Vielleicht mal etwas Grundsätzliches dazu. Beim Bohrungsunterschied tun immer alle so, als ginge es da um mm-Beträge. Fakt ist, wer mal wirklich nachmißt, der stellt fest, daß es sich um einen Bereich zwischen ca. 14,6mm und ca. 15,2mm handelt. Die meisten Bohrungen differieren um 15,0 und 14,75 herum. Beim Zapfen reden wir über ca. 22,0mm und ca. 22,4mm je nach System.
Wenn der Zapfen nun um 22,2mm gefertigt wird und die Birnenbohrung etwas weiter ausgeführt ist, dann paßt das so rum und so rum gleich - ein Mal straff und ein Mal lose ;-) Bei den Bahnen ist es ähnlich. Statt 12,6-13mm sind es bei Böhm dann ca. 13,2-13,4mm. Wenn die Bahnen etwas breiter ausgeführt wurden, kann beides passen und mit beiden Blattschnitten spielbar sein...
Was die oft zitierten Klangunterschiede ausmacht, ist es weniger der reine Bohrungsdurchmesser als mehr die Form der Bohrung und die Lage der Tonlöcher zueinander, die den Unterschied machen.
Das Hauptproblem beim Mundstückwecsel sind meist die inneren Abreißkanten am Stoß der Bohrungen. Sichtbar ist da oft nur ein Luftspalt aber selten mal der Stoßabsatz. Und da sind 0,05mm Absatz schon deutlich beim Blaswiderstand zu spüren (Turbulenzgraderhöhung). Insofern sind Mundstücke gleicher Bahnabmessungen oft nur schwer genau einer Bohrung zuzuordnen, und noch seltener paßt ein deutsches Mundstück auch tatsächlich auf alle deutschen Klarinetten bzw. dto. für Boehm.
Am besten die Bohrung der Birne genau ausmessen (lassen) oder die Birne einschicken, damit das passende MS rausgesucht werden kann. Manchmal macht es auch Sinn, die Birne leicht anpassen zu lassen. Da spannt dann der MS-Hersteller das MS und die Birne zusammen und poliert den Rezess weg. Das ist aber grundsätzlich eine Arbeit für Profis, da oft auch noch mal die Birne in sich nachgeschliffen werden muß, damit die Intonation wieder stimmt. Also nix für zu Hause mal eben nebenbei...
Gruß
Roman
PS: Die minimalen Fehlanpassungen sind übrigens auch einer der Gründe, warum ein bestimmtes MS auf einer Klarinette geht wie Hulle und auf einer anderen wie ein Lappen im Rohr wirkt. Deshalb ist testen im Laden auf der eigenen KLarinette immer das beste Verfahren.