Allerdings ist das ziemlich schwammig dargestellt. Mich würde mal eure Meinung interessieren, nach welchen Kriterien man Musiker klassifizieren könnte. Dabei würden mich nur die musikalischen Skills interessieren, also keine organisatorischen o.ä.
Im Bandgruppen-Thread wird ja auch über das soziale Gefüge diskutiert, nicht so sehr über das Musikalische.
Wenn du musikalische Fähigkeiten einschätzen willst, ist ein Blick über den Tellerrand sehr hilfreich, denn bei musikalischen Wettbewerben passiert genau das. Setz dich mal im Februar in einen Jugend-musiziert-Wettbewerb deiner örtlichen Musikschule und beobachte mal die Teilnehmer und die Juroren. Ich war Juror bei den Borkener Klavierwettbewerben, dort haben wir innerhalb der Jury vor dem Start Kriterien vereinbart, nach denen wir beurteilen. Das Alter, wie lange jemand Klavier spielt, wie sicher und wie originell seine Spiel ist, ob eine oberflächliche oder tiefgehende Beschäftigung mit dem Stück zu erkennen ist...diese und mehr Faktoren haben wir zu jedem einzelnen Teilnehmer besprochen, und das macht jede Jury so (außer in Castingshows).
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass du selbst erst mal ein mindestens annehmbarer Gitarrist sein musst, um den Leistungsstand anderer Gitarristen einschätzen zu können. Je mehr Erfahrung du selbst hast, umso besser.
Ich möchte meine eigene musikalische Qualität und die meiner Bandkollegen dadurch besser einschätzen können, auch um z.B. zu sehen "was kann/sollte man noch erreichen".
Ein gefährliches Pflaster. Es gibt eigentlich nur zwei Szenarieren: entweder, ihr seid tendenziell auf dem gleichen Leistungsstand und gleichberechtigt, oder ihr habt den ein oder anderen Profi bzw. hauptberuflichen Musiker/Musiklehrer unter euch, der die Truppe anführt. Wenn ihr auf einem ähnlichen Leistungsstand seid, kannst du eben deswegen deine Kollegen nicht vernünftig einschätzen - eben weil du selbst nicht viel weiter bist. Falls du deinen Kollegen deutlich überlegen bist, solltest du diese Überlegenheit viel mehr kooperativ nutzen, um die Band und das gemeinsame Projekt voranzubringen. In keinem Fall wird das Bewerten/Einstufen der anderen Bandmitglieder alleine schon einen Fortschritt oder eine sinnvolle Erkenntnis bringen.
Vielmehr würde ich die Fähigkeiten der Bandkollegen daraufhin abklopfen, was sie gut können und was nicht. Daraus kann man dann folgern, welche Songs man besser aus dem Repertoire entfernt, oder gerade wegen einer bestimmten Stärke mit hineinnimmt.
Was macht z.B. einen Beta Musiker aus?
Das kannst du natürlich nur alleine beantworten, wenn du Maßstäbe für Alpha/Beta/Gamma aufstellst.
In meinem Umfeld als Musiker/Musiklehrer habe ich mit ca. 4 Typen von Musikern zu tun: Kinder (5-12), Jugendliche (12-20), Musikstudenten (20-28) und professionellen Musikern. Interessant ist z.B., dass ein Musikstudent bei weitem noch nicht die Erfahrung eines langjährigen hauptberuflichen Musikers haben kann - und das hört man. Der Vergleich von Musikstudenten im Alter von 20 und jugendlichen Hobbymusikern im Alter von 20 ist natürlich auch groß: bei den Musikstudenten merkt man deutlich die langjährige Beschäftigung. Und auch zwischen den Jugendlichen und den Kindern ist der größte Unterschied das Mehr an Erfahrung, das sich in selbstverständlichen Handgriffen, langjährig praktizierten Lernschritten und tieferem Musikverständnis zeigt.
Der deutlichste Unterschied zwischen allen Gruppen zeigt sich übrigens im Umgang mit Timing und Rhythmus. Vom Kindesalter zum Erwachsenenalter wird der Mensch langsamer, aber präziser: das äußert sich ganz stark beim Musikmachen. Wenn du wissen willst, wie sehr es deine Bandkollegen draufhaben, achte mal drauf, wer treibt und zu früh spielt.
Wir haben mal ~1992 mit dem Landesjugendjazzorchester Hessen im großen Sendesaal des Hessischen Rundfunks zusammen mit der HR Big-Band ein Konzert gegeben und dabei "Big Dipper" von Thad Jones mit doppelter Bläserbesetzung gespielt. Das Ergebnis war extrem interessant...wir Jugendlichen/Musikstudenten: immer hart vornedran am Beat, mit Feuer bei der Sache, früh im Timing. Die HR Big-Band dagegen: schön relaxt, entspannt, kein Ton früher als nötig. Das ging zwar irgendwie zusammen, aber es zeigte das unterschiedliche Zeitempfinden zwischen verschieden alten und erfahrenen Musikern.
Allerdings taugt das Zeitempfinden nicht für eine Klassifizierung von Musikern, denn Musik kann auf die eine oder andere Weise gut klingen. Sie ist lediglich ein Indiz für Erfahrung. Und dauerhafte und erfolgreiche Bands sind i.d.R. eine homogene Gruppe ähnlich erfahrener Musiker.
Harald