Musik verstehen lernen nach jahrelangem Vom Blatt Spielen

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Hallo!
Ich hoffe, ich fange hier jetzt kein Thema an, das schon mehrfach durchgekaut wurde. Beim Durchsuchen des Forums kam ich jedenfalls nicht wirklich zu dem, was ich suchte.
Zwar fand ich viele Buchempfehlungen, aber die richteten sich vor allem an Leute, die nach jahrzehntelanger Pause von vorne anfangen wollen oder ohne Vorkenntnisse autodidaktisch arbeiten wollen.

Bei mir ist das aber ein bisschen anders.
Ich habe so mit 6 oder 7 Jahren mit Klavierunterricht angefangen bei einer jungen Frau. Das war auch an und für sich gut, denn ein professioneller Lehrer hätte mich sicherlich nicht am Ball halten können. Schon gar nicht während der Pubertät.
Den Unterricht hatte ich gute 10 Jahre lang, vielleicht auch länger. Seit ca. 5 Jahren spiele ich alleine.

Mit Musiktheorie konnte mich meine Lehrerin aber so gar nicht locken.
Deshalb spiele ich zwar wunderbar nach Noten vom Blatt. Folk, Klassik, Pop.
Ohne Noten geht aber bei mir gar nichts.
Ich kann auch Tonarten bestimmen anhand der Merksprüche und des Schlusstons, aber ansonsten hab ich von der Musiktheorie so ziemlich keinen Plan.
Ich spiel was auf dem Blatt steht, und bringe da auch Interpretationen rein, aber wie das Stück jetzt aufgebaut ist, davon hab ich keinen Plan.
Das finde ich aber schade.

1) Vor allem würde ich gerne nach Gehör spielen können (ich bewundere die Youtuber, die wunderbare Cover Versionen von aktuellen oder weniger aktuellen Hits spielen, während ich auf der Suche nach guten Arrangements derselben regelrecht verzweifle).

2) Außerdem würde ich gerne einfach so aufs Blaue drauf los klimpern können. Ich kenne Leute, die setzen sich ans Klavier, hacken drauf los und es entstehen wunderbare Töne. Das sind natürlich keine komplexen Kunstwerke. Aber ich denke, es ist sehr entspannend, wenn man einfach so drauf losspielen kann und es entsteht Untermalungsmusik. Dazu muss man aber Musik-Ahnung haben, und die hab ich nicht.
Ich erwische mich aber manchmal dabei, dass ich instinktiv an ein Ende vom Stück einen Akkord setze, der da auch hinpasst. Aber ich hab keine Ahnung, welcher das ist und wie ich jetzt dazu kam, genau auf diese Tastenkombination zu drücken. Ich hoffe das ist ein Anzeichen, dass ich doch etwas musikalisches Talent besitze, das ich nur noch nicht aktiv benutzen kann :D

3) Hängt mit 2) zusammen: Improvisationen. Manche Stücke, gerade moderne Songs aus Pop, schreien gerade danach mit einer Improvisation/Umspielung des Themas aufgelockert zu werden. Aber ich weiß nicht wie. Ich habe zwar Lesen gelernt, aber nicht zu Sprechen.

4) Selbst wenn ich versuche, um eine Dur Tonleiter drum rum zu klimpern, bringe ich die linke Hand zu gar nichts. Ich kann keine Begleitung formen. Nicht mal ein leichtes Rhythmus Pattern halten. Ohne Noten vor der Nase, habe ich keine Chance, irgendwas zu Stande zu kriegen.
Und das ist ziemlich blöd
Das heißt, ich suche jetzt interessante Literatur, die mir erstens erklärt, was ich da eigentlich spiele und wie ich selbst nach Gehör spielen kann und mir auch eigenes (sei es nur die Begleitung) ausdenken kann.
Dabei will ich aber das Rad nicht neu erfinden müssen. Soll heißen, ich weiß bereits, dass das Klavier 88 Tasten hat und wie diese heißen. Es gibt Bücher, die beschäftigen sich die ersten 30 Seiten damit, abwechselnd zwei bis vier Töne auf zwei Hände verteilt anzuschlagen, das kann ich schon.
Außerdem soll es nicht Jazzig/Bluesig sein, denn damit kann ich nichts anfangen. Klassischer Ansatz oder Pop/Rock wäre super.

Ich kann jetzt natürlich in einen Notenladen gehen und da stöbern, aber ohne Ahnung in diesem Bereich ist das eben schwierig, was Geeignetes zu finden. Außerdem gibt es hier vielleicht Menschen mit ähnlichem Anliegen? Oder zumindest welche, die Erfahrung mit unterschiedlicher Literatur gemacht haben?

Liebe Grüße
Jamabla
 
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Hi Jamabla,
Ich bin nicht ganz in der gleichen Situation, aber vielleicht in einer ähnlichen, weil mich die gleichen Fragestellungen bewegen.
Ich habe als Jugendliche an die zehn Jahre Klavier gespielt und gelernt, Stücke nach Noten zu spielen, ich habe dabei aber nicht gelernt, wirklich Klavier zu spielen, also souverän an meinem Instrument Musik zu machen.
Dann habe ich dreißig Jahre nichts gemacht. Seit einem halben Jahr spiele ich wieder, zunächst die Stücke, mit denen ich damals aufgehört habe, das klappt inzwischen auch wieder ganz gut, aber ich will eben, wie du, mehr wissen, mehr verstehen und vor allem mehr Musik machen.
Um mich den Fragen nach einerseits Musiktheorie, andererseits freierem Spiel anzunähern habe ich jetzt begonnen, harmonische Liedbegleitung zu üben. Ich nehme mir ein möglichst einfaches Lied, z.B. ein Volkslied, zu dem Begleitakkorde notiert sind und übe, die in die Finger zu kriegen. Dafür muss ich erst mal verstehen, welche Akkordeon das sind und wie die aufgebaut sind, verstehen, auf welcher Stufe von welcher Tonleiter sie stehen und welche Funktion sie erfüllen. Als nächsten Schritt gucke ich mir an, welche Akkordumkehrungen in Frage kommen und versuche, die in die Finger zu kriegen. Und dann probiere ich Begleitmuster aus, welche, die zum Stück passen und auch andere.
Das dauert. Lange.
Bei jedem Akkord muss ich neu überlegen. Aber es schult ungeheuer.
Allerdings muß ich dazu sagen, dass ich seit einigen Wochen für genau diese Themen eine wunderbare Lehrerin habe, das hilft natürlich sehr.

Vielleicht ist dieser Weg für dich ein möglicher Zugang.

Viel Freude dabei!
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht mal hier schauen:

http://pianopatternbox.com/

... habe ich gekauft und probiert - aber nicht für mich richtig nutzen können (komme von der Gitarre).

Oder erstmal die Angebote ohne Kosten ansehen.

http://tastentreff.com/

Bin aber auch sehr gespannt auf weitere Tipps...
 
@wit: Das klingt ganz gut. Scheint aber auch ein langer Weg zu sein. Vielleicht, weil man da komplett auf sich alleine gestellt ist.


Von Video Tutorials halte ich irgendwie nicht so viel, da habe ich einfach noch nie den Zugang gefunden.

Ich habe mal ein bisschen im Internet nach Büchern geschaut (Notenladen ist hier ein bisschen schwierig) und bin dabei auf den hier ja auch immer wieder mal angesprochenen Dunisch und dessen "Song-Playing" gestoßen. Vielleicht hilft der mir ja, mich ein bisschen besser in Akkorde und deren Benutzung in Hinblick auf ansprechende Begleitung und Improvisation einzuleben? Auch Mosers "Rock Piano" habe ich ins Auge gefasst.

Bin aber noch unschlüssig...
 
Hallo Jamabla,

ich würde Dir empfehlen Dich nicht mit direkten Begleit und Improvisatoinstechniken zu beschäftigen, sondern einfach mit der Harmonielehre. Das ist das Thema, welches in der Schule immer für gelangweiltes Gestöhne gesorgt hat, aber es ist auch einfach der basis Baustein für alles andere. Ich finde Du bist in einer glücklichen Situation: Du kannst schon sehr sehr gut vom Blatt spielen, weißt aber nicht warum die Stücke so komponiert sind, wie sie sind. Was sich der Musiker dabei gedacht hat usw. Wenn Du Dich mit Harmonielehre beschäftigst, hast Du das Gefühl, dass sich ein Schleier lüftet, oder eine Wolke langsam auflöst. Du wirst die Kapitel durchgehen, an Deine Lieblingsstücke denken und plötzlich wird Dir klar: Ach so ist das, und darum funktioniert das, das ist ja wunderbar.
Ich habe dazu das Buch: die neue Harmonielehre verwendet: https://www.amazon.de/neue-Harmonie..._46?ie=UTF8&psc=1&refRID=21T6NCP683HQ650SFZNM

Das hat keine praktischen Übungen, sondern ist rein theoretisch. Dabei gut aufgebaut und verständlich geschrieben.

Wenn Du dann anfängst und die Stücke die Du schon kennst mit den neuen Kenntnissen zu analysieren, dann öffnet sich ein Tor in eine neue Welt. Improvisation und Weiteres kann dann danach folgen, es wird Dir dann sicher auch viel leichter fallen.

Viel Spaß!
 
Hallo Voyager532,

das finde ich eine gute Idee und das Buch und weitere von dem Autor sprechen mich auch an. Dann werde ich mir das mal zulegen. Vielen herzlichen Dank für den Tipp!!
 
Ich empfehle dir, Jamabla, ausgiebigst zu imitieren. NACHSPIELEN. Alles, was Dir gefällt.

Du hörst im Radio einen Song, bei dem der Pianist im Hintergrund mal 4 Takte spielt, die dir unheimlich gefallen ?
Dann besorg Dir die Nummer, und arbeite daran, das nachzuspielen.

Du solltest unbedingt darauf achten, daß die Vorlage ungefähr in dem für dich spielbaren und - vor allem - hörbaren Bereich liegt. Sonst gibt´s viel Frust.

Aber auf diesem Weg lernt man wirklich eine ganze Menge Zeug so einfach nebenbei, daß man sich sonst auf weniger lustige und spannende Weise erarbeiten müßte (Harmonielehre).

Diese Methode ist (wenn man der Typ dafür ist)

- unterhaltsam
- spannend
- lehrreich, auf so vielen Ebenen
- immens befriedigend

KANN aber auch immens frustrierend sein, wenn man bei einem Song nicht und nicht dahinterkommt. Da ist dann auch ein gewisses Durchhaltevermögen gefragt.

LG
Thomas
 
@turko: Danke für deinen Tipp!
Das habe ich allerdings schon oft probiert und immer wieder frustriert aufgegeben. Dafür bin ich wohl nicht der Typ.
Daher war mein Gedanke nun, mich mit unterstützender Literatur an das Thema heranzutasten.

LG
 
Vielleicht hast Du "nur" eine schlechte Auswahl der abzuhörenden Stücke getroffen .... ?
Ja, da ist man dann recht schnell frustriert.

Thomas
 
Das habe ich allerdings schon oft probiert und immer wieder frustriert aufgegeben. Dafür bin ich wohl nicht der Typ.

Kleiner Hoffnungsschimmer: Wenn Du die Musiktheorie kennst und weiß wie z.Bsp. Pob Balladen grundsätzlich funktionieren, z.Bsp. VI V IV I, dann geht auch das raushören deutlich einfacher. Du wirst überrascht sein, welch "billige Tricks" in der Pop Musik verwendet werden ;-)
 
Ich hatte es mit unterschiedlichen Stücken probiert. Auch langsames wie Lady D'arbanville von Cat Stevens. Das Ergebnis war eher, dass ich die Lieder dann bald nicht mehr hören konnte, weil ich sie zuvor rauf und runter gehört habe, aber auf dem Klavier einfach nicht weiter gekommen bin :D

@Voyager532 Ja, das habe ich schon gehört mit den billigen Tricks. Z.B. durch das Youtube Video "4 Chords": Ein Medley aus vielen verschiedenen Popsongs, die sich allesamt nur 4 verschiedener Akkorde bedienen.
Und daher dachte ich mir auch, dass der theoretische Ansatz der Beste ist. Ganz unten wollte ich zwar nicht anfangen, aber das wird wohl das Beste sein. (Zumal ich auch immer noch nicht so Kleinigkeiten wie den Unterschied zwischen großen und übermäßigten Intervallen verstehe). Da ist wahrscheinlich das Klügste, bei A anzufangen. Die neue Harmonielehre soll am Samstag geliefert werden, da werde ich mich mal intensiv mit beschaffen.
 
Hallo,

neben den Bücher-Tipps kann man natürlich auch Video-Trainigs aller Art anschauen. Wenn man ein Yamaha Motif hat, kann man mit Patterns arbeiten, d.h. kleine Bausteine nach Genre, auf denen man dann etwas aufbaut.

Beispiel: Genre Gospel - Hier ein Video von Phil Clendennin, wie man etwas aufbauen kann.



Das ist eigentlich die Arbeitsweise mittels eines Workstation Keyboards, was dabei unterstützen kann - gute Komponisten können das natürlich auch mit Bleistift und Papier.

Ein guter Einstieg in das Thema könnte auch die Arbeit mit Loops sein. Es ist auch eine Frage des Feelings. Also hier hat man leicht die Möglichkeit heraus zu finden, welche Bausteine zusammen passen und welche weniger. Dann kann man den Song variieren und daraus dann eigene Ideen entwickeln. Die Theorie wird man wohl trotzdem lernen müssen. Dabei kann es natürlich hilfreich sein, eine umfangreiche Sound-Bibliothek anzulegen, aus der man bei Bedarf nach Genre schöpfen kann.

Gruss
Thorsten
 

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