Also mein Schlager-Eindruck ist prinzipiell, dass es recht unkreative Party- u. Wohlfülmusik für die alte Generation ist.
Da spricht natürlich ein expliziter Nicht-Schlagerfan, an dem etwaige Tiefen des Genres womöglich vorbei gegangen sind.
Meine Tante z.B. ist bekennender Schlager-Fan - Unterhaltung/Diskussion über die Musik mutet recht seltsam an, da ihre Hauptargumente meist in die Richtung "Er ist ja sooooo fesch und kann so schön singen *HerzchenindenAugen*" gehen.... (und "schön singen" bezeichnet idR eher den schnulzigen Inhalt denn irgendwas herausragendes an Gesangskünsten)
Deckt sich auch mit dem spärlichen, was ich bis jetzt darüber gelesen hab, die größten Abnehmer von Schlagermusik ist einerseits die Generation 50+, entweder direkt oder indirekt weil man weiß das Tante Ingeborg total auf Hansi Hinterseer steht und sich über seine aktuelle CD natürlich total freut - und anderseits eher konservative Saubermannmenschen, egal welchen Alters, die sich prinzipiell von dem heimatverbundenen, meist straight auf schönen Deutsch gesungenen Inhalt angesprochen fühlen.
Speziell erstere, aber auch Zweitere kaufen auch noch viel eher CDs bzw. sammeln diese, was sie als Zielgruppe wesentlich interessanter macht (Stichwort Markenvermarktung, wenn ich eine treue Fanbase habe, die brav jede neue CD von Schlagerstar XY kauft, und zwar wirklich die CD und nicht auf Spotify anhört - nur zählt da halt Angebot und Nachfrage, und ich glaube im Verhältnis zu "DEM" 0815- Schlagerfan stellt der TE etwas abweichende Ansprüche nämlich *duckundweg* - musikalische
).
Weiters ist die Vortragsform, zumindest was man so am Rande mitbekommt, energisch auf One-Man/Woman Shows, die straight zu Playback singen zugeschnitten - ich hab in Familienrunden schon Sendungen im ORF mitangesehen, wo ich ernsthaft überlegt habe, wieder mit dem Rauchen zu beginnen um einen Grund zu haben den Raum zu verlassen, weil ich genau wusste, dass ich mit der Argumentation, dass ich das schwerlich ernst nehmen kann weil musikalisch totlangweilig und der Typ singt nicht mal selber vermutlich nur unnötige Streiterein provoziere.
Helene Fischer kennt jeder, und seltsamerweise habe ich den Eindruck, dass die meisten Frauen in meinem Alter sie der Romantikschnulzen wegen mögen, und Männer eher gar nicht bzw. nur, wenn sie in Gegenwart besagter Frauen sind, und ab und an bekommt man es mit, wenn man traditionsgemäß als braver Wiener in einem Kaffeehaus seinen Kater auskuriert, wie sich am Nebentisch ein paar ältere Herren über ihren Musikgeschmack unterhalten, interessanterweise geht's da dann für mein dafürhalten eher nicht um Musik den die optische Erscheinung der Interpretinnen (und wie gesagt, dass sind die Typen die brav von jeder ihrer "Angebeteten" 10-30 CDs im Regal stehen haben, da kannst du an der Musik noch und nöcher auszusetzen haben, für die, meine Tante, illusorische Mädls, die an den einen Märchenprinzen glauben und Männer, die diesen Märchenprinzen spielen wollen wird diese Musik gemacht - und sie alle interessieren musikalische Überraschungen und Kreativität eher weniger)
Als Baujahr 90 und Bezug 0 zu der Musik kann ich dem TO jedenfalls nur sagen, dass meine Wahrnehmung seither sich ziemlich mit seiner deckt. Mag sein, dass das zu einer Zeit, wo da noch wesentlich mehr Menschen mit Instrumenten zusammen musizieren mussten weil es eben viele technische Möglichkeiten noch nicht gab das ganz anders ausgesehen hat - ich weiß es nicht^^ Und auch mit Claus' Meinung bin ich eigentlich deckungsgleich, woraus nunmal folgt: Wenn der TO mehr musikalische Abwechslung will, dann hört er die falsche Musik.