Hey Leute,
nun möchte ich meine Meinung dazu auch nochmal kund geben.
Ich fange mal vorne an:
Ich liebe Vintageinstrumente. Und das in jungen Jahren (21). Das kommt, meiner Erfahrung nach, eher seltener vor, dass junge Leute die "echten" Instrumente spielen. Andreas ist da wohl mit mir eine Ausnahme. Dennoch muss ich sagen, dass ich immer wieder junge Leute im Laden kennen lerne, die Wert auf den "alten" Sound legen. Leider gehts dabei wirklich nur um den Sound, nicht um das Instrument selbst. Wer weiß schon, wie ein Rhodes, ein Wurlitzer oder ein Clavinet funktioniert. Da fragte mich doch tatsächlich letztens ein Nord Stage User, welchen Sound der Stevie Wonder bei Superstition benutzt. Nunja....
Ich sage nicht, dass jeder jetzt die schweren Kisten heben soll, im Gegenteil. Ich selbst liebäugle gerade mit dem neuen Korg SV-1, weil das Rhodes doch verdammt schwer ist. Jedoch: Es fehlt vielen Leuten der Background. Sie sagen, sie wollen möglichst authentische Rhodes-Sounds, wissen aber gar nicht, wie der gebildet wird und was ihn auszeichnet. Immer wieder hört man "Das klingt aber nicht nach einem echten Rhodes". Oft würde ich demjenigen dann die Gegenfrage stellen, wie seiner Meinung nach ein echtes Rhodes klingt. Aber wie gesagt: Auch ich spiele einen Nord Electro 3, um keine B3 mitzuschleppen.
Zu den Genres:
Ich finds sehr schade, dass man die VintageKeys nur noch selten hört. Wobei das Rhodes ja gerade im "neuen R&B" seeehr häufig eingesetzt wird. Fläche, Fläche und nochmals Fläche. So richtig schöne neue Rhodes-Titel gibt es meineswissens äußerst wenig, wenn man in der Popular-Musik bleibt. Vielleicht ist auch genau das der Grund, warum ich kaum Pop höre. Zu den Interpreten, die ich höre, gehören u.a. Tower Of Power, Bill Whithers, Incognito, Eric Clapton, Billy Preston, Aretha Franklin, Randy Crawford, Joss Stone, etc. Alle dieser Interpreten prägen ihre Songs mit Sounds der VintageKeys.
Ich beziehe mich bei diesem kompletten Thread so besonders aufs Rhodes, weil ich dort eben oft drauf achte und mich mehr auskenne, als mit Tonewheel-Orgeln
Aber das ändert sich sicherlich auch noch.
Zu den Auftritten:
Und hier vertrete ich eine andere Meinung als Helmut und Harald. Ich spiele momentan in einer Soulband mit insgesamt 8 Mitgliedern. Ich kann absolut nicht behaupten, dass ich nur von den Auftritten leben könnte, weil es viel zu wenige sind. Aber das liegt größtenteils daran, dass wir unser Reportoire noch ausbauen und verbessern. Wir haben nun schon auf einigen Firmenfeiern gespielt, die eben auch richtig gut bezahlt waren. Aber es gibt auch die andere Seite. Alle 8 Wochen spielen wir hier in Berlin in der Junction Bar. Dort passen so ca. 80 Leute rein. Dieser Club ist absolut nicht dazu geeignet, Geld zu verdienen, sondern dient nur Promotingzwecken, weil diese Bar jeder kennt. Und es ist immer wieder erstaunlich: Es kommen kaum Leute von uns, also die wir kennen. Vielleicht insgesamt 10-15. Der Rest ist Laufpublikum und der Schuppen ist jedesmal krachend voll. Allerdings sprechen wir mit dieser Musik auch die Zielgruppe 20-35 Jahre an. Ich weiß nicht, worauf eure Musik abzielt.
Außerdem spiele ich noch in kleiner Besetzung. Auch hier fehlt es momentan noch an Reportoire. Das wird nun aber aufgebaut. Wir spielen dann im Trio (Keys, Git., Voc.). Dabei vertreten wir fest die Meinung, dass es nicht an der Band liegt, wenn man keine Auftritte hat, sondern an einem selbst. Das soll bedeuten, dass man entweder das erwartete Niveau nicht bringt oder sich eben nicht anstrengt, um Gigs zu bekommen. Trio-Gigs sind seeehr viel leichter zu bekommen, als Gigs für größere Besetzungen, klar. Und deshalb soll dies auch die Hauptstütze sein, wenn ich ab Februar nächsten Jahres auf das Leben des Berufsmusikers umsteige. Es kann sein, dass mir die Erfahrung fehlt, um die Marktsituation richtig einzuschätzen. Da mögt ihr sicherlich besser bewandert sein, dennoch bin ich fest entschlossen, diesen Schritt zu gehen und es auszuprobieren.
Und gerade als Pianist hat man doch noch viel bessere Chancen, als jeder andere Instrumentalist. Es gibt doch relativ viele Bars / Restaurants / Hotels, wo noch ein Flügel oder Klavier steht (Stichwort: Jazzstandards).
Und noch eine Anmerkung zu Tonmaterial:
Auf der Platte, auf der J.J.Cale und Eric Clapton zusammen spielen, spielt Billy Preston Orgel. Klingt sehr cool!
So, das wars von mir
Ich geh schlafen, gute Nacht!!