Musikpsychologie und Musiksoziologie: Theorien, Befunde, Konsequenzen

  • Ersteller DieWiedergeburt
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Ich hab für dieses Thema nen recht guten TV-Beitrag gefunden:

http://video.google.de/videoplay?docid=6553428910896983741&ei=8qrhSZ-aJ4va2gLtsKi9CQ&q=musik

Darüber, dass ich als Rechtshänder meine linke Hand für den filigranen Teil des Musizierens verwende, hab ich mir noch garkeine Gedanken gemacht, mir ist das noch nichtmal aufgefallen.^^

Jeder hat es wahrscheinlich schon einmal erlebt: Spielt man allein im stillen Kämmerlein für sich, da klappt beim Spielen fast alles. Gesellt sich aber auch nur ein kleines Publikum hinzu, leistet man sich plötzlich einen Schnitzer nach dem anderen.

Das ist aber beim Aufnehmen dasselbe.^^

Dies kommt, weil man sich selbst unter Druck setzt.
Sofern man sich die Freiheit lässt, alles werden zu lassen wie es wird, ist es einfacher alles perfekt zu spielen, als wenn man sich ins Studio setzt und sich sagt: "So, höchstens 3 Anläufe", und dann werdens doch 15.^^
Oder das Publikum, vor dem man sich ja nicht blamieren will.....


Psychologisch kann man dies u. a. erklären, indem man davon ausgeht, das zum Spielen mentale Kapazität (im Sinne von processing power) benötigt wird. Ist man allein, kann man die gesamte mentale Kapazität in den Dienst des Spielens stellen und die Abläufe klappen. Ist jedoch Publikum vorhanden kommt regelmäßig der Prozess der Selbstaufmerksamkeit ins Spiel, so dass sich die Brain-Gesamtkapazität nun aufteilen muss auf den Prozess des Spielens und den Prozess der Selbstaufmerksamkeit. Mit Selbstaufmerksamkeit ist gemeint, dass man sich plötzlich selbst - quasi wie von außen betrachtet - in der Situation wahrnimmt und insbesondere das eigene Spiel mit selbstgestellten Gütemaßstäben vergleicht. Dieser Prozess der Selbstaufmerksamkeit beansprucht unglücklicherweise erheblich mentale Kapazität, so dass für das eigentliche Spielen nunmehr viel weniger Ressourcen zur Verfügung stehen. Die Folge davon sind vermehrte Fehler. Hier kann es nun Rückkopplungseffekte geben: Bemerkt man die Vielzahl der Fehler, wird man nur noch stärker auf sich selbst aufmerksam und entzieht damit weitere processing power dem eigentlichen Spiel, was wiederum zu nochmehr Fehlern führt.

Das meint irgendwie dasselbe, nur ausführlicher.^^

1. Man kann entweder dafür sorgen, dass das Spielen weniger Kapazität in Anspruch nimmt, so dass selbst bei eintretenden Störprozessen, wie der Selbstaufmerksamkeit, noch genügend processing power vorhanden ist. Konkret heißt das also Abläufe intensiv zu üben und dadurch hochgradig zu automatisieren. Der Abruf automatisierter Abläufe kostet kaum noch Kapazität.

Naja, eingeübt sollte ein Stück ja schon sein, bevor man Live auftritt. :D

Deshalb tendiere ich zu deinem 2. Vorschlag.

Wenn man allerdings Anfänger ist, dann sollte man mit dem Vorsatz "Ich lasse nun das Beste passieren, was passieren kann" auf die Bühne gehen, nicht unter Druck setzen, sondern gelassen die Bühne betreten und gelassen anfangen....
Hilft auch bei Vorstellungsgesprächen. ;)

Achja, und wichtig: "alle sind deine Freunde", da sitzt keine Jury.^^

Und was ich auch noch erwähnen möchte an dieser Stelle ist die Suggestion.
Wünsche, Ziele, Vorhaben immer positiv! formulieren.

Unser Unterbewusstsein kennt die Worte "nicht", "kein" etc. nicht, es weiss nichts damit anzufangen.

Deshalb bringt es auch nichts "gegen den Krieg" zu demonstrieren, denn man suggeriert "Krieg", wichtig ist "für den Frieden" zu demonstrieren.

Bezogen auf das Auftreten vor dem Publikum etc. heisst das Ziel "Ich werde heute perfekt spielen", und nicht "Ich mache heute keine Fehler"---->das Unterbewusstsein versteht "Ich mache heute Fehler".

Einfach mal ausprobieren. ;)

Gruß
Nordwolf
 
Deinen Beitrag in allen Ehren, aber trotz aller Ausführlichkeit (bei zugleich fehlender innerer Gliederung) fällt die Erklärungskraft deiner Ergänzungen gering aus. Für eine psychologische Erklärung - und um die geht es ja in diesem Thread - ist es notwendig Bezug zu nehmen auf bestimmte psychologische Erklärungsbegriffe, die relativ klar definiert sind und mit deren Hilfe man dann das in Frage stehende Problem beschreibt, wie z.B. Gedächtnis, Kapazität, Aufmerksamkeit usw. Hat man dann eine Erklärung mit Hilfe dieser Begriffe generiert lassen sich daraus systematische Handlungsempfehlungen ableiten, wie bei mir auch geschehen.Dieser Rückbezug auf Erklärungsbegriffe fehlt bei dir weitestgehend ("Dies kommt, weil man sich selbst unter Druck setzt") und deine Handlungsempfehlungen kommen konsequenterweise als pure Behauptungen daher (auch wenn sie nicht gänzlich falsch sind) bzw. sind überhaupt nicht umsetzbar ("nicht unter Druck setzen lassen [...] gelassen anfangen". Weitere Beispiele:

Sofern man sich die Freiheit lässt, alles werden zu lassen wie es wird, ist es einfacher alles perfekt zu spielen
Argumentatorischer Unsinn. Die Aussage stellt keinen gültigen Schluss dar, da die Schlussfolgerung "dann ist alles einfacher) bereits in der Voraussetzung ("sofern man sich die Freiheit lässt") enthalten ist (Sog. analytisches Urteil im SInne Kants: KLICK) Davon abgesehen ist das Problem ja gerade, dass man sich nur extrem begrenzt willentlich dazu entschließen kann, sich komplett frei zu fühlen. Die Aussage ist daher sowohl als Erklärung als auch als Handlungsanweisung unbrauchbar.


Wenn man allerdings Anfänger ist, dann sollte man mit dem Vorsatz "Ich lasse nun das Beste passieren, was passieren kann" auf die Bühne gehen, nicht unter Druck setzen, sondern gelassen die Bühne betreten und gelassen anfangen....
Hilft auch bei Vorstellungsgesprächen.
Jumping to conclusions, ähnlich wie oben: Druckbeseitigung per willentlichem Entschluss funktioniert nicht. Ohne Angabe der psychischen Mechanismen durch die der Druck entsteht (und beseitigt werden kann) ist Erklärungskraft nicht gegeben.

Und was ich auch noch erwähnen möchte an dieser Stelle ist die Suggestion.
Wünsche, Ziele, Vorhaben immer positiv! formulieren. Unser Unterbewusstsein kennt die Worte "nicht", "kein" etc. nicht, es weiss nichts damit anzufangen.
Rein spekulative Behauptung. Ohne Rückbezug auf Theorien oder zumindest begründete Zusammenhangsvermutungen wertlos.
 
Zuletzt bearbeitet:
Will nur kurz dazwischen funken, dass ich aufmerksam mitlesen und mich gegebenenfalls auch einbringen werde. Mitleser sind vorhanden... Also ruhig schön weiter philosophieren, höchst interessant!:)
 
Urteilsfehler

Das Denken von Musikern (und anderen Menschen) folgt bei der Bewertung von Sachverhalten oft nicht der eisenharten Logik von Computern. Im Gegenteil ihr Denken ist fehleranfällig und manchmal unlogisch. Urteilsfehler bzw. Fehlurteile sind an der Tagesordnung.

Was ist ein Urteilsfehler: Ein korrektes Urteil bildet die "realen" Eigenschaften eines Beurteilungsgegenstandes (etwa einer Gitarre) im Urteil ab. Z. B. kann ich ein Instrument wiegen und zu dem Urteil gelangen es wiegt 5 kg. Bei korrekter Messung ist dies ein perfektes gültiges Urteil ohne subjektive Urteilsspielräume. Sobald die Eigenschaften des Beurteilungsgegenstands nicht so leicht beobachtbar sind, wie hier das Gewicht, schleichen sich jedoch gerne Urteilsfehler ein. Durch Urteilsfehler werden die "realen" Eigenschaften des Beurteilungsgegenstandes in systematischer Weise verzehrt, äh, verzerrt. Dies findet ausgiebig in Musikerdiskussionen zu Marken, Klängen, Tonhölzern, eigenen und fremden Fähigkeiten, usw. statt.

Im folgenden stelle ich eine kleine Auswahl typischer Urteilsfehler allgemein vor und illustriere sie dann an Beispielen aus dem Musikerleben. Wen das Thema stärker interessiert, der kann nach Kahnemann und Tversky googlen, die haben ziemlich viel auf diesem Gebiet gearbeitet (allerdings ohne Bezug auf Musikerprobleme).

1. Der Inter- und Intraklasseneffekt:Merkmalsunterschiede zwischen Objekten werden vergrößert, wenn die Objekte zu unterschiedlichen Klassen oder Gruppen gehören, und sie werden verkleinert, wenn die Objekte zu einer Klasse gehören.
Typisches Musikerbeispiel: Der Klang von Gitarrenhölzern. Mahagoni besitzt angeblich einen fetten, mittenreichen und warmen Ton. Ahorn klingt angeblich hell und klar mit vielen Obertönen. Hier wird implizit unterstellt, dass es innnerhalb einer Holzklasse gar keine nennenswerten Klangschwankungen mehr gibt (Unterschiedsverkleinerung innerhalb einer Klasse), während sich verschieden Hölzer stets klar voneinander unterscheiden ließen und sich in ihren Klangeigenschaften nicht überlappen würden (Unterschiedsvergrößerung zwischen Klassen).

2. Der fundamentale Attributionsfehler: Die Gründe füreigenes Fehlverhalten werden bevorzugt in irgendwelchen Situativen Umständen gesucht, wärhend das Fehlverhalten anderer auf deren Persönlichkeit zurückzuführen ist.
Beispiel: Rechtfertigungen bei eigenen Spielfehlern. Siehe die Denkblasen in diesem Kirk Hammet Video: http://www.youtube.com/watch?v=546KjKMB9kw Kirk sagt "Dude, I wish Satch told me triplets", "The notes inbetween are fucking with me!" = die Ursache liegt in situativen Umstanden bzw. der Vergangenheit. James und Lars sagen "Oh my god this dude sucks!", "What a fag" = die Ursache liegt in Kirks Fähigkeiten (=Persönlichkeitseigenschaft).

3. Der Self-Serving-Bias: Selbsteinschätzungen fallen regelmäßig so aus, dass sie den eigenen Selbstwert unterstützen, unabhängig davon, "wie es wirklich ist".
Beispiel: Oft zu beobachten in de Hörproben, wo -um den Selbstwert zu schützen - oft ausgiebig gerechtfertigt und entschuldigt wird, warum die Aufnahme so kacke ist: "Sorry fuer meine ganzen Fehler aber ich habe das meiste von dem Lied vom Gehoer gelernt. Ich spiele noch nicht so lange. (selbstgelernter Gitarrist, ca. 2 jahre mit Pausen)", "Für 6 Monate spielen ists glaube ich nicht schlecht", usw.

4. Der Baseline-Error: Die Auftretenswahrscheinlichkeit von Ereignissen wird falsch eingeschätzt, weil man sich nicht an der objektiven Häufigkeit, der sog. Baseline, orientiert, sondern irrtümlich besonders prägnante, im Gedächtnis gerade verfügbare oder typische Ereignisse für besonders wahrscheinlich.
Beispiel hierfür ist die Annahme Behringer Produkte seien unzuverlässig. Die Häufigkeit von Defekten muss jedoch immer relativiert werden an der Menge von Produkten, die im Markt vorhanden ist. Es könnte sein, dass von Behringer-Defekten nur deshalb häufig berichtet wird, weil Behringer riesige Mengen umsetzt, während der Prozentsatz an Defekten bezogen auf diese Umsatzmenge tatsächlich eher klein ausfallen könnte.
 
Davon abgesehen, dass die zitierte Studie kein Beispiel für Gruppenzwang ist (der Artikel wählt an der Stelle die falsche Begrifflichkeit), sondern eher für informatorischen sozialen Einfluss bzw. den Einsatz von Urteilsheuristiken ist es tatsächlich so, dass die Existenz folgender Effekte durch die sozialpsychologische Forschung recht gut abgesichert ist:

- exposure Effekte (einem Reiz [=Song] ausgesetzt zu sein [etwa durch die Medien] verändert bereits seine Bewertung [meist ins positive],

- gruppendynamische Prozesse/Gruppenzwang (die Gruppennorm nötigt einen [besonders Gruppenneulinge] bestimmte Dinge [Songs, Interpreten], die von der Gruppe wertgeschätzt werden, ebenfalls gut zu finden) und

- Effekte des informatorischen sozialen Einfluss (man orientiert sich bei der Bewertung eines neuen Sachverhalts [Songs, Interpreten] an der Einschätzung anderer Personen, wenn keine bessere Informationsquelle vorhanden ist)

Insofern ist die Argumentation in dem Spiegelartikel durchaus begründbar. Diese Effekte könnten potentiell auch erklären, warum viele der Hitsongs heutzutage - im Hinblick auf die musikalische Qualität - nicht unbedingt besonders gut sind. Interpreten, die z. B.

- physisch attraktiv sind (Jessica Simpson),
- eine Identifikationsfigur darstellen (Tokyo Hotel),
- ein extravagantes Image haben (Marylin Manson),

usw. können vermutlich auch über diese außermusikalischen Faktoren einiges an Erfolg bewirken, solange die Musik nur gewissen Mindestkriterien genügt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich verlinke an dieser Stelle mal für alle Interessierten einen spannenden Lexikonartikel zum Threadthema. Es geht u. a. um die Zusammenhänge zwischen Musikgeschmack und Persönlichkeitseigenschaften bei Metalfans.

http://groups.uni-paderborn.de/musik/didaktik/material/PDF/Gembris Praeferenzen 2005.pdf

Kostprobe: Was macht Metalmusik für Fans attraktiv?
Sie bietet Unterstützung für Identitätsbildung durch komplette Vorgaben bezüglich Kleidung und Haartracht, verlangt nur geringe Ansprüche an Bildung, Aussehen, musikalisches Talent und bietet das Image von power, was sie sonst im Leben nicht haben

Außerdem finden sich darin diverse Erklärungsansätze zur Wirkungsweise von Musik, beispielsweise die Theorie des "excitation transfers", mit der man etwa begründen kann warum Musik beim Sport antreibend wirken kann.
 
Sie bietet Unterstützung für Identitätsbildung durch komplette Vorgaben bezüglich Kleidung und Haartracht, verlangt nur geringe Ansprüche an Bildung, Aussehen, musikalisches Talent und bietet das Image von power, was sie sonst im Leben nicht haben

son schmarn hab ich ja noch nie gelesen oO
 
Öhm, du bist nicht zufällig selbst Metalfan?:rock::twisted:

Heutzutage ist das sicher stärker zu relativieren, wenn ich aber an die Zeiten in den 80ern denke, dann gewinnt das einige Plausibilität:

http://www.youtube.com/watch?v=_LlD7f05diQ
 
ja ich war oder bin metaler, wobei ich eher sagen würd das ich keiner bin auch wenn ich recht viel metal höre. Der Satz mit dem Power hat mich am meisten an manowar erinnert, weil DANN würde es echt zustimmen. Aber selbst wenn ich nicht Metaler( ich benutz dieses Wort sehr ungern) wäre würde ich das als Quatsch empfinden, weil die genannten Faktoren meiner Meinung nach nichts mit Aussehen Bildung zu tun hat...

Und das in der Musik, oder eben Metal, wenig Talent verlangt wird, naja das muss jeder für sich entscheiden ich denke Metal gehört zu den etwas anspruchsvolleren Musikrichtungen. Kann aber auch dran liegen das ich eher dem technischen hochgesatteltem Metal verfallen bin^^.

Wenn ich mal Zeit finde les ich mir das ding mal durch, hab im Moment zu viel stress wegen Klausuren danach lässt sich bestimmt besser reden ;P

Gruß!
 
Sie [Hansen & Hansen (1991)] stellten bei Heavy Metal Fans geringere Bereitschaft zu kognitiver Anstrengung, engere Beziehung zu Machismus, Machiavellismus, männlicher Hypersexualität, Drogen, Okkultismus, Satanismus, antisoziale Einstellungen und Verhaltensweise als Nicht Metal Fans fest. Im Vergleich dazu akzeptierten Punks weniger Autorität als Nicht-Punk-Fans, sie zeigten außerdem größere Affinität zu Waffenbesitz, Ladendiebstahl und kriminellem Verhalten.

Das mag in den tiefen 80ern Ja evtl teilweise noch gestimmt haben, aber ich behaupt mal, dass dies mitlerweile mehr als überholt ist.
Die Doku "Thrash Altenessen" ist ein gutes Beispiel dafür, entstammt sie doch genau dieser Zeit. (Und...nein, so sieht es im Ruhrgebiet nicht mehr aus...)
Schaut man sich dagegen neuere Studien wie z.B. die von Sarah Chaker an (da geht's mehr um Black und Death Metal), zeigt sich ein anderes Bild. Dort wurde in Befragungen festgestellt, dass gute 36% der Fans Studenten waren und nur etwa 1,2% angaben arbeitslos zu sein.

ich find's nur relativ peinlich für eine wissenschaftliche Veröffentlichung, dass derartige Zeitfaktoren ignoriert werden.
 
Mein subjektiver Eindruck ist ebenfalls, dass Musikgeschmack und Milieuzugehörigkeit, gerade was den Metalsektor betrifft (der ist ja inzwischen fast "salonfähig" zu nennen), heutzutage stärker entkoppelt sind, als noch in den 80er und Frühneunzigern . Dies heißt jedoch nicht, dass nicht zum Teil doch noch erkennbare Zusammenhänge bestehen. Ich denke da etwa an die Onkelz und ihre Hörerschaft betrifft (werden sehr gerne gehört von Knackis, Bundeswehrsoldaten und ähnlichen netten Männern).

Für den erwähnten Zeitraum 80/90 meine ich schon - auch basierend auf meinen eigenen Szenekenntnissen - das an den Befunde was dran ist. Die vielen Homevideos aus dieser Zeit, wo man mal sehen kann, wie sich die Musiker und Fans gebärden, selbstdarstellen und wo sie ihre Motive darlegen, sind da - genauso wie die Kreator-Doku - historische Belege für.

Zum Punkt der "Zeitfaktoren", die du ansprichst: Es wird im Artikel ja nicht behauptet, dass die Befunde für alle Zeiten ihre Gültigkeit behalten. Das sind eben immer nur mehr oder weniger repräsentative Momentaufnahmen, die bis sie tatsächlich veröffentlicht werden, meist schon wieder 2,3 Jahre alt sind.
 
Ja, aber wenn man schon im Jahre 2005 Eine Abhandlung über Musikpräferenz verfasst und darin fast 15 Jahre alte Studien zitiert, die zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung schon 2-3 jahre alt waren, dann könnte man zumindest mal kritisch hinterfragen, in wie weit die dargestellten Zusammenhänge noch aktuell sind.
Einfach schreiben, dass man das mal so rausgefunden hat und so tun, als hätte sich in den 15 Jahren nichts geändert, verfälscht die Tatsachen.
Ansonsten könnte man auch Studien aus den 50er Jahren zitieren, wonach Fans von Bill Haley zu aufrührerischem Verhalten neigen und alle Drogen nehmen... ;)

Ich find's halt nicht so pralle, dass eine aktuelle Veröffentlichung einfach so tut, als hätte sich in der Metal-subkultur innerhalb der letzten 20 Jahre nichts getan...
 
Ja, guter Punkt. Da sag ich nur: Gut, dass unsere "Bereitschaft zu kognitiver Anstrengung" doch noch ausreicht, um diesen Mangel in der Darstellung zu erkennen. ;-)
 
Ich hab für dieses Thema nen recht guten TV-Beitrag gefunden:

http://video.google.de/videoplay?docid=6553428910896983741&ei=8qrhSZ-aJ4va2gLtsKi9CQ&q=musik

Darüber, dass ich als Rechtshänder meine linke Hand für den filigranen Teil des Musizierens verwende, hab ich mir noch garkeine Gedanken gemacht, mir ist das noch nichtmal aufgefallen.^^

Es gibt hier im Forum diverse Thread zum Thema "linkshändig Gitarre spielen oder doch lieber auf rechts lernen?", in denen das regelmässig thematisiert wird.

Interessantes Video. Mir ist plötzlich klargeworden, weshalb Jimi Hendrix seinen besonderen Stil entwickeln konnte: Linkshänder ticken "anders", das ist bekannt. Da bei ihm als Linkshänder die Gehirnhälften anders verknüpft sind und ihre Aufgaben anders verteilt, fiel es ihm einfacher, melodische und rhythmische Elemente bei der Begleitung des Gesangs anders einzusetzen, als es bis dahin üblich war - "orchestral", ohne klare Trennung von "rhythmischen" Akkordspiel und "melodiösem" Solo.
 
Da zuletzt das Karma-System mal wieder in der Diskussion war, gebe ich hier eine lernpsychologische Interpretation dieses Boardfeatures:

Lernpsychologisch gesehen kann man das Karma-System als Verstärkungsmechanismus mit variablem Quotenplan im Sinne der operanten Konditionierung (nach Skinner) interpretieren. Was heißt das nun:

Grundprinzip der operanten Konditionierung: Zufällig auftretende (=operante) Verhaltensweisen lassen sich gezielt verstetigen und abrufbereit machen, indem man sie belohnt (=verstärkt). Zur Einstimmung dieses kleine Video:

http://www.youtube.com/watch?v=bXCdsHH6S7Q
(Bei Vertiefungsinteresse auch dieses: http://www.youtube.com/watch?v=I_ctJqjlrHA&feature=related )

Immer wenn die Taube eine erwünschte Verhaltensweise ausführt, kriegt sie ein Samenkorn (Die Samenkorngabe ist die Verstärkung/Belohung). Ihre zufällig auftretende (=operante) Verhaltensweise des Sich-in-eine-Richtung-wendens, kann Skinner durch systematisches Belohnen mit Samenkörnern, dazu ausbauen, dass sie ganze 360°Drehungen ausführt.

Übertragung dieses Lernmechanismus aufs Board mit seinem Karma-System:
Der User zeigt spontan (=operant) irgendwelche Verhaltensweisen (=Beiträge schreiben). Bewertet nun jemand einen solchen Beitrag, indem er Karma gibt, entspricht dies einer Verstärkung. Durch diese Verstärkung erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass der bewertete User in Zukunft ähnliche Verhaltensweisen zeigt, also weitere Beiträge erstellt. Der Kurzkommentar bei der Bewertung liefert zusätzliche Hinweise darauf, welcher Aspekt des Beitrags die Bewertung verursacht hat. Der User kann durch diese Zusatzinformation gezielt (!) weitere bewertungswürdige Beiträge produzieren. Aus Sicht des Bewerters formuliert: Die Wahrscheinlichkeit für die Erstellung von Beiträgen, die dem im Kommentar genannten Bewertungskriterium genügen, steigt.
Da nun nicht jeder Beitrag bewertet wird, sondern dies in unregelmäßigen Abständen geschieht, ergibt sich ein variabler Verstärkungsplan, der sich in Experimenten als extrem motivierend erwiesen hat (insbesondere motivierender, als wenn JEDES Zeigen des Verhaltens/JEDER Beitrag belohnt würde).

Da es natürlich auch unerwünschte Verhaltensweisen gibt, deren Häufigkeit reduziert werden soll, gibt es als Gegenstück zum Karma-System noch das Verwarnungssystem, das vom Grundprinzip genau so funktioniert. Bestrafung reduziert die Auftretenshäufigkeit von unerwünschten Verhaltensweisen/Beiträgen.

Im Ergebnis ist das Karma- und Verwarnsystem ein Belohungs- und Bestrafungsarrangement, das dazu beiträgt die Beitragsqualität im Musiker-Board hoch zu halten (bzw. unerwünschte Verhaltensweisen zu reduzieren). Wobei Beitragsqualität eben all das ist, was User bewertenswert finden: Sachinformation, Spaß, usw. Die User werden gewissermaßen genauso aufs Beiträgeschreiben konditioniert, wie die Tauben aus dem Video darauf sich im Kreis zu drehen ;-)

Negativer Nebeneffekt des variablen Verstärkerplans der sich durch dieses Boardfeature ergibt, ist übrigens, dass es zu echten Abhängigkeiten vom Musiker-Board kommen kann: Durch die unregelmäßige Verstärkung (wozu man auch Antworten auf eigene Beiträge zählen kann) entsteht ein Anreiz andauernd nachzugucken, ob es neue Bewertungen gegeben hat bzw. ob sich bei den abonnierten Themen was getan hat. Wer die Boardgeschichte ein bischen kennt, weiß, dass es schon User gegeben hat, die aus diesem Grund dem Board den Rücken gekehrt haben. Auch die Onlinezeiten einiger Vielposter verweisen auf die Schattenseiten dieses Systems, wobei bei schwerwiegenden Fällen natürlich noch weitere Ursachen/Ermöglichungsbedingungen hinzutreten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Könnte Dir das vielleicht weiterhelfen? Schau mal, ein komplexes Geschehen simpel erklärt :)

Gruß, Fidel (im Sommerloch)
 
schBASSvogel
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