das halbwegs konnnte und wir gemeinsam spielen konnten.

2.Bsp
Donauwalzer (op 314 von Strauss) hab ich mir Noten in C-Dur geholt. Auch schon geübt und halbwegs drauf gehabt. Nun fehlt mir von den Noten aber ein bisschen etwas. Jetzt hab ich passende Noten in D-Dur vorliegen und ich werde wohl wie bei Bsp1 fast wieder bei 0 anfangen müssen.

Durch die zwei Vorzeichen ist es für mich fast wie ein neues Stück. In der Theorie ist ein Stück ja leicht und schnell in eine andere Tonart transponiert, aber in der Praxis überlege ich mir das 2 mal. Was ja ein falscher Ansatz von mir ist, weil es ja eine gute Übung ist. Aber ich finde es halt etwas Schade hinsichtlich der aufgewendeten Zeit. In der Zeit in der ich das Stück in der neuen Tonart einstudiere, könnte ich schon fast wieder ein neues einstudieren. Geht das transponieren mit der steigender Klavierspielerfahrung dann schneller?

Versteht mich nicht falsch. Den Rythmus usw. kennt man dann ja schon. Der Einsatz vom Pedal verändert sich ja auch nicht. Dadurch muss ich nicht ganz bei 0 anfangen. Aber es ist bleibt für mich relativ viel Aufwand für kleinen Ertrag.

Vielleicht wird das ganze mal einfacher wenn mein Klavierspielen durch mein Gehör und nicht nur durch Fingergedächnis unterstützt wird.

War/ist das bei euch auch so?

Lg

pianistic breeze
 
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Hi,


ich würde sagen, der Schwierigkeitsgrad hängt ganz wesentlich davon ab, wie viele Noten vorhanden sind. Je weniger, desto einfacher.

Über ein Stück, welches man gewöhnlich relativ frei oder ganz frei, ohne Noten, spielt, kann man wohl mit wachsender Erfahrung und ein bisschen “praktischem Theorieverständnis” ganz gut lernen zu improvisieren, zu modulieren oder das Stück im ganzen zu transponieren.

“Stille Nacht” ist ein gutes Beispiel. Wenn man die Melodie im Kopf hat lässt es sich mit wachsender Erfahrung wohl einigermaßen einfach frei begleiten und relativ zügig in einer beliebigen Tonart spielen.
Bestimmt eine gute Übung, um frei spielen zu lernen, weil es dazu anregt, nicht in absoluten Intervallen und Akkorden zu denken und zu hören, etwa C-C-G-C bzw. D-D-A-D, sondern in relativen, Tonika-Tonika-Dominante-Tonika. Aha, eine Quarte runter klingt so :).

Dagegen ist es alles andere als trivial, eine (womöglich komplexe) ausnotierte Version eins-zu-eins in einer anderen Tonart zu spielen, das hängt natürlich wesentlich vom allgemeinen Schwierigkeitsgrad eines Stücks ab.
Ich hab früher mal ein bisschen Liedbegleitung gemacht und wenn da eine Sängerin ankommt und plötzlich meint, ein Lied, was man schon ganz gut geübt hat plötzlich tiefer singen zu müssen darf man schon laut fluchen :weep:. Jupp, das ist dann sehr viel Aufwand für einen sehr kleinen Ertrag. Eigentlich ist so was einfach nur ärgerlich :bang:.

Vielleicht wird das ganze mal einfacher wenn mein Klavierspielen durch mein Gehör und nicht nur durch Fingergedächnis unterstützt wird.
Das bringt ganz gut auf den Punkt, was ich ausdrücken wollte :)


Gruß,
taste89
 
"Ich hab früher mal ein bisschen Liedbegleitung gemacht und wenn da eine Sängerin ankommt und plötzlich meint, ein Lied, was man schon ganz gut geübt hat plötzlich tiefer singen zu müssen darf man schon laut fluchen :weep:. Jupp, das ist dann sehr viel Aufwand für einen sehr kleinen Ertrag. Eigentlich ist so was einfach nur ärgerlich" (Zitat Taste89)

Das kenne ich auch: einmal mit einer Sängerin geprobt und am Auftrittstag kommt sie damit an, das Ganze einen Ton tiefer, weil die Stimme heute nicht so gut kann.

Deshalb probe ich Stücke mit Capo auf der Gitarre ein. Möglichst flexibel nach oben und unten. Z.B.
Eb-Dur mit Capo III. Bund (Akkorde z.B. Cmaj7, Fmaj7, G7, am7 etc.).
Dann die tiefere Harp genommen und genauso gepielt wie geübt.

Beim Keyboard benutze ich Transpose-Funktion und spiele die meist in G/D-Dur ein oder E-/B-Moll.

Ich sehe die Melodien & Akkorde "relativ", d.h. Tonika, Subdominante, Dominante etc. Das erleichtert es ungemein.

Die Country-Studiomusiker in Nashville haben daraus eigene Notatation entwickelt: z.B.
z.B 2- ist zweite Stufe Moll, 5 = Dominante u.s.w..
Dann wird nur noch die Tonart gesagt und alle wissen Bescheid.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
oder "50th Vamp" = 1645 =Akkorde: C-Dur - A-Moll - F-Dur - G-Dur (in Tonart C-Dur)
 
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Der Königsweg zum Transponieren heißt: Stufentheorie. D.h.: Tonleitern üben (12x Dur und 12x Moll) und sich in jeder Tonart die Dreiklänge über den Tonleiterstufen klarmachen und lernen. (Die Stufen werden üblicherweise - anders als in Nashville - in römischen Ziffern angegeben I, II, III, IV etc). Man muß wissen, auf welchen Stufen jeweils Dur und auf welchen Stufen Moll steht. Dreiklangsumkehrungen üben!

Wenn man dann Noten mit Akordsymbolen hat, kann man versuchen, diese Akkordsymbole gleich als Stufen zu lesen und zu verstehen. Wenn man das beherrscht, kann man dieselbe Akkordfolge auch in einer anderen Tonart spielen. Wenn man nur Notentext hat, kann man versuchen zu lernen, die Harmonien direkt aus den Noten abzulesen. Dann wieder: Stufen erkennen und transponieren. Bei Volksliedern ist das noch relativ gut hinzubekommen, da sie meistens mit der I., der IV. und der V. Stufe auskommen. Chopin vom Blatt transponieren möchte ich jetzt auch nicht unbedingt. :D

Häufig passiert es, wenn man Noten transponiert, daß man auf dem Klavier in eine Lage kommt, in der es nicht mehr gut klingt. Wenn man die Stufentheorie beherrscht und die Dreiklangsumkehrungen geübt hat, kann man eine Akkordbegleitung direkt in eine besser klingende Lage transponieren.

Melodien transponieren. Am Besten: die Melodien singen können. Dann kann man üben, Melodien in Intervallen zu hören. D.h.: Die Melodie fängt der tiefen Quinte an, geht dann direkt nach oben zur Mollterz (2x), dann 2x die Sekunde, wieder 2x die Mollterz und dann zum Grundton (When Israel was in Egyptsland). Wenn man das kann und seine Tonleitern gelernt hat, kann man die Melodie in allen Tonarten spielen.

Das entspricht alles im Grunde dem, was die beiden Vorredner auch gesagt haben, nur nochmal anders formuliert. Und nein, das lernt man nicht von heute auf morgen. Aber man kann es übermorgen immer noch nicht, wenn man nicht heute damit anfängt. :D

Viele Grüße,
McCoy

edit:
wenn da eine Sängerin ankommt und plötzlich meint
Letzte Besprechung vor dem Auftritt. Bandleader zur Band: "Also in diesem Stück transponieren wir heute in Takt 17 für 3 Takte um einen halben Ton nach unten, in Takt 27 bauen wir einen 7/8-Takt ein, dafür dann in Takt 32 aus der Viertelpause eine halbe Pause machen, sodaß ein 5/4 Takt entsteht ..." Sängerin: "Moment, das kann ich mir alles gar nicht merken!" Bandleader zur Sängerin: "Kein Problem, mach es einfach so wie gestern ..." :rofl:
 
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Danke euch für die aufschlussreichen Kommentare.
Das mit der Stufentheorie macht Sinn und ist bei Pop/Kinderlieder/Weihnachtslieder sicher besonders hilfreich. Ich denke mein Problem sind oft die unterschiedlichen Lagen/Umkehrungen der Akkorde. Sobald ein Akkord nicht in Grundstellung steht kann es schon vorkommen, dass ich ihn nicht als solchen erkenne und mir die Noten/Tasten halt einfach merke. Ist mir jetzt beim Donauwalzer wieder aufgefallen. Takt 16 und Takt 18. Da wechselt einfach der Akkord in der linken Hand von Grundstellung(Takt16) in die 1.Umkehrung(Takt18). Bei Takt 16 hab ich sofort die Tonika erkannt. Im Takt 18 bin ich erst nach ein paar mal spielen drauf gekommen, dass das ja auch die Tonika ist. Nur halt in 1.Umkehrung. Würde ich die verschiedenen Umkehrungen erkennen und vor allem können :rofl:, dann hätte ich mir in dieser Passage sicher leichter getan. Sowohl beim ersten mal üben, als auch dann beim transponieren.

Ok, ich weiß was ich in mein tägliches Programm aufnehmen muss ;-)
 
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Da hilft nur eins: Sich die Notenschrift vergegenwärtigen im Zusammenhang mit der Lage auf der Klaviatur und der Harmonielehre, um sofort zu wissen A) welcher Akkord in welcher Umkehrung das ist und b) in welchem harmonischem Zusammenhang er im Stück steht.
Am besten auch noch Gehörbildung üben um innerlich sich die verschiedenen gängigen Noten ohne erklingende Musik vorstellen zu können.

Für Gehörbildung kann ich sehr GNU Solfege empfehlen (ist auf deutsch).
http://gnu-solfege.softonic.de/

Mit der Zeit versteht man dann die Mechanismen dahinter besser und kann leichter und schneller die Tonarten wechseln, weil ja überall von der Logik her genau dasselbe passiert nur wechseln eben die Tonbeziehungen.

.. und auch gleich noch Harmonielehre und Notenschreiben üben, entweder manuell oder zB. im kostenlosen Notationsprogramm Musescore

http://musescore.org/

Speziell für Harmonielehre interessant
http://www.lehrklaenge.de/
 
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Mal ganz ab von Stufentheorie und Akkorden, finde ich eine gute Übung zum Melodien in beliebigen Tonarten spielen, sich ein modulierendes Thema herzunehmen, welches man ohne Anzuhalten durch die Tonarten “konjugieren” kann. Ein Paradebeispiel ist die Bach Invention in F-Dur (BWV 779).

Diese moduliert in 12 Takten von F-Dur nach C-Dur und von da kann man nahtlos und ganz natürlich wieder vom Anfang (jetzt in C-Dur) spielen.
Das eingängige Thema ist so ein Mix aus Arpeggio und Tonleiterteilen, man hat es schnell im Kopf und kann sich m.E. ganz gut für eine Tonart typische Handhaltungen und Fingersätze einprägen.
Die ersten 12 Takte einmal komplett durch den Quintenzirkel zu jagen ist aber schon ganz schön anspruchsvoll. Man sollte vorher wohl schon alle Tonleitern so ungefähr beherrschen.
Man muss ja aber auch nicht alles gleichzeitig machen, man könnte z.B. parallel zum Tonleitern lernen jeweils eine Quinte weiter rutschen.
 
Mal ganz ab von Stufentheorie und Akkorden, finde ich eine gute Übung zum Melodien in beliebigen Tonarten spielen, sich ein modulierendes Thema herzunehmen, welches man ohne Anzuhalten durch die Tonarten “konjugieren” kann. Ein Paradebeispiel ist die Bach Invention in F-Dur (BWV 779).

Ich habe es mir einmal angehört:


Das ist aber m.E. für 10 Monate Klavierunterricht ziemlich "heftig".
Hatte auch vor Jahrzehnten auch etwas Klavieruntericht. Heutzutage nur noch Saiteninstrumente.
 
Das ist aber m.E. für 10 Monate Klavierunterricht ziemlich "heftig".

Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Mit beiden Händen gleichzeitig sowieso. Vielleicht ließe sich da auch noch etwas einfacheres finden. War auch mehr als Beispiel gedacht, weil es so schön passt :).
 
Bachs modulierender Kanon aus dem musikalischen Opfer wäre hier passend aber auch für 10 Monate heftig.

 
Was haltet ihr eigentlich von der Transponierungsfunktion eines Digitalpianos / Keyboards? Jeder echte Musiker wird natürlich davon abraten. Ich hab das heute zufällig in der Bedienungsanleitung gelesen. Ist halt irgendwie Fluch und Segen zugleich, oder? Die Vorstellung C-Dur zu spielen und E-Dur zu hören widerstrebt mir irgendwie.
Andererseits wenn ich auf der Stelle die Wurzel aus 49 brauche, warum nicht in den Taschenrechner eintippen? Schließlich bin ich klaviertechnisch erst beim addieren und subtrahieren. Bevor ich kein Ergebnis habe, könnte ich doch den Rechner benutzen :evil: Aber ist Ansichtssache. Ich will ja Kopfrechnen lernen und wenn ich immer den Rechner benutzen würde, würde ichs ja nie lernen :engel:
 
Wenn Du mit der Transponierfunktion um größere Intervalle transponierst, kann es halt schnell sein, daß Du in eine Lage kommst, in der das Stück nicht mehr so gut klingt. Einen Ganzton rauf oder runter geht meistens ganz gut.

Ansnonsten ist die Wurzel aus 49 auch ohne Taschenrechner 7, und das lernt man in der ersten oder zweiten Klasse, im besten Falle auswendig. :D Wenn man das Transponieren auch gleich von Anfang an übt, kann man es eben später einfach.

Viele Grüße,
McCoy
 
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K
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