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Azriel
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Motörhead – eine Hommage an Mark IV (Lemmy, Phil, Mikkey)
Alle Welt hatte bei Motörhead immer nur Ace of Spades, Overkill und damit die klassische Besetzung mit Phil Taylor und Eddie Clarke vor Augen. Dass gerade Lemmy das immer bedauert hat und auch in Interviews nie müde wurde, den fehlenden Respekt gegenüber der letzten Besetzung (die immerhin 23 Jahre bis zum Tod von Lemmy Bestand hatte), kund zu tun, war vielleicht eine der einzigen großen Tragödien im Leben der Ikone Kilmister.
Gerade Gitarrist Phil Campbell kommt meiner Meinung nach in der Fan-Gunst bzw. generell in der öffentlichen Beurteilung viel zu schlecht weg. Wer mal probiert hat, Nummern wie „Voices in the sky“ nachzuspielen, der weiß was Phil seit 32 Jahren in dieser Band leistete. Der Mann ist technisch wie rhythmisch ein großartiger Gitarrist, spielt extrem flexibel und egal ob Rhythmus, Leads, klassische Blues Licks oder sogar Slide Gitarre, bei ihm hört sich alles leicht an und trotzdem spielt er auf höchstem Niveau.
Nun, dann will ich jetzt die Gunst der Stunde nutzen und ein paar Alben der letzten Besetzung ein wenig promoten. Ehrlicherweise muss ich zugeben, auch weil ich sie zu meiner Schande teilweise selbst erst in den letzten Monaten schätzen gelernt habe.
Alben die hier nicht aufgeführt sind, empfinde ich persönlich dann auch eher schwach. Das hier ist eine ganz persönliche Auflistung, meiner persönlichen Lieblingsalben von Motörhead der letzten 20 Jahre. Dem muss nicht jeder zustimmen, aber ich halte es da mit Lemmy „I don’t care…“.
Snake Bite Love
Das Album von 1998 ist damals komplett an mir vorbeigegangen. Der Sound vor allem der Gitarre ist sehr fuzz-betont. Eine im wahrsten Sinne des Wortes dreckige, aber auch sehr dunkle, böse Produktion.
Hört man aber mal hinter den Sound, entdeckt man einige wahre Rock’n Roll Perlen. Der Opener „Love for Sale“ entwickelte sich in den letzten Tagen schnell zu einem meiner neuen Lieblinge. Das Riff ist eine der Meisterleistungen von Phil. Klassisches 70er Jahre Riffing, böse, treibend und perfekt auf den Punkt. Die Nummer macht einfach Spaß. Dazu ein Text, an dem Bon Scott seine wahre Freude gehabt hätte. Der Titelsong ist eine klasse Rock’n Roll Nummer. Das „Take The Blame“ nicht als Klassiker in einem Atemzug mit „Overkill“ genannt wird, ist eine Schande. Flotte Nummer mit überragendem Text.
„Dead and Gone“ ist der Beatles-Song von Motörhead mit wunderbaren Harmonien. Auch „Don’t Lie to me“ ist eine großartige Nummer, die ich gern mal live gehört hätte.
Hinten raus schwächelt das Album ein wenig, aber alles in allem sind hier ein paar verdammt starke Nummern drauf, bei denen sich es lohnt, mal ein Ohr zu riskieren.
Kiss Of Death
Das Album hat ein paar unüberhörbare Schwächen. Aber auch ein paar verdammt starke Nummern. Der Opener „Sucker“ ist eine typische Highspeed-Nummer, „One Night Stand“ ein typischer Rocker, der jede Party zum Kochen bringt und mit starkem Refrain aufwartet.
„Devil You Know“ kommt mit Accept Gedächtnis Riff daher und steht aktuell nicht umsonst auf meiner „muss ich lernen“-Liste. „Under The Gun“ gefällt mit schleppendem Tempo und ich bin nicht immer Freund von Lemmys Balladen, aber „God was never on your side“ zählt zu den großen Nummern in Lemmys Biografie. Musikalisch wie textlich stimmt hier einfach alles. Den dicken Klos gibt es umsonst mit dazu.
Hinten raus ist die Platte noch ordentlich, die ganz großen Nummern findet man aber erst wieder auf dem nächsten Album.
Motörizer
Jetzt kommen wir langsam aber sicher zu meiner Lieblingsphase der Band. Bei „Motörizer“ von 2008 stimmt einfach alles. Die Produktion klingt typisch nach Marshall Amps. Druckvoll, dreckig und bluesy und genauso ist auch das Songwriting.
Hier jagt meiner Meinung nach ein Klassiker den nächsten. Der Opener ist saustark, „Teach you how to sing the blues“ ist für mich eine der größten Nummern in der Motörhead Historie.
„Rock out (with your cock out“ eine Weltklasse Highspeed Rock’n Roll Nummer, “One Short Life” hat das fieseste Bass-Intro überhaupt. Nur “Time is right” und “Heroes” finde ich schwächer. Dafür gibt es mit „The Thousand Names of God“ nochmal einen echten Klassiker. Der Text ist großartig und Phil Campbell übertrifft sich an der Slide-Gitarre selbst. Peter Wells (R.I.P.) von Rose Tattoo wäre stolz gewesen.
The Wörld ist Yours
DAS Album der Spätphase für mich. Damit hat mich die Band vor gut 5 Jahren wieder für mich begeistert. Ein großartiges Album von vorne bis hinten und braucht sich gegenüber keinem Album der Jahre ´77-83 zu verstecken. Einfach großes Kino. Die Produktion ist für meinen Geschmack absolut perfekt, Mikkey rattert an den Drums, als ginge es um sein Leben, Lemmy klingt frisch wie nie und Phil liefert die Arbeit seines Lebens ab.
Wenn ich mich richtig erinnere, ist während der Songwriting-Phase Phils Vater gestorben. Ein schwerer Schlag für den Gitarristen. Umso erstaunlicher dass Phil das Album quasi im Alleingang komponierte und alle Gitarren in seinem eigenen Home-Studio aufnahm. Lemmy und Mikkey haben die Songs erst gehört, als sie quasi fertig waren.
Lemmy hat in Interviews den guten Phil dann auch über den grünen Klee gelobt. Meiner Meinung nach völlig zu Recht.
„I know how to die“, „Rock’n Roll Music“ (DER AC/DC-Song von Motörhead überhaupt), “Brotherhood of Man” (welcher Orgasmatron in nichts nachsteht) oder „Bye bye Bitch, bye bye“ sind Göttergaben. Nicht mehr und nicht weniger.
Ja, die Band ist zu dieser Zeit deutlich bluesiger geworden und genau das finde ich nach wie vor absolut großartig und macht diese Phase absolut zeitlos und mit der Zeit um „Bomber, Overkill, Ace of Spades“ auf alle Fälle ebenbürtig.
Bad Magic
Der Schwanengesang um Ikone Lemmy. Nicht ganz so stark wie „The World is yours“, aber ein absolut würdiger Schlusspunkt, nein Ausrufezeichen für 40 Jahre Motörhead.
Klar, man hört Lemmy an, dass er schon angeschlagen ist. So nuschelt er deutlich stärker als noch 5 Jahre zuvor. Aber dafür ist dieses letzte Album eine Gemeinschaftsproduktion. Die Songs wurden von allen dreien zusammen im Studio geschrieben und teilweise auch live eingespielt. Dadurch klingt das Album frisch. Die Produktion ist warm und druckvoll, aber auch etwas schwammig. Aber *hust* Schwamm drüber, dafür sind die Songs im Großteil super.
Der Opener „Victory or Die“ ist ein Brett. Genau wie „Thunder & Lightning“. Generell hat die Scheibe einen leichten Punk-Vibe. Die meisten Songs bewegen sich um die 3 Minuten herum oder weniger und kommen knackig auf den Punkt.
Mit „The Devil“ gibt es auch Durchschnittliches, aber Songs wie „Evil Eye“ mit einem überragenden Mikkey Dee machen das wieder wett. „Till the End“ die obligatorische Ballade ist für mich dagegen ein Stinker, der einzige auf dem Album.
„When the Sky comes looking for you“ ist ein wunderschönes Statement zum Abschluss und das Rolling Stones Cover “Sympathy for the Devil” ist wohl die Pointe in der Karriere des von Mr. Kilmister.
Ausgerechnet der größte Hit der alten Widersacher seiner Lieblingsband Beatles wird gecovert und passt doch wie ein maßgeschneiderter Anzug für den alten Mann. Die berühmte Träne im Knopfloch. Covern konnte der Mann schon immer und die Ironie seines Lebens ist, dass seine größten Erfolge was Einzelsongs angeht, immer Coverversionen waren. (von „Ace of Spades“ mal abgesehen)
Was bleibt abschließend zu schreiben? Wer die Alben noch nicht hat, hört mal rein. Es lohnt sich.
Und für Lemmy? Hey, alter Mann. Ich höre deine Musik laut, trinke einen Whisky dazu (ja, einen alten schottischen, 100 Jahre lang von schwulen Mönchen bewacht) und nein, du warst nicht nur das Pik Ass, du warst Rock’n Roll bis zum Schluss.
Alle Welt hatte bei Motörhead immer nur Ace of Spades, Overkill und damit die klassische Besetzung mit Phil Taylor und Eddie Clarke vor Augen. Dass gerade Lemmy das immer bedauert hat und auch in Interviews nie müde wurde, den fehlenden Respekt gegenüber der letzten Besetzung (die immerhin 23 Jahre bis zum Tod von Lemmy Bestand hatte), kund zu tun, war vielleicht eine der einzigen großen Tragödien im Leben der Ikone Kilmister.
Gerade Gitarrist Phil Campbell kommt meiner Meinung nach in der Fan-Gunst bzw. generell in der öffentlichen Beurteilung viel zu schlecht weg. Wer mal probiert hat, Nummern wie „Voices in the sky“ nachzuspielen, der weiß was Phil seit 32 Jahren in dieser Band leistete. Der Mann ist technisch wie rhythmisch ein großartiger Gitarrist, spielt extrem flexibel und egal ob Rhythmus, Leads, klassische Blues Licks oder sogar Slide Gitarre, bei ihm hört sich alles leicht an und trotzdem spielt er auf höchstem Niveau.
Nun, dann will ich jetzt die Gunst der Stunde nutzen und ein paar Alben der letzten Besetzung ein wenig promoten. Ehrlicherweise muss ich zugeben, auch weil ich sie zu meiner Schande teilweise selbst erst in den letzten Monaten schätzen gelernt habe.
Alben die hier nicht aufgeführt sind, empfinde ich persönlich dann auch eher schwach. Das hier ist eine ganz persönliche Auflistung, meiner persönlichen Lieblingsalben von Motörhead der letzten 20 Jahre. Dem muss nicht jeder zustimmen, aber ich halte es da mit Lemmy „I don’t care…“.
Snake Bite Love
Das Album von 1998 ist damals komplett an mir vorbeigegangen. Der Sound vor allem der Gitarre ist sehr fuzz-betont. Eine im wahrsten Sinne des Wortes dreckige, aber auch sehr dunkle, böse Produktion.
Hört man aber mal hinter den Sound, entdeckt man einige wahre Rock’n Roll Perlen. Der Opener „Love for Sale“ entwickelte sich in den letzten Tagen schnell zu einem meiner neuen Lieblinge. Das Riff ist eine der Meisterleistungen von Phil. Klassisches 70er Jahre Riffing, böse, treibend und perfekt auf den Punkt. Die Nummer macht einfach Spaß. Dazu ein Text, an dem Bon Scott seine wahre Freude gehabt hätte. Der Titelsong ist eine klasse Rock’n Roll Nummer. Das „Take The Blame“ nicht als Klassiker in einem Atemzug mit „Overkill“ genannt wird, ist eine Schande. Flotte Nummer mit überragendem Text.
„Dead and Gone“ ist der Beatles-Song von Motörhead mit wunderbaren Harmonien. Auch „Don’t Lie to me“ ist eine großartige Nummer, die ich gern mal live gehört hätte.
Hinten raus schwächelt das Album ein wenig, aber alles in allem sind hier ein paar verdammt starke Nummern drauf, bei denen sich es lohnt, mal ein Ohr zu riskieren.
Kiss Of Death
Das Album hat ein paar unüberhörbare Schwächen. Aber auch ein paar verdammt starke Nummern. Der Opener „Sucker“ ist eine typische Highspeed-Nummer, „One Night Stand“ ein typischer Rocker, der jede Party zum Kochen bringt und mit starkem Refrain aufwartet.
„Devil You Know“ kommt mit Accept Gedächtnis Riff daher und steht aktuell nicht umsonst auf meiner „muss ich lernen“-Liste. „Under The Gun“ gefällt mit schleppendem Tempo und ich bin nicht immer Freund von Lemmys Balladen, aber „God was never on your side“ zählt zu den großen Nummern in Lemmys Biografie. Musikalisch wie textlich stimmt hier einfach alles. Den dicken Klos gibt es umsonst mit dazu.
Hinten raus ist die Platte noch ordentlich, die ganz großen Nummern findet man aber erst wieder auf dem nächsten Album.
Motörizer
Jetzt kommen wir langsam aber sicher zu meiner Lieblingsphase der Band. Bei „Motörizer“ von 2008 stimmt einfach alles. Die Produktion klingt typisch nach Marshall Amps. Druckvoll, dreckig und bluesy und genauso ist auch das Songwriting.
Hier jagt meiner Meinung nach ein Klassiker den nächsten. Der Opener ist saustark, „Teach you how to sing the blues“ ist für mich eine der größten Nummern in der Motörhead Historie.
„Rock out (with your cock out“ eine Weltklasse Highspeed Rock’n Roll Nummer, “One Short Life” hat das fieseste Bass-Intro überhaupt. Nur “Time is right” und “Heroes” finde ich schwächer. Dafür gibt es mit „The Thousand Names of God“ nochmal einen echten Klassiker. Der Text ist großartig und Phil Campbell übertrifft sich an der Slide-Gitarre selbst. Peter Wells (R.I.P.) von Rose Tattoo wäre stolz gewesen.
The Wörld ist Yours
DAS Album der Spätphase für mich. Damit hat mich die Band vor gut 5 Jahren wieder für mich begeistert. Ein großartiges Album von vorne bis hinten und braucht sich gegenüber keinem Album der Jahre ´77-83 zu verstecken. Einfach großes Kino. Die Produktion ist für meinen Geschmack absolut perfekt, Mikkey rattert an den Drums, als ginge es um sein Leben, Lemmy klingt frisch wie nie und Phil liefert die Arbeit seines Lebens ab.
Wenn ich mich richtig erinnere, ist während der Songwriting-Phase Phils Vater gestorben. Ein schwerer Schlag für den Gitarristen. Umso erstaunlicher dass Phil das Album quasi im Alleingang komponierte und alle Gitarren in seinem eigenen Home-Studio aufnahm. Lemmy und Mikkey haben die Songs erst gehört, als sie quasi fertig waren.
Lemmy hat in Interviews den guten Phil dann auch über den grünen Klee gelobt. Meiner Meinung nach völlig zu Recht.
„I know how to die“, „Rock’n Roll Music“ (DER AC/DC-Song von Motörhead überhaupt), “Brotherhood of Man” (welcher Orgasmatron in nichts nachsteht) oder „Bye bye Bitch, bye bye“ sind Göttergaben. Nicht mehr und nicht weniger.
Ja, die Band ist zu dieser Zeit deutlich bluesiger geworden und genau das finde ich nach wie vor absolut großartig und macht diese Phase absolut zeitlos und mit der Zeit um „Bomber, Overkill, Ace of Spades“ auf alle Fälle ebenbürtig.
Bad Magic
Der Schwanengesang um Ikone Lemmy. Nicht ganz so stark wie „The World is yours“, aber ein absolut würdiger Schlusspunkt, nein Ausrufezeichen für 40 Jahre Motörhead.
Klar, man hört Lemmy an, dass er schon angeschlagen ist. So nuschelt er deutlich stärker als noch 5 Jahre zuvor. Aber dafür ist dieses letzte Album eine Gemeinschaftsproduktion. Die Songs wurden von allen dreien zusammen im Studio geschrieben und teilweise auch live eingespielt. Dadurch klingt das Album frisch. Die Produktion ist warm und druckvoll, aber auch etwas schwammig. Aber *hust* Schwamm drüber, dafür sind die Songs im Großteil super.
Der Opener „Victory or Die“ ist ein Brett. Genau wie „Thunder & Lightning“. Generell hat die Scheibe einen leichten Punk-Vibe. Die meisten Songs bewegen sich um die 3 Minuten herum oder weniger und kommen knackig auf den Punkt.
Mit „The Devil“ gibt es auch Durchschnittliches, aber Songs wie „Evil Eye“ mit einem überragenden Mikkey Dee machen das wieder wett. „Till the End“ die obligatorische Ballade ist für mich dagegen ein Stinker, der einzige auf dem Album.
„When the Sky comes looking for you“ ist ein wunderschönes Statement zum Abschluss und das Rolling Stones Cover “Sympathy for the Devil” ist wohl die Pointe in der Karriere des von Mr. Kilmister.
Ausgerechnet der größte Hit der alten Widersacher seiner Lieblingsband Beatles wird gecovert und passt doch wie ein maßgeschneiderter Anzug für den alten Mann. Die berühmte Träne im Knopfloch. Covern konnte der Mann schon immer und die Ironie seines Lebens ist, dass seine größten Erfolge was Einzelsongs angeht, immer Coverversionen waren. (von „Ace of Spades“ mal abgesehen)
Was bleibt abschließend zu schreiben? Wer die Alben noch nicht hat, hört mal rein. Es lohnt sich.
Und für Lemmy? Hey, alter Mann. Ich höre deine Musik laut, trinke einen Whisky dazu (ja, einen alten schottischen, 100 Jahre lang von schwulen Mönchen bewacht) und nein, du warst nicht nur das Pik Ass, du warst Rock’n Roll bis zum Schluss.
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