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Musikladen aufmachen?

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Burndown
Burndown
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Hallo liebe Musikergemeinde,

ich hätte Lust einen Musikladen aufzumachen. Hat jemand Ahnung davon, wie ich da vor gehen müsste???

Ich lebe zwar in Brasilien, aber hier ist die Musikszene, und das Equipment eigentlich genauso wie in Deutschland, nur umgerechnet etwas teuerer wegen Einfuhrzöllen... das tut aber eigentlich nichts zur Sache. Auch die Landschaft hinsichtlich Musikgeschäften ist ähnlich wie in Deutschland... in jedem Kaff gibt's ein kleinen schlecht bis mittelmässig organisierten Laden, je grösser die Stadt desto grösser und organisierter die Läden...

aber ich hätte Lust einen eigenen Laden aufzumachen... wie müsste ich vorgehen???????

Hat jemand Ideen???
 
Eigenschaft
 
Hallo Burndown,

am einfachsten wäre es, wenn Du Dich vor Ort informieren würdest, was in Brasilien notwendig ist, um ein Geschäft zu öffnen. Warscheinlich gibt es auch dort ein Pendant zum Gewerbeamt oder IHK oder Leute, die sich mit Existenzgründungen auskennen. Diese Leute können Dir auf jeden Fall besser weiterhelfen, als die User hier.

Besten Grusz,


P.S.: https://www.musiker-board.de/musikb...sikbusiness-recht-bitte-lesen.html#post221689
 
in jedem Kaff gibt's ein kleinen schlecht bis mittelmässig organisierten Laden,

Nicht böse gemeint: Aber wenn ich so wenig Ahnung habe, dass ich in einem Forum nach den grundlegendsten Schritten fragen muss, würde ich es bei dieser Ausgangssituation (überall Konkurrenz) entweder ganz bleiben lassen oder einen ganz neuen Ansatz suchen. Wo ist eine Marktlücke? Was für eine Art von Musikladen wäre so innovativ, dass ich auch als Quereinsteiger (der vielleicht wohl oder übel mal kleinere wirtschaftliche Fehler machen wird) gegen die professionelle Konkurrenz bestehen kann?

Vielleicht bringt Dich das auf neue Ideen!

P.S.: Wenn Du dann eine exzellente Geschäftsidee gefunden hast, würde ich sie NICHT in einem öffentlichen Forum posten! ;)
 
arbeite mal ein paar jahre bei einem musikladen, dann wirst du wissen was du am besten tust oder ob dus besser lässt.
 
Und hinzu kommt auch:

Dir ist bewusst, dass es keinen Sinn macht einen Laden zu eröffnen und du von jedem Hersteller, den du aufnehmen willst 3 Instrumente/Teile abnimmst? Grad wenn du für einen/wenige bestimmte Marken/Vertriebe dastehen willst kommen gern mal Verträge im 6-7-stelligen Bereich zusammen.. Und das will auch erstmal verkauft werden...
 
Rechtlich kann ich wenig dazu sagen.
Kaufmännisch kann ich dir auch nur grobe Tipps geben, wie es hier in Deutschland funktionieren KÖNNTE.

Du solltest dich erst mal in den Läden umschauen und versuchen, ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Stärken und Schwächen sie haben. Was musst du besser machen, um konkurrieren zu können? Was kann Dein Alleinstellungsmerkmal sein - also, was haben die anderne NICHT?

Dann brauchst du einen grobe Kalkulation. Wie viel Verkaufsfläche musst du wo mieten? Welche Nebenkosten kommen auf Dich zu? Welcher Wareneinkauf? Und Werbung, Werbung, Werbung! Was musst du monatlich absetzzen, damit etwas hängenbleibt und vor allem: woher bekommst du das Geld?

In Deutschland ist es nahezu unmöglich, für einen Einzelhandel ein Bankdarlehen zu bekommen. Du stehst schon wieder vor der Tür, bevor du das Wort "Musikinstrumentenladen'" ausgesprochen hast. Ohne Eigengeld und zuverlässigen cash-flow brauchst du also gar nicht anzufangen.

Du brauchst kaufmännisch eine gute Idee, einen sehr langen Atem und finanzielle Reserven. Wahrscheinlich ist es am günstigsten, erst mal als Nebenerwerb sehr klein anzufangen und eine kleine Werkstatt, Unterricht und einige ausgesuchte Instrumente (die es in der Stadt sonst nirgends gibt - Alleinstellungsmerkmal!) sozusagen aus dem Wohnzimmer heraus anzubieten.

Hier in Deutschland ist die Faustformel: wer sich selbstständig macht, muss die ersten drei Jahre ohne Einnahmen aus dem Geschäft überleben. Bis dahin zahlt man im Regelfall drauf. Wer diese drei Jahre durchhält, hat eine Chance auf Erfolg.

Ich kann auch nur dringend empfehlen, erst mal 2 oder 3 Jahre in einem Musikladen zu arbeiten. Mit Kunden umzugehen ist auch ein Handwerk, das nicht jedem liegt.

Ohne kaufmännische Grundkenntnisse: lass die Finger davon!!! Das gilt überall auf der Welt.

toitoitoi!
 
Vielen Dank für den regen Input... weiter so!!!

Alos, ich habe meine Frage zugegebenerweise recht simpel gestellt... lassen wir das rechtliche aussen vor... das läuft hier anders und scheint etwas unkomplizierter als in Deutschland... es geht mir eher um das Logistische... viel interessantes hat Lost-Lover geschrieben!!!

@Beyme: ich verstehe gut, was Du meinst, ich antworte in der Regel das gleiche, wenn Leute ankommen und sagen... ohhhh in Brasilien ist es so schön ich möchte jetzt auswandern... wie geht das???

Allgemein: Zur Zeit arbeite ich bei einem internationalen Agrarkonzern... von dieser Seite habe ich schonmal wenigstens professionelles Denken und allehand Marketingstrategien gelernt, auch aggressives Marketing... egal... ..ich hätte zumindest Lust, vielleicht für später mal, mein Hobby zum Beruf zu machen... und für das Rentenalter einen gutorganisierten Musikladen zu haben... Träume... vielleicht ja, vielleicht nicht... leider kann ich nicht in einem Musikladen arbeiten um zu lernen... ich bin keine 18 mehr und ich gäbe mich nicht mehr mit einem Juniorengehalt zufrieden... moment, ich mach' mir mal eben 'ne Havanna an und schütte etwas Whiskey nach... ... aber sooo viel Geld habe ich auch wieder nicht... ... vielleicht setzte ich mich mal in Kontakt mit den Importeuren und frage was bei denen so bestellt wird... Marktlücke... sehr gut... Wohnzimmer Spezialangebote... auch gut...

aber noch 'ne ganz simple Frage: woher wüsste ich überhaupt, ws ich alles anbieten müsste... was ist überhaupt der ertse Schritt für ein minimales Sortiment?

Kommt wir "brainstromen" einfach mal weiter... jede Meinung ist erwüscht!!!
 
Hi Burndown,

als allererstes solltest Du den Markt in Brasilien analysieren - und das so genau wie Möglich. Dabei helfen folgende Fragen:
-> Welche Konkurrenz habe ich?
-> Wer bietet was an und worauf haben sie sich spezialisiert?
-> Wie bekannt ist meine Konkurrenz? Wer kommt als erstes in Frage, wenn ich Produkt X (ein Gitarrenamp, eine Gitarre, etc) kaufen möchte)
-> Wie groß ist der Bedarf an Gitarrenamps, Gitarren, Zubehör, Dumsets, etc.
-> Welchen Einzugsbereich würde mein Laden realistisch abdecken, welchen decken die Konkurrenten ab?
-> Wo liegt das Preisniveau bei den einzelnen Produkten?
-> Wer ist bekannt für guten Service? Wer hat freundliches Personal?
-> Wie groß sind die Umsätze der Konkurrenten, wie groß der Gesamtumsatz der Branche?
-> Welche Vertriebe und Importeure gibt es? Wer verkauft in meinem Einzugsbereich diese Marken? Oder verlasse ich mich da auf brasilianische Hersteller (Meteoro, Oversound, Bends, etc)? Handel ich gar nur (oder vorwiegend) mit Gebrauchtinstrumenten?
-> Wer hat eine Angeschlossene Servicestation? Wer hat Amptechniker und Gitarrenbauer für Reparaturen und Einstellungen?

Je genauer Du den Markt kennst, desto einfacher kannst Du Dir Nischen suchen, die Du abdecken kannst.

Hast Du nun Dein Konzept gefunden, musst Du schauen, wie Du dies finanzierst. (Kapitalbedarfsplanung und Liquiditätsplanung)
-> Wieviel Geld brauche ich für Miete, Personal, Einkäufe, Ladenausstatung, Kaution, Behördliches (Gebühren), Mitgliedschaften, Versicherungen, Werbung, etc.
-> Woher kommt dieses Geld?
-> Wieviel realistischen Umsatz kann ich erwarten? Wann kann ich etwaige Kredite zurückzahlen?

Kurzum, Was Du am Anfang brauchst, ist ein vernünftig ausgearbeiteter Businessplan/Geschäftsplan. Wie sowas aussehen kann, und was er enthalten sollte, kann man z.Bsp. auf den Homepages der IHK erfahren.

Besten Grusz,
 
aber noch 'ne ganz simple Frage: woher wüsste ich überhaupt, ws ich alles anbieten müsste... was ist überhaupt der ertse Schritt für ein minimales Sortiment?

Brainstorming, ohne Anspruch auf Richtigkeit :D:

Wenn du nur die Wettbewerbssituation ansiehst, die Mainstreamware und das Angebot, verpasst du eventuell Deine Chance, die auf der Nachfrageseite steckt. Ich würde nicht zuviel Zeit mit den Konkurrenten verbringen, sondern von Anfang an auf potenzielle Kunden losgehen.

Du bist doch Mucker ;).....geh raus und mach Musik, geh auf Sessions und Konzerte, schau dir das Equipment an und unterhalte dich mit den Musikern über ihr Zeug. Frag sie, was ihnen fehlt. Und frag sie immer: was darf das kosten? Weil: sich was wünschen und dann dafür bezahlen wollen sind zwei paar Schuhe. Eventuell kannst du in dem einen oder anderen Fall sogar schon sagen: alles klar, kann ich besorgen, kann ich machen. Eventuell kannst du auch schon einfach blind Visitenkarten verteilen. :D
Ganz im Ernst: wer fachlich nix kann, aber auf Leute zugeht, quasseln kann und ein netter Kerl ist, verkauft mehr als jemand, der einfach nur Ahnung hat. Das gilt in Brasilien wahrscheinlich noch mehr als hier. (Aber Leute, die Zusagen auf den Punkt einhalten und nicht NUR quatschen, sind dort vermutlich unter Muckern noch seltener als hier. ;))Wie gut du "face to face" verkaufen kannst, testest Du am Besten in der Praxis.

Nur mal ein erfundenes Beispiel: du siehst z.B, einen Covermucker, der permanent mit seine Technik kämpft. Könnte man dem anbieten, sein Pedalboard innerhalb eines Tages betriebssicher und dauerhaft zu verkabeln? Und bei der Gelegenheit gleich einen guten Tuner und eine Stromversorgung loswerden? Quatscht Du ihn an? Kriegst du den Auftrag? Empfiehlt er dich weiter? Gibt er Dir seine Telefonnummer - evtl. kannst Du einen Gig booken und Provision kassieren?

Noch ein Tip: Tu von Anfang an etwas, was im Musikintrumentenbusiness NIEMAND macht: After-sales betreuung. Wenn du einen Service gemacht hast oder etwas verkauft hast, ruf nach einer Woche an und frag, ob alles okay ist. Allein das wird dafür sorgen, dass Kunden dich im Gedächtnis behalten - und Folgeaufträge nach sich ziehen. Und du hast irgendwann eine Kundendatei, die Gold wert sein kann.

Ein festes Sortiment zusammenzustellen birgt das Risiko, dass Du in Wareneinkauf investieren musst - und auch die Lagerhaltung kostet Geld. Wenn du "auf Anforderung" Ware besorgt und Service organisierst, wirst du am Anfang bei grossem Zeitaufwand wenig Umsatz machen - trägst aber auch das geringere finanzielle Risiko. Andererseits: Zeit musst du eh investieren. Aber vielleicht ist die angenehmer am Abend mit Musikern verbracht als tagsüber in Musikläden.

Ich gehöre ja zu denen, die glauben, dass kleine Lösungen eleganter sind als grosse, weil sie sich entwickeln können und an den Markt anpassen. Plane nicht allzuviel, sondern lass den Markt auf dich zukommen. Wenn du flexibel bist und viele unterschiedliche Angebote machen kannst, wird sich Deine Marktnische von allein öffnen - und im Laufe der Zeit noch einige, von denen du jetzt noch gar nichts ahnst.

Wenn Du allein arbeitest, musst du vielseitig sein: Nicht nur Verkauf, sondern auch Unterricht, Service, Lötarbeiten, ggf. Beschallung, Vermietung, Recording usw. Je mehr Eisen du im Feuer hast, umso besser. Irgendwas wird irgendwann laufen, anderes wird sich als Kostenfaktor entpuppen. Aber m.E. ist der entscheidende Erfolgsfaktor: Augen auf, Ohren auf und den Kunden zuhören und zusehen. Einfach einen Laden aufmachen und warten, dass jemand kommt, geht in die Hose. Man muss sich die Kunden holen. Attacke! :D
 
Zuletzt bearbeitet:
super Euer Input!!!

Frage an Metalandethaler: WIE kann ich sowas herausfinden? Fragen??? Im Agrobusiness wissen wir haargenau bescheid, wer was wieviel wie und wo verkauft/gekauft hat... wir haben sowas, was sich Business Inteligence nennt... gibt's sowas nicht im Musikbusiness???

LostLover: auch hier super Input: das nennt man Nachfrage kreieren... über sowas kann man echt nachdenken... Miantream gegen Exclusivität... einen Luthier einstellen... Service... alles nicht uninteressant...

...leider bin ich heute zu müde um mich intensiver mit Euch zu beschäftigen, habe über 12 Stunden gearbeitet... Vorgeschmack auf das was auch im Musikbusiness kommen würde???
 
In Deutschland muß jede Körperschaft und jeder andere Gesellschaftsform über einem Gewissen Umsatz Bilanzen veröffentlichen. Wenn das in Brasilien auch so ist, wäre das schonmal ein Anhaltspunkt. Ansonsten gilt: Fragen, Beobachten, Abschätzen ... Benchmarking nennt man das. Eventuell gibt es bei einigen Kreditinstituten Marktdaten, wobei ich das für die Musikalienhändler eher bezweifel. Eher gibt es Marktdaten für den kompletten Einzelhandel. Ich bezweifel auch, daß Dir Unternehmen ihre Umsätze einfach so mitteilen werden... da musst Du schauen, wie Du das Abschätzen kannst.
 

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