Strato Incendus
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Kleine Einstiegsanekdote: Als damals der Volume Poti meiner Hagström Super Swede ausgetauscht werden musste, hat mein Gitarrenlehrer altes, bleihaltiges Lötzinn verwendet anstelle des neuen, das kein Blei mehr enthalten darf - weil er der Meinung war "das alte klingt besser". Er selbst höre das zwar nicht, aber er kenne da einen Guru aus der Eifel, der das nachweislich heraushören kann...
Oder aber das mit dem Lötzinn war einfach Blödsinn .
Jetzt sehe ich etwas ähnliches bei meinem Gesangslehrer, der jede Stunde mit verschiedensten Teerezepten herumexperimentiert. Wenn man einfach Lust hat auf geschmackliche Abwechslung, ist das ja eine Sache, aber er behauptet da ernsthaft, je nach Rezept unterschiedliche Wirkungen auf die Stimme zu spüren.
Klar, er ist der Fachmann , vielleicht merke ich da irgendwann auch mal Unterschiede. Generell jedoch halte ich es mit dem berühmten "Olli von Session": "Voodoo fängt da an, wo man es selber nicht mehr hört." Ob jetzt Ingwer, Kurkuma oder Pfefferminz: Nichts davon kommt bekanntlich direkt an die Stimmbänder (zum Glück!). Klar, manch ein Stoff hat eine bestimmte Wirkung in angrenzenden Bereichen im Rachen o.ä. Viel wichtiger als die Geschmacksrichtung ist für mich persönlich aber einfach die Temperatur - warmes bis heißes Leitungswasser bringt gesanglich oft mehr als der beste Tee, wenn er dann am Ende der Stunde kalt wird .
Generell sehe ich überall Leute, die sich auf ein einzelnes Instrument konzentrieren und dann da immer weiter nach den letzten Fitzelchen an Optimierungsmöglichkeiten suchen. Teesorten. Lötzinn, mit denen Lautstärkeregler irgendwo tief im Poti-Fach angebracht sind. Gitarren einfrieren, um sie zu "kryo-tunen". Auch aus dem Recording-Bereich selbst ist YouTube voll von Leuten, die "obsessed with gear" sind und stundenlang Instrumente und Verstärker reviewen, wie die sich auf ihren Sound ausgewirkt hätten - anstatt auf ihre versierten und routinierten Fähigkeiten im Gebrauch von EQ und Kompressoren einzugehen, die sich viel gravierender auf ihren guten Sound auswirken. Vermutlich ist guter EQ- und Compression-Gebrauch für diese Leute selbstverständlich, weil sie schon solange dabei sind - für den durchschnittlichen Zuschauer aber eben nicht. Da kauft sich dann vielleicht manch einer den ach so tollen Amp und fragt sich, warum er auf seiner Aufnahme immer noch sch*ße klingt .
Da ich im Moment als Ein-Mann-Band aufnehme und mich dementsprechend mit allen Instrumenten befassen muss, würden mir manche Ein-Instrument-Nutzer sicherlich unterstellen, ich täte alles und nichts richtig. Ich wiederum sehe umgekehrt viele Fachleute da draußen, die zuweilen zu Fachidioten werden können . Am Ende ist es schließlich nicht der eigene Gitarrensound, der bis ins letzte Quäntchen verfeinert werden muss, sondern der Band-Sound als Ganzes, der überzeugen muss. Und der ist keine Sache von individuellen Befindlichkeiten.
Zu oft war ich jetzt schon in kleinen, überlauten Clubs, wo der Bass wie ein einziges Brummen im Raum stand und die Sänger nicht gegen die Drums ankamen, weil es unbedingt auch auf diesem engsten Raum ein akustisches Schlagzeug sein musste. Und damit das so hart klingt, muss man ja zwangsläufig draufdreschen, sonst kommt man einfach nicht an diesen Sound. Das Schlagzeug alleine mag dann vielleicht besser klingen, aber der Sound der Band insgesamt leidet drunter. Da hätte ich mir dann lieber ein E-Drum mit amtlicher Instrumentierung wie von Superior Drummer auf der Bühne gewünscht, sodass es auch hart klingen kann, ohne dass automatisch alle anderen Instrumente beim Loudness War mitmachen müssen. Ich finde es immer wieder bezeichnend, dass es oft die ruhigen Reggae- und Singer-Songwriter-Bands sind, die in solchen kleinen Schuppen dann am besten klingen .
Wie wär's also, wenn wir die Single Instrument Sound-Gourmets mal über Bord werfen und einfach für jedes gängige Band-Instrument eine Übersicht erstellen, welche Faktoren tatsächlich den größten Einfluss auf den Klang haben? Stichwort Varianzaufklärung - die inkrementelle Validität, also den Zugewinn von Lötzinn im Vergleich zu Topteil und Box eines Gitarrenverstärkers schätze ich mal als eher gering ein .
Mein bisheriger Eindruck ist der:
Gitarre: Lautsprecher-Box und das Mikro davor. Röhre ist zwar schön, aber gerne auch mal overrated. Ich spiele einen Marshall JVM, während mein Bruder immer noch mit seinem MG50 zufrieden ist. Und dann bin ich aber auch oft überrascht, was aus dem Ding herauskommt. Was sie gemeinsam haben außer dem Firmennamen ist der 12"-Speaker. Für die Gitarre selbst macht zumindest im Metal für mich die Frage "aktive vs. passive Pickups" den Hauptunterschied. Wenn der Sound meines Bruders matscht, dann liegt es meiner Erfahrung nach eher an den dumpfen passiven Pickups, die Ibanez von Hause aus einbaut, als am Amp selbst.
Bass: Neue Saiten! Insbesondere da man beim Bass ja gerne direkt reingeht und damit Saiten und Tone-Regler so ziemlich das Einzige sind, was man vor dem Aufnehmen verändern kann.
Gesang: beim "Schmiermittel" namens Getränk wie gesagt: Temperatur > Geschmack / Inhaltsstoffe (solange keine Kohlensäure drin ist ). Beim Mikro: Wenn ich die Wahl habe immer lieber Kondensator als Dynamisch. Die Vorverstärkung plus die extra Obertöne geben doch noch eine ganze Ecke mehr Brillianz. Alles, was ich früher mit meinem SM58 Beta eingesungen habe, als ich es gerade neu hatte und benutzen wollte, kann ich mit heutigem Wissen im Vergleich zu dem AKG, das wir schon viel länger haben, in die Tonne kloppen. Mittlerweile ist das SM58 Beta zweckentfremdet und schiebt Dauerschicht vor meiner Verstärkerbox - nachdem ich mal gesehen habe, wie jemand SM58 und SM57 auseinandergenommen und gezeigt hat, wie ähnlich sich die beiden Mikros eigentlich von ihrem Innenleben her sind.
Schlagzeug: Hier muss ich passen, weil wir aufgrund unseres sehr geräuschempfindlichen Frührentners von Nachbar nur mit E-Drums arbeiten können. Was das betrifft kann ich nur was zur Spielweise sagen und das wäre: Dynamik > Timing. Lieber gefühlvoll dynamisch gespielt und etwas neben dem Beat bzw. notfalls sogar quantisiert als rhythmisch perfekt auf den Punkt und dafür dynamisch absolut konstant und tot. Letztere Kombination kann dann nämlich auch eine Maschine machen .
So viel als Einstieg von einem Hobby-Multiinstrumentalisten.
An welchen Rädchen müsst ihr am häufigsten drehen, um den Sound der Musiker, die ihr aufnehmt, signifikant zu verbessern? In welcherlei Hinsicht habt ihr Leute... ich sage mal "an der Glasur herumfeilen sehen, bevor der eigentliche Kuchen fertig war"?
Oder aber das mit dem Lötzinn war einfach Blödsinn .
Jetzt sehe ich etwas ähnliches bei meinem Gesangslehrer, der jede Stunde mit verschiedensten Teerezepten herumexperimentiert. Wenn man einfach Lust hat auf geschmackliche Abwechslung, ist das ja eine Sache, aber er behauptet da ernsthaft, je nach Rezept unterschiedliche Wirkungen auf die Stimme zu spüren.
Klar, er ist der Fachmann , vielleicht merke ich da irgendwann auch mal Unterschiede. Generell jedoch halte ich es mit dem berühmten "Olli von Session": "Voodoo fängt da an, wo man es selber nicht mehr hört." Ob jetzt Ingwer, Kurkuma oder Pfefferminz: Nichts davon kommt bekanntlich direkt an die Stimmbänder (zum Glück!). Klar, manch ein Stoff hat eine bestimmte Wirkung in angrenzenden Bereichen im Rachen o.ä. Viel wichtiger als die Geschmacksrichtung ist für mich persönlich aber einfach die Temperatur - warmes bis heißes Leitungswasser bringt gesanglich oft mehr als der beste Tee, wenn er dann am Ende der Stunde kalt wird .
Generell sehe ich überall Leute, die sich auf ein einzelnes Instrument konzentrieren und dann da immer weiter nach den letzten Fitzelchen an Optimierungsmöglichkeiten suchen. Teesorten. Lötzinn, mit denen Lautstärkeregler irgendwo tief im Poti-Fach angebracht sind. Gitarren einfrieren, um sie zu "kryo-tunen". Auch aus dem Recording-Bereich selbst ist YouTube voll von Leuten, die "obsessed with gear" sind und stundenlang Instrumente und Verstärker reviewen, wie die sich auf ihren Sound ausgewirkt hätten - anstatt auf ihre versierten und routinierten Fähigkeiten im Gebrauch von EQ und Kompressoren einzugehen, die sich viel gravierender auf ihren guten Sound auswirken. Vermutlich ist guter EQ- und Compression-Gebrauch für diese Leute selbstverständlich, weil sie schon solange dabei sind - für den durchschnittlichen Zuschauer aber eben nicht. Da kauft sich dann vielleicht manch einer den ach so tollen Amp und fragt sich, warum er auf seiner Aufnahme immer noch sch*ße klingt .
Da ich im Moment als Ein-Mann-Band aufnehme und mich dementsprechend mit allen Instrumenten befassen muss, würden mir manche Ein-Instrument-Nutzer sicherlich unterstellen, ich täte alles und nichts richtig. Ich wiederum sehe umgekehrt viele Fachleute da draußen, die zuweilen zu Fachidioten werden können . Am Ende ist es schließlich nicht der eigene Gitarrensound, der bis ins letzte Quäntchen verfeinert werden muss, sondern der Band-Sound als Ganzes, der überzeugen muss. Und der ist keine Sache von individuellen Befindlichkeiten.
Zu oft war ich jetzt schon in kleinen, überlauten Clubs, wo der Bass wie ein einziges Brummen im Raum stand und die Sänger nicht gegen die Drums ankamen, weil es unbedingt auch auf diesem engsten Raum ein akustisches Schlagzeug sein musste. Und damit das so hart klingt, muss man ja zwangsläufig draufdreschen, sonst kommt man einfach nicht an diesen Sound. Das Schlagzeug alleine mag dann vielleicht besser klingen, aber der Sound der Band insgesamt leidet drunter. Da hätte ich mir dann lieber ein E-Drum mit amtlicher Instrumentierung wie von Superior Drummer auf der Bühne gewünscht, sodass es auch hart klingen kann, ohne dass automatisch alle anderen Instrumente beim Loudness War mitmachen müssen. Ich finde es immer wieder bezeichnend, dass es oft die ruhigen Reggae- und Singer-Songwriter-Bands sind, die in solchen kleinen Schuppen dann am besten klingen .
Wie wär's also, wenn wir die Single Instrument Sound-Gourmets mal über Bord werfen und einfach für jedes gängige Band-Instrument eine Übersicht erstellen, welche Faktoren tatsächlich den größten Einfluss auf den Klang haben? Stichwort Varianzaufklärung - die inkrementelle Validität, also den Zugewinn von Lötzinn im Vergleich zu Topteil und Box eines Gitarrenverstärkers schätze ich mal als eher gering ein .
Mein bisheriger Eindruck ist der:
Gitarre: Lautsprecher-Box und das Mikro davor. Röhre ist zwar schön, aber gerne auch mal overrated. Ich spiele einen Marshall JVM, während mein Bruder immer noch mit seinem MG50 zufrieden ist. Und dann bin ich aber auch oft überrascht, was aus dem Ding herauskommt. Was sie gemeinsam haben außer dem Firmennamen ist der 12"-Speaker. Für die Gitarre selbst macht zumindest im Metal für mich die Frage "aktive vs. passive Pickups" den Hauptunterschied. Wenn der Sound meines Bruders matscht, dann liegt es meiner Erfahrung nach eher an den dumpfen passiven Pickups, die Ibanez von Hause aus einbaut, als am Amp selbst.
Bass: Neue Saiten! Insbesondere da man beim Bass ja gerne direkt reingeht und damit Saiten und Tone-Regler so ziemlich das Einzige sind, was man vor dem Aufnehmen verändern kann.
Gesang: beim "Schmiermittel" namens Getränk wie gesagt: Temperatur > Geschmack / Inhaltsstoffe (solange keine Kohlensäure drin ist ). Beim Mikro: Wenn ich die Wahl habe immer lieber Kondensator als Dynamisch. Die Vorverstärkung plus die extra Obertöne geben doch noch eine ganze Ecke mehr Brillianz. Alles, was ich früher mit meinem SM58 Beta eingesungen habe, als ich es gerade neu hatte und benutzen wollte, kann ich mit heutigem Wissen im Vergleich zu dem AKG, das wir schon viel länger haben, in die Tonne kloppen. Mittlerweile ist das SM58 Beta zweckentfremdet und schiebt Dauerschicht vor meiner Verstärkerbox - nachdem ich mal gesehen habe, wie jemand SM58 und SM57 auseinandergenommen und gezeigt hat, wie ähnlich sich die beiden Mikros eigentlich von ihrem Innenleben her sind.
Schlagzeug: Hier muss ich passen, weil wir aufgrund unseres sehr geräuschempfindlichen Frührentners von Nachbar nur mit E-Drums arbeiten können. Was das betrifft kann ich nur was zur Spielweise sagen und das wäre: Dynamik > Timing. Lieber gefühlvoll dynamisch gespielt und etwas neben dem Beat bzw. notfalls sogar quantisiert als rhythmisch perfekt auf den Punkt und dafür dynamisch absolut konstant und tot. Letztere Kombination kann dann nämlich auch eine Maschine machen .
So viel als Einstieg von einem Hobby-Multiinstrumentalisten.
An welchen Rädchen müsst ihr am häufigsten drehen, um den Sound der Musiker, die ihr aufnehmt, signifikant zu verbessern? In welcherlei Hinsicht habt ihr Leute... ich sage mal "an der Glasur herumfeilen sehen, bevor der eigentliche Kuchen fertig war"?
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